Essays - Gesellschaftliche und Politische Kritik

  • Rost



    Wer kennt ihn nicht. Er zerfrisst das Fahrrad, greift
    Motoren an und erzwingt so manche Bauarbeit. Rost. Er kann überall entstehen,
    alles zerfressen und selbst die herausragensten Dinge zerstören.
    Doch Rost ist nicht nur ein materielles Phänomen. Nicht umsonst gibt es solch
    tolle Sprichwörter wie: „wer rastet rostet“. Rost ist eine Zivilisationskrankheit.
    Rostet der Körper stirbt man an Herzversagen, rostet das Hirn wird man ins Altersheim
    getragen. Rost dominiert unser Leben, unser Streben, unser Alles. Er führt uns
    in entscheidende Richtungen.
    Auch unsere persönlichen Fähigkeiten vermögen zu rosten. Zahlreiche ehemalige
    Musiker, und etliche Jugendautoren mussten seine Stärke kosten. Darunter auch
    ich.


    Ja ich habe viel geschrieben. Ein Geschreibsel dort und eines da. Manchmal
    treffend und auf den Punkt getrieben, manchmal auch ausschweifend und
    umschrieben. Manchmal ohne Punkt und Komma, daher rot vom Lehrer betont, doch dann
    und wann auch korrekt und mit Häkchen belohnt.
    Das Schreiben mochte ich wirklich sehr, wie man auch an den ganzen Texten
    erkennen mag, die meinen Rechner belasten.
    Doch die Jahre vergingen und die Tastatur blieb unberührt. Man hatte ja zu tun,
    hatte keine Zeit für sein Hobby nicht wahr? Zumindest meinen das die Musiker,
    die nicht mehr spielen und singen. Die Schreiberlinge, die keinen vernünftigen
    Satz mehr zustande bringen. Vielleicht wegen der Arbeit, oder doch wegen der
    Schule? Vielleicht war man auf Reisen oder anderweitig beschäftigt.
    Das Hobby lässt man mal ruhen für eine Weile. Da kann man sich keine Zeit für
    mehr nehmen.


    Aber jetzt mal ehrlich. Wir wissen doch genau, dass das nicht der Wahrheit
    entspricht oder etwa nicht? Wie viele Male ist der Musiker einen trinken
    gegangen und hat seine Geige im Schrank verstauben lassen? Wie viele Male hat
    der Autor Computerspiele gespielt, statt seine Meinung in Worte zu fassen?
    Und dann wenn es geschehen ist und der Rost an der Seele nagt, erkennen sie es,
    sie haben versagt. Ihr einziges Etwas, was sie ausmacht haben sie eingetauscht
    gegen die „Freuden“ des Nichtstuns, der Faulheit, des Rostes. Oder sie haben
    sich in die Arbeit, das Lernen gestürzt, ihre Fähigkeiten begraben, um einen
    Platz in der Firma zu haben. Sind jeden Morgen aufgestanden, nur um monoton
    sich am Gleichen zu laben.
    Vielleicht wird es Zeit sich Gedanken zu machen. Was soll man tun in Zukunft.
    Wo ist der eigene Platz in der Gesellschaft. Gehen alle zu Schule um in einem
    Büro zu arbeiten? Lehrer zu werden? Einen normalen Job zu erlernen? Oder sollte
    man sich eher auf die eigenen Fähigkeiten besinnen, statt innerlich zu sterben?


    Ist nicht doch irgendwo Platz für das eigene Hobby? Für das Individuum, für deine
    Persönlichkeit oder ganz einfach für dich, wie du halt bist? Oder ist es das
    Schicksal, dass der Rost dich zerfrisst?




