[AAR] Warhammer - am Rande des Chaos

  • [spoil=9. Irgendwo geht´s hier auch um Orks]




    Kislev, Bokhapalast IK, 2525


    Christine tauchte unter der stumpfen Klinge weg und sprang ein paar Schritte zurück um dem Folgeangriff auch noch zu entgehen. Einem weiteren schlecht gezieltem Schlag wich sie seitlich aus und verpasste der Prinzessin reflexartig einen schnellen Schlag in den Bauch. Katarina taumelte benommen zurück, so fest hatte sie nun auch wieder nicht zugeschlagen, dachte Christine verwirrt. Die Bokha war erstaunlich schwach, in Katarinas Schlägen lag keinerlei Kraft, selbst wenn sie damit jemals treffen würde, würde man es wohl kaum spüren. Vielleicht übertrieb Christine es auch etwas mit ihren Gegenangriffen, aber es machte ihr ganz einfach Spaß endlich wieder einen Übungskampf zu bestreiten. Seit dem Fall ihres Klosters war sie nicht mehr dazu gekommen. Erneut versuchte Katarina wild auf sie einzuschlagen. Christine machte sich diesmal gar nicht erst die Mühe auszuweichen, sondern umschloss mit ihrer linken Hand die stumpfe Schneide und riss sie der überraschten Kislevitin einfach aus der Hand. Ohne nachzudenken schlug sie mit aller Kraft nach ihrer Kontrahentin. Das Schwertheft krachte Katarina ins Gesicht. Die Prinzessin wurde von den Füßen gerissen und landete auf dem Rücken, während sie sich die Hände vors Gesicht hielt. Christine sprang von Katarina weg, ließ sofort die Waffe fallen und sah entgeistert zu wie Katarina sich langsam aufsetzte, den Kopf nach vorne gebeugt. Blut quoll zwischen ihren Fingern hindurch. Katarina hatte die ganze Zeit über keinen einzigen Laut oder Schmerzensschrei von sich gegeben. Eigentlich hätte Christine erwartet dass die Prinzessin in Tränen ausbrach oder wenigstens irgendein Anzeichen von Schmerz von sich gab, vor allem nachdem sie sich während des Kampfes so erbärmlich geschlagen hatte.
    „Es-es tut mir leid.“ erschrocken ging sie auf Christine zu und reichte ihr die Hand um ihr aufzuhelfen „Das wollte ich nicht, es liegt an meiner Ausbildung. Wenn ich kämpfe denke ich nicht groß nach, sondern handle instinktiv...“ sie verstummte, als Katarina den Kopf anhob und sie mit vor Hass verzerrter Miene anstarrte. Ihre Augen begannen in einem hellen blauen Licht zu erstrahlen und der Schnee am Rand des Kampfplatzes begann langsam über den Boden zu kriechen, direkt auf Christine zu. Doch davon bekam sie nichts mit, das Leuchten wurde so grell dass die junge Adlige den Blick abwenden und die Augen schließen musste. Als das blaue Licht verblasste, öffnete sie sie blinzelnd wieder und konnte ihre Umgebung kaum wiedererkennen. Stattdessen stand sie inmitten eines ausgewachsenen Schneesturms, nur direkt um sie herum herrschte Ruhe. Schwach gelang es ihr zwischen dem dichten Schneegestöber Katarina erkennen, der magische Sturm schien sich voll und ganz auf die Imperiale zu fokussieren. Christine ignorierte den eiskalten, schneidenden Wind der ihr entgegenschlug und streckte die Hand aus um die magische Barriere aus Wind und Schnee zu durchbrechen. Als Priesterin Sigmars fürchtete sie sich nicht vor Magie. Doch zu ihrer Überraschung verschwand der Schnee nicht, stattdessen stürzte er sich gierig auf sie zu und fraß sich in ihre Fingerkuppen. Die eigentlich so harmlosen Schneeflocken verwandelten sich durch die Macht der Eishexe in tödliche Waffen. Christine schreckte zurück und berührte mit dem Rücken das andere Ende ihres magischen Gefängnisses. Sofort stolperte sie nach vorne, als sie den heißen Schmerz an ihrer Schulter spürte. Verwirrt darüber dass die Winde der Magie sich nicht einfach auflösten stand sie verloren inmitten des brausenden Sturms. Bevor sie einen Weg zur Flucht finden konnte, bewegten sich die Sturmwände auf sie zu. Schützend hielt sie sich die Arme vors Gesicht, während Schnee und Eis wütend an ihrem Kleid rissen. Mit einem schmerzvollem Aufschrei warf sie sich zu Boden, als winzige Eiskristalle begannen sich in die ungeschützten Stellen ihres Körpers zu bohren. So plötzlich wie der Sturm aufgetaucht war verschwand er auch wieder und als sie blinzelnd die Augen öffnete sah sie das besorgte Gesicht des Zwerges über sich.
    „Es tut mir leid, ich hätte nicht gedacht dass sie so weit geht. Ich weiß nicht was sie getan hätte wenn ihr alleine gewesen wärt.“ erklang Hadrins Stimme seltsam kleinlaut neben ihr, während er ihr half zitternd aufzustehen. Ihre Hände und Arme waren blutverschmiert und das schwarz-weiße Kleid an vielen Stellen eingerissen. Aus den Augenwinkeln bemerkte sie noch wie Katarina an ihnen vorbeirauschte und dann war sie auch schon verschwunden. Christine unterdrückte ihr Schluchzen und presste die Hände fest gegen ihren Körper. Hadrins Hand legte sich auf ihren Arm und er führte sie zurück in den Palast „Komm mit, wir kümmern uns um deine Hände.“



    Schlaf. Dieses eine Wort beherrschte schon seit einer ganzen Weile Christines Gedanken und verdrängte alles andere. Was würde sie nur dafür geben endlich einmal wieder eine Nacht durchschlafen zu können, sie würde töten dafür! Naja, vielleicht würde sie nicht ganz so weit gehen, aber noch ein paar solcher Nächte und sie würde zumindest ernsthaft darüber nachdenken. Erschöpft lehnte sie an der glatten Eiswand des Palastes in einem ausgestorbenen Gang. Die Zauber in Katarinas Gemächern wurden von der Prinzessin nach ihrer Niederlage erneuert und es war angenehm warm, aber das änderte nichts daran dass sie die ganze Nacht wach lag. Immerhin würde Katarina morgen gemeinsam mit den Zwergen abreisen, dann könnte sie wieder ruhig schlafen. Die Prinzessin hasste sie, zwar hatten die kislevitischen Magier sie beide wieder zusammengeflickt, aber Christine hatte die hasserfüllten Blicke gesehen die Katarina ihr zuwarf und ging ihr seitdem so gut es ging aus dem Weg. Sie mochte anscheinend ohnehin keine Imperialen und diese kleine Aktion war nicht gerade hilfreich gewesen. Theoretisch war es ihr egal was diese arrogante Person von ihr dachte, allerdings hatte sie in ihrem Leben noch nie so viel Angst gehabt. Sie war eine Priesterin Sigmars! Die Winde der Magie sollten ihr nichts anhaben können und trotzdem hätte Katarina sie mit ihrer Magie ohne Probleme töten können. Christine traute der Prinzessin durchaus zu sich noch für die Niederlage zu rächen und alleine der Gedanke daran raubte ihr den Schlaf. Diese leuchtenden Augen verfolgten sie selbst noch im Schlaf und erinnerten sie daran dass im Zimmer neben ihr jemand lag, der sie mit einer einzigen Handbewegung töten könnte. Als die das letzte Mal geschlafen hatte, war Katarina im Traum lautlos neben ihr Bett getreten. Die Prinzessin hatte sie einfach nur kurz berührt und schon begann sich Eis auszubreiten. Tödliches, gieriges Eis dass sich selbst bis in ihr Innerstes fraß und sie in eine Skulptur aus reinem Eis verwandelte. Bis dann am nächsten Morgen dann nichts weiter übrigblieb als eine Wasserlache, vielleicht nicht einmal mehr das. Wenn sie plötzlich verschwand würde niemand die Bokha verdächtigen, eher würde man annehmen dass sie davongerannt wäre.
    Sie hatte versucht mit dem Botschafter über eine Unterkunft in einem anderen Teil des Palastes zu sprechen, aber er war immer zu beschäftigt, abgesehen davon gehörte er zu Katarinas größten Verehrern. Katarina war die meiste Zeit über gut daran eine freundliche Fassade aufrecht zu erhalten, allerdings nur gegenüber Leuten die sie brauchte. Innerhalb von ein paar Tagen hatte sie fast Neunhundert Mann um sich versammelt, allesamt Fanatiker aus Ursunkulten und dem niederen Gospodariadel. Sie alle waren dem Ruhm der Bokha gefolgt und sie fragte sich wie die erfahrenen Krieger wohl auf Katarinas Schwertstil reagieren würden. Die armen Narren waren nicht gerade zu beneiden, Katarina machte auf sie bisher keinen sehr fähigen Eindruck. Andererseits war sie vielleicht eine bessere Feldherrin als Kriegerin und hinter ihrer bisherigen Unfähigkeit versteckte sich ein militärisches Genie. Christine musste gegen ihren Willen lächeln über diesen lächerlichen Gedanken. Trotzdem, sie besaß Charisma, das konnte selbst die junge Imperiale nicht leugnen. Nach allem was sie wusste befand Katarina sich erst seit einigen Monaten wieder in Kislev und war seitdem fast nur unterwegs gewesen, trotzdem konnte sie sich vor Verehrern kaum retten. Die Bojaren überschlugen sich um ihr Hilfe anzubieten. Alleine der neue Bojar von Vitebsk hatte Dreihundert seiner Speerträger unter ihr Kommando gestellt und zwar im Tausch für ein kurzes Lächeln. Die Männer hier waren allesamt verrückt, mehr fiel ihr dazu nicht ein.
    „Einfach nur wieder vernünftig schlafen...schlafen...schlafen...schlafen.*“ müde schloss sie die Augen und versuchte im Stehen einzuschlafen, darin war sie inzwischen richtig gut.
    „Seid Ihr aus dem Imperium?“ erschrocken riss Christine die Augen auf und blickte direkt in die leuchtend grüne Augen einer jungen schwarzhaarigen Frau, die vor ihr stand und sie lächelnd ansah „Oh tut mir leid, ich wollte Euch nicht erschrecken. Ich habe Euch nur vor einigen Tagen im Thronsaals gesehen und bin neugierig geworden. Stehen die Farben Eures Kleides für Ostland?“
    „Ja.“ antwortete Christine verdutzt und musste kurz nachdenken wo sie diese Frau schon einmal gesehen hatte „Ich erinnere mich, ihr wart bei der Gesandtschaft aus Erengrad. Wie ist Euer Name?“
    „Genevieve Dieudonné.“ stellte sie sich mit einem kurzen Knicks vor „Ihr liegt richtig, ich gehöre zu Anastasia Vilkowas Gefolge und wer seid Ihr?“
    „Christine von Rauken aus Ostland. Genevieve? Das ist kein kislevitischer Name, ihr seid nicht von hier oder?“ sie musterte die Fremde misstrauisch, sie schien nicht älter zu sein als Katarina, vielleicht sogar ein bisschen jünger „Was ist das für ein Name? Tileanisch?“
    „Bretonisch. Ich stamme aus dem Herzogtum Parravon im Grauen Gebirge, direkt an der Grenze zu Reikland. Aber es ist lange her dass ich...“
    „Ist das nicht die Heimat der Pegasusritter?“ unterbrach Christine sie aufgeregt.


    „Da habt ihr Recht, die Pegasi leben im Grauen Gebirge und meine Heimat ist dafür zuständig die Ritter des Königs mit diesen Reittieren zu versorgen. Der Handel mit den prächtigen fliegenden Pferden hat Parravon reich gemacht, ein einziger Pegasi ist ein kleines Vermögen wert. Mein Vater war ein kleiner Landadliger in der Nähe der Berge, wir haben sie oft über unsere Köpfe hinwegfliegen sehen.“
    „Hattet ihr auch selber Pegasi?“ verlegen wich sie dem Blick der Bretonin aus, es war unhöflich jemanden so sehr mit Fragen zu löchern „V-verzeihung, ich wollte Euch nicht unterbrechen.“
    „Eine Weile, mein Vater versuchte einmal welche zu züchten. Er warf sein ganzes Vermögen für zwei Pegasi aus dem Fenster, nur um dann festzustellen dass man die fliegenden Pferde nicht züchten kann. Pegasifohlen lernen nur fliegen wenn sie auch einen Grund dazu haben, zum Beispiel einen hungrigen Berglöwen oder übellaunigen Mantikor. Auf einer sicheren Weide dagegen gibt es nun mal keinerlei Grund etwas anderes zu tun als Gras zu fressen.“
    „Wie seid Ihr vom anderen Ende des Kontinents bis hierher gekommen? Verzeiht wenn ich so viele Fragen stelle, es ist nur so dass ich im Moment vor Langeweile sterben könnte.“
    „Bretonien kann auf Dauer sehr eintönig sein, also habe ich das Gut meines Vaters so früh wie möglich verlassen. Eine Zeit lang habe ich in Altdorf gelebt, aber das Leben unter Imperialen ist nichts für mich. Sie sind immer so furchtbar ernst, übellaunig und ohne jeglichen Sinn für Humor. Für die meisten zählen nur Krieg, Imperator, Sigmar und Reich. Auf Dauer sind sie mit dieser Einstellung sehr schwer zu ertragen.“
    „Was ist daran falsch?“ sie würde alles dafür geben um aus diesem Palast heraus und aufs nächste Schlachtfeld der imperialen Armee zu gelangen.
    Genevieve lächelte freundlich und ersparte sich eine Antwort, indem sie einfach das Thema wechselte „Eben habt Ihr etwas vor Euch hingemurmelt. Falls ich fragen darf, was bereitet Euch eigentlich schlaflose Nächte?“
    „Nichts besonderes. Es sind nur Alpträume über...über Vampire.“ log Christine, sie konnte schlecht behaupten dass sie sich vor der hübschen Prinzessin fürchtete „Ich habe Angst dass sie mich im Schlaf aussaugen. Vor einiger Zeit hatte ich eine unangenehme Begegnung mit einem von Carstein, seitdem jagen sie mich selbst in meinen Träumen.“
    „Vampire? Ich wusste gar nicht dass man in einem Palast voller Wachen an jeder Ecke auf Untote treffen kann.“
    „Ich bin erst seit kurzem hier. Aufgewachsen bin ich in direkter Nachbarschaft zu Sylvania, ich habe in meinem Leben schon genug Vampiren gegenübergestanden um zu wissen wie gefährlich sie sind und wie man sie am besten bekämpft.“ behauptete Christine und schämte sich gleichzeitig für diese lächerliche Angeberei. Sie wusste nicht warum, aber sie wollte die Bretonin wenigstens ein bisschen beeindrucken. Es musste an diesem Blick liegen der sie schon nach kurzer Zeit in eine Art Bann gezogen hatte. Immer wieder sah sie ihr in die grünen Augen, als wäre das seltsame Leuchten darin eine Art Droge die sie zum überleben brauchte, und es fiel Christine jedesmal schwerer den Blick wieder loszureißen.
    „Tatsächlich? Dann frage ich mich warum Ihr, als gestandene Vampirjägerin, Angst vor jenen Wesen habt die ?“
    „Das...also...ich.“ Christine brach ab und versuchte ihre Gedanken zu sammeln, was ihr unter dem Blick dieser durchdringenden Augen nicht leicht fiel.
    „Ich habe etwas, dass Euch vielleicht helfen kann wieder besser zu schlafen.“ fuhr Genevieve fort, bevor sie sich eine passende Antwort überlegen konnte und drückte ihr etwas in die Hand. Es war eine lose verbundene Ansammlung aus bunten Federn und mit winzigen Runen verzierten Knochen „Dieser Talisman stammt aus der Neuen Welt.“ kommentierte sie Christines verwirrte Blicke mit einem belustigten Lächeln „Die Stämme der Echsenmenschen nutzen solche Dinge um böse Träume zu verjagen. Zumindest wurde mir das von einem Matrosen aus Salzenmünde erzählt, als er ihn mir schenkte. Vielleicht wollte er mich auch nur beeindrucken und dieser kleine Talisman ist in Wahrheit aus irgendeinem Hinterwäldlerdorf in Talabecland.“
    „Selbst wenn es echt ist, Magie wirkt nicht bei mir.“ zumindest sollte sie das nicht, schränkte Christine sofort ein.
    „Die Magie der Neuen Welt ist nicht mit unserer zu vergleichen. In den Urwäldern der Echsenmenschen gibt es ältere und stärkere Mächte als die Winde des Chaos. Selbst wenn es nicht wirkt, mir jedenfalls hat dieser kleine Talisman bisher immer Glück gebracht, behaltet ihn.“ ohne ein weiteres Wort drehte die Bretonin sich um und verschwand so plötzlich wie sie aufgetaucht war.



    Imperium, Altdorf, IK 2521, März


    Katarina warf die schwere Holztür auf und betrat einen geräumigen, oder eher geradezu riesigen, Raum mit Steinwänden und einer einfachen Holzdecke. Der Bewohner hatte schon seit langem alles außer die Außenwände in diesem Haus einreißen lassen und so einen einzigen Raum geschaffen in dem er arbeitete, schlief und lebte. So konnte auch nur ein Zwerg wohnen, dachte das Mädchen grinsend. Schwach leuchtende Steine waren in die Wände eingelassen und tauchten den Raum in ein ein schwaches, goldenes Licht, das nicht einmal ausreichte um bis zum anderen Ende sehen zu können.
    „Hallo!? Schon jemand wach!?“ rief sie, während ihre Augen noch versuchten sich an das schummrige Licht der Werkstatt zu gewöhnen.
    „Schrei hier nicht so rum...“ murrte ein verschlafen dreinblickender Zwerg, den sie bis eben vollkommen übersehen hatte „Was soll dieser Krach am frühen Morgen?“
    „Es ist mitten am Tag, sei froh dass ich dich geweckt habe, sonst hättest du wieder bis nach Sonnenuntergang geschlafen, Meister Skorri.“ erwiderte sie tadelnd, der Goldschmied liebte es die Nacht hindurch zu arbeiten und dafür den ganzen Tag auf der faulen Haut zu liegen.
    „Hätte nichts dagegen gehabt.“ knurrte er, auch wenn die Anrede als Meister ihn wieder etwas besänftigte. Eilig machte er sich daran von irgendwoher ein Stück trockenes Brot und einen Holzteller rauszukramen und achtlos auf den Tisch in der Mitte des Raumes zu werfen „Setz dich, du kannst mir beim Frühstücken zusehen wenn du unbedingt willst.“
    „Welch eine Ehre.“ sie ließ sich gegenüber dem Zwerg nieder und sah ihm unruhig zu, unfähig dabei auch nur eine Sekunde lang stillzusitzen. Sie war einfach zu aufgeregt und würde sich nicht mehr lange gedulden können.
    „Na gut meinetwegen, dann schieß mal los.“ erlöste er sie lächelnd, als er sah wie das Mädchen mit den langen flammend roten Haaren, vor lauter Ungeduld kaum noch an sich halten konnte.
    „Ich habe einen Plan.“ begann sie verschwörerisch und mit leiser Stimme, ein Tonfall den Skorri nur allzu gut kannte und fürchtete.
    „Oh bitte nicht, es ist zu früh für diesen Unsinn.“ stöhnt er genervt auf.
    „Meine Pläne sind fantastisch.“ begehrte sie beleidigt auf.
    „Ja, sie sind wundervoll ausgearbeitet und bis ins kleinste Detail geplant.“ erwiderte Skorri zynisch. Sie kannten sich jetzt seit ungefähr acht Monaten, seit die kislevitische Prinzessin nach Altdorf gekommen war. Damals war gerade Hochsommer gewesen und die Kislevitin hatte die Julihitze nicht gut verkraftet, um es noch harmlos auszudrücken. Beim Durchstreifen der Stadt war die junge Bokha mitten auf dem südlichen Markt einfach zusammengebrochen. Dort lag sie in der gleißenden Mittagssonne, bis ein gewisser zwergischer Goldschmied sich ihrer erbarmte und sie zu sich nach Hause brachte. Seitdem besuchte sie ihn mehrmals pro Woche, und auch wenn sie vermutlich nur der Akademie entkommen wollte, hatte er sich im Laufe der Zeit an ihre Anwesenheit gewöhnt und sogar angefangen ihr die Zwergensprache beizubringen. Sie war eine gute Schülerin und mit ihrer energiegeladene, wissbegierige Art sog sie alles was er sagte auf wie ein Schwamm. Katarina steckte ihn mit ihrem Tatendrang immer wieder an und mehr als einmal war sie mit, angeblich genialen, Plänen gekommen um aus Altdorf zu verschwinden. Da sie noch immer vor ihm saß konnte man zu Recht behaupten, dass keiner ihrer Pläne bisher erfolgreich gewesen war. „Na schön, wenn du dich nicht davon abbringen lässt, dann erläutere mir halt deinen genialen neuen Plan.“
    „Die Fenstersteuer.“ sagte Katarina, als wäre damit alles gesagt und vollkommen klar.
    „Und weiter?“ das letzte was er kurz nach dem Aufstehen brauchte war Rätselraten zu spielen.
    „Hast du es noch nicht mitbekommen? Die ganze Stadt spricht davon! Verlässt du deine Werkstatt eigentlich gar nicht mehr?“
    „Nur wenn ich unbedingt muss.“
    „Vor zwei Wochen wurde eine neue Steuer erlassen und zwar auf Fenster. Ist es nicht immer wieder fantastisch auf was für dumme Ideen Imperiale kommen? Die Summe die man zahlen muss, richtet sich nach der Anzahl der Fenster im Haus des jeweiligen Bürgers.“
    „Ich weiß, bei mir waren diese Halsabschneider auch. Deswegen weiß ich noch lange nicht was genau du von mir willst.“
    „Ich habe gehört dass, Moment...“ verdutzt hielt Katarina inne und sah sich langsam in dem Raum um, die Wände waren zugestellt mit Werkbänken, Regalen und Schränken, aber etwas dass auch nur ansatzweise nach einem Fenster aussah konnte sie beim besten Willen nicht ausmachen. Noch nie hatte sie gesehen dass ein einziger Sonnenstrahl in dieses Haus fiel, deswegen gefiel es ihr bei dem Zwerg auch so gut „hier gibt es wirklich Fenster?“
    „Natürlich, ich hatte nur vergessen wo genau. War ein Scheiß Aufwand sie wiederzufinden, aber das hat natürlich niemanden gekümmert. Als die Steuer in Kraft trat kamen die Steuereintreiber auch zu mir und haben solange Schränke verschoben bis sie alle Fenster gefunden hatten und zufrieden waren. Es gab früher schon sinnlose Steuern, aber das hier setzt dem ganzen die Krone auf. Dazu kommt dass die imperiale Armee...“
    „Ja ja, das ist alles unwichtig.“ unterbrach sie ihn, noch immer kurz davor vor Aufregung zu platzen „Wichtig ist nur dass die Stimmung in der Stadt grandios schlecht ist. Die unfaire Steuer wurde ohne Wissen des Imperators erlassen und die Menschen wissen das. Es gibt immer mehr Redner in den Tavernen und auf den Märkten die die Menge anstacheln, es wird nicht mehr lange dauern bis die ganze Stadt explodiert. Vor allem einer der Redner soll die ärmeren Teile der Bevölkerung mehr und mehr anheizen. Ähm warte kurz, sein Name war...verdammt ich bin schlecht darin mir Namen zu merken.“ während sie angestrengt überlegte, ließ ihre Aufregung etwas nach und ihre Haare wechselten zu einem tiefen, dunklen Braun „Ah ich habs, Felix Jaegar, oder so.“
    „Nie von ihm gehört.“
    „Irgendein gescheiterter Dichter, ist auch unwichtig für meinen Plan. Wichtig dagegen, ist dass die Magier an der Akademie sich ebenfalls in die Haare kriegen. Einige der jüngeren Magier wollen ebenfalls gegen die ständige Willkürlichkeit der Minister vorgehen und unterstützen einen Aufstand in Abwesenheit des Imperators sogar offen, andere sind dagegen sich in die Angelegenheiten des Pöbels einzumischen. Bereits in diesem Augenblick kann man die wütenden Schreie der Magier durch die ganze Akademie schallen hören während sie sich anbrüllen Und genau deswegen ist dieser Aufstand so wichtig! Die Magier werden anfangen sich zu bekämpfen sobald es losgeht. Sie werden sich von ihren Türmen aus gegenseitig mit mehr oder weniger harmlosen Zaubern bewerfen, ein paar Dinge anzünden und aufhören bevor jemand wirklich ernsthaft verletzt wird. Damit sind sie für einige Zeit vollkommen außer Gefecht gesetzt und nicht mehr in der Lage sich um andere Dinge kümmern. Bis der Erzmagier des Himmelsturms auf die Idee kommt meine Zauber und damit meinen Aufenthaltsort zu kontrollieren, werde ich mindestens drei Tage Vorsprung haben, vielleicht sogar fünf. Mit etwas Glück bin ich dann schon weit genug weg und kann wieder auf meine eigene Magie zurückgreifen um diese lästigen Zauber zu entfernen. Ab da ist es unmöglich mich noch zu finde. Egal wie viele Magier sie nach mir suchen lassen, ich werde einfach spurlos verschwunden sein.“
    „Ah, natürlich, dass ich da nicht von alleine drauf gekommen bin.“
    „Du hast es verstanden?“ fragte sie freudestrahlend, normalerweise hörte er nicht einmal zu sobald sie anfing über Magie zu sprechen.
    „Kein einziges Wort. Aber der Aufstand wird sowieso nur sehr kurz sein, die Reichsgarde ist dafür zuständig die Aufmüpfigen unter Kontrolle zu halten und der wütende Pöbel mag ja recht laut und beeindruckend wirken, aber gegen die Ritter des Imperators haben sie keine Chance.“
    „Du vergisst dass der Imperator nicht hier ist und damit auch ein Großteil der Reichsgarde fehlt. Die paar Ritter werden vermutlich den Palast bewachen und sich nicht einmischen, sondern die vollkommen überforderte Stadtwache alleine lassen. Und selbst wenn die Garde sich einmischt, sie sind zu wenige um den Aufstand schnell genug niederzuschlagen.“
    „Kennst du überhaupt den Weg nach Kislev?“ jetzt lag es also an ihm ihr dieses Selbstmordkommando irgendwie auszureden, die Prinzessin würde in der Wildnis doch niemals alleine überleben.
    „Ich gehe einfach immer weiter in die Richtung in der die Sonne untergeht und dann...“
    „Dann landest du irgendwo in Bretonien. Die Sonne geht im Westen unter und im Osten auf. Ich bezweifle dass du weit kommst wenn du nicht einmal das weißt.“
    „Jetzt weiß ich es ja. Siehst du? Schon hast du mir geholfen, dann kannst du mir sicher auch bei einer anderen Kleinigkeit behilflich sein.“ Katarina strahlte ihn an, wenn sie sich einmal auf einen Plan eingeschossen hatte ließ sie sich in der Regel nicht mehr davon abbringen „Wie schon gesagt, je weiter ich nach Osten komme, desto mehr von meiner Macht wird zurückkehren und dann...“
    „Mhm, ich dachte immer du bist nur in der Lage ein paar Kunststückchen mit Eis aufzuführen. Kannst du deine Magie denn auch essen? Bisher würde ich sagen dass du dich irgendwo auf halber Strecke verirrst und elendig in irgendeinem Wald voller Tiermenschen verhungerst.“
    „Ich bin eine Eishexe aus der Linie der roten Bokha, eine direkte Nachfahrin von Miska der ersten Zarin Kislevs und Königin der Gospodari, welche in der Schlacht von...“
    „Also planst du wirklich zu verhungern.“ schloss Skorri aus ihrer Antwort.
    „Unterbrich mich nicht andauernd!“ rief sie, hauptsächlich um nicht zuzugeben dass er einen wunden Punkt in ihrem Plan getroffen hatte.
    „Verzeihung.“ nach einer Weile fügte er noch ein belustigtes „Eure Hoheit“ hinzu.
    „Um die Wahrheit zu sagen bin ich genau deswegen hier, ich dachte du könntest mir etwas Geld leihen um unterwegs Vorräte zu kaufen.“
    „Ach? Und ich dachte du bist hier damit ich dir diesen Schwachsinn ausrede.“
    „Das kannst du gerne versuchen, aber am besten sparst du dir den Atem.“ erwiderte sie mit inbrünstiger Überzeugung in der Stimme.
    „Und was dann?“
    „Was meinst du mit ´und dann`?“
    „Willst du einfach in den Palast marschieren und laut rufen ´Heyho! Ich bin wieder da! Huhu!`? Dann sehen wir uns früh genug wieder, sie werden dich nämlich einfach zurückschicken.“
    „Ich habe nicht vor mich wieder in das Imperium verbannen zu lassen. Mit Altdorf und dem ganzen Süden bin ich für den Rest meines Lebens fertig.“
    „Wo willst du dann hin? Ich bezweifle dass sie bei deiner Ankunft in Jubelrufe ausbrechen, ein Fest feiern und dich zur Zarin krönen.“
    „Zarin?“


