• Durch den Biosprit werden ja jetzt viele Ackerflächen nicht mehr für die Nahrungsmittelproduktion sondern für die Treibstoffproduktion verwendet. Eigentlich ansich schon ein Unding habe ich mir gedacht das dies für Gentechnik der endgültige Siegeszug bedeuten könnte. Den über kurz oder lang muss man auf immer weniger Fläche immer mehr Ertrag rausholen. Ohne gentechnisch optimierte Pflanzen sicher nicht möglich. Allerdings ist eine positive oder negative Langzeitwirkung solcher Pflanzen, auf den menschlichen Organismus nicht abzuschätzen.


    Das Thema ist ja in anderen Bereichen auch sehr brisant - z.B. Human-Genom -. Hoffe es kommt ne interessante Diskussion dabei raus!


    Gentechnik: Heilsbringer oder Boomerang?

  • Willst du darauf eine Antwort? ;) Ich bin Molekularbiologe und verdiene mein Geld damit.


    Ein sehr großes Problem in unserer Gesellschaft ist das Unwissen über Gentechnik, denn die meisten wissen überhaupt nicht, was das ist und was man damit anfangen kann. Die Gentechnik ( ich nenne sie jetzt mal so ) ist sehr, sehr weitgefächert und fängt beim Forschungslabor an der Universität an, geht über industriell produziertes Insulin aus gentechnisch veränderten Bakterien hin zu den angesprochenen Freilandgewächsen, in deinem Fall für Biosprit. Oft herrscht in der Gesellschaft der Irrglaube, Gene sind schädlich und böse. Das wird einem auch jeden Tag in den Medien suggeriert und die meisten glauben das auch noch, analog dem Interview von Stefan Raab in der Kölner Fußgängerzone, als Passanten gefragt wurden: "Man hat ja letztens Stoffwechselprodukte von Pilzen im Bier entdeckt, was sagen Sie dazu?" oder "Forscher haben herausgefunden, daß die Zitronen im Supermarkt vermehrt Ascorbinsäure enthalten." Die Reaktionen waren uni sono die gleichen, also ein chemisch klingendes Fremdwort und schon wird es verteufelt, selbst wenn man keine Ahnung hat, worum es sich handelt.


    Tatsache ist: ohne Gentechnik wäre unsere Welt, so wir wie sie kennen überhaupt nicht vorstellbar: die Medizin wäre verglichen mit dem, was wir heute wissen, auf Steinzeitniveau. Lebensmittel wären um den Faktor 3 oder mehr teurer und die Anbauflächen für Getreide überhaupt nicht mehr bezahlbar. Mit Freilandversuchen bei gentechnisch veränderten Pflanzen sehe ich eigentlich eher das Problem in der Ausrottung natürlicher Spezies, also ein veränderter Mais, der deutliche Vorteile gegenüber seinem natürlichen Bruder hat, wird ihn über kurz oder lang verdrängen. Und eines darf man bei der Sache auch nicht vergessen: gerade Kulturpflanzen wie Getreide werden seit Jahrhunderten gezüchtet und gegen Resistenzen gekreuzt und effektiver gemacht. Früher wurde dies mit klassicher Kreuzung gemacht, heute macht man das im Labor. Das Ergebnis ist das gleiche nur geht es heutzutage ungemein schneller.

  • Da kann ich Mogges einfach nur recht geben. Es ist wirklich haarsträubend, welches Bild die Medien von der "Gentechnik" zeichnen. Da wird alles in einen Topf geworfen und zu einer einzigen Teufelssuppe hochgekocht.


    Während meiner Diplomarbeit kam ein Fernsehteam in die Virologie nach Erlangen, um einen Bericht über die HIV-Forschung zu drehen. Der Institutsleiter wurde für das Interview vor ein Regal postiert auf dem allerlei Fläschchen mit diversen Lösungen standen. Ansich recht unscheinbare, meist farblose Flüssigkeiten. Den Regisseuren war dies offensichtlich zu unauffällig. Deshalb wurden die Gläser mit Farbscheinwerfern angestrahlt, um das Ganze in ein mytisch grünlich oder rötlich schimmerndes Licht zu tauchen. Neben dem Regal - für die Kameras nicht sichtbar - musste eine unserer MTAs in regelmäßigen Abständen flüssigen Stickstoff in einen Styroporkübel gießen, um der Szenerie geheimnisvollen Nebel hinzuzufügen.


    Ich hätte kotzen können über diesen Unfug. Kein Wunder, dass beim Zuschauer der Eindruck entsteht, die Gentechnik sei die Alchemistenküche des 20./21. Jahrhunderts.