    Schon komisch wenn man in der Favoritenliste stöbert und eine Seite findet, die man so lange nicht besucht hat. Die so viel ausgemacht hat und auf der so viele eigene Kreationen noch vorhanden sind. Da stöbert man in den eigenen Dokumenten nach einem Text, den man ausversehen gelöscht hat... und findet ihn auf einer längst vergessen Seite wieder und ist gezwungen zu grinsen vor der Unvernunft und der Naivität des vergangenen Selbst. Und dann sieht man die selben Namen wieder, die man so lange gekannt hat, tolle Sache so eine Internetseite :D
    Naja dachte mir, wenn ich mich schon in einem für mich eingerosteten Teil des Internets und meines Lebens wiedermelde, dann kann ich ja auch gleich meine eingerosteten Schreibfähigkeiten wiedereinmal reparieren. Oder es zumindest versuchen ;)

    Facebook, das größte Übel für die Menschheit.
    Warum?
    Ich bin drin.
    ... und ich hasse es.

    von Gottkeks aus dem TWF, 22.2.2011

    Einmal editiert, zuletzt von Ducatus ()

  • Hört, hört *auf den Tisch Klopf*


    Schön, dass du wieder in diese Kreise gestolpert bist.


    Und ja die Zeit. :rolleyes: Hätte man nur mehr davon...

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  • Requiem Helvetica – Die letzte Feier




    Ein weiteres Jahr ist ins Land gezogen und wieder schreiben
    wir den ersten August, den viel gefeierten Gründungstag unserer grossen Nation.
    Heute sehen wir mal wieder über die ganzen Probleme hinweg, die unser Land
    plagen. Die Finanzkrise in der EU, die Energiekrise samt dem Problem der
    Atomkraftwerke und deren Abfall. All die politischen Gegensätze scheinen heute
    vergessen, jegliche Pateipolitik unwichtig. Alle Probleme… ausser dem Einen,
    welches nun seit Jahren durch die Köpfe der Menschen zieht, dass stets besprochen
    wird, stets bestritten wird und für alles Übel in diesem Land verantwortlich zu
    sein scheint. Es geht hierbei um DAS Thema der SVP: das Migrationsproblem, das Asylwesen
    oder kurz: Die Ausländerpolitik.


    Es ist ja schon lange bekannt, dass „sie“ die Züge und Busse
    verstopfen und daher für die Infrastrukturprobleme verantwortlich sind. Auch
    die Strassen sind voll von „ihnen“, wodurch zu viel CO2 ausgestossen wird. Die
    Schweiz wird immer stärker zersiedelt, weil „sie“ doch alle Wohnungen brauchen
    und selbst die Atomkraftwerke könnten ohne „ihnen“ abgeschaltet werden.
    Zumindest glauben immer mehr Leute diesen Mumpitz, den die SVP ihnen Tag ein
    Tag aus eintrichtert. Selbst an ihrem geliebten Nationalfeiertag, dem Tag an welchem angeblich ein
    Haufen Bauern ein längst vergangenes Bündnis geschlossen haben sollen, können
    sie es nicht lassen Politik zu betreiben, wie niemals sonst. Erinnere man sich
    doch an letztes Jahr, als Briefe in jeden Haushalt der Schweiz geschickt
    wurden. Kosten, Mühen und die Feier des Tages sind hierbei egal. Schliesslich
    geht es um das Wohl und das Überleben des Staates, könnte man meinen. Dabei zu
    erwähnen, dass ein immer grösser werdender Teil des Schweizer Gesundheitswesens
    aus gut ausgebildeten, deutschen Ärzten besteht, an welchen in der Schweizer
    Bevölkerung Mangel herrscht, fällt der SVP nicht ein. Auch die tagtäglichen
    Anstrengungen der zahlreichen Bauarbeiter und sonstigen wichtigen
    ausländischen Arbeitskräften werden weder gewürdigt, noch ihre Wichtigkeit
    angesprochen.