    Die Vorstellung davon auf dem Thron ihres Vaters zu sitzen reizte sie nicht im geringsten, sollte Ivan sich mit diesem Unsinn herumschlagen, wenn es nur darum ging den Thron aufzugeben war es kein Problem für sie „Nein, nein das ist dass letzte was ich will. Ich möchte einfach nur wieder zurück nach Hause, ich möchte wieder eins werden mit meiner Magie und dann endlich wieder frei atmen, während die Wälder und Steppen meiner Heimat mich umgeben. Falls nötig kann mir der Bokhapalast gestohlen bleiben, es gibt noch andere Städte im Norden als Kislev. Vielleicht bleibe ich auch eine Weile Nahe der Grenze in Ostland oder der Ostmark.“
    „Findest du nicht dass du langsam etwas übertreibst, Katarina? So schlimm ist es in Altdorf nicht und dir geht es in der Akademie immerhin besser als dem Großteil der restlichen Einwohner.“
    Katarina setzte zu einer Antwort an, doch stattdessen sah sie ihn einfach nur durchdringend an. Ihr Haar veränderte wieder seine Farbe und wurde diesmal zu einem durchscheinenden, hellen Weiß. Fast durchsichtig fiel es ihr kraftlos ins müde, abgekämpfte Gesicht. Er hatte sich schon so sehr an ihre Anwesenheit gewöhnt, dass er die Veränderung der letzten Monate kaum bemerkt hatte. Wenn sie hier oder in der Öffentlichkeit war gab sie sich immer große Mühe keinerlei Schwäche zu zeigen. Katarinas Zunge fuhr kurz über ihre aufgerissenen, spröden Lippen. „Ich...ich weiß das selber, aber ich weiß nicht was sie an der Akademie mit mir anstellen. Sie weben immer mehr Zauber um den Turm in dem mein Zimmer liegt. Anfangs war es nur um zu verhindern dass ich trotz der Entfernung zu meiner Heimat ein bisschen Magie wirken kann aber jetzt...jetzt fühlt es sich so an als wollten sie mich bei lebendigem Leibe verbrennen. Jeder Atemzug in diesem Turm ist eine einzige Qual. Es ist als würde ich heiße, glühende Asche anstatt Luft einatmen, die sich durch meinen Körper brennt und ihn von Innen heraus zerfrisst. Selbst hier spüre ich die ganzen Zauber auf mir lasten, wie sie mich niederdrücken und versuchen den wichtigsten Teil meiner Seele zu vernichten. Vielleicht überstehe ich diesen Sommer wirklich besser als den letzten, aber selbst wenn wird es nichts an meiner Situation verbessern, im Gegenteil. Der kislevitische Botschafter hat mir erst vor kurzem freudig verkündet dass er Boten in den Süden geschickt hat. In die Stadtstaaten von Tilea und sogar bis runter nach Arabia. Es gibt Pläne mich noch weiter in den Süden zu schicken, vielleicht sogar an einen der dortigen Fürsten zu verheiraten falls die Magier der Akademie mir meine Magie endgültig nehmen können.“ sie stieß ein kurzes freudloses Lachen aus „Kannst du dir vorstellen wie ich in der Wüste Arabias überlebe? Ich muss zurück in den Norden und wieder den eisigen Wind auf meiner Haut spüren. Bitte.“
    Skorri seufzte, so wenig er auch von Katarinas Plan hielt, er konnte den flehenden und hilfesuchenden Blicken nicht lange standhalten „Ich kenne einen Händler in Erengrad. Es ist eine gefährliche Stadt und er kann immer vernünftige Leibwächter gebrauchen, wenn deine magischen Fähigkeiten so groß sind wie du immer behauptest könnte man ihn vielleicht dazu überreden dich anzustellen. Wenn der Aufstand losgeht komm hierher, aber nimm die Westbrücke. Der Weg ist zwar länger, aber ansonsten kommst du durch das Viertel, in dem das Schatzamt steht und dort wird es am heißesten hergehen. Ich begleite dich bis nach Erengrad, alleine gehst du mir nur drauf und ich kann vielleicht ein paar gute Geschäfte mit den Norse machen, auch wenn sie perfekten Schmuck nicht wirklich zu schätzen wissen.“
    „Danke.“ war alles was sie rausbrachte, während ihre Haarfarbe sich in ein helles, warmes braun wandelte, eine Träne rann ihr über die Wange und sie musste sich beherrschen damit es nicht noch mehr wurden, sie würde endlich hier wegkommen, plötzlich sprang sie auf und war schon fast an der Tür, bevor sie sich noch einmal zu dem verdutzten Zwerg umdrehte „Tut mir leid! Ich muss noch so viel vorbereiten!“
    „Wenn das hier vorbei ist, muss ich erst mal zurück in eine gute alte Zwergenmine, Eisen hauen und mit Orks ringen. Das Leben unter Menschen macht einen ja ganz weich im Kopf.“ murmelte er verlegen vor sich hin, während Katarina bereits verschwunden war.



    Vollkommen in Gedanken an ihre geplante Flucht und Kislev eilte Katarina über die Ostbrücke zurück in die nördliche Hälfte Altdorfs, dorthin wo die Akademie der Magier stand. Sie war so in ihrem Plan vertieft, dass sie gar nicht merkte wie es um sie herum immer lauter wurde, bis sie plötzlich gegen eine dichte Wand aus Menschen stieß. Erschrocken sah sie sich um. Sie befand sich mitten auf dem großen Platz vor dem Schatzamt, Hunderte Menschen waren hier bereits versammelt und ein zorniges Brummen lag über der Menge. Sie kam sich vor als wäre sie in einem Schwarm Hornissen gefangen. Es war viel zu früh, dachte Katarina entsetzt, niemand hätte damit gerechnet dass die Wut über die imperialen Minister so schnell eskalieren würde. Ihr blieb keine andere Wahl, sie musste zurück zu Skorri und ihn bitten sofort aufzubrechen. Schnell drehte sie sich um und versuchte zu verschwinden, aber immer mehr Menschen waren hinter ihr auf den Platz geströmt und inzwischen befand sie sich inmitten dieser aufgebrachten Wutbürgerschaft. Fürs erste beschränkte sie ihre Bemühungen darauf nicht zerquetscht zu werden und hoffte dass die Stadtwache die Situation mit etwas Feingefühl lösen konnte. Wenn sie allerdings sah wie viele der Imperialen Pistolen, Messer, teilweise sogar kurze Schwerter und alles andere was man irgendwie als Waffe gebrauchen konnte, trugen bezweifelte sie dass sich dieser Mob ohne größeres Blutvergießen auflösen würde. Die Stimmen von zwei Männern schallten kraftvoll über die Menschenmenge hinweg. Katarina versuchte irgendwie eine Lücke zwischen den Köpfen vor ihr zu finden, um wenigstens einen kurzen Blick auf die Streitenden zu erhaschen. Kurz konnte sie einen jungen blonden Mann in geckenhafter Kleidung und einen aufgebrachten Hauptmann der Stadtwache sehen. Einige Dutzend Wachen hatten vor dem Schatzamt, am anderen Ende des Platzes, Aufstellung bezogen und reckten der Menge nervös ihre Hellebarden entgegen.
    „Junge, verschwinde. Geh nach Hause bevor es zu spät für dich ist. Der Imperator hat keine Zeit für dieses sinnlose Geschwätz. Er ist im Süden und kämpft gegen die Orks, im Gegensatz zu dir.“
    „Und genau das ist unser Problem! Was bringen den Bürgern Altdorfs seine heldenhaften Siege wenn sie in der Zwischenzeit verhungern!? Viel zu lange befindet er sich schon im Feld und überlässt seine angeblich so geliebte Stadt den Händen unfähiger und korrupter Narren! Unter diesen Aufschneidern, die sich Minister schimpfen, ist Altdorf dabei zu verarmen und zu verkommen! Sie entscheiden vollkommen willkürlich und pressen dem einfachen Bürger mehr und mehr seines hart erarbeiteten Geldes ab. Wenn das Reich so dringend Geld benötigt, wo sind dann die höheren Steuern für die Adeligen frage ich mich?“
    Der Lärm der Menge nahm weiter zu während er sprach. Katarina fand dass er jetzt nicht unbedingt der größte Redner aller Zeiten war, aber um den ohnehin bereits aufgebrachten und kurz vor der Explosion stehenden Pöbel auf seine Seite zu ziehen musste man auch kein neuer Messias sein. Der Beschreibung nach passte er zu diesem Felix Jaegar, über den sie schon so viel gehört hatte. Aber anscheinend war es Zeitverschwendung gewesen sich seinen Namen zu merken, wenn er so weitermachte würde er diesen Tag nicht überleben.
    „Was willst du überhaupt du Hanswurst? Soll der Imperator jetzt Münzen zählen oder deinen nutzlosen kleinen Arsch vor den Orks verteidigen?“ Bevor der junge Mann antworten konnte, ging von Westen her ein furchtsames Raunen durch die Menge und Katarina wurde, genau wie alle anderen, in die entgegengesetzte Richtung davongeschoben. Der Mob verstummte und man hörte jetzt deutlich das Donnern von dutzenden Hufen auf den Pflastersteinen „Viel Glück Kleiner, ihr seid alle so gut wie tot.“ der Hauptmann verstummte und zog die Reihen seiner Männer dichter zusammen. Die klügeren Bürger in den hinteren Rängen verzogen sich so schnell sie konnten durch die Seitenstraßen, doch wer sich weiter auf dem Platz befand war in der drängelnden Masse gefangen. Bevor die Menge auch nur irgendeine Gelegenheit dazu hatte sich aufzulösen, stürmten schwer gepanzerte Reiter aus einer der breiten Straßen auf den Platz. Auf den Roßharnischen prangte das eiserne Kreuz des Imperators und über ihnen wehte der grinsende Totenschädel der Reichsgarde. Ohne langsamer zu werden krachten die Ritter mit ihren gepanzerten Streitrössern in die panische Menschenmenge und pflügten sich durch die Aufständischen.



    Weltenrandgebirge, nahe der Zwergenfeste Karak Kadrin, IK 2525


    [spoil]

    [/spoil]„Sie kommen!“ Katarina öffnete die Augen und sah wie eine kleine Gruppe von Reitern sich unter ihre Husaren mischte, derjenige der sie angesprochen hatte reihte sich direkt neben ihr ein „2000 Orks, darunter einiges an Schwarzorks und sogar Reiter. Ich hoffe unsere kleinen Freunde sind so standhaft wie sie gerne behaupten.“
    „Sie werden schon zurechtkommen.“ um die Zwerge machte sie sich keine Sorgen. Die Fünfhundert Zwergenkrieger aus Norsca hatten sich unter Hadrins Führung im Zentrum der kleinen Streitmacht aufgestellt. Sie wirkten deutlich grimmiger und finsterer als die Zwerge aus den südlichen Reichen in ihren leuchtenden Plattenpanzern und goldenen Rüstungen.


    [spoil]

    [/spoil]„Seltsam, dass die Festung so weit vom Pass entfernt liegt.“ murmelte der schnauzbärtige Reiter neben ihr unruhig, während sie auf die Ankunft der Orks warteten. Karak Kadrin selber lag in den Bergen nördlich des Passes.
    „Die Festung befindet sich nicht direkt im Pass, weil die Slayer ihre Feinde lieber im offenen Kampf stellen, also haben sie ihre Festung irgendwo in die Berge nahe des Passes gebaut. Sobald eine Orkhorde den Pass betritt, strömen die Slayer aus ihrer Festung und halten sie ohne die Hilfe von Mauern oder Türmen auf. Früher gab es auch eine Zwergenfeste direkt im Pass, aber sie wurde schon vor langer Zeit von Dämonen geschliffen und die Zwerge waren zu beschäftigt um sie wieder aufzubauen.“
    „Ihr wisst viel über das Bergvolk.“
    „Das kommt davon wenn man zu viel Zeit mit ihnen verbringen muss.“ Jegor gehörte zu den Söhnen Ursuns, einer Bruderschaft aus den größten Kriegern Kislevs, die sich voll und ganz dem Bärengott verschrieben hatten. Sie waren Fanatiker und sahen auf die anderen Völker und Götter Kislevs herab. Ihre Arroganz kannte keine Grenzen, allerdings galt dass auch für ihren außergewöhnlichen Mut und ihr kämpferisches Talent. Alle hatten sie ihre Stärke auf dieselbe Art bewiesen wir einst ihr Vater. Sie waren in die tiefen Wälder im Nordosten Kislevs gezogen um dort einen Bären zu erlegen, ohne Pfeil und Bogen oder gar Gewehre. Sie hatten sich den großen kislevitischen Bestien im offenen Kampf gestellt. Vor allem aber waren sie von allen Gruppierungen innerhalb der kislevitischen Konföderation die einzigen denen Katarina vertrauten konnte, zumindest hoffte sie das. Kein wahrer Anhänger Ursuns war zufrieden mit der Herrschaft ihres Bruders. Seine Annäherungsversuche an das Imperium und seine Unterstützung der imperialen Taal und Ulric Kulte erregten das Missfallen der nördlicheren Bojaren. Sie waren stolze, harte Männer die sich seit Jahrhunderten gegen das Chaos stemmten und nur selten hatten sie in dieser ganzen Zeit Hilfe durch das Imperium erhalten. Im Gegensatz zu den Adligen aus dem Süden hatten sie auch durch bessere Beziehungen und den Handel mit dem Imperium nichts zu gewinnen. Umso mehr fürchteten sie, dass Kislev unter ihrem neuen Zaren dahinvegetieren könnte bis es nichts weiter war als eine gewöhnliche imperiale Provinz. Alles was sie von hier an noch tun musste war diese Angst weiter zu schüren. Auch zwei Rota der legendären Greifenlegion hatten sich ihr angeschlossen, mehr als 120 Mann dieser legendären Gospodariritter hatten sich hinter ihr aufgereiht.
    [spoil]

    [/spoil]Im Gegensatz zu den gewöhnlichen Husaren Kislevs, bestanden die Flügel auf ihren Rücken aus echten Greifenfedern. Genau wie die Söhne Ursuns, fühlte die Greifenlegion sich noch immer den alten Bräuchen der Gospodari verbunden und sie duldeten keines der niederen kislevitischen Völker in ihren Reihen. Sie alle waren Gospodari, hoch gewachsen, mit schwarzen oder dunkelbraunen Haaren und dunklen Augen. Auch der Rest ihrer Armee bestand, so weit es sich einrichten ließ, aus ihrem eigenen Volk. Sie vertraute den verräterischen Ungolen nicht und den Norse sogar noch viel weniger. Während die Norse wenigstens teilweise noch gute Krieger waren, taugten die Ungolen gerade so als Pfeilfutter. Noch immer gab es sehr viele Ungolen in der kislevitischen Armee, nicht alle hatten sich von dem Feuer der Rebellion anstecken lassen. Die Versuche ihres Vaters und Bruders aus den Völkern Kislevs ein einheitliches Heer zu formen, ließen sie dabei ehrlich gesagt einfach nur kalt. Lieber zog sie mit Tausend Kriegern weniger in die Schlacht, als im Kampf Verräter neben sich zu wissen. Ivan dagegen machte sich um solche Dinge natürlich keinerlei Sorgen. Er stolzierte nur herum und ging jedem mit seinen Reden über ein einziges kislevitisches Volk auf die Nerven, kein Wunder dass die Ungolen und Norse jeglichen Respekt, jegliche Furcht vor den Gospodari verloren hatten!
    Katarina war überrascht gewesen, als sie erfuhr wie groß der Einfluss der Söhne des Bärengottes inzwischen war. Vor allem unter den Bojaren genossen sie hohes Ansehen und viele schickten ihre Söhne in die Ursuntempel um das Kriegshandwerk zu erlernen. Wenigstens was die Neugründung des Ursunkultes anging hatte ihr Vater ausnahmsweise einmal gute Arbeit geleistet. Doch mit ihren neuen Verbündeten kamen auch eine ganze Reihe an neuen Problemen auf sie zu. Die Bärenkrieger waren nicht nur einfach hier um ihr beizustehen, sondern vorrangig um sie zu prüfen, dass war Katarina schon vom ersten Moment an klar gewesen. Solange sie sich an die alten Riten und Bräuche hielt, konnte sie sich der Unterstützung des Ursunkultes sicher sein. Damit Zugeständnisse zu machen und Versprechen abzugeben hatte sie kein Problem, wenn sie erst einmal auf dem Thron saß waren solche Kleinigkeiten nur noch nebensächlich. Außerhalb der Kulte war es dann nämlich auch schon schnell vorbei was ihre potentiellen Verbündeten anging. Ohne die Unterstützung der Bojaren würde der Thron vielleicht an Erengrad gehen, oder an irgendeinen einflussreichen Bojaren. Sie könnte auch die Bojaren die sich ihr widersetzten einfach umbringen, aber sie kannte ihr Volk gut genug, um zu wissen dass Usurpatoren nicht lange auf dem Thron blieben. Sie brauchte eine eigene Streitmacht und vor allem mehr Rückhalt unter den Adligen und der Bevölkerung Kislevs. Ein paar heldenhaften Siege gegen die Orks kamen ihr da gerade recht.
    Sie hatte auf dem Weg hierher oft darüber nachgedacht wie sie vorgehen wollte. Es wäre noch immer möglich Ivan zu töten, ohne dass der Verdacht sofort auf sie fiel, vor allem solange dieser seltsame Mörder sich in Kislev herumtrieb. Katarina wurde schon schlecht, sobald sie nur an diesen heuchlerischen Narren dachte. Vielleicht hätte sie ihm verziehen, wenn er sie bei ihrer Rückkehr um Verzeihung angefleht hätte, wenn er wenigstens irgendein Anzeichen von Schuld zeigen würde, oder sich wenigstens erklärte, vielleicht würde sie dann in diesem Augenblick nicht hier sein und versuchen seinen Thron zu stehlen, aber er hatte sich mit seinen Lügen für Krieg entschieden und damit auch für seinen Tod.
    Katarina atmete tief durch um nicht doch noch in sinnlose Raserei zu verfallen, jetzt war keine Zeit für diesen Unsinn, sie musste sich konzentrieren. Als würde es ihre Gedanken kennen, setzte ihr Pferd sich in Bewegung und galoppierte vor die Reihen der wartenden Kisleviten. Katarina tätschelte Winterwind liebevoll den Hals. Der Bojar von Ostrock, Vladic, hatte ihr dieses wundervolle Pferd geschenkt, er war so schrecklich vernarrt in sie gewesen. Der Gedanke an seinen Tod versetzte ihr nicht einmal mehr einen kleinen Stich, sie hatte schon vorher getötet und würde es wenn nötig wieder tun. Nichts und niemand würde zwischen ihr und ihrer Rache stehen, vor allem nicht Genevieve, wie auch immer dieses Miststück noch am Leben sein konnte. Aber sie ließ sich ihre düsteren Gedanken nicht anmerken als das weiße Pferd vor ihrer kleinen Armee hielt.
    „1000 Jahre!“ begann sie laut und alleine ihr Anblick verschaffte ihr die volle Aufmerksamkeit der Soldaten, ein feiner Nebel aus Eiskristallen umgab sie und hüllte sie in glitzerndes Licht „Mehr als 1000 Jahre sind vergangen seit unsere große Königin Miska uns durch diesen Pass in eine ungewisse Zukunft führte.


