Kapitel XVI;Ciprian der Schattenfürst
Visluv, 540 n.Bn.
Langeweile, dies war das Wort welches Ciprians Leben am besten beschrieb. Ciprian war einer der 33 Schattenfürsten welche es in den Schattenlanden gab. Sollte der Hochkönig sterben, ein seltenes Ereignis welches erst drei Mal eingetroffen ist in der Geschichte der Visather, war es an ihnen einen neuen zu Wählen. Ciprian war knapp einen Kopf größer als die meisten Visather und seine Haut war eine der dunkelsten im gesamten Reich, was ihn äußerst beliebt bei den Frauen machte. Die Frauen der Visather waren nicht sehr zahlreich, auf eine von ihnen kamen 90 männliche Visather und jede von ihnen konnte im Laufe ihres Lebens nur zwei Mal Kinder gebären. Das erste Mal nach ihrem 90. Lebensjahr und das zweite Mal nachdem sie ihr 213. Lebensjahr erreicht hatten. Ciprian war mit seinen 453 Jahren einer der jüngsten Visather der jemals ein Schattenfürst war und wurde daher von vielen noch als unreif angesehen. Die Todesmagie des Diljon floß zusammen mit dem Blut durch die Körper der Visather und versprach ihnen eine Form der Unsterblichkeit die nicht einmal die Vampire kannten. Visather konnten nicht an Altersschwäche sterben, so einfach war es. Krankheiten, Gifte und tödliche Wunden konnten einen Visather allerdings ins Grab bringen. Eine Sache die der letzte Hochkönig hatte erfahren müssen.
Der einzige Schmuck an Ciprians Körper war eine silberne Kette die er um seinen Hals trug. Andere Visather hielten ihn deshalb öfters für einen einfachen Händler oder Soldaten, nicht jedoch für einen der höchsten Fürsten der Schattenlande. Der Fürst bewohnte eine große Villa an der äußeren Stadtmauer. Die Villa war pechschwarz und hatte dutzende Fenster, eine ganz gewöhnliche Villa. Im inneren war alles mit Gemälden, Teppichen aus dem Imperium, Schmuck von den Zwergen und Möbeln aus Elfenholz geschmückt. Die Dienerschaft bestand aus drei Köchen, menschliche Sklaven, 20 Zombies um das Grundstück zu bewachen und 50 sonstigen Dienern in Form von Skeletten. Hinzu kamen sein Sekretär, ein Geist mit dem Namen Spectrus, und seine bedien Leibwachen. Die erste war ein Zombie der auf den Namen Grop hörte und sogar in der Lage war zu sprechen und der Minotauren-Söldner dessen Namen sich nie jemand merken konnte. Deshalb nannte dieser sich einfach Cy. Das ironische an der ganzen Sache war dass der Name im Dialekt der Visather wie "Kü" ausgesprochen wurde, welches wiederum die selbe Aussprache hat wie das zwergische Wort "Ku" was so viel wie "Kuh" bedeutete. Grop war ein ehemaliger Soldat des Imperiums welcher im Krieg getötet und nach Visluv gebracht wurde. Hier wurde er wiederbelebt und diente seit dem Ciprian als Leibwache. Der Minotaur kam erst vor einigen Monaten nach Visluv. Nachdem er in einer Schlägerei kurzerhand vier Draghiten mit bloßen Händen erschlagen hatte sollte er eigentlich aus der Stadt verbannt werden. Ciprian ließ jedoch mehreren Richtern eine "Spende" zukommen womit das Urteil geändert wurde, entweder der Minotaur tritt in die Dienste eines Visathers oder er stirbt. Der Fürst hatte dem Minotaur sofort die Arbeit als Leibwächter angeboten welche dieser angenommen hatte und nun mehr verdiente als die Hälfte der Händler in Weißhaupt. Denn wenn Ciprian eines hatte dann war es Gold und Langeweile.
Mit Grop und Cy an seiner Seite ging Ciprian durch den Garten als Spectrus auf ihn zu flog und sagte "Ah, ich wünsche euch einen wunderschönen Morgen, mein Lord. Habt ihr gut geschlafen? Ich habe die ganze Nacht kein Auge zugekriegt." "Was daran liegen dürfte dass du tot bist und gar keine richtigen Augen hast." "Oh, natürlich mein Lord. Ich vergesse es immer wieder. Es fühlt sich einfach seltsam an hier mit euch zu sprechen wenn ich doch eigentlich schon längst..." "Ja, ja. Gab es irgendwas besonderes weshalb du zu mir gekommen bist?" "Ah, ja. Euer Freund, der Sohn von Lord Vlarzeck, lässt Fragen ob ihr im zur Jagd begleiten wollt." "Was will Vladim denn dieses Mal jagen?" "Schattenhirsche, mein Lord." "Schattenhirsche? Na das lasse ich mir nicht entgehen. Sag ihm bescheid dass ich dabei bin und... oh, Grop! Nicht schon wieder!" rief Ciprian als er sah wie sich die Linke Hand seines Leibwächters vom Rest des Körpers trennte und auf den Boden fiel."Tschuldigung Lord. Dit Ding fällt ma ständig ab." gegen den Dialekt seines Dieners konnte er leider nichts tun, wie Ciprian erneut feststellen musste "Ick weis och net warum die Skelette die nit rischtig rangriegen." "Wahrscheinlich weil es Skelette sind und somit noch dümmer als du. Aber egal. Cy! Du kannst ihm die Hand annähen." der Minotaur schnaubte nur kurz, allerdings bezweifelte Ciprian nicht im Geringsten dass der Minotaur die Hand wohl eher annageln würde. Daher sagte er "Natürlich nur ein Scherz, Cy. Grop, geh zu den Skeletten und bitte sie dir zu helfen. Cy, du kannst machen was du willst bis ich wieder da bin." Mit disen Worten spreizte er seine Flügel und machte sich auf den Weg zur Villa seines Freundes.