    Mich wundert ehrlich gesagt, wie es bei dieser
    populistischen und polemischen Argumentationslosigkeit noch sein kann, dass die
    Partei grossen Zuwachs hatte und auch in der Jugend ein immer stärkerer
    Fremdenhass und Rechtsdruck zu erkennen ist. Dieses Jahr, wie in schwächerer
    Form schon die Jahre zuvor, gipfelt das Ganze jedoch ins Untragbare. Die zweite
    Reliquie - direkt nach dem tollen Käse oder der Schokolade - das „Rütli“, der
    Stolz der Nation, ihr angeblicher Gründungsort – zumindest laut Konservativen –
    soll Zeuge eines Rechtsradikalen Aufmarsches werden. Die Politik schweigt
    still, die Polizei sieht tatenlos zu, denn der Aufmarsch sei doch Gesetzlich nicht
    verboten. Eine Versammlung
    Rechtsradikaler, mitten im Herzen der Schweiz. Wie soll das weitergehen? Kommt
    bald die Kristallnacht für Moscheen, wie sie ein Ex SVPler bereits erwähnt hat?
    Vielleicht sollte man sich Gedanken machen ob man nächstes Jahr wieder den
    Gründungstag einer demokratischen, freien Nation feiern will, oder ob diese
    Grundwerte der Schweiz bald von ihren grössten Verehrern abgeschafft werden
    könnten.




    Ein etwas polemischer Text um auf die momentane Lage aufmerksam zu machen. Argumente sind noch etwas spährlich, da ist Übungsbedarf.

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    von Gottkeks aus dem TWF, 22.2.2011

  • Oh Ducatus ist aus dem nichts aufgetaucht.
    Welch seltener Glanz in der Stube.


    Zum Text.
    Das Traurige dabei ist, Mit leichten Änderungen könnte man den Text auch auf Deutschland anwenden.
    Auch auf Frankreich.
    Gar auf die NIederlande und Finnland.


    Und wohl noch viele weitere Staaten in Europa.


    Also wie ist die Stärkung von bürgerlichen rechten Kräften zu erklären? Und zwar Europaweit?


    Ich würde vor allen einen Grund anführen.


    Angst


    Angst vorm Unbekannten.
    Angst das sich die Dinge verändern
    Angst dass der Fremde sich mit einer von unseren schönen Frauen fortpflanzt.
    Angst vorm wirtschaftlichen Abstieg. Wer ist denn an dem Schuld? Ich? Ne. Die anderen? Ja klar. Umso "anderer" umso besser denn desto weniger gemeinsame Schnittfläche mit mir und umso weniger können die sich wehren.
    Angst um den Besitz, weil die ja alle klauen. Und wenn es nur die Arbeitsplätze oder Grundstücke sind.
    ..etc.


    Auch durch diese Angst ist eine gewisse Fremdenfeindlichkeit so bei (fast) allen Menschen festzustellen.
    Freilich bricht sie sich meist nicht Bahn. Vor allen nicht in extremer Weise.
    Sie lauert aber immer.
    Ganz nah unter der Oberfläche.
    Bei vielen nedarf es nicht viel sie herauszukitzeln.


    Hinzu kommt Stolz
    Man ist ja schon was besseres/will was bessere sein als diese anderen. Man hat auch ein viel besseres Gesellschaftsmodell/Kultur...etc
    Denn dann kann ich wenigstens auf diese Fremden herabblicken auch wenn sonst alle auf mich herabblicken.


    Zudem ist kaum etwas identitätstiftender/zusammenschweißender als ein gemeinsames Feindbild. Man fühlt sich wohl. Nun bietet sich hier unter anderen aus den oben genannten Gründen die Fremdenfeindlichkeit an.
    Es ist doch auch so schön einfach ein klares Weltbild zu haben in dem alles in Schwarz und weiß eingeteilt ist. Ein Weltbild in dem man den Anderen die Schuld geben kann.
    Eins indem man sich als was besseres vorkommen darf.

  • Das Problem des Kapitalismus; Zuviel ist nicht genug





    Staat X ist pleite! Firma Y steht vor dem Aus! Tausende
    Arbeitsplätze durch Z gefährdet!