    Damals, waren wir ein gebrochenes Volk aus Heimatlosen. Vertrieben aus den Steppen des Ostens, unsere Städte geschliffen, unser König gefallen und unsere besten Reiter mit ihm, ständig auf der Flucht vor den Dämonen des Chaos! Die Ungolen begrüßten unsere verzweifelten Vorfahren mit Pfeilen, die Norse mit Äxten und die Imperialen mit Kanonen! Doch Miska formte aus einem geschlagenen, zum Untergang verdammten Volk eine Streitmacht die selbst das mächtigste Reich der Welt in die Knie zwang! Sie erschlug den Khan der Ungolen, unterwarf die Prinzen von Erengrad und entriss dem Imperium das Land auf dem sich heute unsere wundervolle Stadt erhebt. Wir Gospodari haben uns aus Nichts eine neue Heimat geschaffen. Was sind verglichen mit den Anstrengungen und Gefahren die hinter uns liegen, schon ein paar Orks? Solange wahre Gospodari an meiner Seite reiten, gibt es nichts auf der Welt wovor ich mich fürchten muss, weder Orks, noch Dämonen oder Trolle. Heil Ursun! Heil den Gospodari!“ die Kisleviten fielen in ihren Schlachtruf ein und er hielt selbst dann noch an als die Orks sich als schwarz-grüne Masse über einen Hügel schoben und über die schneebedeckte Ebene auf sie zu stürmten.
    [spoil]

    [/spoil]Als sie näherkamen, waren es Hadrins Zwerge die sich ihnen als erste ohne zu zögern entgegenwarfen, während die kislevitischen Speerträger die Orks lieber zu sich kommen ließen. Die Norscazwerge schlugen sich wie erwartet ohne größere Probleme im Kampf gegen die Orks, auch wenn die Grünhäute mehr als dreimal so groß waren. Katarina führte in der Zwischenzeit ihre Reiter in einem Bogen um die Orkhorde herum. Während die Speerträger es mit Mühe und Not schafften den Speerwall zu halten, wollte sie den Orks in den Rücken fallen, aber ganz so dumm waren selbst Orks nicht. Mehrere Hundert Schwarzorks auf gewaltigen Keilern hielten direkt auf die Greifenlegion zu und versuchten sie abzufangen.
    [spoil]

    [/spoil]Ihre Hand tastete nach dem Griff ihres neuen Schwertes, aber sie zog es nicht. Katarina schluckte ihren Stolz hinunter und ließ sich hinter den anderen Reitern zurückfallen. Stattdessen konzentrierte sie sich lieber darauf ihre Macht zu sammeln. Kurz vor dem Zusammenprall schossen Dutzende dünne Stacheln aus Eis aus dem Boden hervor und durchbohrten die Bäuche der Keiler. Spießten sie mitsamt ihren orkischen Reitern auf. Der Angriff reichte nicht um die Reiter komplett auszulöschen, aber es sorgte dafür dass sie in zum Stillstand kamen. Bevor sie sich wieder sammeln konnten, krachten die Husaren mit den kreischenden, schwarzen Flügeln, auch schon mitten in die Orks. Lanzen zersplitterten an dem schwarzen Stahl der Orkrüstungen. Gewaltige Spalta fraßen sich durch die Greifenlegionäre und ihre Säbel wiederum suchten und fanden Lücken in der schwere Orkpanzerung. Katarina hielt sich aus dem dichtesten Getümmel heraus und deckte die Orks aus halbwegs sicherer Entfernung mit Zaubern ein. Wenn Pfeile oder Speere auf sie zuflogen, verdichtete sich der Nebel aus Eiskristallen zu einem undurchdringlichen Schild. Während die Schlacht hin und her wogte, begann es zu heftig zu schneien, was es nicht leider machte sich auf dem Schlachtfeld zu orientieren. Mithilfe von Katarinas Magie und der Schlagkraft der Greifenlegionäre gelang es ihnen allerdings die Übermacht an orkischen Reitern ohne größere Verluste zu vernichten. Orks waren im Gegensatz zu ihrem Volk eben keine geborenen Reiter. Sobald die gospodarischen Reiter nicht mehr in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkten waren, ritten sie mehrere Attacken gegen die hinteren Reihen der Orks. Schon nach kurzer Zeit befand sich die kleine Horde in völliger Auflösung und sie wurden von den schnellen Reitern und kislevitischen Speerträgern eingekreist und niedergemacht.
    [spoil]

    [/spoil]Sie hatte es geschafft ohne ihr Schwert ziehen zu müssen, dachte sie, während sie schwer atmend den Blick über das kleine Schlachtfeld schweifen ließ. Sie spürte dass ihr Körper gegen den ungewohnt massiven Einsatz von Magie rebellierte, aber ihr war keine Zeit für eine Pause vergönnt. Wütendes Gebrüll ließ sie herumfahren.
    [spoil]

    [/spoil]Aus den Schneegestöber brachen noch einmal Tausend Orks hervor und stürmten in Richtung der sich hastig ordnenden Reihen der Kisleviten. Kaum war es den Gospodari gelungen den Speerwall wieder halbwegs in Ordnung zu bringen, war die Masse aus Schwarzorks auch schon heran. Gemeinsam mit den Zwergen gelang es den Speerträgern den wuchtigen Angriff abzuwehren, ohne dass der Speerwall allzu große Lücken aufwies.
    [spoil]

    [/spoil]Ohne einen Weg die leichten Reiter der Gospodari zu stellen, war dieser Angriff nichts weiter als ein letztes, vergebliches Aufbegehren der Horde. Es stellte sich heraus, dass die 3000 abgekämpften Orks nichts weiter gewesen waren als ein letztes, kleines Überbleibsel der Orkhorde. Den Rest fanden sie tot vor den zerstörten Toren Karak Kadrins. Die Zwergenfestung war bereits lange vor ihrem Eintreffen gefallen. Hadrin sandte seine Zwerge in die umliegenden Berge und tiefergelegenen Gänge Karak Kadrins um nach Überlebenden zu suchen. Er wollte nicht glauben dass die einzigen Südzwerge die er leiden konnte vernichtet waren. Immerhin fanden sie unter den toten Zwergen nur Krieger, also hatte er wahrscheinlich sogar recht und der Rest befand sich tiefer in den Bergen. Während er sich mit seinen Männern diesem sinnlosen und langweiligem Unternehmen widmete, begann in Katarinas Kopf ein vollkommen anderer Plan Gestalt anzunehmen, der hauptsächlich die inzwischen unbewachte Schatzkammer von Karak Kadrin und vor allem deren Inhalt betraf.

  • [spoil=10. Nurgles Kinder]




    „Ich wurde als dritter Sohn eines Bojaren aus dem Norden geboren. Aufgewachsen an der Grenze zu den schrecklichen Landen der Chaosbarbaren, lernte ich schon früh dass Kämpfen und bewies genug Geschick und Mut um die Ehre zu erhalten im großen Ursuntempel von Kislev ausgebildet zu werden. Mein ganzes Leben lang diente ich dem Bärengott, indem ich von Schlacht zu Schlacht hetzte und folgte den Lehren der Ursunpriester. Einzig und alleine der Kampf, war dass Höchste für mich und meine Brüder, alles anders zählte nicht mehr. Dennoch, der Fanatismus der Imperialen ist mir bis zu jenem Tag immer fremd und unheimlich vorgekommen. Unsere Priester bringen uns bei die Götter zu respektieren und zu ehren. Aber nur Narren legen ihr Leben in die Hände der Götter. Doch ich beginne sie zu verstehen. Beginne zu verstehen wie man sich mit Leib und Seele etwas hingeben kann was so viel größer ist als die eigene bloße sterbliche Existenz. Etwas, veränderte mein ganzes Denken und Handeln auf ewig.
    Ich war dabei, als sie in ihre erste Schlacht ritt. Ich war dabei, als eine Göttin zu ihren sterblichen Dienern hinabgestiegen kam um sie zu erlösen von der Einfachheit ihres Daseins. Obwohl von zierlicher und zarter Gestalt, zeigte sie keinerlei Furcht im Angesicht der übermächtigen Orkhorde, die sich unaufhaltsam durch den Pass von Karak Kadrin schob. Gelassen und kalt wie Eis zog sie in ihren ersten Kampf auf Leben und Tod gegen die Schwarzorks aus dem Osten. Zum ersten mal betrat sie ein Schlachtfeld und war dennoch ein Pol der Ruhe inmitten des Chaos der bevorstehenden Schlacht. Die Orks, siegreich gegen die Slayer von Karak Kadrin, die mächtigsten Krieger unter den Zwergen, johlten und grölten als sie unsere kleine Schar sahen. Sie hatten gerade erst eine der größten Zwergenfestungen aller Zeiten bezwungen und sahen uns und unsere Pferde bereits in ihren Mägen.
    Unerschrocken schwang Katarina sich auf ihr prächtiges, schneeweißes Pferd und setzte sich an die Spitze der Greifenlegion. Doch selbst diese hervorragenden Reiter blieben hinter ihr und ihrem Ungestüm zurück, ihrer eiskalten Leidenschaft die mit kalten Feuern brannte. Nicht ein einziges mal, während der gesamten Schlacht, sah ich sie ihr Schwert ziehen. Alleine mit der Macht des Eises wütete sie unter den Orks und tötete sie zu Dutzenden. Sie wob aus dem gewöhnlichen Schnee um uns herum undurchdringliche Schilde, die sämtliche Pfeile abprallen ließen. Sie brachte die orkischen Keilerreiter mit nur einer einzigen Handbewegung zum Stillstand. Sie ließ Speere aus Eis wachsen, die selbst die dicken Rüstungen der Schwarzorks durchbohrten.
    Ich frage mich, welch ungeheure Macht sie erst entfesseln könnte, wenn sie ernsthaft versucht zu kämpfen, wenn sie ihr Schwert aus reinem, durchscheinenden Eis zieht und wie ein gleißender, weißer Blitz durch die Reihen der Feinde zuckt. Doch dieser Anblick blieb mir an diesem Tag leider verwehrt. Dennoch, als ich sie dort stehen sah inmitten der gewaltigen, erschlagenen Orks, aufrecht und ungebeugt von den Anstrengungen der Schlacht, umgeben von einem feinen Nebel aus Eiskristallen und der überlegenen Ruhe eines wahren Anführers, da wusste ich wen ich vor mir sah...was ich sah. Ich sah eine Königin. Eine Eiskönigin der alten Tage, wie es sie seit 1000 Jahren nicht mehr gegeben hatte und auch in 1000 weiteren Jahren nicht mehr geben würde.
    In einem Punkt sind wir und die Imperialen uns sehr ähnlich, wir alle lieben gute Geschichten und als unsere großen Anführer starben, erfanden wir Lügen und Märchen für die nachfolgenden Generationen, um diese großen Helden auf ewig unsterblich werden zu lassen. Sigmar verschwand angeblich spurlos in den Bergen des Ostens und überließ sein Reich sich selbst, damit die einfachen Menschen lernten sich alleine gegen die Mächte des Chaos zur Wehr zu setzen. Aber noch immer wacht er von irgendwoher über sie, von wo konnten mir die Imperialen bisher nie erklären.
    Unsere erste Königin, Miska die Schlächterin, wie Unwissende sie gerne nennen, ereilte der Sage nach ein recht ähnliches Schicksal. Nachdem sie das Imperium in der Schlacht der Säbel in die Knie zwang, versuchte sie weiter Richtung Süden vorzustoßen, aber der Feind aus unserer alten Heimat folgte uns noch immer. Die Dämonen des Chaos zogen von Norden und Osten her in unser neues, zerbrechliches Reich und drohten uns erneut zu verdrängen. Doch statt hilflos auf die Ankunft der Chaoshorden zu warten, zog Miska ihnen mitsamt den besten Kriegern der Gospodari entgegen. Sie trieben die Heere des Chaos vor sich her und jagten sie bis tief in den Norden, bis in die Eiswüste und die Gärten des Chaos. Seit 1000 Jahren kämpft sie angeblich schon an den großen Dämonenportalen, direkt am Rande des Chaos, gegen die Götter und ihre grauenvollsten Diener. Es heißt in der Stunde der größten Not würde sie an der Spitze ihrer Reiter zu ihrem Volk zurückkehren und die Gospodari retten. Wahrscheinlicher ist allerdings, dass sie und ihre Krieger in einer namenlosen Schlacht ein unrühmliches Ende fanden und niemand den Ruf der Eishexe beschmutzen wollte, sie sollte auf ewig unbesiegt bleiben. Zumindest habe ich diese alten Geschichten bisher immer so interpretiert und nie an ihre Wahrheit geglaubt. Doch langsam beginne ich an sie zu glauben! Ich glaube daran dass Miska zu uns zurückgekehrt ist, dass sie wiedergeboren wurde in ihrer strahlenden Nachfahrin, Katarina Bokha.
    Es ist eine Schande, dass die kurzsichtigen Bojaren ihren degenerierten, naiven Bruder zum Zaren ernannten. Was ist Ivan Bokha schon verglichen mit der Reinkarnation Miskas? Verglichen mit der einzigartigen Perfektion des Eises? Unter seiner Herrschaft zerbrach die kislevitische Konföderation in Scherben. Die Ungolen erhoben sich gegen die Herren Kislevs und selbst die Norse aus Erengrad wurden zum erstenmal seit 400 Jahren wieder aufmüpfig und griffen nach dem Thron der Bokha. Er führte die Gospodari in den Ruin, indem er Kanonen, Gewehre und anderen Dreck aus dem Imperium massenweise heranschaffen ließ und die Schätze verprasste die seine Vorfahren über die Jahrhunderte ansammelten. Trotz seiner neuen Spielzeuge, unterlag er am Ufer des Lynsk der Macht Khornes und wurde von dessen Berserkern davongejagt wie ein räudiger Köter. Alles was er anpackt verwandelt sich auf der Stelle von purem Gold in Scheiße, während der frostige Hauch Katarinas die Welt in eine glitzernde Landschaft aus reinstem Eis und Schnee taucht.
    Die Bojaren und Speichellecker aus dem Süden, die beinahe schon halbe Imperiale sind, mögen Ivan die Treue halten, doch jeder wahre Gospodari, jeder wahre Sohn Ursuns, wird eines Tages Katarina die Treue schwören. Und wenn dieser Tag kommt, werden die Ungolen, Norse, Imperialen und selbst die Dämonen des Chaos erzittern, wenn sie den Schlachtruf von Ursuns Söhnen vernehmen, den Ruf mit dem wir unsere wahre Königin wieder in unserer Mitte willkommen heißen. Der Ruf mit dem wir erneut für sie in die Schlacht ziehen und die Arroganz des Imperiums endgültig brechen werden.
    Und ich weiß, es wird der Tag kommen, an dem all unsere Feinde sich vor ihr im Staub winden werden wie die jämmerlichen Würmer die sie sind. Sie alle werden sich beugen müssen, vor der Eiskönigin der Gospodari. Vor Katarina der Großen!“

    Aufzeichnungen der Bruderschaft des Bären, Jegor Krusjnov, Sohn Ursuns



    Weltenrandgebirge, südlich der Zwergenfeste Karak Kadrin, IK 2525


    [spoil]

    [/spoil]Katarina tat alles weh. Ihr ganzer Körper schmerzte noch immer von dem Gebrauch der Magie. Es war Jahre her dass sie wirklich dazu gekommen war ihre Macht einzusetzen. Gut, sie hatte ein paar Ungolen während dieser einen Schlacht getötet. Aber es war ein Unterschied ob man ein Dutzend halbnackter Menschen ohne jegliche Rüstung töten will, oder einen ganzen Haufen schwer gepanzerter Orks. Aber immerhin musste niemand sehen wie schrecklich schlecht sie inzwischen mit dem Schwert umging, hoffentlich hatte sie trotz allem einen guten Eindruck bei ihren Männern hinterlassen. Erschöpft saß sie an einem kleinen Lagerfeuer neben dem Zwergenprinz aus Norsca und starrte wie immer finster in der Gegend umher. Dass war ihr letzter Tag in den Bergen gewesen. Vor ihnen erstreckten sich bereits die Steppen ihrer Heimat, während dahinter langsam die Sonne unterging. Noch immer lag der halbe Osten Kislevs vor ihnen, bevor sie mit dem Ruhm ihres Sieges noch mehr Männer versammeln konnte. Allerdings besaß sie diesmal noch etwas viel wichtigeres als nur ihren Ruf als Bokha, nämlich hartes, festes Gold und davon gar nicht mal so wenig. Erst Vorgestern waren Zwergenkrieger aus Karaz-A-Karak eingetroffen und hatten sie endlich von ihrer einsamen Wacht über die verlorene Festung befreit. In der Nacht vor ihrer Abreise, hatte Katarina dann die notdürftige Bewachung der Zwergenfeste für ihre eigenen Zwecke ausgenutzt. Die Zwerge waren zu wenige gewesen, um jeden Winkel Karak Kadrins zu sichern und hatten sich nur auf die Eingänge beschränkt. Die Schatzkammer der Slayer dagegen war vollkommen unbewacht gewesen. Ihre Söhne Ursuns hatten so viel wie möglich auf die Vorratswagen ihrer kleinen Armee geschafft. Bei den gewaltigen Bergen aus Gold und Edelsteinen, würde es sicher nicht auffallen wenn ein bisschen fehlte. Auch wenn Orks sich nichts aus dem ganzen Glitzerzeug machten, würden die Zwerge mit etwas Glück die Schuld auf sie schieben, falls sie es überhaupt jemals bemerkten.
    Verwaltung und Verteilung der Vorräte, übernahmen seitdem Söhne Ursuns, in ihrem Auftrag. Es war schwierig zu verhindern dass jemand ausversehen auf ihr neustes kleines Geheimnis aufmerksam wurde. Die strengere Bewachung der Wagen zog nur umso mehr Aufmerksamkeit auf ihre winzige Belohnung. Und ja, es war nichts weiter als eine Belohnung, für ihre heldenhafte Hilfe im Kampf gegen die Orks. Katarina hatte die Anhänger Ursuns Gerüchte darüber verbreiten lassen, dass Vorräte gestohlen wurden, vielleicht würde das ja reichen um die vielen Wachen zu erklären. Den Söhnen Ursuns vertraute sie, die Bärenkrieger würden niemals die Geheimnisse der Bokha preisgeben und solange sie so tat als wäre sie eine normale Bokha würden sie treu hinter ihr stehen. In Wahrheit interessierte sie das alles einen Dreck. Wen kümmerten schon die Bokha, oder die Gospodari, sie brauchte nur eine Armee.
    Vor der Rache der Zwerge fürchtete sie sich kein bisschen, sollten die Stummelbeine nur toben. Zwerge waren sowieso kurz vorm aussterben, vor ihnen musste man keinerlei Angst haben. Auf ihrem Weg von Altdorf nach Kislev hatte sie mehr als genug gestohlen. Pferde, Proviant, Geld, Kleidung, was immer sie gebraucht hatte. Anfangs, direkt nach ihrer Flucht, hatte sie all das noch besessen, aber da waren sie ja auch noch zu Zweit gewesen. Katarina schüttelte den Kopf, um nicht mehr an diese Zeit zu denken, seit sie aus Kislev aufgebrochen war, verfolgte es sie immerhin nicht mehr in ihren Träumen. Worauf es ankam, war dass sie gelernt hatte sich zu nehmen was immer sie brauchte, notfalls auch mithilfe ihrer Magie. Katarina brauchte das Gold, um endlich voranzukommen. Ihre Pläne vegetierten seit ihrer Ankunft in Kislev nur so vor sich hin und Fortschritte blieben noch immer aus. Eigentlich sollte sie schon längst an der Spitze eines Heeres in Richtung Imperium unterwegs sein, um dieses lächerliche Reich voller Narren und Tiere in eine Wüste aus Eis zu verwandeln. Ihr Problem war, dass sie zu vorsichtig vorging oder anders ausgedrückt, sie ging viel zu friedlich und freundlich vor. Sie hätte Ivan schon längst töten müssen, am besten gleich nach ihrer Ankunft. Sie hatte es damals zwar versucht, aber nur halbherzig. Sie wusste noch immer nicht ob er wirklich so ahnungslos war wie er tat. Dieser Gedanke ließ Katarina einfach keine Ruhe mehr, sie wollte ihn nicht töten falls er unschuldig war.
    „Ihr Menschen müsst ziemlich wenig essen, wenn die Wagen noch immer so voll sind. Kein Wunder dass ihr so schmal seid.“ murmelte Hadrin misstrauisch, als er sah wie tief die Wagenräder im Boden versanken. Der verdammte Zwerg war klüger als gut für ihn war, dachte Katarina genervt, aber immerhin lenkte er sie von ihren trüben Gedanken ab.
    „Vielleicht stopfen wir nicht den ganzen Tag so viel Müll in uns herein wie ihr Zwerge. Der Großteil des Proviants ist eher für den Notfall gedacht. Falls es auf unserer Reise zu längeren Verzögerungen kommt werdet ihr mir noch dankbar sein, Zwerg. Außerdem müssen wir auch noch unsere Pferde irgendwie durch den Winter bringen und sie sind recht gefräßig, daher schleppen wir immer lieber etwas mehr mit uns herum.“ erinnerte sie den Zwerg, er schien gerne zu vergessen dass Pferde keine Maschinen waren.
    „Pff. Pferde, nutzlose Dinger. Sie fressen dir die Haare vom Kopf und scheißen überall hin und für was? Nur weil ihr Pferdemenschen zu faul zum Laufen seid! Verstehe einer die Menschen. Ich meine, Packpferde sind etwas anders, aber eure tollen Schlachtrösser könnten ja nicht einmal vernünftig Lasten transportieren oder einen Wagen ziehen wenn es drauf ankommt. Ein Zwerg braucht kein Pferd, wenn er irgendwo hin will vertraut er auf seine Füße, oder auf seinen Einfallsreichtum.“
    „Schön für euch.“
    „Eure kleinen Pferdchen könnten niemals mit einer zwergischen Maschinenraupen mithalten, zugegeben sie sind recht schnell, aber ich kann mir nicht vorstellen dass sie auch im Kampf besonders nützlich sind.“
    „Maschinenraupen?“ fragte Katarina und stocherte lustlos in ihrem Essen umher.
    „Gewaltige Maschinen, die sich durch Stein fressen und Tunnel durch das Weltenrandgebirge graben. Sie sind ausgerüstet mit zahlreichen Kanonen und können selbst eine kleine Orkhorde in Schach halten. Alles dort funktioniert fast vollkommen ohne Magie, abgesehen von einigen kleineren Runen. Aber hauptsächlich werden sie mit Dampf angetrieben. Da es unter der Erde wenig Holz gibt, verwendeten wir das einzige was es dort massenweise gibt als Brennstoff für die großen Kessel.“
    „Und was wäre das? Stein? Zwerge?“
    „Goblins.“ erwiderte Hadrin grinsend.
    „Ernsthaft?“ Katarina blinzelte ihn verwundert an, Zwerge waren wirklich verrückt.
    „Oh ja, gibt keinen besseren Brennstoff als Goblins, die halten ewig.“ er seufzte, als er sah wie einige seiner Männer umhergingen und Essen verteilten „Wir hätten mehr aus Karak Kadrin mitnehmen sollen, es ist erstaunlich wie schnell wir das ganze Essen immer aufbrauchen und auf Notrationen umsteigen müssen.“
    „Wollt ihr etwas von unseren Vorräten?“ bot Katarina gelangweilt an und versteifte sich sofort, sie hatte vor lauter Langeweile vergessen dass die Wagen zum Großteil mit Schätzen gefüllt waren. „A-also ich meine...“
    „Umgifutter!?“ fuhr Hadrin aufgebracht dazwischen und verhinderte damit dass sie sich um Kopf und Kragen reden konnte „Tut mir leid, aber eher verhungere ich als diesen Kram anzurühren. Behaltet euer Pferdefutter und werdet damit glücklich, aber ein Zwerg braucht etwas vernünftiges zwischen die Zähne und keine Körner.“
    „Tut mir leid, dass wir kein schales Bier, stinkenden Käse und widerliche Höhlenpilze haben.“ erwiderte sie bissig, sie konnte nicht oft genug erwähnen wie sehr ihr Zwerge auf die Nerven gingen. Zumindest die „wilden“ Zwerge, wenn sie erst einmal eine Weile unter Menschen lebten, ließ sich gut mit ihnen auskommen, wie mit Skorri. Der Gedanke an den Goldschmied aus Altdorf vermieste ihr endgültig den Appetit. Sie hatte ihn seit dem Tag des Aufstands nicht mehr gesehen. Ob er wusste warum sie nie wegen der geplanten Flucht zu ihm gekommen war? Er war damals einige Male zur Magierakademie gekommen um sich besorgt nach ihr zu erkundigen, aber sie hatte niemals jemanden zu sich vorgelassen. Mit trockenem Mund legte sie das Essen weg, jetzt war ihr der Appetit endgültig vergangen. Sie hoffte dass in Kislev genug Arbeit auf sie wartete, um diese Erinnerungen wieder in die hinterste Ecke ihres Kopfes zu vertreiben.
    „Die zwergische Küche besteht aus mehr als nur aus diesen Dingen! Wir essen Käse und Pilze nur sehr sehr selten. Du solltest nicht schon wieder mit Vorurteilen um dich werfen, Prinzessin. Wir sind durchaus in der Lage Gerichte zu zaubern die alles übertreffen was ihr Menschen jemals hervorgebracht habt.“
    „Tatsächlich?“ bevor sie nachfragen konnte, was die angeblich so geniale zwergische Küche denn noch alles zu bieten hatte, stapfte ein Zwerg an ihnen vorbei und drückte Hadrin im Vorbeigehen einen Holzteller mit seinem Abendessen in die Hand.
    Hadrin betrachtete enttäuscht und mürrisch seinen Teller, darauf lagen ein Stück schimmliger, stinkender Käse und ein großer, grüner halbgarer Pilz „Ach, verdammt.“