  • Hat zwar nix mit Essen zu tun, aber mit Gentechnik und Reproduktionsmedizin. Chinesischen Forschern ist es gelungen, aus lediglich einer weiblichen Eizelle einer Maus, durch die Ausschaltung bestimmter Genteile, lebensfähigen Mäusenachwuchs zu züchten, der sich dann seinerseits wieder natürlich fortpflanzte. Bei aus lediglich männlichen Samenzellen gezüchteten Embryos starb der Nachwuchs nach wenigen Stunden oder Tagen. Die Gründe sind noch unklar. Prinzipiell haben die Chinesen damit aber eine Technik entwickelt, mit der auch menschliche Frauen sich langfristig ohne männliches Erbgut, und auch ohne Sex, mittels Gentechnologie fortpflanzen können.
    Theoretisch macht das Männer in Sachen Fortpflanzung überflüssig.


    Gruselig.

  • Mal abgesehen davon, dass es sich hier um Klontechnologie handelt, die in einem eigenen Thread behandelt werden sollte (haben wir nicht sogar schon einen Klon-Thread), ist zu Deinem Post anzumerken, dass es dieses Verfahrens nicht bedarf, um den Mann als Erbgutspender auszuschalten. Man nehme zwei Eizellen zweier verschiedener Frauen, extrahiere den DNA-Strang der einen Zelle und packe ihn in die andere Zelle - und fertig ist das Kind zweier Lesbischer Frauen, mitsamt Erbmerkmalen beider Mütter. Wie man sieht, das gibt es schon, mitsamt der Option auf Genetische Vielfalt. ^^

  • Du hattest geschrieben, dass die Chinesen den DNA-Strang manipuliert haben, und dass daraus dennoch Lebensfähige Mäuse entstanden sind. Und Du schriebtest (ist das grammatikalisch richtig?), dass diese Mäuse, nachdem sie sich mit Männchen gepaart haben ebenfalls Nachwuchs hatten. Mehr Details wollte ich jetzt nicht unbedingt wissen, da im Grunde nichts passiert ist, was nicht auch schon anderweitig genutzt wurde. Also nein, den Artikel habe ich nicht gelesen (ich lese grundsätzlich nicht jeden verlinkten Artikel, das wäre bei manchen Threads auch Selbstkasteiung aller erster Güte).


    ABER: Wenn aus nur einer Zelle mehrere Mäuse entsanden sind, nennt man das Klonen, denn nach meinem Verständnis sind diese Mäuse genetisch identisch = Klone.

  • Und Du schriebtest (ist das grammatikalisch richtig?)

    "Du schriebest" ist der Konjunktiv II. Du "schriebst" wäre als Präteritum richtig. "Schriebtest" gibt es nicht.


    Im Artikel wird definitiv nicht von "Klonen" gesprochen. Wenn du mehr wissen möchtest, der Link befindet sich ja oben. Es ist eine Methode, in der Teile der Eizelle deaktiviert werden.

  • Nein, um Klonen geht es hier nicht. Die Embryonen sind nicht genetisch gleich. Frag mich aber nicht, wie das ganze genau funktioniert.


    P.S. Hast du den zugehörigen Artikel überhaupt gelesen?

    Hast du den Artikel denn gelesen? ;)


    Kleiner Spaß am Rande aber ganz am Ende wird es sogar mittels Nachtrag ausführlich erklärt: Man hat eine Stammzelle hergenommen und man hat es geschafft den ganzen Apparat von Spaltung und Verschmelzung nachzustellen. Sprich man hat eine diploide Zelle genommen und es geschafft neue, haploide, Zellen zu bilden und diese wieder miteinander verschmelzen zu lassen.


    Im Artikel geht es auch nicht darum, ob das jetzt Klone sind oder eigene Nachkommen, sondern darum, dass man den Spaltungs- und Verschmelzungsapparat komplett nachstellen konnte. Da der Artikel sehr einfach gehalten ist und daher viele Informationen fehlen, gehe ich davon aus, dass es sich nicht um Klone handelt (weil es noch immer zu einer genetischen Variabilität in der Verschmelzung kommen - Gene ordnen sich nicht automatisch immer gleich an und können neu rekombiniert werden), aber die genetische Variabilität dürfte noch einmal seeeeehr stark eingeschränkt sein.
    Wenn man das jetzt auf die Praxis umwälzt und man die Zellen von zwei homosexuellen Menschen nimmt, dürfte die genetische Variabilität wieder normal gegeben sein. Aber das Kind wäre dann ihr genetischer Nachfahren tatsächlich.


    Fun Fact dazu: Die genetische Variabilität in einer Schimpansengruppe (ca. 50 Tiere) ist höher als in der gesamten Menschheit. Der genetische Unterschied zwischen einem Schimpansen und einem Menschen beträgt "lediglich" 1%.

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