    Wer kennt sie nicht. Sie sind überall, dominieren unseren Alltag. Das kann uns
    nicht passieren! Das Absterben der
    Schwachen. Denn das sind sie doch, zumindest sagen das die Medien. Griechenland
    spart nicht genug, Italien wirtschaftet schlecht. Sie haben es doch verdient
    bankrott zu gehen! Und jetzt beanspruchen sie unsere Hilfe? Wir sollen
    für diese Schmarotzer grade stehen?


    Das und mehr hört man immer häufiger in der Bevölkerung, verbunden mit
    zahlreichen Halbwahrheiten und anderem Blödsinn. Doch was wesentlich
    Interessanter ist, als der sowieso schon längst bekannte Zusammenbruch der
    griechischen Wirtschaft, ist doch der Grund dahinter. Was steckt eigentlich
    hinter dieser ganzen Sache?


    Wachstum ist die Devise, Wachstum ist die Pflicht. Bleibt eine Firma 3 Jahre
    auf dem gleichen, vielleicht guten Stand, so ist sie faktisch tot. Experten
    erachten die Aktien als wertlos, das Vertrauen geht verloren und die eigentlich
    stabile Firma geht zugrunde. Sie alle
    sagen es uns doch Tag ein Tag aus! Nehmen wir die Autoindustrie, die
    Computerindustrie, oder das Glanzbeispiel; die Handyindustrie. Sie alle müssen
    um effektiv zu sein jährlich um etwa 7% wachsen. Jetzt einmal von der genauen
    Zahl abgesehen, was heisst das für die Firmen selber? Wie erreichen sie dieses
    Wachstum? Wie erreichen sie die Mehreinnahmen?


    Es ist ja allerseits bekannt, dass wir heute schon mehr produzieren, als wir
    eigentlich kaufen und im Allgemeinen noch mehr kaufen als wir eigentlich
    brauchen. Sicher ein Drittel unserer Lebensmittel werden weggeworfen und ein weiterer
    Drittel zu viel gegessen und das lässt sich locker auf nahezu alle Waren
    unserer Überflussgesellschaft übertragen!


    Wenn wir nun also die Firma Opel als Beispiel nehmen wird uns schnell der Grund
    dafür klar.


    Wie kann denn nun Opel jährlich 7% mehr Gewinn machen? Sie könnten natürlich
    jedes Jahr 7% weniger Lohn zahlen…oder sie könnten 7% der Arbeiter entlassen…jeder
    bei gesundem Menschenverstand erkennt, dass das nicht längerfristig gut gehen
    kann. Also gibt es nur Eines. Man muss einfach jedes Jahr 7% mehr Autos
    produzieren, was ja für Opel auch kein Problem ist. Das Problem ist eher die
    Autos zu verkaufen. Dieses Beispiel, das übrigens von einem deutschen Komiker
    stammt, erklärt doch die Lage ganz eindeutig. Wir müssten immer noch mehr Dinge
    produzieren, die wir nicht brauchen, damit die Grundlage unseres Systems
    funktioniert. Das kann auf Dauer nicht gut gehen!


    Und dann - völlig unerwartet natürlich - geht plötzlich alles den Bach runter.
    Das Klima spielt verrückt, die Griechen wollen nicht mehr mitspielen und zu
    allem Unglück wollen jetzt die Chinesen auch noch Autofahren. Die Durchschnittstemperatur
    steigt und dadurch bald auch der Meeresspiegel. Kurzum unsere ganze Welt droht
    uns verloren zu gehen… für uns Menschen nahezu unbewohnbar zu werden. Wer nun
    denkt, dass die Firmen Einsicht haben, dass die Staaten handeln und das Übel
    abwenden hat nicht mit der Wirtschaft gerechnet. Bei jedem grossen Schritt ist
    doch wieder jemand dagegen. Angefangen mit den USA in Kyoto, bis hin zu der
    deutschen Automobilindustrie, wenn es um ökologische Fahrzeuge geht.
    Schliesslich schade dies der Wirtschaft. Wäre man zu ökologisch, gefährde man
    Arbeitsplätze! Man müsse die Balance finden.