    Fort Ostrosk, IK 2525



    Ich sehe auch dass es ein 40k Bild ist, lasst mich in Ruhe

    [spoil]

    [/spoil]Unruhig betrachtete Artjom von der trügerischen Sicherheit der hölzernen Mauer aus, wie sich die schwarzen Belagerungstürme näherten. Auf ihnen prangte der Stern des Chaos und zeigte jedem der Verteidiger wer gekommen war um sie zu vernichten. Etwa zweitausend Anhänger und Dämonen Nurgles hatten sich dahinter versammelt und warteten nur darauf über die Mauern zu schwärmen.
    [spoil]

    [/spoil]Er wusste, dass es auf der Nordseite genauso aussah, dort hatte sich die andere Hälfte der Chaosstreitmacht versammelt. Sie hätten die kleine Holzburg am Ende der Welt aufgeben sollen, als die ersten Späher von der Armee Nurgles berichteten. Aber ihr General hatte anders entschieden, sie würden die Stellung halten und die Barbaren zurückwerfen. Sie hatten Reiter nach Süden geschickt, aber niemand rechnete noch damit dass die Verstärkung rechtzeitig eintreffen würde. Entweder sie hielten heute stand, oder sie würden bald alle zu Opfern des Pestgottes werden.
    Sie besaßen nur etwas mehr als hundert Bogenschützen und die befanden sich zum Großteil auf der anderen Seite der Stadt, also konnten sie im Moment nicht viel mehr tun als zusehen wie der Belagerungsturm die Mauer erreichte. Die Rampe krachte auf die hölzernen Zinnen nieder und gleichzeitig öffnete sich damit dass Tor zu den Gärten des Chaos.
    [spoil]

    [/spoil]Ein Dutzend gewaltiger Oger in schwarzen Rüstungen stürmte auf die Mauer und warf die kislevitischen Soldaten um als wären sie nichts weiter als Puppen. Innerhalb von Sekunden hatten sie mit ihren riesigen Keulen und Äxten einen großen Mauerabschnitt gesäubert und hinter ihnen kletterten schon die ersten Barbaren empor. Artjom rammte einem Barbaren seinen Speer in die Brust, ließ den Schaft los und stieß einen weiteren über die Mauer, zurück in die drängende Masse der Chaoskrieger. Dann raste die Keule eines Ogers heran und er duckte sich darunter hinweg. Ein anderer Kislevit wurde von der schweren Waffe erfasst und schreien davongeschleudert.
    „Runter von den Mauern!“ rief jemand hinter ihm panisch und Artjom ließ sich das nicht zweimal sagen. Es gab keinen Weg die Mauern gegen so etwas zu halten, selbst die Ritter der Reichsgarde oder die Greifenlegion hätten die Beine in die Hand genommen und sich eine bessere Position gesucht. Die Oger zermalmten sie hier oben einfach nur und rollten über sie hinweg, als wären sie nichts weiter als Kinder mit Stöcken.
    Artjom und die Überlebenden seiner Einheit stürzten hastig in den kleinen Holzturm und dass enge Treppenhaus. Unten angekommen sah er zu der Mauer hoch. Die Oger standen noch immer dort und durchbohrten die Menschen hungrig mit gierigen Blicken. Sollten diese verdammten Mutanten doch einmal versuchen mit ihren massigen Körper in dieses schmale Treppenhaus zu gelangen, dachte er grinsend. Noch während Atjom voller Zuversicht weitergehen wollte, landete direkt vor ihm der massige Körper eines Chaosoger. Immer mehr der mutierten Kreaturen sprangen einfach von der Mauer und ließen die Erde erbeben bei ihrem Aufprall. Sofort griff wieder Panik um sich, als die gewaltigen Kreaturen sie böse anfunkelten. Er und seine Kameraden drehten sich um und rannten so schnell sie konnten von den Mauern weg, weiter in das Zentrum Ostrosk. Dort standen auf ihrer Seite mehr als 500 Speerträger und 100 Bogenschützen bereit.
    [spoil]

    [/spoil]Artjom bezweifelte dass das ausreichen würde. Hastig reihten sie sich in den südlichen Speerwall ein, der sich den Chaosogern entgegenstellten. Die Berge aus schwarzen Stahl rannten einfach direkt auf den Wall aus Speeren und panischen Kisleviten zu. Sie ignorierten die Speere die ihnen entgegengereckt wurden und krachten mit ihrer bloßen Masse in die zerbröckelnden Reihen der Kisleviten. Speere zersplitterten einfach an diesen wandelnden Festungen und Pfeile prallten wirkungslos von den dicken Rüstungen ab. Im Schutz der Chaosoger begannen die Chaosbarbaren von den Mauern zu steigen, das Tor zu öffnen und sich zu einem einzigen, blutgierigen Mob zu sammeln.
    [spoil]

    [/spoil]


    Währenddessen, auf der anderen Seite der vielleicht nicht mehr ganz so sicheren kleinen Festung. Artjom II, tut mir leid aber mir gehen gerade die russischen Namen für unwichtige Nebencharaktere aus, stand inmitten von mehr als Sechshundert Speerträgern, die nahe des Nordtores Stellung bezogen hatten. Die Geschosse der Nurglehexer ließen dass Tor erzittern und schon der erste Treffer riss ein großes Loch in das Holz. Viele Treffer würde es nicht mehr überstehen. Die Verteidigung der Mauern hatten sie gegen die Magier und Dämonen Nurgles sofort aufgeben müssen, dort oben gaben sie ein zu leichtes Ziel ab und im Zweikampf waren sie den Seuchenhütern klar unterlegen. Ihre einzige Hoffnung lag darin sie irgendwie an dieser engen Straße zwischen den Gebäuden aufzuhalten. Eigentlich sollten sie direkt am Tor stehen, aber dort wartete eine kleine Überraschung auf die Anhänger Nurgles, leider hatten sie keine Zeit mehr gehabt weitere Vorbereitungen zu treffen. Das hölzerne Tor splitterte endgültig unter der Macht der Chaoshexer und die Torflügel barsten krachend auf. Der Anblick, der sich ihm auf der anderen Seite des zerstörten Tores bot, ließ den jungen Kisleviten unbemerkt einige Schritte zurückweichen. Zum „Glück“ standen hinter ihm noch weitere Reihen, so dass er nicht einfach umdrehen und wegrennen konnte. Massige, breite Reiter in grünen, schweren Rüstungen hielten und auf gewaltigen Streitrössern genau auf sie zu. Artjom II schluckte nervös und umfasste den schweißgetränkten Griff seines Speeres fester. Auf einmal kam ihm der dichte Speerwall lächerlich zerbrechlich und unsicher vor. Wie sollten sie diese Berge aus Stahl und Fleisch aufhalten? Die Chaosreiter hatten dass Tor fast erreicht, als sie in einen wilden Galopp verfielen und durch das Tor rasten um diese lächerliche Ansammlung von Speeren hinwegzufegen. Doch dazu sollte es nicht kommen. Der Boden gab unter den Hufen der großen Pferde nach und laut wiehernd stürzten sie zu Dutzenden in die, mit spitzen Pfählen gespickte, Grube. Leichtere Reiter drängten stürmisch nach vorne, in ihrem Wahn bekamen sie vermutlich absolut gar nichts mehr mit. Immer mehr Pferde und Männer stürzten nach unten und begruben die Überlebenden unter sich.
    [spoil]

    [/spoil]So ging es weiter, bis die Grube komplett mit Männern und Pferden aufgefüllt war. Bevor die Kisleviten sich über die so furchtbar einfache Vernichtung der feindlichen Reiter freuen konnten, schob sich ein neuer Schrecken auf sie zu. Über diesen grausigen Teppich aus Leichen, und vermutlich bereits angeborener Dummheit, marschierten die Auserwählten Nurgles in die kleine Festung ein. Die Teile ihres Körpers die nicht von den Rüstungen bedeckt wurden, hatten nur noch wenig menschliches an sich. Ihr Fleisch war verfault und verrottet, vielen fehlten Gliedmaßen, die notdürftig durch Waffen ersetzt waren die wirkten als wären sie direkt mit ihren Knochen verschmolzen.


    Der Verwesungsgestank der Artjom II entgegenschlug als sie näherkamen raubte ihm den Atem. Trotz des furchterregenden Anblicks, nahm er all seinen Mut zusammen und rammte seinen Speer in die ungepanzerte Schulter eines Nurglekriegers. Die Speerspitze bohrte sich in fauliges, weiches Fleisch ohne überhaupt auf Widerstand zu stoßen. Der Auserwählte gab nicht einmal einen Laut von sich, als er den Schaft des Speers mit seinem Streitkolben zertrümmerte. Plötzlich stand Artjom II nur noch mit einem unnützen Stück Holz da, während der massige Auserwählte sich auf ihn stürzte. Rasch machte er ein paar Schritte zur Seite und stieß dabei mit anderen Kisleviten zusammen, wodurch ihr kleiner Speerwall noch mehr in Ordnung geriert. Der Auserwählte krachte in der Zwischenzeit in die hinteren Reihen und wurde hoffentlich dort ausgeschaltet. Artjom II zog seinen Skimitar und versuchte sich so gut es ging wieder einzureihen.
    [spoil]

    [/spoil]Sie hielten ganz gut stand, die großen Chaoskrieger stürmten wieder und wieder gegen ihre Stellung an, doch jedesmal konnten sie sie zurückwerfen. Bis, nicht einmal kniehohe, kichernde Dämonen, die einfach nur aussahen wie schleimig grüne Säcke aus Fleisch, zwischen den Auserwählten hervorströmten und begannen ihre kleinen giftigen Zähne in die Beine der Kisleviten zu schlagen. Artjom II hörte die überraschten Schreie der Männer um sich herum, während er eines der Wesen auf seinem Schwert aufspießte. Aus den Wunden der Gebissenen floss grünlicher Eiter und sie wurden von einer eigenartigen Schwäche befallen, die jede ihrer Handlungen lähmte. Aus den Leichen de Nurglings stieg giftiges Gas hervor, dass die Kisleviten hustend zurückweichen ließ. Bevor sie sich irgendwie wieder von diesem Giftangriff erholen konnten, brandeten die Auserwählten erneut heran und diesmal überrollten sie die Kisleviten einfach und jagten sie vor sich her durch Ostrosk. Artjom II Schritte wurden langsamer, bis er und die anderen Überlebenden jäh stehen blieben und sich mit einem verzweifelten, gehetzten Ausdruck im Gesicht umsahen. Es gab keine weiteren Verteidigungslinien mehr. Dort wo die andere Hälfte der Verteidiger sein sollte, konnte man nichts weiter ausmachen als eine grüne, johlende Masse von Chaosbarbaren.
    [spoil]

    [/spoil]




    In der Zwischenzeit weit weit entfernt, in einem friedlichen und beschaulichen Städtchen namens Kislev.
    [spoil]

    [/spoil] Dort dachte niemand, am allerwenigsten der Spieler, auch nur im entferntesten daran die Armee in Bewegung zu setzen, um Ostrosk vor dem Untergang zu bewahren. Vermutlich wäre es ein Leichtes gewesen die Streitmacht Nurgles abzufangen, aber leider war es vollkommen unmöglich für Kislevs Heer auszurücken, denn es befand sich mitten in den Umbauarbeiten. Es widerstrebt mir einfach zutiefst mit bunt zusammengewürfelten Haufen in größere Schlachten zu ziehen, ich hasse es ganz einfach. Ivan und Katarinas Armeen müssen perfekt sein, nur dann dürfen sie gegen andere größere Armeen kämpfen. Mit perfekt meine ich natürlich nicht dass sie nur aus Elite bestehen sollen, sondern dass Katarina auf traditionellere Einheiten setzt und Ivan auf modernere. Von daher kann ich natürlich auch nicht jede Einheit rekrutieren, sondern immer nur bestimmte und da ich dass nur in Kislev wirklich kann, ist meine Rekrutierung etwas eingeschränkt, vor allem da kislevitische Einheiten nur mit dem letzten Rüstungsupgrade gut aussehen. Mein Streben nach Stil und Perfektion wird einer wirklich großen Streitmacht wohl auf immer im Wege stehen, denn es ist nicht wichtig zu gewinnen, sondern stimmig auszusehen. Solange ich mit Stil spielen kann, ist es mir egal ob während dieser, eigentlich vollkommen nutzlosen, Umbauarbeiten mein halbes Reich vor die Hunde geht.
    Lange Rede kurzer Sinn, meine Armee bleibt da wo sie jetzt ist. Von daher vergessen wir erst mal für eine Weile dass diese Nurgletypen da oben hocken und alles einsauen, und unternehmen stattdessen einen kleinen Spaziergang durch die verschneiten, friedvollen Straßen des winterlichen Kislevs.



    Kislev, IK 2525


    Der Botschafter ging gemütlich durch die winterlichen Straßen Kislevs, es war bereits am späten Nachmittag und nur wenige Leute waren noch unterwegs. Generell schien die ganze Stadt während dieser Jahreszeit in eine Art Winterschlaf zu gehen, er konnte dass gut verstehen, eigentlich würde er sich auch lieber im Warmen aufhalten. Trotz der Kälte gut gelaunt wandte er sich an Christine von Rauken, die neben ihm her stapfte und außer einem gelegentlichen Niesen oder Husten keinen Laut von sich gab „Und? Wie gefällt dir die prächtige Stadt aus Eis, das glitzernde Juwel des Nordens.“
    „E-es ist k-kalt und n-nass.“ antwortete sie mit zittriger Stimme und lugte mit rotem Gesicht aus der Kapuze hervor, sie trug einen dicken Pelzmantel und darunter vermutlich noch mehrere Schichten von anderer Kleidung und schaffte es trotzdem noch immer mehr zu frieren als er „Und b-bloß weil die G-gülle hier auf den Straßen gefroren ist, heißt e-es noch lange nicht d-dass sie nicht stinkt.“
    „Da hat wohl jemand eher etwas gegen Städte an sich. Wird es auf Dauer nicht langweilig alles immer so negativ zu sehen?“
    „Nein, ich finde darin bin ich ziemlich gut.“ Christine sah sich um, sie kamen anscheinend mehr und mehr in eines der ärmeren Viertel der Stadt „Warum sollte ich überhaupt mitkommen? Bisher habe ich Euch nur einmal gesehen, Botschafter, und zwar bei meiner Ankunft und selbst da wart Ihr kurz angebunden und in Eile.“
    „Das sagte ich doch gerade, ich möchte dass du dir die Stadt ansiehst und endlich einmal das wahre Kislev kennenlernst. Darf ich nicht einfach einen kleinen Spaziergang mit meinem neuen Schützling unternehmen?“ als er merkte wie sie ihm ungläubige Blicke zuwarf, sprach Kaspar von Velten weiter „Na schön, seit ich den Menschenschlächter jage bin ich in der Stadt nicht mehr gerne gesehen. Also trage ich nicht mehr meine offizielle Kleidung und bin nichts weiter als ein imperialer Händler, der seiner Tochter ein wenig die verzauberte Stadt aus Eis zeigen möchten.“
    „Dann gehöre ich zu Eurer Tarnung?“
    „So in etwa könnte man es auch ausdrücken .“
    „Mhm nein tut mir leid, dass passt nicht.“ erwiderte Christine, nachdem sie ihn eine Weile lächelnd von der Seite aus gemustert hatte „Ihr wirkt eher wie in Großvater würde ich sagen.“
    „W-was?“ er sah sie schockiert an „Ich glaube da möchte wohl jemand bald in den äußerten Norden verheiratet werden, dorthin wo es am kältesten ist.“ obwohl es nur als ein kleiner Scherz gemeint war, wandte Christine sofort den Blick ab und ihr Lächeln verblasste augenblicklich „Ich weiß um deine Vergangenheit als Novizin in Mortheim. Du wärst vermutlich lieber an jedem anderen Ort auf dieser Welt als Kislev und hast auch sicher kein Interesse daran verheiratet zu werden. Ich mache dir daher einen Vorschlag. Und zwar werde ich dich nicht weiter mit diesem Thema belästigen, bis du dich hier eingewöhnt hast. Du bist noch jung, also besteht kein Grund zur Eile und wie du sicher gemerkt hast habe ich auch so schon genug zu tun. Übrigens meinte ich den ersten Grund für diesen Spaziergang durchaus ernst. Deine Laune wird nicht besser, wenn du dich im Palast einsperrst. Außerdem treffen wir jemanden der dich interessieren könnte, einen Helden und wenn du ein Geheimnis für dich behalten kannst, dann verrate ich dir auch wie er heißt.“ erwiderte der Botschafter mit einem geheimnisvollen Lächeln, als sie ihn mit unverhohlener Neugier aus ihrer Kapuze heraus anstarrte „Es ist Herman Gottz.“


    „M-moment...DER Herman Gottz? Der Verteidiger von Nuln?“ die Begeisterung die auf einmal in ihrer Stimme mitschwang überraschte den Botschafter, vor allem aber ließ diese Nachricht sie endgültig die Kälte vergessen „Der größte Held von Wissenland, der ganz alleine die Brücke über den Aver gegen eine Orkhorde gehalten hat? Der Gottz der dass eiserne Kreuz vom Imperator persönlich erhielt für seine heldenhaften Leistungen bei der Verteidigung von Wissenburg? Es heißt solange er auf den Mauern Nulns wacht, könnte die Stadt niemals fallen. Er ist eine Legende im Süden des Reichs!“
    „Ja, genau der.“ der Botschafter schien alles andere als begeistert zu sein wenn es um den angeblichen Helden ging. Sein genervter Gesichtsausdruck entging selbst Christine nicht und brach ihren begeisterten Redeschwall endgültig.
    „Was ist? Ihr scheint ihn nicht besonders leiden zu können.“ fragte sie unsicher nach, als sie mit seinem Verhalten nichts anzufangen wusste.
    „Nun, sagen wir er ist vielleicht etwas, nun ja, unheldenhaft und seltsam, aber versuch dir das lieber nicht anmerken zu lassen.“
    „Was meint Ihr damit?“
    „Ach, sagen wir einfach unsere erste Begegnung verlief alles andere als entspannt. Es war kurz nach meiner Beförderung zum General. Ich sollte dass Kommando über eine kleine Streitmacht der Schwarzen aus Nuln übernehmen und eine Orkhorde daran hindern den Reik zu überqueren.“
    „Dann seid Ihr also mit ihm in die Schlacht gezogen? Seite an Seite, Rücken an Rücken, mit einem der größten lebenden Helden der imperialen Geschichte?“ unterbrach sie ihn aufgeregt.
    „Ja...“ antwortete Kaspar von Velten langsam und mit gedehnter Stimme, er hasste es sich an sein erstes Treffen mit Gottz zu erinnern, es war für den ehemaligen General vielleicht ein kleines bisschen entwürdigend gewesen „allerdings haben wir uns schon in der Nacht vor dem Aufbruch kennengelernt. Ich war gerade auf dem Weg zu den Kasernen, als sich mir jemand dreist in den Weg stellte und eine große Pistole mit sechs Läufen in mein Gesicht drückte. Er forderte mich auf ihm mein gesamtes Geld, meine Waffen und meinen Mantel zu geben.“
    „Moment...aber Herman Gottz hat so eine Waffe!“ unterbrach sie ihn erneut, diesmal einfach nur fassungslos.
    „Ja...und sie sieht auch wirklich beeindruckend aus, besonders wenn man sie direkt zwischen die Augen gehalten bekommt. Am Morgen nach diesem peinlichen Überfall, sah ich den Räuber wieder und zwar unter meinen Männern. Als ich erfuhr wer er war, musste ich diese Angelegenheit aber leider auf sich beruhen lassen. Niemand in ganz Nuln oder Wissenland hätte zugelassen dass man ihren größten Helden hinrichten oder einsperren ließ. Stattdessen vergab man ihm diesen kleinen Aussetzer und beachtete es nicht weiter. Solange er nicht ausversehen jemanden umbringt, lassen sie ihm daunten alles durchgehen.“
    „Was macht er überhaupt hier in Kislev?“
    „Stiefel kaufen.“ erwiderte er wahrheitsgemäß, auch wenn Christine ihn nur ungläubig ansah und vermutlich dachte er hätte wieder versucht einen Scherz zu machen „Ach frag mich nicht. Er schwört, dass er Stiefel aus Kislev braucht, weil er oft in den Bergen unterwegs ist und Imperiale seiner Meinung nach einfach keine Ahnung von vernünftiger Winterkleidung haben. Daher kommt er ab und zu hierher. Warum auch immer er hier ist, ich möchte ihn auf diesen Tschekatillo ansetzen.“
    „Den Anführer der Bratwa?“
    „Ja, dieser Narr ist nicht besonders gefährlich, aber seine ständigen Mordversuche gehen mir auf den Geist. Jedesmal wenn ich den Palast verlasse, hängt sich auch schon einer seiner Schlägertrupps an meine Fersen. Ach verdammt hätte ich nur nichts gesagt...“ Kaspar von Velten blieb stehen, als sich ein Dutzend, mit Messern, kurzen Schwertern und Pistolen bewaffnete, Kisleviten aus einer nahen Gasse auf die Straße schoben. Seltsam ruhig und gelassen wandte er sich an sie während die Männer näherkamen. Seinem Tonfall war zu entnehmen dass er sich keine großen Sorgen machte und so etwas in seiner Zeit in Kislev schon mehr als einmal erlebt hatte „Das sind Tschekatillos Männer, sie sind mal wieder hinter mir her. Am besten du verschwindest von hier.“
    „Aber...“ begann sie zu protestieren, doch er schnitt ihr sofort energisch das Wort ab.
    „Ich komme zurecht, ein paar nutzlose Halsabschneider sind kein Problem. Aber du bist unbewaffnet und würdest vermutlich nur im Weg stehen.“ die Kisleviten kamen auf ihn zugestürmt und ein Schuss aus einer Pistole donnerte durch die Straßen, als die Kugel ihn knapp verfehlte „Lauf endlich zurück zum Palast!“ nochmal ließ sie sich dass nicht sagen, sondern machte sich aus dem Staub.