    Das ist die Kurzfassung unseres Systems. Die Wirtschaft liegt in einer
    Waagschale gegen den ganzen Planeten, und unseren Politikern fällt die Wahl anscheinend
    nicht wirklich schwer.



    Kurze Selbstkritik vorweg:
    Der Anfang wollte mir nicht so recht gelingen. Hab zwar versucht mit etwas Fesselndem anzufangen, scheiterte da aber meiner Meinung nach. Potentielle Tipps?
    Im Mittelteil sind vielleicht etwas viele Zahlen, was das ganze Beispiel etwas schwammig rüberkommen lässt. Gegen den Schluss wird dann die Kritik am System verdeutlicht und eine Parallele zur Klimaerwärmung gezogen. Dieser Wechsel ist vielleicht etwas schnell geraten, aber ansonsten gefällt mir der Schluss immernoch besser als der Anfang :D



    Edit: Wie schön, dass mein Text wohl absolut perfekt und fern jeglicher Kritikpunkte zu schein seint :ironie:
    Spass beiseite, ich wäre froh, wenn ihr den Text einerseits inhaltlich und andererseits literarisch etwas auseinandernehmen würdet, nur wenn ihr Zeit und Lust habt natürlich ;)

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    von Gottkeks aus dem TWF, 22.2.2011

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  • Die „Aktive Passivität“





    Wer von uns dachte sich nicht schon mindestens einmal, ob denn die Politiker
    schlafen würden? Ob sie ihre Sachen gepackt, nachhause gegangen und sich
    eingeschlossen oder gar selbst erschossen haben – was ja bei der momentanen
    Lage nicht verwunderlich wäre.


    Nun, wie ich bereits geschrieben habe war für den 5. August ei n Aufmarsch von
    Neonazis mitten im Herzen der Schweiz geplant und fand auch statt! Weder der Bund
    die örtlichen Gemeinden oder die Gesellschaft an sich schienen in der Lage, diesen
    Marsch aufzuhalten. Bedauerlich.


    Man kann dazu natürlich gespaltene Ansichten haben, doch ich bezweifle, dass
    auch nur ein Polizist oder Politiker offen Stellung für den Aufmarsch beziehen
    würde. Niemals würde einer dieser Heiligen sich auch nur annähernd kooperativ mit den Neonazis zeigen, und würde er es
    dennoch tun, so wäre er oder sie bereits am darauffolgenden Tag aus der Partei
    verstossen werden und alle würden sich von ihm oder ihr distanzieren. Wenn also
    niemand diesen Aufmarsch unterstützt und sogar die integrierte Rechte gegen ihn
    zu sein scheint, wieso lassen sie es dann zu, dass er dennoch stattfindet?


    Diese „aktive Passivität“, die scheinbar in weiten Teilen der Bevölkerung
    bereits vorherrscht ist beängstigend. Immer deutlichere Zeichen dieser Zivilisationskrankheit
    tauchen auf und untergraben das grösste Recht in einer Demokratie. Das Recht
    sich zu beschweren, das Recht zu demonstrieren, die Redefreiheit. Selbst in
    meinem eigenen Bekanntenkreis sind die Symptome immer deutlicher. Immer mehr
    von ihnen verfallen in die Stammtischphase, in welcher viel Aufregung herrscht.
    Alle kritisieren sie alles, egal ob sie sich überhaupt Gedanken darüber
    gemacht. Doch einmal von dieser gedankenlosen, grossmäuligen Kritik abgesehen,
    scheinen sie keine Anstalten zu zeigen etwas zu unternehmen. Da kritisieren sie
    erst, dass bald die ganze Welt von der Klimaerwärmung unbewohnbar wird und gehen
    dann nachhause und schweigen still darüber.


    Da beschweren sie sich über die Probleme im Asylwesen, das mittlerweile sowohl
    für die Insassen, wie auch für die Einheimischen absolut nur noch schlecht ist,
    verweigern dann aber irgendetwas dagegen zu tun, wenn man nachfragt.


    Auch die Stimmbeteiligung bei Initiativen, bei Wahlen und allen anderen
    Urnengängen sind armselig und wenn das Ergebnis bekannt ist, regen sich die
    Leute wieder auf, ohne selber auch nur den Zettel angerührt zu haben.


    Wir haben ein tiefes Leck in unserer Demokratie. Nun geht schon zurück an den
    Fernseher und schaut euch in den Nachrichten die Wassertropfen an, die durch
    das Loch in unser System fallen. Ich für meinen Teil werde versuchen ein
    wenig Füllmaterial zu suchen und ich rate euch dasselbe zu tun.

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    von Gottkeks aus dem TWF, 22.2.2011

  • Gesellschaft Heute; Spieglein, Spieglein an der Wand


    Ich sitze alleine im Bus. Draussen regnet es in Strömen. Vor
    Langeweile wische ich über die Fensterscheibe und schaue in mein
    Gesicht, in den prasselnden Regen. Ich schliesse kurz die Augen und
    versinke in Gedanken…


    Spiegel sind eine wichtige Sache. Man benutzt sie in Fahrzeugen, um
    den Verkehr zu kontrollieren, um die Energie von Licht zu bündeln und
    ganz einfach um sich für den Ausgang fertigzumachen. Spiegel waren über
    Jahrhunderte ein Zeichen von Wohlstand. Sie sorgten für Gepflegtheit und
    dafür, dass der Besitzer genauso eine Augenweide wie der Spiegel selber
    war. Doch mit der Erfindung des Spiegels erlangte der Mensch viel mehr
    als nur das! Sie kommen in allen möglichen Farben und Formen vor. Sind
    Hauptdarsteller mancher Bücher und Filme. Kurz, sie sind eine
    Faszination. Egal ob in Märchen, Thriller oder Horrorstreifen, überall
    sind sie zu finden. Sie sind ein grundlegender Teil unserer Gesellschaft
    und des Individuum selber.


    Egal ob Spiegel oder Seen, sie beide zeigen uns etwas, was wir sonst
    nie zu Gesicht bekommen, von dem wir stets hören, es aber nie selber
    sehen. Uns selbst. Dieser Umstand ist es, der uns so fasziniert und
    fürchtet zu gleich. Es ist als würden wir durch ein Fenster blicken und
    uns selber betrachten. All die guten und schlechten Äusserlichkeiten.
    Vielleicht gefällt uns was wir sehen, vielleicht tut es das nicht. Wir
    denken über unsere Frisur nach, oder gar über eine Operation. Aber was
    viel wichtiger ist, wir machen uns Gedanken über uns selber! Nicht nur
    äusserliche, sondern tiefgründige, seelische Gedanken. Wir fragen uns
    vielleicht wer wir sind, was wir sind, wieso wir etwas getan haben, oder
    gar all dies zusammen. Ist man in diesen Gedanken erst einmal
    verstrickt, so nagen sie Stunde für Stunde und sind nur schwer wieder
    loszuwerden.


    Das ist der Reiz, das Furchterregende an den Spiegeln. Nach all diesen
    Gedanken, glauben wir unsere Persönlichkeit offen da liegen zu sehen.
    Wie ein Buch in dem wir blättern und uns verlieren können. All die guten
    Seiten, auf denen wir lesen, wie nett wir sind, wie toll wir sind. Und
    dann all die schlechten Seiten, mit nagendem Zweifel und Depressionen
    beschriftet.