    Großartig, dachte Christine mürrisch, sie hatte sich verlaufen. Müde und steif vor Kälte, bog sie in eine schmale Gasse ab. Ihr Orientierungssinn hatte sie ohne Probleme durch die Ruinenstadt Mortheim geführt, aber selbst diese zerstörte Stadt war noch immer planvoller angelegt gewesen als Kislev. Wo um alles in der Welt befand sich dieser verdammte Palast? Es konnte doch nicht so schwer sein ihn zu finden! Verdutzt blieb sie kurz stehen. In der Gasse vor ihr stand ein Junge von vielleicht zwölf Jahren, er hatte ihr den Rücken zugedreht und sie konnte nur seine kurzen blonden Haare erkennen. Sie wollte gerade einfach an ihm vorbeigehen, als der Junge sich langsam zu ihr umdrehte und grinsend anstarrte. Christine zuckte zusammen, als sie in leuchtende, grausame, rote Augen blickte, die sie anfunkelten. Unsichtbare Hände legten sich um ihren Hals und drückten ihr die Luft ab, während sie die Imperiale anhoben. Die Winde der Magie lösten sich sofort auf, sobald sie mit ihr in Berührung kamen, genauso wie es sein sollte. Aber trotzdem wurde sie weiter emporgehoben. Panisch merkte sie wie der Zauber immer wieder erneuert wurde, schneller als ihre angeborene Magieresistenz ihn auflösen konnte. Die Magie drückte sie gegen eine Hauswand. Christine versuchte die unsichtbaren Hände zu schlagen, doch es war als hätte sie gegen einen Felsen gehämmert und der Griff an ihrer Kehle verstärkte sich nur noch. Die roten Augen musterten sie und ihre jämmerlichen Fluchtversuche neugierig und durchdringend „Seltsam, ich kann nichts besonders entdecken, was Manfred an dir interessant finden könnte. Abgesehen natürlich von den üblichen Mutationen durch die Mächte des Mächte, die euch Sigmarpriester so standhaft gegen Magie werden lassen.“ er setzte ein unschuldiges Gesicht auf, dass er aber nicht lange beibehalten konnte, schon nach wenigen Worten drang dass Grinsen wieder an die Oberfläche „Oh Verzeihung, habe ich damit etwa einen Nerv getroffen? Ich vergesse immer wieder wie sehr ihr Sterblichen an euren imaginären Göttern und Glaubensvorstellungen hängt.“
    „W-wer b-bist du.“ presste sie mühsam hervor.
    „Mein Name ist Ushoran, kleine Priesterin.“ er lockerte den Griff seiner Magie etwas, damit sie ihm wenigstens vernünftig antworten konnte.
    „Der Herr der Masken.“ keuchte sie entsetzt und verstärkte ihre Anstrengungen um die unsichtbaren Hände an ihrem Hals abzuschütteln, das konnte nicht sein. Der Herr der Masken war noch vor der Gründung des Imperiums gestorben, vernichtet von einem orkischen Schamanen.
    „Oh, wirklich gut.“ überrascht lockerte er den Griff seiner Magie und ließ die ehemalige Priesterin überraschend sanft zurück auf den dreckigen Boden der Gasse gleiten, doch noch immer war die Gasse erfüllt von seiner Macht, bereit sie jederzeit zu zermalmen „Was weißt du denn noch über mich? Und versuch lieber nicht mich anzugreifen oder gar wegzurennen. Ich möchte mich nur etwas unterhalten. Wenn ich dich töten wollte, hätte ich es längst tun können.“
    Christine erhob sich mühsam, seine Magie hatte tatsächlich keinerlei Schaden angerichtet, sondern war nur dazu dagewesen sie ruhigzustellen. Sie hielt nicht viel von einem gemütlichen Gespräch mit einem Vampir, aber im Moment hatte sie wohl keine andere Wahl als auf seine seltsamen Spielchen einzugehen wenn sie überleben wollte „Du bist der kleine Bruder von Neferata, der ersten Vampirin. Ihr stammt beide aus dem Königshaus von Nehekhara, dem untergegangenen Reich an den Ufern des Nils. Sie wurde zur Herrscherin über einen Stadtstaat namens Lahmia und widmete sich dort uralten Büchern des Nekromanten Nagash und versuchte sein Elixier des ewigen Lebens zu brauen, doch es misslang. Sie machte einen Fehler und wurde zum ersten aller Vampire.


    Daraufhin begann sie ihre engsten Vertrauten ebenfalls zu verwandeln, aus diesen sollten dann später die großen Linien der Vampire hervorgehen. Die Necrarchen, die Blutdrachen, die von Carstein, die Schwestern Lahmias und die verfluchten Strigoi. Als Neferatas kleines Vampirkönigreich von den Menschen Nehekharas vernichtet wurde, zerstreuten sich die überlebenden Vampire und verteilten sich über die ganze Welt. Ushoran gründete ein eigenes Reich irgendwo im Süden, Strigos, und starb bei der Verteidigung gegen einen Waaagh der Orks. Reicht das?“
    „Woher weißt du so viel über Vampire? Ich bezweifle dass dieses Jahrtausendealte Wissen jedem gewöhnlichen Sterblichen bekannt ist.“
    „In meinem Kloster, gab es eine Ausgabe von Liber Necris. Allerdings wurde Ushoran dort immer als großer, bulliger und dummer Krieger beschrieben.“
    „Seltsam, was die Geschichte aus einem machen kann. Kaum lässt man sich ein paar tausend Jahre nicht blicken und schon gerät man in Vergessenheit. Dass Gedächtnis der Menschen ist wirklich erbärmlich. Sterblich zu sein muss schrecklich anstrengen und nerven.“ er betrachtete sie mit schwindendem Interesse „Mhm, das ist irgendwie recht öde. Ich hatte eine gewaltige Priesterkriegerin erwartet, eine Wiedergeburt Sigmars, eine Göttin in Menschengestalt oder etwas anderes was Manfred so sehr aufregen würde. Stattdessen nur ein machtloses sterbliches Mädchen.“ murmelte er gelangweilt vor sich hin und zog seine Magie endgültig zurück.
    „Manfred? Aber was...“
    „Sei still, ich habe alles gehört und gesehen was ich wissen wollte.“
    „Ist das alles? Du wolltest nur meine Geschichtskenntnisse prüfen? Wozu...?“
    „Stör mich nicht Sterbliche, ich denke gerade nach.“ unterbrach er sie genervt, er mochte es nicht wenn sein Essen es wagten ihn einfach so anzusprechen. Man sollte meinen die Menschen würden nach all der Zeit endlich einmal ihren wahren Platz in der Nahrungskette kennen, aber da kam wohl wieder das schlechte Gedächtnis der Sterblichen ins Spiel. Eine Weile stand sie einfach nur da und sah dem seltsamen Jungen beim Nachdenken zu, aber so sehr sie sich auch bemühte, Neugier und Ungeduld gewannen nach einigen Minuten die Oberhand „Worüber?“ platze es aus ihr heraus und sie biss sich sofort auf die Zunge, sie sollte nicht vergessen, dass dieser Vampir sie jederzeit vernichten könnte wenn sie ihn zu sehr reizte.
    „Darüber ob ich dich töten sollte, weil du erstaunlich langweilig normal bist, oder ob ich dich am Leben lasse weil du mich trotzdem irgendwie unterhalten hast und keinerlei Gefahr darstellst.“ Manfred war schon immer abergläubisch gewesen, genau wie alle anderen niederen Vampire. Wen kümmerte es schon was er für ein Problem mit dieser ehemaligen Novizin hatte? Diese Stadt begann ihn zu langweilen, vor allem da Tschekatillo ihn noch immer mit diesem Botschafter auf die Nerven ging. Seine menschlichen Diener waren einfach zum verzweifeln, nichts bekamen sie alleine auf die Reihe. Während er noch immer nachdachte, blieb sein Blick auf dem Amulett aus Tierknochen und Federn hängen, dass über ihrer Kleidung am Hals ruhte „Was ist das?“
    „Ähm, was?“
    „Dass um deinen Hals, Priesterin.“ sagte er ungeduldig, Menschen waren so furchtbar langsam und beschränkt.
    „Nur ein Talisman. Ich habe ihn von einer Bretonin namens...“
    „Genevieve Dieudonné?“
    „Ja, genau.“ misstrauisch starrte sie den Vampir an „Kennt Ihr sie?“
    „Ach was solls, verschwinde schon.“ seufzte der Vampir und scheuchte sie mit einer Handbewegung davon als wäre sie eine lästige Fliege.
    „Was?“ vor lauter Verwirrung über seine plötzliche Entscheidung rührte sie sich nicht von der Stelle, sondern starrte ihn nur weiterhin an.
    „Hau ab! Bevor ich dir doch noch die Kehle aufreiße!“ fauchte er sie zornig an, wenn er schon Milde zeigte sollte sie nicht einfach nur dumm rumstehen und ihn weiterhin mit Fragen löchern. Noch immer unendlich verwirrt, aber zum Glück mit einem winzigen Funken Intelligenz gesegnet, drehte Christine ihm den Rücken zu und lief tiefer hinein in das Gewirr aus Gassen, bevor der Vampir es sich anders überlegen konnte.[/spoil]

  • [spoil=11. Nicht unbedingt das fröhlichste Kapitel I]




    Missmutig stapfte Katarina hinter einem vollkommen unscheinbar, langweilig und normal aussehendem Diener her durch die spiegelnden Gänge des Eispalastes. Der junge Mann, hatte vor einigen Minuten dreist an die Tür zu ihren Gemächern geklopft und sie damit davon abgehalten in ihrem wundervollen, weichen Bett zu versinken. Seit ihrer Rückkehr nach Kislev, verbrachte sie jeden Tag damit mehr und mehr Anhänger um sich zu scharen, was oft bis in die Nacht hinein dauern konnte. Erst gerade eben, war sie von einem Abendessen mit einem der einflussreicheren Bojaren zurückgekommen. Leider mal wieder ein völliger Fehlschlag. Fast all ihre Treffen mit kislevitischen Bojaren endeten irgendwie immer auf die exakt gleiche Art und Weise. Sie wollte die Truppen der Adeligen und die wiederum, wollten ihr dafür an die Wäsche gehen. Ein paar waren sogar so dreist gewesen, ihr Heiratsanträge zu machen, nur für ein paar Reiter und die Unterstützung irgendeines kleinen Dorfes am Rande der Eiswüste. Langsam reichte es ihr mit ihren adeligen Landsleuten und sie wünschte sie alle in die Gärten des Chaos. Der Handel mit dem Imperium ließ sie reich, vorlaut und fett werden. Sie brauchte die Unterstützung der Bojaren nicht und so verzweifelt, dass sie ihren Körper an diesen Abschaum verkaufen musste, war sie erst recht nicht. Die Zahl ihrer Anhänger wuchs auch so von Tag zu Tag und das erstaunlich rasant. Sie rekrutierte ihre neuen Soldaten aus den Tempeln des Bärengottes Ursun und den Lagern der radikaleren Kräfte des Landes, was selbst sie inzwischen etwas beunruhigte. Langsam aber sicher trat Katarina etwas los, was sich vielleicht eines Tages nicht mehr so leicht kontrollieren ließ. Aber darum würde sie sich Gedanken machen, wenn es so weit war, was hoffentlich noch dauern konnte. Bis dahin, musste sie immerhin so tun, als würden ihre Ziele mit denen ihrer neuen Verbündeten übereinstimmen. Vor allem die Söhne Ursuns gehörten inzwischen zu ihren leidenschaftlichsten Verehren und verbreiteten in der ganzen Stadt Märchen über ihre Heldentaten. Zugegeben, die Schlachten gegen die Orks hatte sie gewonnen, aber wirklich stolz fühlte sie sich deswegen nicht gerade. Die Priester in den Tempeln priesen sie als Reinkarnation ihrer großen Königin Miska, die endlich aus dem ewigen Eis der Chaoswüste zurückgekehrt war, um sie erneut in den Kampf gegen das Imperium zu führen. Zumindest was diesen Punkt anging, stand Katarina voll und ganz hinter den Anhängern Ursuns. Wenn sie Zarin wurde, war ein Krieg mit den Imperialen unvermeidlich und sie freute sich bereits darauf. Endlich blieben sie vor einer vereisten Tür stehen und der Diener trat eilig zur Seite, nachdem er sie geöffnet hatte. „Der Großmeister erwartet Euch, Prinzessin.“
    „Wie freundlich von ihm.“ verabschiedete Katarina den Diener bissig, der sich hastig aus dem Staub machte. Ihre Haare leuchteten flammend Rot vor lauter Zorn über diesen alten Mann. Genervt marschierte die Prinzessin in das kleine Arbeitszimmer und fragte sich, womit sie es verdient hatte sich von diesem alten Narren herumschubsen lassen zu müssen. Die mystisch wirkenden Wände waren mit einfachen Schränken zugestellt, die der Wirkung des Eispalastes jeglichen Glanz raubten. Wie konnte man selbst so einen unwichtigen Raum ihres Palastes so sehr verschandeln? Im Zentrum stand ein langer Schreibtisch, der einen Großteil des freien Platzes einnahm. Ordentlich gestapelte Berge aus Papier ragten in die Höhe und direkt daneben stand der Grund für ihren ganzen Ärger, der Grund warum sie nicht in diesem Moment friedlich in ihrem Bett lag und von Ivans qualvollem Tod träumte. Vladimir, Anführer der kislevitischen Magier und Oberhaupt des Ordens des Gefrorenen Wassers. Der alte Mann mit den weißen Haaren und dem langen, wallenden Bart, trug eine dunkelblaue Robe und lächelte sie erstaunlich freundlich an. Normalerweise warf er ihr die meiste Zeit über misstrauische Blicke zu, mehr nicht. Vielleicht sollte sie versuchen nett zu sein, dann würde er schnell sagen was er wollte und sie konnte wieder gehen. „Ihr habt nach mir schicken lassen, altehrwürdiger Erzmagier?“
    „Ja, das ist richtig und ich danke Euch für euer Kommen. Es geht um eine ernste Angelegenheit, Prinzessin, und sie dürfte Euch genauso sehr interessieren wir mich.“ plötzlich wurde der Blick des Magiers durchdringender und in seiner Stimme schwang etwas bedrohliches mit, was sie bei dem verschlafenen alten Mann niemals erwartet hätte. „Es geht um den Bojaren, Vladic Keanovich, der von Eurem hohen Bruder beauftragt wurde die Bewegungen der Barbaren am Rande der Norscaberge auszukundschaften. Das ganze ist jetzt schon einige Monate her, noch bevor der Winter anbrach. Ich habe gehört, er soll im Norden verschollen sein. Gleichzeitig gibt es aber die ein oder andere Wache, die ihn hier im Palast gesehen haben will und das ungefähr zu der Zeit, zu der er wieder zurückkehren sollte. Ich habe gehört der Bojar gehörte zu Euren größten Verehren. Ihr wisst nicht zufällig etwas darüber?“
    „Wieso sollte ich? Es stimmt, ich mochte den Bojaren. Im Gegensatz zu den meisten Menschen hier war er ein gutmütiger Mensch, vielleicht etwas zu gutmütig. Der Norden ist gefährlich, selbst wenn man sich dort auskennt. Es gibt dutzende Gründe wieso er nicht wieder aufgetaucht ist und was diese albernen Palastwachen angeht, das passiert halt wenn sie den ganzen Tag nichts anderes leisten als zu trinken.“
    „Ich beginne langsam zu verstehen, dass der Norden nicht nur gefährlich sondern auch tückisch und hinterhältig sein kann.“ kommentierte er ihre Lügen trocken und durchschaute sie sofort.
    „Vielleicht solltet Ihr dann versuchen den Norden zu meiden so gut Ihr könnt, Erzmagier. Bevor er Euch genauso verschlingt wie den Bojaren. Hört zu, alter Mann.“ begann Katarina schroff und jegliche vorgetäuschte Freundlichkeit fiel auf der Stelle von ihr ab. Sie wusste nicht was Vladimir mit diesem Unsinn erreichen wollte und es war ihr auch egal, er sollte sich nur aus ihren Angelegenheiten heraushalten. Es war damit zu rechnen gewesen, dass die Magier Kislevs ihr früher oder später auf die Nerven gehen würden, aber Katarina hatte sich noch keinen Plan zurechtgelegt um mit ihnen fertigzuwerden. Sie war zuversichtlich stärker zu sein als sie alle zusammen, aber sie wollte sie nicht alle einfach umbringen und ihrem Volk jegliche magische Verteidigung nehmen. „Ich habe keine Zeit sinnlose Spielchen zu spielen, nur damit Ihr euren paranoiden Verfolgungswahn ausleben könnt. Mir ist es egal, was Ihr über mich denkt und falls Ihr mich nur gerufen habt, um mich mit haltlosen Anschuldigen zu beleidigen, dann gehe ich jetzt schlafen.“
    „Nein, Ihr seid nicht deswegen hier Prinzessin. Oder sollte ich Euch anders nennen?“ ein listiges Grinsen stahl sich auf die Lippen des alten Mannes, als ihre Worte sie zu verwirren schienen. „Ich könnte Euch Namen geben, die Euch weniger gefallen. Allen voran, Mörderin. Ich weiß vielleicht mehr als Ihr denkt, Katarina, und es ist ein Fehler mich zu unterschätzen.“
    „Ach? Das bezweifle ich dann doch. Dafür seid Ihr nicht intelligent oder mächtig genug.“ erwiderte sie überheblich und ohne sich einschüchtern zu lassen.
    „Meint Ihr? Ich habe direkt nach Euer Rückkehr, Ende Herbst letzten Jahres, einen meiner besten Männer nach Altdorf geschickt und zwar sollte er mir einen detaillierten Bericht über alles liefern, was Ihr in dieser Zeit getan habt. Vor allem aber, sollte er herausfinden wie Ihr aus der Magierakademie entkommen und all Eure magischen und menschlichen Verfolger abschütteln konntet. Ein Rätsel, auf das ich bis vor kurzem keine Antwort wusste, aber den Göttern sei Dank, traf heute endlich eine Nachricht meines Mannes ein und ich muss sagen, der Inhalt hat mich sehr verstört.“
    „W-was?“ Katarina starrte den Magier fassungslos an und dachte nicht daran ihre Tarnung weiter aufrecht zu erhalten. Ihre ausdruckslosen Gesichtszüge entgleisten und sie suchte sofort das Zimmer mit ihrem Geist nach versteckten Zaubern ab, die sie gefangen setzen sollten. Stotternd fuhr sie fort und auf einmal war von ihrer stoischen Selbstsicherheit nicht mehr viel geblieben. Wenn er alles wusste...dann war ihr Weg zum Thron endgültig vorbei. „I-ich meinte...das ist schön für Euch. Ich könnte diesen Brief nicht zufällig einmal sehen?“
    „Ah, endlich kann ich Euch also eine Gefühlsregung entlocken, auch wenn Furcht Euch nicht besonders gut steht wie ich feststellen muss. Den Brief sehen? Damit Ihr ihn auf der Stelle vernichten könnt und mich gleich mit? Nein danke. Aber immerhin weiß ich jetzt, wie Ihr aus der Stadt entkommen seid. So viel Brutalität hätte euer Bruder Euch sicher nicht zugetraut.“
    „Wenn das alles wahr wäre, würden wir jetzt vor dem Zaren stehen und sein Urteil hören, aber stattdessen stehen wir in dieser besseren Abstellkammer. Also, was verlangt Ihr als Gegenleistung für Euer Schweigen von mir haben, alter Mann?“ langsam gewann Katarina ihre Fassung zurück und setzte wieder ihre undurchdringliche, ausdruckslose Maske auf hinter der sie ihre noch immer panisch kreisenden Gedanken versteckte. Wieso hatte sie nicht daran gedacht dass irgendwer Erkundigen aus Altdorf einholen würde? Sie war sich zu sicher gewesen und hatte immer nur nach Vorne gesehen, aber es vermieden zurückzublicken, aus gutem Grund, aber dennoch war es unentschuldbar so fahrlässig zu sein.
    „Da ist sie ja wieder, die Überheblichkeit. Ich habe sie schon vermisst.“ Vladimir schnaubte verächtlich und zuckte gleichgültig mit den Schultern „Was sollte ich Eurer Meinung schon von Euch wollen? Das einzige was ich wirklich will, ist die Wahrheit über den Bojaren zu erfahren und dann, werden wir weiter sehen. Euer Bruder glaubt meinen Worten leider nicht, also was habt Ihr schon zu befürchten?“
    „Das werde ich ganz sicher nicht tun.“ wischte sie seinen lächerlichen Vorschlag beiseite. Sie musste versuchen irgendwie Zeit zu schinden und in der Zwischenzeit herausfinden warum er keine Angst vor ihr hatte. War er wirklich so sehr davon überzeugt, dass sie ihn nicht töten würde oder vertraute er auf seine eigene Macht um sie notfalls zu überwältigen? Sicher, sein Verschwinden könnte unangenehm werden, aber das was er über ihre Flucht aus Altdorf wusste, stellte eine viel akutere Gefahr dar. Katarina setzte ein freundliches Lächeln auf und ihre Haare wechselten zu einem dunklen, beruhigenden Braunton, der sie weniger gefährlich aussehen lassen sollte. „Was haltet Ihr davon, wenn wir dieses Gespräch an einem gemütlicheren Ort fortsetzen? Ich bin sicher, wenn wir uns erst einmal näher kommen, finden wir eine Lösung für diese ständigen Spannungen zwischen uns. Es gibt keinen Grund für uns Feinde zu sein, wir beide sind enge Vertraute des Zaren und sollten auf einer Seite stehen wenn das Chaos von Norden einmarschiert.“
    „Versteht mich nicht falsch, Katarina, vielleicht könnten wir darüber reden, wenn ich zehn Jahre jünger und um einiges dümmer wäre, aber so muss ich leider passen.“ entgegnete er und die Abscheu in seiner Stimme, ließ Katarina die Zornesröte ins Gesicht steigen. Ausgerechnet dieser alte, verschrumpelte Möchtegernmagier wagte es so mit ihr zu reden?
    „Dann lasst Ihr mir keine andere Wahl, Vladimir.“ sagte sie mit dunkler, kalter Stimme und noch bevor der Magier etwas erwidern konnte, schob sich eine Barriere aus hauchdünnem Eis auf ihn zu. Der überraschte Zauberer, wurde nach hinten gedrückt und mitgerissen, bis er mit einem kurzen Schmerzensschrei hart an die glatte Wand prallte. Das magische Eis der Wand, setzte sich auf Katarinas Befehl hin in Bewegung. Es schob sich über seine Arme und Beine, bis es so aussah, als wären sie vollständig in der Wand verschwunden und Vladimir bewegungsunfähig herumhing. Doch so leicht schien er sich nicht geschlagen zu geben. Irgendein altmodischer Zauberspruch entwich seinen Lippen. Alleine bei seinen Worten, musste Katarina sich zurückhalten um nicht laut zu lachen. Sie brauchte keine Zauberformeln oder primitives Herumgefuchtel. Ein Gedanke von ihr reichte aus, um das Eis zu kontrollieren und nach ihrem Willen zu formen. Ein langer, scharfkantiger Speer aus Eis zuckte von der gegenüberliegenden Wand auf Katarina zu, um sich mitten in ihren Schädel zu bohren. Doch bevor Vladimirs magische Geschoss sein Ziel erreichen und sie töten konnte, zerschellte es an einem nahezu unsichtbaren, dünnen Eisschild. Katarina musste dafür nicht einmal etwas tun. Sie hielt diesen Zauber immer aufrecht, selbst wenn sie schlief oder sich unter angeblichen Freunden befand. Wenn sie eines gelernt hatte, dann niemals ihren magischen Schutz zu vernachlässigen. Die Jahre in Altdorf hatten ihr deutlich gezeigt, wie hilflos sie ohne ihre Magie anderen Menschen ausgeliefert war. Noch ein halbes Dutzend weiterer Geschosse flogen auf sie zu, bevor sie sich gelangweilt an den inzwischen ausgelaugten und fassungslosen Erzmagier wandte. „Könnt Ihr damit bitte aufhören? Das ist lästig und es kitzelt furchtbar wenn etwas gegen meinen Schild prallt.“
    „Ich bin der Erzmagier aus dem Orden des Gefrorenen Wassers! Der mächtigste Magier von ganz Kislev! Eis kann mir nichts anhaben, ich werde dich und deine Überheblichkeit zerquetschen wie eine...“ schrie er sie an, bis das Eis von der Wand über seine Schultern wanderte und seinen Hals hinauf bis zum Mund kroch. Dort angekommen, versiegelte es seine Lippen und bedeckte sein halbes Gesicht. Damit ersparte sie sich seine Beleidigungen genauso wie seine albernen Versuche sie zu töten.
    „Wie wäre es wenn Ihr einfach einen Moment lang still seid? Schon viel besser, danke.“ Damit ignorierte sie ihn vorerst und wandte sich den Papierbergen auf dem Schreibtisch zu. Schon nach wenigen Minuten, zog sie triumphierend das Schreiben hervor. Das was sie suchte, befand sich relativ weit oben, da er es heute erst gelesen hatte. Wenn sie es vernichtete, würde sie für die nächsten Monate wieder Ruhe haben. Den Diener des alten Magiers, der in Altdorf herumschnüffelte, konnte sie sicher abfangen falls er persönlich hier auftauchte oder weitere Nachrichten schrieb. Neugierig entfaltete sie den Brief und begann den an Vladimir adressierten Text zu überfliegen.
    „Dort steht rein gar nichts wichtiges drin“ verwirrt warf sie das Schreiben achtlos zurück auf den Tisch und starrte den stumm zusehenden Erzmagier erstaunt an. Und deswegen hatte sie sich Sorgen gemacht? In dem Schreiben stand nur, dass sie nichts über Katarinas Verschwinden in Erfahrung gebracht hatten. Es hieß nur, sie wäre eines Tages spurlos aus der Akademie verschwunden und selbst mit Magie konnte keiner ihrer Bewacher sie wiederfinden. „Das ist alles? Es war aller nichts weiter als ein schlechter Bluff damit ich den Mord an dem Bojaren gestehe? Was für ein lächerlicher Plan soll das sein?“ Katarina widerstand dem Drang vor Erleichterung lauthals zu lachen, ihre Panik war also vollkommen unbegründet gewesen. Natürlich, als würde dieser unfähige Trottel jemals irgendetwas wichtiges herausfinden. Warum hatte sie ihm überhaupt geglaubt? Er war ungefährlich, nichts weiter als ein verrückter, harmloser, alter Magier dessen Hirn im Laufe der Zeit zu Eis gefroren ist. Ivan würde ihm niemals ein Wort glauben, egal wie sehr er versuchte sie als Monster hinzustellen
    „Mehr habt Ihr nicht in Erfahrung bringen können? Ich wünschte, Ihr hättet mir einfach erzählt was dort stand, dann wären wir jetzt vielleicht nicht in dieser unangenehmen Situation.“ Die braunen Augen des Erzmagiers funkelten sie voller Hass an, während er weiterhin stumm an der Wand hing und sich von ihr verspotten lassen musste. Katarina fühlte sich ausnahmsweise einmal gnädig. Die Erleichterung darüber, dass anscheinend selbst der oberste Magier Kislevs nichts herausfinden konnte, versetzte sie zumindest kurz in gute Stimmung. Sie würde ihn am Leben lassen. Sollte er ruhig dem Zaren hiervon erzählen. Ivan würde den alten Mann nur auslachen. Andererseits war es seltsam, dass nicht mehr über ihre Flucht aus Altdorf bekannt geworden war, sie hatte sich damals nicht wirklich bemüht ihre Spuren zu verwischen und war ganz sicher nicht besonders unauffällig vorgegangen. Um ehrlich zu sein, hinterließ sie eine breite Spur aus Blut und Leichen als sie ihre Fesseln mit etwas Hilfe sprengte. Nachdenklich wandte sie sich dem Eismagier zu, legte den Kopf schief und sah in eine Weile an ohne etwas zu sagen. Sie wusste nicht genau, was sie jetzt mit ihm anstellen sollte. Er würde sie sicher weiter belästigen, aber sie wollte ihn auch nicht umbringen. Nicht dass es noch einen Unterschied gemacht hätte ein bisschen mehr Blut an den Händen zu haben, aber irgendjemand würde den Erzmagier sicher vermissen und sie wäre der letzte Mensch, der ihn vor seinem plötzlichen Verschwinden besucht hatte, was viel zu viele unangenehme Fragen aufwerfen könnte. Also entschied sie sich für eine andere Lösung, sie würde den Magier einfach ab jetzt besser im Auge behalten.
    „Beantwortet mir eine einfache Frage, dann werde ich Euch gehen lassen und wir vergessen dieses kleine, bedauernswerte Missverständnis.“ mit einem kurzen, beiläufigen Blinzeln ließ sie zu, dass das Eis an seinem Mund sich augenblicklich wieder zurückzog und dem Magier erlaubte zu sprechen. Sie brauchte eine Antwort, auch wenn sie dafür seine nervtötende Stimme ertragen musste. Diese Frage entschied darüber, wie sie in Zukunft vorgehen würde und ob sie endgültig sämtliche Skrupel beiseite lassen konnte oder ob sie weiterhin unsicher und orientierungslos um herlief.
    „Und das soll ich Euch glauben?“ er schnaubte verächtlich. Als würde eine Eishexe ihr Opfer jemals wieder gehen lassen wenn es einmal in ihrem frostigen Netz landete. Vladimir besaß zwar keine stichhaltigen oder auch nur ansatzweise glaubwürdigen Beweise aber er wusste, dass Katarina nichts weiter war, als eine kalte, berechnende Mörderin. Sollte sie ihre Frage stellen, es war ihm egal. Wenn er sie nicht aufhielt, würde es irgendjemand anderes schaffen, letztendlich gewann das Gute schließlich immer.
    „Ihr seid Vaters engster Berater gewesen. Er hat Euch in alles eingeweiht was er getan und geplant hat. Ich weiß auch, dass Ihr zu denen gehörtet die auf ihn einwirkten, um mich wegen meiner Kräfte zu verbannen. Aber das ist mir im Moment egal. Ihr werdet Eure Strafe dafür eines Tages noch erhalten, aber nicht heute. Ich will heute nur eines wissen; sind meine Briefe aus Altdorf jemals hier angekommen?“ Katarina stockte kurz und überlegte wie sie es am besten ausdrücken sollte. Alleine wenn sie daran dachte, fühlte sie sich nicht mehr wie eine allmächtige Eishexe, sondern wieder wie das verzweifelte Mädchen, das in dem Turm der Himmelsmagie gefangen war. „Hat mein Vater sie jemals gelesen? Wusste er was...wusste er wie es mir ging nach...nach dem was während dem Aufstand passiert ist? Wie sehr ich seine Hilfe gebraucht hätte, anstatt mich weiter in dieser Hölle leiden zu lassen, nur wegen dem was ich bin?“
    „Eure Briefe?“ fragte der Magier erstaunt von dem plötzlichen Themenwechsel, fing sich aber schnell wieder als er zumindest eine winzige Chance sah am Leben zu bleiben. Immerhin war es keine sonderlich schwere Frage. „Natürlich sind sie eingetroffen. Unser alter Botschafter in Altdorf, mochte dich aus irgendeinem Grund und hat uns brav mit deinen sinnlosen Briefen genervt. Boris war genauso froh wie ich, als es damit endlich vorbei war, obwohl es irgendwie Spaß machte sie zu lesen. Sie waren sehr unterhaltsam.“
    „Danke, mehr wollte ich nicht wissen.“ murmelte Katarina gedankenverloren und ignorierte seine erbärmlichen Versuche sie zu beleidigen. Sie wusste, dass der kislevitische Botschafter sie nicht enttäuscht hatte. Er war in Altdorf der einzige Mensch gewesen dem sie vertrauen konnte. Der Gedanke, dass man hier in Kislev nur über ihre Hilferufe gelacht hatte, ließ allerdings unbändige Wut in Katarina aufsteigen. Wie konnten sie sie so sehr hassen, nur weil sie eine Eishexe war? Sie hatte sich diese Gabe nicht ausgesucht, oder eher diesen Fluch wie der Erzmagier es nennen würde. Die Angst vor den mystischen Hexen und der Rückkehr des ewigen Eises saßen tief in den Köpfen der Kisleviten und das vielleicht nicht einmal vollkommen grundlos. Die letzte Eishexe, Miska die Schlächterin, hatte ihren Beinamen nicht ohne Grund erhalten und selbst Tausend Jahre nach ihrem Tod, raunte man noch immer voller Schrecken ihren Namen hier im Norden. Nur Katarina dachte nicht so, sie und die fanatischsten Anhänger der Ursunkulte, die alte Elite der Gospodari, die Nachfahren von Miskas legendären Rittern und genau diese Menschen sammelte sie um sich, auf alle anderen konnte sie verzichten, auch wenn der Kult des Ursun und dieser ganze Gospodariunsinn ihr nicht gleichgültiger sein konnten. „Und hat er auch die Briefe an meinen Bruder weitergereicht? Ich habe immer zwei gleichzeitig geschickt, einen an ihn und einen an Ivan.“
    „Soweit ich weiß schon. Es gab für Boris keinen Grund, es nicht zu tun. Warum sollte er auch verheimlichen, was sowieso niemanden interessiert? Er wird die Briefe an seinen Sohn gegeben haben und das ohne sich Sorgen zu machen, dass der etwas dummes anstellen könnte. Unser neuer Zar ist nett und höflich, ein zu guter Mensch um seinen unterschwelligen Hass offen zu zeigen, aber selbst er wird dich nicht ewig dulden. Selbst er weiß, was du bist.“ Vladimir sprach so gehässig wie er konnte weiter, er wollte diese verfluchte Hexe irgendwie verletzten, sie leiden sehen und dazu fiel ihm nur eines ein was sie wirklich treffen würde. „Weißt du, Hexe, vielleicht hätte ich dein erstes Angebot von vorhin sogar bereitwillig angenommen, wenn du mich nicht so sehr anwidern würdest. Alleine bei dem Gedanken daran dich zu berühren, steigt in mir die Galle auf. Immerhin hast du dich vermutlich schon mehr Männern hingegeben als die heruntergekommenste Hafennutte aus ganz Marienburg. Mehr als das bist du auch nicht, selbst wenn du dich vor dem naiven Zaren ein bisschen nett geben kannst. Eine Hexe und eine Hure, die unbedingt Zarin werden will, das ist wirklich lächerlich. Du hast nicht einmal das Recht diesen heiligen Palast zu betreten, man sollte dich wieder einsperren und vergessen, für immer, und ich hoffe dein Bruder merkt das endlich. Ich persönlich jedenfalls, fand die Briefe die du aus Altdorf geschickt hast wirklich herzzerreißend und rührend, so voll gespielter Angst und geheuchelter Verzweiflung, damit man dich wieder nach Kislev lässt um Tod und Verderben über uns zu bringen. Ich bin sicher in Wahrheit hast du es genossen die Beine für die Imperialen breit zu machen und dich von ihnen vögeln zu lassen.“
    Seine Worte rissen Katarina aus ihren dunklen Gedanken und sobald sie begriff, was er gerade gesagt hatte, konnte sie sich nicht mehr zurückhalten. Der Hass auf den Zaren, die Imperialen und diesen vorlauten Magier löschte alles andere in ihrem Kopf aus und ließ nur noch eines zurück, den Drang danach ihn zu zerschmettern. Ihre rechte Hand schnellte vor und umschloss die Kehle des Erzmagiers, der sie noch immer anlächelte, ohne sich um ihren Zorn zu kümmern. Erst als er ihr in die Augen blickte, verschwand sein freudiges Grinsen darüber wie viel Wirkung seine Gehässigkeiten erzielt hatten langsam aber sicher. Katarinas Augen leuchteten ihn an und das grelle, blaue Strahlen, ließ ihn für einen Moment schmerzhaft die Augen zusammenkneifen, bevor es nachließ.



    Eis kroch von ihren Fingern hinab, um sich langsam um den Hals des Magiers zu schlängeln. Es breitete sich rasch aus und wanderte weiter bis zu seinem Kinn und auch über seine Schultern hinab, bis es fast seinen gesamter Oberkörper eingehüllte. Das ganze ging so schnell, dass Vladimir erst jetzt bemerkte was sie vorhatte und sein überhebliches Grinsen wurde damit endgültig von seinem inzwischen panischen Gesicht gewischt. Der Erzmagier versuchte etwas zu sagen, vielleicht einen letzten Zauberspruch zu sprechen oder sie auch nur zu verfluchen, aber alles was er rausbrachte war ein schmerzhaftes Stöhnen. Das Eis bohrte sich durch seine Haut in seinen Hals hinein und ließ sein Blut gefrieren. Röchelnd versuchte Vladimir sich erfolglos aus dem Griff des magischen Eises zu befreien. Katarinas Druck auf seinen Hals verstärkte sich, solange bis es ihr endlich gelang das dünne magische Eis zu dem sein Körper dort geworden war zu brechen. Der eingefrorene Hals zersplitterte unter ihrem Griff und winzige, scharfkantige Splitter flogen um sie herum, streiften ihre Wangen ohne in die Haut ihrer Herrin zu schneiden und zerschellten an der Wand hinter ihr. Der Kopf des Magiers flog davon und sie hörte wie er ebenfalls zerbrach, als er auf dem Boden aufschlug. Das Eis hatte sich weiter ausgebreitet und seinen Schädel von Innen heraus gefroren.
    Doch das reichte ihr nicht. Sie wollte ihn vollständig auslöschen, bis nichts mehr von ihm und seinen Worten übrig war. Katarinas rechter Arm zerfloss für einen kurzen Moment zu unruhig waberndem Wasser und formte sich rasch zu einer langen, nahezu durchsichtigen, langen Klinge aus Eis. Sie hatte keine Lust gehabt Miskas Schwert, Furchtfrost, die ganze Zeit mit sich herumzutragen und es daher verbessert. Ihr rechter Arm war die meiste Zeit über sowieso nutzlos gewesen, das merkte sie wenn sie versuchte damit ein Schwert zu schwingen. Also ließ sie den Arm selber die Waffe werden und verschmolz die magische Klinge mit ihrem Körper. Es war ein ungewohntes Gefühl, aber immerhin verdrängte es die Schmerzen, die sie seit diesem Tag in Altdorf quälten. Hastig verdrängte sie die Gedanken daran, sie sollte sich nicht ablenken lassen, sondern das hier genießen. Der tote Magier musste verschwinden und sie wusste auch schon genau wie. Ohne sich weiter aufzuhalten, schwang sie ihren durchsichtigen Klingenarm gegen den verhassten Feind. Sobald die scharfe Klinge sich mit spielender Leichtigkeit in die Brust des toten Magiers bohrte, begann die getroffene Stelle sofort zu gefrieren. Das Fleisch, Blut und selbst die Knochen verwandelten sich in durchscheinendes Eis. Als sie erneut nach ihm schlug, flogen Eisstücke um sie herum. Immer mehr von dem Körper gefror und kein einziger Tropfen Blut wurde dabei vergossen. Immer wieder trieb sie das mystische Schwert in den Erzmagier, beinahe wie im Rausch stach sie auf ihn ein, um seine Existenz und die Erinnerungen die er wieder aufgewühlte hatte auszulöschen.
    „Niemand, wird mich zurück in mein Gefängnis stecken! Hast du das endlich verstanden alter Mann!? Niemand!“ schrie sie ihn wütend an und ließ all ihren Hass, den sie auf Ivan empfand an dem Magier aus. Am Ende stand sie schwer atmend über einigen zerschmetterten Eisbrocken, die im ganzen Raum verteilt lagen und ließ die magische Waffe wieder spurlos verschwinden. Das Eis, würde schnell schmelzen, dafür sorgte einer ihrer Zauber. Nicht lange und es blieb keine Spur von dem Erzmagier zurück.
    Zurück in ihren Gemächern, ließ sich Katarina erschöpft in ihren Kleidern auf das Bett fallen und starrte die Decke des Eispalastes an. Dieser Vladimir hätte nicht von ihrer Zeit im Imperium anfangen dürfen, alles was er vor diesem einen Moment gesagt hatte, wäre nicht ausreichend gewesen um sie so in Rage zu versetzen. Aber zu behaupten sie hätte freiwillig...dachte Ivan auch so? Wenn er ihre Briefe kannte, wusste er davon und wenn er genauso dachte wie der Magier, dann wäre sein Tod endgültig sicher. Wie konnte der Erzmagier behaupten, sie hätte all das erduldet nur um das Mitleid ihres Vaters zu erwecken, damit er sie zurück nach Kislev holte? Hatte der Zar genauso darüber gedacht? Das würde sie nie erfahren, denn zum Glück war Boris Bokha tot. Einer weniger den sie für ihre Rache vernichten musste, gemeinsam mit Vladimir, machte das schon zwei. Es war trotzdem ein Fehler gewesen, sich mitten im Palast so gehen zu lassen, aber irgendwie gefiel es ihr auch ihre Magie ohne Einschränken oder Rücksicht auf andere einzusetzen. Zu lange schon war ihr das verwehrt geblieben, obwohl sie früher, vor ihrer Zeit in Altdorf, niemals jemandem mit ihrer Macht etwas angetan hätte. Katarina wurde aufeinmal schlecht, als sie an ihren ersten Mord mithilfe von Magie denken musste. Schlecht und irgendwie auch freudig erregt, sie hatte niemals umsonst getötet, es hatte immer einen Grund gegeben, zumindest redete sie sich das gerne ein. Seit diesem Tag, fühlte sich ihre Magie irgendwie anders an.
    „Andererseits, anscheinend war es gar nicht mein erster magischer Mord.“ flüsterte Katarina in die Dunkelheit und Einsamkeit ihrer Gemächer. Sie musste an die Frau mit den langen schwarzen Haaren und tiefgründigen grünen Augen denken, die sie noch vor den Schlachten gegen die Orks im Thronsaal ihres Bruders gesehen hatte. Genevieve Dieudonné, sie war noch immer am Leben. Die Frau, mit der sie sich auf keinen Fall anlegen wollte wenn es sich irgendwie vermeiden ließ, selbst jetzt noch da sie fast wieder über ihre volle Stärke verfügte. Ein gequältes Lächeln huschte kurz über Katarinas Lippen, als sie an ihre gemeinsame Zeit denken musste. Sie würde Genevieve nicht in ihre Nähe lassen. Sobald sie sich an einem ruhigen Ort alleine über den Weg liefen, würde sie diese Frau ein für alle mal vernichten, das schwor sie sich bei allen Göttern dieser und jeder anderen Welt.
    „Ich hätte nicht gedacht, dass sie so zäh ist, immerhin habe ich sie mit meiner Magie damals in Stücke gerissen.“ murmelte Katarina müde und legte sich einen Arm über die Augen um einzuschlafen und all das zu vergessen. Doch dazu sollte es nicht so leicht kommen, denn ihre neue Nachbarin war mal wieder damit beschäftigt Krach zu machen. Durch die erstaunlich dünne Wand zu einem Nebenraum ihrer weitläufigen Gemächer, begann Christine von Rauken mit ihrem allabendlichen Gebet zu ihrem geliebten Sigmar und das laut, viel zu laut. Der monotone Sprechgesang der Ostländerin, war inzwischen zu einem weiteren Grund geworden warum Katarina mittlerweile kurz vor einem Nervenzusammenbruch stand. Wie lange würde diese verdammte Imperiale wohl diesmal brauchen um einzuschlafen? Die Standardgebete zu Sigmar stellten bedauerlicherweise erst den Anfang ihres abendlichen Rituals dar. Sobald sie damit einmal fertig war, begann Christine all ihre angeblichen Sünden aufzuzählen. Als Katarina daran dachte, musste sie gegen ihren Willen kurz schmunzeln. Die junge Imperiale schien keine Ahnung davon zu haben, was wirkliche Sünden eigentlich waren. Als eifrige Sünderin, kannte Katarina sich damit inzwischen gut aus.