    All diese Gedankengänge gipfeln wohl in diesem einem typischen Moment,
    den wir alle kennen. Man sitzt alleine in einem Bus, draussen regnet es
    in Strömen. Vor lauter Langeweile beschliesst man mit der Hand über das
    Fenster zu fahren und eine freie, spiegelnde Fläche zu hinterlassen.


    Man sieht sich selber, den Regen dahinter, und versinkt in Gedanken. Man
    denkt daran wo man eigentlich hinwollte. Vielleicht ein
    Geschäftsmeeting? Ein Date? Vielleicht die Schule? Aber dann alles ist
    plötzlich egal und man schwimmt nur noch im Fluss der eigenen Fantasie.
    Man denkt über längst Vergangenes nach, über Zukünftiges, stellt sich
    alles Mögliche vor. Denkt über Spiegel nach.


    Diese Momente sind jene, welche ein starkes Bewusstsein oder
    tiefgründige Depressionen verursachen können. Uns selber
    gegenüberzustehen und uns in die Augen zu blicken, eröffnet verschlossen
    geglaubte Türen.


    Du schaust in den Spiegel und dein Bewusstsein schaut zurück. Dein
    Bewusstsein schaut durch den Spiegel und kehrt nie gleich zurück.



    Wer intressiert an diesen Texten ist. Hier der Link zu der Seite, die mein Kollege und ich ins Netz gestellt haben.

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    von Gottkeks aus dem TWF, 22.2.2011

  • Da ich den Text in irgendeiner Weise noch verewigen wollte, bevor mein Deutschhefter zum Hexenfeuer nach den schriftlichen Prüfungen für immer verschwindet und meine Deutschlehrerin (eine der kompetentesten in diesem Fach) den Text sehr gut (um es milde auszudrücken :D) fand (auch wenn es zu spät für eine gute Benotung war, die ich noch für ein zweistelliges Ergebnis auf dem Zeugnis gebraucht hätte :wall: ), schreibe ich mal den Essay hier rein. Der Aufgabenstellung sind leider zwei Stellen mit Verweisen zu Juli Zeh (ging um das Buch Corpus Delicti) geschuldet, die ich persönlich nicht sonst nie mit eingebunden hätte. Die Überschrift ist gleichzeitig die Fragestellung.
    Außerdem haben wir ja diesen Überwachungsstaat-Thread. Das wäre sozusagen gleichzeitig meine Meinung zu diesem Thema und diesmal etwas ausführlicher


    Macht Überwachung unser Leben sicher?