    Lauscht diesen Worten
    und blickt auf voller Hoffnung
    In einer Zeit, vor der Zeit selbst
    Bestien zogen durch das Land
    alles war gehüllt in Dunkelheit
    Es war die Zeit der Trauer
    Es war die Zeit des Untergangs
    Es war die Zeit der Wölfe
    Die Menschheit war verloren
    und sie sahen zum Himmel
    Sie riefen die Götter an
    und die Götter antworteten
    Sie sandten ihren Sohn
    und die Trauer verschwand
    In die Dunkelheit kam ein Licht
    Eine Kerze der Göttlichkeit
    Ein Drache mit zwei Schwänzen
    Ein zweigeschweifter Komet
    Ein Zeichen...


    Katarina drehte sich seufzend von der Wand weg, verkrallte die Finger in ihrem Kissen und warf es sich genervt auf den Kopf, um den Lärm einigermaßen abzudämpfen. Sie brauchte ihren Schlaf, um nicht noch mehr Fehler wie den heutigen zu begehen. Wenn sie begann sich auffällig zu verhalten, musste sie wieder töten und irgendwann würde es selbst ihrem zurückgebliebenen Bruder auffallen wenn seine Berater und Vertrauten nach und nach spurlos verschwanden. Noch lange bevor die einsame Litanei der ehemaligen Novizin endlich ein Ende fand, fiel Katarina endlich in einen unruhigen, wenig erholsamen Schlaf, der sie zurückführte an den einzigen Ort auf dieser Welt, der ihr noch immer Angst einjagen konnte.[/spoil]

  • [spoil=11. Nicht unbedingt das fröhlichste Kapitel II]


    Vorsichtig öffnete Katarina die Augen und zuckte sofort vor Schmerzen zusammen. Ihr Kopf dröhnte und fühlte sich an, als wollte er gleich in Tausend winzige Einzelteile zerspringen. Langsam schlug sie die Augenlider wieder nach Oben und stellte sich den stechenden Schmerzen in ihrem Schädel. Sie lag auf einem einfachen Steinboden nahe einer grauen, groben Wand. Mühsam hob sie ihren linken Arm, um sich an der Wand hochzuziehen und auf wackligen Beinen unsicher zum stehen zu kommen. Die Zelle in der die Prinzessin sich befand, drehte sich um sie herum, während sie versuchte ihre Gedanken zu ordnen. Um sie herum, befanden sich noch mehr abgerissene Gestalten und es gab noch mehr und noch größere Zellen, die genauso überfüllt wirkten. Ihren Mitgefangenen schien es genauso zu gehen wie ihr, einige sahen sich desorientiert um und andere schienen niemals wieder aufzuwachen so wie sie aussahen. Ein stechender Schmerz, wanderte plötzlich ihren Arm hinauf und ließ sie zusammenzucken. Sofort hielt sie sich ihre Hand vor die Augen und der Anblick trug nicht dazu bei ihre Laune zu heben. Ein langer, breiter Schnitt lief quer über ihre Handfläche. Die offene Wunde brannte schrecklich und Katarina wurde schlecht, als sie den verdreckten Schnitt betrachtete. Die ganze Zeit während sie bewusstlos war, musste die Verletzung in dem Dreck des Kerker gelegen haben. Sie musste keine Heilerin sein, um zu wissen dass das nicht gut ausgehen würde. Vor den Zellen, hockten zwei Männer in weißen Uniformen an einem ramponierten Holztisch und spielten irgendein Kartenspiel. Der eine war hochgewachsen und hatte hellblondes, kurzes Haar. Er wirkte die ganze Zeit über so, als wäre er am liebsten an irgendeinem anderen Ort, vermutlich war er dabei gegen den Mann mit den schütteren, mittellangen braunen Haaren zu verlieren, der mit ausdrucksloser Miene auf seine Karten starrte.
    Langsam kamen die Erinnerungen, an das was passiert war, wieder zurück und Katarina verfluchte sich selbst für ihre eigene Dummheit. Sie hätte den Platz niemals betreten dürfen. Einmal inmitten der drängelnden Menschenmenge, war sie eingekeilt gewesen und konnte froh sein, dass man sie nicht zerquetscht hatte. Die Reichsgarde war auf den Platz gestürmt und hatte angefangen sich durch die Aufständischen zu schlachten. Den massigen Rittern, folgten leichtere Truppen mit Gewehren, Pistolen und Hellebarden, die den Pöbel vor sich her trieben. Die weißen Uniformen der Reikländer färbten sich rot, als das Blut der Menschen in Strömen floss und Katarina hatte sich plötzlich mitten im Zentrum des ganzen Chaos wiedergefunden. Nicht alle ließen sich einfach so abschlachten, viele hatten heimlich Waffen am Körper getragen und innerhalb kürzester Zeit verwandelte sich der Aufstand in einen blutigen Straßenkampf, von dem Katarina nicht mehr viel mitbekommen hatte. Irgendetwas warf sie um, als die unbewaffneten Leute das Weite suchten, und sie schlug sich den Kopf auf dem gepflasterten Boden an. Katarina erinnerte sich noch, dass sie unter den Toten nach einer Waffe gesucht und sich dabei an einer Klinge geschnitten hatte, danach war sie ohnmächtig geworden. Anscheinend hatte man sie, wie alle anderen Gefangenen und Verletzten dieses Tages, in die Kerker der Stadt gebracht, wo sie jetzt verrotten konnte. Die Magier an der Akademie würden sie normalerweise leicht hier herausholen können, aber an genau dieser Stelle wandte sich Katarinas eigener Fluchtplan gegen sie. An der Akademie dürfte inzwischen auch das reinste Chaos ausgebrochen sein. Niemand würde Zeit haben nach ihr zu suchen, genau wie geplant. Wenn sie sich jetzt gemeinsam mit dem Zwerg auf dem Weg nach Osten befinden würde, wäre alles in Ordnung, aber stattdessen saß sie hier fest. Seufzend stolperte die Prinzessin auf die Gitterstäbe zu und fragte sich dabei, wieso eigentlich immer alles schiefgehen musste was sie anpackte. Der Aufstand wäre die perfekte Gelegenheit gewesen um zu verschwinden. Ihre unverletzte Hand umschloss einen der Eisenstäbe und sie stützte sich noch immer benommen daran ab.
    „V-verzeihung.“ stotterte sie die Wachen an, unsicher ob es so klug war deren Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, aber sie hatte keine große Wahl. Der Schnitt war tief und schmerzhaft, wenn er sich in dieser schmutzigen Zelle entzündete, würde sie die Hand am Ende noch verlieren. „Verzeihung, aber ich...ich bin verletzt und brauche einen sauberen Verband und etwas um die Wunde zu reinigen. Außerdem würde ich gerne wissen, wie lange ich noch hier festgehalten werde.“
    „Mhm, was?“ der blonde Mann blickte sie genervt an und wollte ihr eine bissige Antwort entgegen schleudern, aber als er sie sah wurde sein Gesicht auf einmal freundlicher. „Oh, die Schönheit ist endlich aufgewacht. Ich hatte schon Angst die einzige Gefangene, die man ohne zu kotzen ansehen kann, wäre tot.“
    „Vielleicht noch etwa eine Woche.“ antwortete ihr der andere mürrisch, ohne von dem Tisch aufzusehen. Er ignorierte die Worte der anderen Wache und schien sich kein bisschen für sie zu interessieren. „Ein genauer Termin wurde noch nicht festgelegt, aber alle gefangenen Aufständischen, sollen vorerst nur festgehalten werden. Erst wenn sich die Lage wieder beruhigt hat und der Imperator aus dem Süden zurück ist, wird es eine öffentliche Hinrichtung geben. Bis dahin, kannst du wieder zurück in deine Ecke gehen und still sein. Wenn man dich zum Galgen führt, brauchst du die Hand nicht, nur deine Füße und Beine. Also hör auf zu jammern.“
    „G-galgen?“ brachte Katarina geradeso hervor und versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr diese Worte sie schockierten. Sie gehörte nicht zu den Aufständischen, man konnte sie nicht einfach so hinrichten lassen!
    „Hör auf der Kleinen Angst einzujagen, Geran.“ versuchte der Blonde sie zu beruhigen, indem er mit schleimerischer Stimme fortfuhr. „Ignoriere ihn am besten, er ist nur schlecht gelaunt, weil er mir bereits sämtliches Geld aus den Taschen gezogen hat und es nichts mehr zu holen gibt. Er sollte wirklich etwas netter zu unseren Gästen sein.“
    „Oh ja das sollte ich und es ist deutlich zu sehen, was du von ihr willst. Halte dich etwas zurück, zumindest während deiner Schicht, ja?“
    „Was geht es dich an? Du hast doch erst recht kein Problem damit wenn man...“
    „Ich habe ein Problem damit, wenn du deine Arbeit vernachlässigst. Außerdem bist du, wie du selber sagtest, vollkommen abgebrannt, du könntest sowieso nicht bezahlen.“ unterbrach ihn der Imperiale namens Geran brüsk und ohne sich um die säuerliche Miene seines Kollegen zu kümmern. Bevor der Blonde entrüstet antworten konnte, erklang ein lautes Poltern über ihnen. Ein halbes Dutzend Männer, die genauso gekleidet waren wie die beiden Wachen, stolperte lauthals lachend die Treppe zum Kerker hinunter. Einige von ihnen trugen Hellebarden mit sich, die sie sofort achtlos an die Wand lehnten. Sie alle waren betrunken und einige stützten sich sogar gegenseitig ab, um nicht einzuschlafen oder umzukippen.
    „Da ist er ja!“ wandte sich ein Mann mit breiten Schultern, kurzen schwarzen Haaren und einem purpurroten Gesicht an eine der Kerkerwachen. Er schien die kleine Truppe aus Stadtwachen anzuführen, allesamt Männer, die nicht einmal als Kanonenfutter für den Imperator taugten und deswegen hier vergammelten. „Genau der Mann den wir gesucht haben! Wie geht es unserem größten aller Wachtposten? Dem großen Kerkermeister, der uns sicher einen kleinen Gefallen erweisen wird. Nicht wahr Geran?“
    „Hör auf zu schleimen, Haren.“ knurrte der mürrischere ihrer beiden Bewacher den massigen Soldaten ungehalten an. „Ich weiß, dass du nur hierher kommst, weil du geizig bist und nicht weil wir so gute Freunde sind. Aber lassen wir das, was macht ihr überhaupt hier? Solltet ihr nicht draußen sein und Aufständische jagen gehen? Stattdessen seht ihr aus, als seid ihr aus der nächstbesten Schenke gekrochen.“
    „Seit wann bist du denn der große Moralapostel, Geran?“ fragte der große Mann lachend und ohne sich von der miesen Stimmung anstecken zu lassen. „Hörst du nicht schon den ganzen Tag das Donnern der Hufe und die panischen Schreie des Pöbels!? Irgendjemand hat die Reichsgarde losgelassen! Die Hunde des Imperators reißen die kläffenden Aufständischen in winzige Fetzen, auch ohne unsere Hilfe.“




    „Ich habe gehört, dass sie inzwischen sogar keine Gefangenen mehr machen. Sie reiten einfach jeden noch so kleinen Menschenauflauf nieder.“ warf eine andere Wache mit erstaunlich guter Laune ein. Es ließ sich leicht daherreden, wenn man auf der richtigen Seite der Schwerter und Pistolen stand. Die einfachen Menschen, die in diesem Moment von den Rittern durch die Straßen gehetzt wurden, sahen das sicher weniger erheitert.
    „Ja, sie nehmen uns die Arbeit ab.“ begann ein weiterer Imperialer, lallend vor lauter Freude und Alkohol. „Wir kommen gar nicht hinterher, so schnell wie sie von Stadtteil zu Stadtteil marschieren, also haben sie uns weggeschickt um an einem Ort unserer Wahl für Frieden zu sorgen.“
    „Und dieser Ort ist dein wundervolles Reich, der Kerker der Stadtwache. Und so wie ich das sehe, ist es hier friedlich, von daher haben wir unsere Aufgabe zur vollsten Zufriedenheit von Imperator und Reich erfüllt. Ende gut, alles gut. Also hör auf zu mauern und lass uns endlich sehen ob sich auch ein paar hübsche Frauen unter die Aufständischen verirrt haben.“ hielt Haren großspurig eine kurze Rede, die von seinen Kameraden grölend bejubelt wurde. Im Moment waren sie betrunken genug, um alles toll zu finden was man zu ihnen sagte, also war es keine große Kunst sie zu kontrollieren.
    „Habt ihr da nicht etwas vergessen?“ Geran zog eine Augenbraue hoch und sah die anderen Imperialen fordernd an, während er langsam nach dem Schlüsselbund mit den Zellenschlüsseln griff. „
    „Du bist wirklich ein Halsabschneider, Geran. Wir haben gerade einen blutigen Bürgerkrieg verhindert, naja wir standen zumindest daneben und haben zugesehen, aber trotzdem sollten wir dafür belohnt werden. Findest du nicht auch?“
    „Nein, finde ich ganz und gar nicht.“ entgegnete Geran schroff und unnachgiebig „Entweder ihr bezahlt oder ihr verschwindet. Wenn der Hauptmann davon erfährt, bin ich geliefert und meinen gemütlichen Posten hier unten los, also bezahlt ihr gefälligst auch.“
    „Habe ich dir schon gesagt, wie sehr ich dich hasse?“ seufzte Haren, während er ein Paar silberner Münzen achtlos auf den Tisch fallen ließ. Hinter ihm machten seine Männer daran ebenfalls ein paar Münzen zusammenzusuchen und dem mürrischen Kerkermeister zu geben.
    „Oft genug und es hat mich nie interessiert.“ murmelte Geran und wandte sich wieder seinen Karten zu, um zu zeigen, dass er mit der Bezahlung zufrieden war. Ab jetzt konnten sie mit den Gefangenen anstellen was sie wollten. Niemand hatte im Moment Zeit nach so vielen Gefangenen zu sehen und ein paar weniger würden nicht weiter auffallen.Das halbe Dutzend Wachen versammelte sich sofort drängelnd an den Gitterstäben und starrte durch das Eisen hindurch in die Zellen, als wären sie auf einem Sklavenmarkt in Arabia.
    „Mhm wie wäre es mit der da?“ zeigte einer auf eine Frau mit langen, dunkelbraunen Haaren.
    „Zu alt.“ antwortete Haren knapp und sah sich selber durch die Gitterstäbe hindurch um.
    „Und die da hinten in den grauen Lumpen? Sie sieht halbwegs brauchbar aus.“ fragte einer seiner Kumpanen, doch Haren schüttelte nur widerwillig den Kopf. Er erwartete keine Prinzessin unter den Gefangenen zu finden, aber ein bisschen was wollte er für sein Geld dann doch geboten kriegen. Plötzlich stahl sich ein finsteres, selbstzufriedenes Lächeln auf seine Lippen. Eilig schloss er die Tür auf und ging mit hastigen Schritten zwischen den Aufständischen vorbei. Er schien keine Angst vor ihnen zu haben, obwohl sie nicht gefesselt oder angekettet waren. Die meisten schienen verletzt oder noch immer ohnmächtig zu sein. Noch bevor Katarina wusste was überhaupt los war, stand der große Mann direkt vor ihr und starrte sie mit einem falschen Lächeln von Oben herab an.
    „Oho, da hast du ja einen richtigen Schatz versteckt, Geran!“ rief er dem gelangweilten Wachtposten über die Schulter zu, während er Katarina zufrieden musterte. Alleine der Blick mit dem er jeden Zentimeter ihres Körpers abtastete, reichte damit sie sich vor ihm ekelte. Das dünne, zerschlissene Kleid bot leider nicht viel Schutz vor seinen Blicken. „Etwas dreckig, aber ansonsten erstaunlich feiner Stoff und sie sieht auch gepflegter aus, als diese ganzen Schabracken die du uns sonst andrehen willst. Sie wirkt etwas mitgenommen, aber wir päppeln sie schon wieder auf denke ich.“
    „Wie kommt so ein edles, kleines Fräulein unter diesen ganzen Abschaum?“ fragte eine der Wachen verwirrt.
    „Sie wird eine adelige Studentin der Akademie sein. Ich habe gehört dieser Möchtegerndichter, Felix Jaegar, hat die halbe Akademie um sich geschart, als er seine kleine aufrührerische Rede hielt.“ warf der Blonde ein, der inzwischen nicht mehr am Tisch saß, sondern sich unter die anderen Wachen mischte.
    „Ich heiße Haren und gehöre der Stadtwache der prächtigsten aller Städte an, hübsches Fräulein.“ wandte er sich wieder an die stocksteife Katarina, die ihn aus weit aufgerissenen Augen anstarrte, als ihr klar wurde, dass sie jetzt im Zentrum der Aufmerksamkeit stand. Also genau das, was sie eigentlich vermeiden wollte. Sie würde man nicht hinrichten. Wenn sie es richtig verstand, würde noch viel Zeit vergehen, bevor man sie als angebliche Aufrührerin hängen würde und bis dahin kamen die Magier, ganz sicher. Sie musste nur so lange Ärger aus dem Weg gehen, was schwerer zu werden schien als erwartet. „Nur nicht schüchtern, wir beißen nicht. Wenn du ohne Probleme zu machen mit uns kommst, entgehst du mit etwas Glück sogar deinem Termin mit dem Henker. Klingt das nicht gut? Wie ist dein Name, Mädchen? “
    „Mein Name ist Katarina Bokha.“ entgegnete sie trotzig, sie ließ sich nicht von irgendeinem Klotz einschüchtern. Etwas hatte sie bei ihrem Plan sich bedeckt zu halten nicht ganz bedacht, ihre eigene Sturheit und wohl auch ihre Schönheit. Katarina wich so schnell sie konnte einige Schritte von ihm zurück, fast bis an die raue Zellenwand, um nicht mehr seine erdrückende Gegenwart spüren zu müssen. „Tochter von Boris Bokha dem roten Zaren von Kislev, aus der Linie der großen Königin Miska. Prinzessin der kislevitischen Konföderation, Herrin über Erengrad, letzte Eishexe und größte Magierin die diese Welt jemals gesehen hat. Wenn einer von euch es wagt mich anzurühren, wird er auf ewig zu Eis erstarren.“ Während sie noch sprach, sammelte Katarina alles, was sie an Magie zusammenkratzen konnte. Nicht alles wurde von den Zaubern der Imperialen und der Entfernung zu ihrer Heimat abgewürgt. Ein schwaches Rinnsal an Macht, floss noch immer durch ihre Adern und sie versuchte daraus einen Zauber zu wirken um die Männer zu verjagen.
    „Bilde ich mir das nur ein, oder ist es hier kälter geworden?“ fragte der schlaksige Blonde nach einer Weile, in der niemand so genau wusste was er darauf antworten sollte. Keiner von ihnen glaubte dem verrückten Mädchen, aber sie lebten immerhin in einer seltsamen Welt. Hexen gab es reichlich und man legte sich lieber nicht mit ihnen an. Wenn man in einer Welt aufwuchs in der Magie beinahe alltäglich war, lernte man vorsichtig zu sein.
    „Wir sind in einem Kerker, da ist es immer kalt.“ entgegnete Haren genervt davon, wie leicht sich manche seiner Leute hereinlegen ließen. Die Kleine war lustig, mehr auch nicht. Wenn sie ihn weiterhin so gut unterhielt, würden sie sicher gute Freunde werden. „Du bist also eine echte Prinzessin? Nun, ich bin Sigmar Heldenhammer, meine kleine Prinzessin von wo auch immer. Möchtest du nicht näherkommen und dich mit einem leibhaftigen Gott unterhalten?“
    „Fass mich an und du wirst einen qualvollen Tod sterben.“ zischte Katarina, noch immer voller Vertrauen in ihre Magie. Sie brauchte keine Angst vor gewöhnlichen Menschen zu haben. Als er keine Anstalten machte stehen zu bleiben, entschloss sie sich dazu ihm eine Warnung zukommen zu lassen und konzentrierte sich darauf seine Schulter mit einer Eislanze zu durchbohren. Doch nichts geschah. Das konnte nicht sein, schoss es ihr schockiert durch den Kopf. Sie konnte ihre Magie fühlen, sie war da, ganz eindeutig, aber es passierte einfach nichts. Noch einmal versuchte sie mit der Macht ihres Willens aus dem Nichts Eis entstehen zu lassen, dass sich auf die gelangweilt wartenden Männer stürzen sollte, doch etwas blockierte sie und verhinderte, dass sie die Magie auch wirklich einsetzte. Die Magier, dachte sie und langsam stieg Panik in der jungen Eishexe auf, sie war wehrlos. Die imperialen Magier erneuerten die Bannzauber um Katarina herum jede Woche und fügten ständig neue hinzu. Bis vor kurzem, konnte sie wenigstens noch ein bisschen auf ihre Magie zurückgreifen, vielleicht genug um hier zu entkommen. Man brauchte keinen gewaltigen Gletscher zu beschwören um zu töten, ein Eissplitter, der sich durch das Auge ins Gehirn fraß reichte sicher schon und kostete sie kaum Kraft. Doch die neusten Bannsprüche verhinderten selbst das, sie konnte rein gar nichts mehr tun. Nicht einmal eine Schneeflocke würde ihrem Willen gehorchen, sie hatte diesen Kampf verloren noch bevor er überhaupt begann.
    Hilflos ließ sie die angesammelte Magie wieder entweichen, sie konnte damit nichts anfangen um die Wache in die Flucht zu schlagen. Katarina schluckte nervös und starrte mit einem Anflug an Panik den langsam näher kommenden Mann an. Ohne ihre Magie, wirkte er noch größer und unbezwingbarer auf sie. Als er direkt vor ihr stand, versuchte sie zurückzuweichen oder vielleicht an ihm vorbei zu hechten, aber egal wie sehr sie es versuchte, sie konnte sich nicht bewegen. Sie wollte ihm todbringende Zauber entgegen schleudern, ihn in Stücke reißen wenn er sie berührte, aber sie konnte nicht. Hilflos und machtlos stand Katarina einfach nur da, vor Angst zu einer regungslosen Eisfigur erstarrt. Seine Hand schloss sich um ihre schmale Schulter und er zerrte sie, ohne auf Widerstand zu stoßen, hinter sich her aus der Zelle hinaus. Als sie die Zellentür passiert hatten, erwachte Katarina plötzlich wieder zum Leben und schüttelte die lethargische Starre von sich ab. Sie entwand sich aus dem schwachen Griff des unachtsamen Mannes, der in Gedanken bereits ganz wo anders war. Überrascht von ihrem plötzlichen Widerstand, versuchte er wieder nach ihr zu greifen, aber sie war bereits davon gesprungen und stand jetzt vor einer anderen Wache, die sie verwirrt ansah. Bevor der langsame Imperiale reagieren konnte, hatte sie seinen Dolch aus dem Gürtel gezogen und war in die Mitte des Raumes davon gewirbelt, von wo aus sie den verwundert dreinblickenden Stadtwachen die kurze Klinge entgegenstreckte. Sie hatte bei den besten Kriegern von ganz Kislevs gelernt und übertraf ihren Bruder um Längen. Mit ihrer Gewandtheit konnten diese besseren Rüstungsständer sicher nicht mithalten, andererseits gab es hier unten nicht gerade viel Platz für ausgefeilte Manöver und geschicktes Ausweichen.
    „Lass diesen Unsinn lieber bleiben und gib mir die Waffe, ja?“ sagte Haren mit einem spöttischen Lächeln und als er auf sie zuging ohne sich einschüchtern zu lassen, wich sie ängstlich vor ihm zurück. Sie hatte noch nie jemanden verletzt und keine Ahnung, ob sie den Imperialen wirklich bezwingen konnte. Im Moment, schien er sie einfach zwischen sich und den Gitterstäben in ihrem Rücken zermalmen zu wollen. Ihre Augen sprangen zwischen den sich nähernden Wachen hin und her. Einige hatten ihre Hellebarden wieder aufgenommen oder kurze Schwerter gezogen und schlossen den Halbkreis um sie immer enger. Als sie schließlich mit dem Rücken an die kühlen Stäbe der Zellen stieß, konnte sie nicht mehr zurückweichen und musste endlich handeln. Stumm und leichenblass vor Angst, zuckte sie so schnell sie konnte nach vorne und sprang auf Haren zu. Doch er ließ sich nicht einfach überrumpeln, sondern wich ruhig einige Schritte zurück, allerdings zu spät. Katarina jubelte innerlich auf, als sie spürte wie die schlanke Klinge ihn traf und Blut spritzte. Doch ihr kurzer Triumph, verblasste sofort wieder, als sie sah, dass er sich noch immer auf den Beinen hielt und kein bisschen beeindruckt wirkte.
    „Das reicht jetzt. Genug gespielt, Kleine. Es wird Zeit, dass dir jemand Benehmen beibringt.“ zischte er und hielt sich mit der linken Hand den leicht blutenden Schnitt am Hals. Sie hatte ihn nur mit der Spitze des Dolches etwas angeritzt, aber ihr nächster Schlag würde treffen. Das Blut, das zwischen seinen Fingern hervorquoll, machte ihr Mut und ließ sie übermütig werden. Ohne nachzudenken oder sich nach den anderen Wachen umzusehen, stürmte sie wieder auf ihn zu. Als Katarina gerade zu einem weiteren Schlag gegen seine Kehle ausholte, sah sie aus den Augenwinkeln noch wie etwas auf sie zu flog. Bevor sie auch nur daran denken konnte auszuweichen, traf sie der Hieb eines anderen Soldaten und alleine die Wucht des Treffers, riss sie fast von den Beinen. Der schwere Schaft der Hellebarde sauste nieder und krachte mit einem dumpfen Knall, gefolgt von einem trockenen, widerlichen Knacken, auf Katarinas rechten Arm der unter der brachialen Gewalt des Schlags nachgab. Sofort entwich der Dolch ihren kraftlosen Fingern und die Kislevitin ging schreiend in die Knie. Tränen liefen ihr in Strömen die Wangen herunter und sie schluchzte unkontrolliert. Verschwommen sah sie hinter dem Schleier aus Tränen ihren seltsam verdrehten rechten Arm vor sich und ihr wurde speiübel. Direkt unter dem Ellbogen, ragte das bleiche, weiße Ende des Knochens aus der klaffenden Wunder heraus und starrte sie höhnisch an. Der spitze, zersplitterte Knochen hatte sich durch ihr Fleisch gebohrt und winzige Knochensplitter fraßen sich bei jeder noch so kleinen Bewegung tiefer in ihren Arm hinein. Der Schmerz wanderte von dort aus durch ihren ganzen Körper und raubte ihr jegliche Sinne.
    „Großartige Arbeit, ihr Narren. Nehmt euch eine andere. Die hier habt ihr schon zu sehr ramponiert, ihr betrunkenen Idioten. Das hätte man auch mit weniger Blutvergießen lösen können.“ murmelte Geran missbilligend, nicht dass es jemanden stören würde wenn eine der Gefangenen etwas verletzt war, aber er musste etwas von seinem guten Verbandszeug opfern, damit sie auch bis zu ihrem Gang zum Galgen überlebte. Er hatte die ganze Zeit über schweigend zugesehen und ging jetzt neben der verletzten Prinzessin in die Hocke, um sich ihren Arm genauer anzusehen. Viel konnte und wollte er ehrlich gesagt auch gar nicht machen um ihr zu helfen.
    „Warum sollten wir? Verbinde die Wunde notdürftig, um die Blutung zu stoppen, der Rest interessiert niemanden. Solange sie nicht verblutet, gibt es kein Problem. Sie wird den Arm nicht brauchen um auf den Galgen zu steigen und sie sieht selbst jetzt noch besser aus als dieser ganze hässliche Abschaum der noch in den Zellen hockt.“ während Haren noch voller Überheblichkeit und guter Laune antwortete, hob Katarina ihren zitternden linken Arm und schlug schwach nach seinem Bein, was ihn amüsiert lächeln ließ.
    „Selbst jetzt macht sie nichts als Ärger, lass sie einfach hier.“ versuchte Geran es erneut. Nicht dass die Gefangene ihn interessierte, aber sie machte mehr Ärger als sie wert war, selbst verletzt verhielt sie sich widerspenstiger als die meisten anderen.
    „Sie trägt noch immer Feuer in sich. Das ist gut.“ meinte Haren nur grinsend und beugte sich zu Katarina herunter. Er vergrub die Finger seiner Hand in den langen, braunen Haaren und hob ihren Kopf an, damit sie ihm aus den verschwommenen, leeren Augen direkt ins Gesicht sehen konnte. „Keine Sorge, ich schicke dich nicht zurück in diese dunkle, kalte und einsame Zelle. Der Spaß, fängt jetzt erst richtig an.“