    Überwachung heißt, dass jemand oder etwas Wissen besitzt, was wiederum Macht bedeutet. Das Problem ist nicht die Macht an sich, sondern die Sauberkeit der Hände, in denen diese Macht weilt. Und des Menschen Hände sind mit einer Wahrscheinlichkeit von einer Niete im Lotto mit Schmutz überzogen oder werden es nach dem Eintauchen in den Teich der Macht sein.
    Also schauen wir, wessen Hände dies sind. In diesem Fall wäre es noch der Staat, der, wie Juli Zeh es auch in ihrem Pamphlet beschreibt, nur ein paar auf den zweiten Blick lächerlich wirkende Gründe anführt. Als würden Terroristen nicht jetzt schon diverse Sicherheitszäune überspringen können. Und gezielte Taten von solch bösen Leuten finden immer einen Weg. Gewalt erzeugt nur noch mehr Gewalt. Man ersetze Gewalt mit Maßnahmen, die einen dem anderen entgegengesetzten Zweck dienen, und man hat die Kraft, die den Fortschritt des Schutzes und der Zerstörung vorantreibt.
    Aber Aber Überwachung kann ja auch vor alltäglicher Kriminalität schützen, oder etwa nicht? Zumindest hat ein Überwachungssystem einen gewissen Präventionswert, da die Wahrscheinlichkeit einen Täter nach der Tat zu überführen höher ist. Welch Sicherheit, vor allem für die Opfer, die wenigstens nach der Tat wissen, wer sie umgebracht hat.
    Nun könnte mit Überwachung auch das Überwachen aus menschlichen Augen gemeint sein, also die Beamtenzahl hochgesetzt werden. Damit ist die sofortige Handlungsfähigkeit höher. Aber in diesem System? Gott bewahre uns davor, dass wir aufhören mit unserer Brieftasche zu denken. Somit basiert die Überwachung vorrangig auf digitalisierten Informationsströmen und die entsprechende Hardware vor Ort. Nun, was bedeutet das? Selbst wenn die Hände des Staates häufig mit Seife gewaschen werden, gibt es noch andere lange Finger, die mit dem Kabelsalat etwas anderes vor hätten. Wenn Überwachung Sicherheit bedeuten soll, wer sorgt dann für die Sicherheit der Sicherheit? Jedes nicht isolierte System kann auch von außen angezapft werden.
    Jede Mauer, die errichtet werden kann, kann auch eingerissen werden. Jedes Gebäude, das gebaut werden kann, kann zum Einsturz gebracht werden.
    Da wären wir wieder im digitalisierten Zeitalter, wo man so schwer und so langsam an Informationen bzw. Daten kommt und diese nur schwierig missbrauchen oder für eigene Zwecke nutzen kann.
    Zumindest ist es gut für die Paranoia. Unser Leben in Unsicherheit wird also besser gesichert, so wie Minus mal Plus auch Plus ergeben dürfte. Hier würde ein Potenzial zur Unterdrückung entstehen, da Überwachung der erste Schritt zu dieser ist. Je mehr Überwachung, desto mehr Macht. Und totale Überwachung ist demnach totale Macht und damit Grundlage für eine gut funktionierende Diktatur. Aber so weit würden es die Menschen von heute nicht kommen lassen, da man ja aufgeklärt ist. So aufgeklärt, dass man in sozialen Netzwerken seinen Stuhlgang anderen schmackhaft macht und denkt, das Hakenkreuz wäre eine Modeerscheinung. Und der gesunde Menschenverstand eines jeden hat uns in der Vergangenheit oft genug gezeigt, dass der normale Bürger sich der Macht anderer nicht beugt. Der Mensch ist intelligent und erkennt Böses sofort.
    Man hat in Mathematik nicht wirklich aufgepasst, wenn man denkt, dass das Maß der Überwachung direkt proportional die letztendliche Sicherheit beeinflusst. Das Maß ist entscheidend. Alles ist Gift, die Dosis macht es. Ohne jegliche Überwachung sitzt man für Kriminelle auf einem Silbertablett. Mit totaler Überwachung wird man von selben glitzernden Küchenutensil zerdrückt. Der goldene Weg wäre eine Lösung, nur ist dieser Utopie. Aber wie in der Praxis von Naturwissenschaften, kann man sich an den theoretischen Wert annähern.
    Aber stellen wir, das Volk, uns mal saubere Hände vor. Ich und Juli Zeh wären nicht die einzigen, die ihre Privatsphäre verletzt sähen. Also wäre zumindest ein Teil der Bevölkerung unzufrieden. Und Unzufriedenheit bedeutet schlechte Auswirkung auf eine höhere Instanz. Wer schützt uns außerdem vor uns selbst und gibt uns Sicherheit? Und ist der Staat bzw. die Gesellschaft nicht für seine Bürger bzw. ihre Mitglieder da? Wen bringt die erhöhte Sicherheit dann Schutz? Dem Volk, wofür die Maßnahmen getätigt wurden oder dem Staat vor dem Volk?
    Sicherheit ist relativ und wenn man die Potenziale betrachtet sind solche Überwachungstendenzen ein Lockstoff für Unsicherheit.
    Oder wie sauber wären ihre Hände nach ein paar Runden Schwimmen im Tümpel der Macht?

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