    Katarina riss panisch die Augen auf und schreckte aus dem wenig erholsamen Schlaf auf. Sofort richtete sie sich auf und versuchte ihr heftig klopfendes Herz zu beruhigen. Es sprang in ihrer Brust auf und ab, als sie zitternd die Beine an ihren Körper zog und sich anders hinsetzte. Den Rücken drückte sie so fest sie konnte an die Wand aus Eis, deren Zauber sie vorsichtig aufhob, damit das magische Eis wieder seine natürliche Kälte annahm. Die beißende Berührung des Eises durch den dünnen Stoff hindurch beruhigte sie, ließ die Erinnerungen langsam aber sicher verschwinden. Zu langsam. Es war jetzt mehr als drei Jahre her und noch immer, konnte alleine der Gedanke an die Kerker Altdorfs sie in diesen hilflosen, vollkommen ängstlichen Zustand versetzen. In letzter Zeit plagten sie sie wieder, die Träume an diese Zeit. Für eine Weile waren sie verschwunden gewesen und sie begann bereits zu vergessen, aber irgendetwas ließ nicht zu, dass sie vergaß was passiert war. Die Träume die sie verfolgten, waren so real. Sie konnte die Berührungen der Wachen wieder spüren, ihren Atem auf ihrer Haut fühlen, hatte sogar ihren Geruch wieder in der Nase. War das die Rache dafür, dass sie selber mit ihrer eigenen Rache nicht vorankam? Dass sie seit ihrer Rückkehr nach Hause noch nichts sinnvolles getan hatte? Vielleicht würden die Erinnerungen daran endlich verschwinden, wenn sie ihre Ziele erreichte.
    Mit der linken Hand, fuhr sie sich über ihren eiskalten Arm und die Stelle, an der die Hellebarde sie damals getroffen hatte. Es war keine Narbe zu sehen, was daran lag, dass sie vor kurzem erst, ihren nutzlosen Arm durch mehrere komplizierte Zauber ersetzt hatte. Es war nichts weiter als Eis was sie gerade anstarrte. Eis und Magie, aus mehr bestand ihr rechter Arm nicht mehr, deswegen fiel es ihr auch so leicht ihn zu verändern und die Schmerzen waren endlich verschwunden. Das Duell gegen diese Christine von Rauken, hatte Katarina gezeigt wie nutzlos ihr rechter Arm gewesen war. Damit konnte sie niemals wirklich kämpfen. Es war sowieso ein Wunder, dass die Magier ihn damals irgendwie retten konnten. Der Mann namens Geran, hatte sie damals wie angekündigt notdürftig verbunden, mehr allerdings nicht und die Wunde entzündete sich, die Knochensplitter fraßen sich tiefer hinein und ihr Blut wurde vergiftet. Nachdem man sie notdürftig verband, hatte einer der anderen Männer sie weggetragen, in die Quartiere der Kerkerwachen in einem der angrenzenden Räume. Anfangs bekam sie davon durch die Schmerzen in ihrem Arm nicht viel mit, aber das änderte sich schnell, sobald der erste sich zu ihr legte und was folgte, waren die schlimmsten Stunden und letztendlich sogar Tage ihres Lebens gewesen. In die Zelle brachte man sie niemals wieder zurück, sondern reichte sie weiter unter den Wachen herum. Dieser Geran musste in der Zeit ein kleines Vermögen an ihr verdient haben. Erst als der Aufstand endgültig niedergeschlagen und wieder Ruhe in Altdorf eingekehrt war, hatten die Magier der Akademie ihr Fehlen bemerkt und die magische Spur verfolgt, die sie dank diesen Narren damals überall hinterließ. Allerdings ließen sie sich dabei recht viel Zeit, da Katarina sich schon früher öfter aus der Akademie gestohlen hatte. Solange sie sich innerhalb der Stadtmauern von Altdorf aufhielt, war es den Magiern eigentlich egal was sie anstellte. Als sie endlich anfingen nach ihr zu suchen, gelang es den Zauberern leicht sie zu finden und aus den Kerkern rauszuholen, aber bis dahin waren bereits mehrere Tage vergangen. Sie selber wusste nicht mehr, wie viele Tage sie dort verbracht hatte, aber der kislevitische Botschafter erwähnte einmal, dass sie für fast fünf Tage verschwunden gewesen war.
    Am schlimmsten allerdings, hatte sie damals die Reaktion ihres Vaters getroffen, als er davon erfuhr. Der Zar beschloss, die ganze Angelegenheit einfach zu ignorieren. So zu tun, als wäre niemals etwas passiert. Obwohl der kislevitische Botschafter ihn sofort davon in Kenntnis setzte, hatte er sich geweigert sie nach Hause zu schicken. Er untersagt dem Botschafter, Sergej Bucharin, sogar die Männer, die ihr das antaten, für ihre Taten zu bestrafen. Diese ganze Sache, wurde einfach unter den Tisch gekehrt und genauso vergessen wie sie. Ihrem Vater, waren die Beziehungen zum imperialen Hof wichtiger gewesen, als das Leben einer Eishexe die er nur noch loswerden wollte. Wäre es nach ihm gegangen, hätte man sie in den Kerkern genauso gut töten oder am Ende mit den anderen Gefangenen hinrichten können. Danach, blieb sie die meiste Zeit über in der Magierakademie eingesperrt und es hatte Momente gegeben, in denen sie sich wirklich wünschte man hätte ihr Leiden dort beendet. Sie konnte und würde nicht so tun, als wäre niemals etwas passiert und es ganz sicher nicht vergessen. Nur ein Gedanke, hatte sie davor bewahrt sich selbst etwas anzutun und ihre Gefangenschaft auf eine schmerzvollere Art zu beenden, der Gedanke an Rache. Nicht an den Männern die ihr das angetan hatten, die würde sie in dem überfüllten Imperium sowieso niemals aufspüren, sondern an denen die sie nach Altdorf geschickt und vergessen hatten. Keiner der Briefe an ihren Vater oder Bruder hatte eine Reaktion hervorgerufen. Sie hatte sie angefleht zurück nach Kislev zu dürfen, gebettelt und letztendlich sogar angeboten niemals wieder Magie einzusetzen, aber es kam dennoch niemand, um sie aus dem Turm der Himmelsmagie zu befreien. Nicht einmal Ivan, der ihr jetzt den verständnisvollen Bruder vorspielen wollte, aus Angst vor ihrer Eismagie. Das war der einzige Grund, warum er so nett zu ihr war. Angst. Er fürchtete sich vor ihren Kräften und genau wie der Erzmagier verabscheute er sie gleichzeitig. Eines musste sie Ivan allerdings zugestehen, er war klüger als sie bisher dachte. Es gelang ihm gut den netten Menschen zu heucheln, dabei hatte auch er ihre Hilferufe ignoriert, solange bis sie es irgendwann aufgab ihm zu schreiben. Mit seiner kleinen Vorstellung, hatte er bisher genau das erreicht was er wollte; verhindern, dass sie ihn umbrachte und entthronte aber jetzt würde sich Katarina nicht mehr zurückhalten.
    „Ja, ich werde sie alle vernichten und diese Welt in eine leere, einsame Wüste aus Eis und Tod verwandeln.“ flüsterte Katarina zu sich selbst und spürte wie das ängstliche Zittern bei diesen Worten etwas nachließ. Allerdings nur ein bisschen. Noch immer zittrig, legte sie die Arme auf ihre Knie und bette dann ihren Kopf darauf. Langsam schloss sie die Augen, und konzentrierte sich auf das einzige worin sie gut war, auf ihre Magie. Sie ließ ihre Macht in die spiegelnden Wände fließen, ließ das Tausend Jahre alte Eis darin lebendig werden, sich bewegen und verformen. Die junge Eishexe ließ zu, dass sich das Eis um sie herum ausbreitete. Es schwebte in der Luft um sie und hüllte sie langsam ein. Solange, bis es sie vollkommen umschlossen hielt. Um sie herum befanden sich nur noch schützende, sichere Wände aus reinem Eis, die ihr Halt gaben und sie vor allem was dort draußen lauern mochte verteidigten. Katarina konnte spüren, wie die wohlige Kälte sie in ihrem kleinen, magischen Raum einhüllte. Ohne nachzudenken, ließ sie die dünnen Wände näherrücken, bis sie ihre Haut berührten und fast wie eine glitzernde Rüstung wirkten. Immer mehr und mehr Macht ließ sie in diesen Zauber fließen, bis sie endgültig die Kontrolle darüber aufgab und das magische Eis einfach machen ließ was es wollte. Die Wände um sie herum wurden dicker und die Temperatur sank ohne ihre Kontrolle weiter, bis zu jenem, wohltuenden Punk,t an dem die Kälte sich tief in sie hineinfraß und alles auslöschte. Die Erinnerungen, die Enttäuschung, sogarden Hass brachte sie für kurze Zeit zum Verstummen. Katarinas gesamter Körper fühlte sich taub an, selbst wenn sie gewollt hätte, wäre es ihr unmöglich gewesen sich zu bewegen. Es gelang ihr nicht einmal die Augen zu öffnen, es war als erstarrte sie endlich zu Eis. Wenn der Zauber so weiterging, würde sie bald nichts weiter sein als eine durchsichtige Eisskulptur, aber das war ihr im Moment egal. Sie liebte diesen Zustand. Der Zustand, in dem sie nichts mehr spüren konnte außer den tödlichen Hauch des Eises, der sogar sie als Eishexe unerbittlich an den Rand des Todes trieb. Ihr Atem bildete winzige Eiskristalle und sie spürte, wie selbst ihr Blut gefrieren wollte, aufhören wollte durch ihren leeren, toten Körper zu fließen der nur noch existierte um ihre Rachegelüste zu erfüllen. Der Schlag ihres Herzens wurde mit jeder Sekunde, die sie den Zauber aufrecht erhielt, langsamer und schwächer, bis es beinahe stehen zu bleiben schien. Und als sie kurz davor stand sich mit ihrer Magie ausversehen zu töten, verlor sie endlich das Bewusstsein.



    Musste das Kapitel teilen, da es nicht in einen Post gepasst hat. Im ersten Post auf Seite 5 ganz oben gibt es jetzt auch eine komplette Kapitelübersicht, damit man mal sehen kann wie lang der AAR noch wird. Ich komme im Moment wieder besser voran, da die Geschichte an sich zumindest in meinem Kopf endlich fertig ist und ich nicht mehr groß nachdenken muss ^ ^
    Falls jemand diesen ganzen Haufen Text überlebt, wäre es freundlich wenn er mit letzter Kraft einen Kommentar da lässt[/spoil]

  • Danke dir Harald, hat ja mal wieder etwas gedauert bis ein neues Kapitel kam, da ich für einige Rollenspiel Hotseats in der SZ viel zu viel schreiben musste. Ich bin so langsam auch mehr und mehr zufrieden mit dem was ich über Kislev schreibe, finde es ist besser geworden ^ ^
    Liegt vielleicht aber auch daran, dass ich erst seit ein paar Wochen wirklich die Geschichte im Kopf fertig habe. Anfangs hatte ich noch keinerlei Ahnung was ich überhaupt machen wollte und von daher sind die ersten Kapitel auch nicht so besonderes bzw. sie beißen sich manchmal ein kleines bisschen mit den neueren. Im Moment hat auch zum Beispiel die ganze Sache mit dem Serienmörder noch keinerlei Verbindung zu Katarina, da ich Anfangs halt wirklich nichts geplant hatte. In den nächsten Kapiteln wird das alles etwas mehr zusammenrücken.
    Den Chaossturm an sich werde ich übrigens wahrscheinlich nicht im AAR behandeln, da der mit Kislev unfassbar langweilig ist. Die Armeen des Chaos spawnen nämlich direkt südlich von Kislev und marschieren von dort aus ins Imperium, ohne mich weiter zu beachten. Ich werde also vermutlich solange spielen, bis alle Spawnevents stattfanden. Im Moment sind 21 Kapitel geplant, also ist über die Hälfte immerhin schon mal fertig ^ ^


    Ach ja, mal eine Frage an jeden der zufällig vorbei schaut. Kann man irgendwie ändern was bei Spoilern direkt neben dem + steht? Hätte da gerne anstatt "Spoiler" die Namen der jeweiligen Kapitel, damit es etwas übersichtlicher ist.




  • Ein dumpfes, schmerzhaftes Pochen in Katarinas Kopf, weckte sie letztendlich wieder und riss sie unsanft aus ihrem komaartigen Zustand. Mit einem kurzen, mühsamen Stöhnen, hob Katarina langsam die Augenlider an, nur um sie sofort wieder so fest sie konnte zusammenzukneifen. Selbst durch die geschlossenen Vorhänge ihres Zimmers, fielen für ihren Geschmack noch immer viel zu viele todbringende Sonnenstrahlen herein. Katarina, lehnte reglos an der Wand des Eispalastes, die Arme und Beine eng an ihren Körper gezogen und wirkte auf jeden, der sie dort auf dem Bett sitzen sehen würde, wie tot. Das Licht, ließ den hauchdünnen Eispanzer der sie umschloss glitzern und verlieh ihr etwas übernatürliches, ein magisches Strahlen, welches sie sonst so sehr liebte und das sie im Moment ausnahmsweise einmal wenig interessierte. Wichtig war nur, dass das Eis die Prinzessin schützend umschlossen hielt und jetzt langsam begann zu schmelzen, je wacher sie wurde, je mehr sie aus diesem wundervollen Zustand des Vergessens zurück in die richtige Welt gerissen wurde. Als langsam Katarinas Sinne zurückkehrten, bemerkte sie, dass das nervtötende Pochen nicht bloß in ihrem Kopf erklang und anscheinend keine bloße Nebenwirkung ihres Zaubers war. Es stand tatsächlich jemand vor der Tür und wagte es sie zu belästigen. Wenn die Eishexe es in diesem Moment geschafft hätte sich zu bewegen, sie hätte sofort einen vernichtenden Zauber in Richtung Tür geschleudert, aber so gelang es Katarina nur ihren kleinen Finger kurz ruckartig zu bewegen. Der Rest ihres Körpers weigerte sich noch ihren Befehlen zu gehorchen. Nur langsam und zögerlich verschwand die Taubheit aus ihren Gliedmaßen, als das Eis sich immer weiter und weiter zurückzog, um sie wieder freizugeben.
    Sie musste vorsichtiger sein, oder eines Tages, würde sie nicht mehr aus diesem magischen Zustand erwachen. Dann würde ihr Herz für immer aufhören zu schlagen und ausgerechnet sie als Eishexe, würde an der Kälte zugrunde gehen, die sie so sehr vergötterte. Am besten wäre es natürlich, wenn sie endlich wieder normal schlafen könnte, ohne diese magische Unterstützung. Der Kälteschlaf, brachte Katarina keine echte Erholung, keinen wirklichen Schlaf, nach dem sie sich sehnte. Im Gegenteil, es laugte sie nur noch mehr aus und zehrte an ihren ohnehin ständig schwindenden Kräften. Doch ohne die Kälte, gelang es Katarina kaum noch wenigstens so eine Art Schlaf zu finden. Immer, wenn sie die Augen schloss, befand sie sich wieder im imperialen Altdorf, in den Quartieren der Stadtwachen und wurde von ihrer eigenen Hilflosigkeit überrannt, während sie verzweifelt versuchte todbringende Zauber zu wirken. Wenn sie damals ihre Magie hätte einsetzen können, sie hätte jeden Einzelnen, der es wagte sie auch nur zu berühren ohne zu zögern ausgelöscht. Sie hätte die ganze verfluchte imperiale Hauptstadt in eine leblose Wüste aus glitzerndem Eis verwandelt und diesen Ort gereinigt. Doch dazu war sie nicht in der Lage gewesen. So schlimm diese Tage in den Kerkern auch waren, die zwei nächsten Jahre ihrer Gefangenschaft, wurden nicht viel besser, aber daran wollte sie erst recht nicht denken und man ließ ihr, so wie es aussah, auch keine Zeit in Selbstmitleid zu versinken.
    Das Klopfen wurde immer lauter. Ihr ungebetener Gast plante anscheinend nicht in nächster Zeit von alleine zu verschwinden. Langsam kroch Katarina von dem Bett herunter und hielt sich mühsam auf den Beinen. Nach jeder Bewegung, fiel es ihr etwas leichter ihren Körper wieder zu spüren, auch wenn es sich noch immer anfühlte, als würde sie sich in Zeitlupe vorwärts bewegen. Sie beeilte sich, um endlich dieses Pochen zu beenden und denjenigen der es wagte sie zu stören so schnell wie möglich zu verjagen. Katarina riss die Tür auf und wäre dabei beinahe nach hinten umgekippt. Nur mit viel Anstrengung, gelang es ihr, sich auf den Beinen zu halten und gegen die offene Tür zu lehnen. Als sie sah wer im Türrahmen stand, wünschte sie sich sofort, den Eingang mit einigen tödlichen Fallen versehen zu haben. Ein gut gelaunter Ivan stand vor ihr und schien sich nicht groß darum zu kümmern, dass er vollkommen unerwünscht war. Stattdessen, begann er sofort mit einem nervtötenden Enthusiasmus auf sie einzureden.
    „Oh gut, du bist doch da. Ich dachte schon, du wärst irgendwo in der Stadt unter...“ Ivan brach ab, als er sie genauer betrachtete und an seinem Blick konnte sie leicht erkennen, dass sie wohl auch genauso aussah, wie sie sich gerade fühlte. Vor allem an ihren Haaren blieben seine Augen eine Weile hängen. In dem braunen, wirren Gestrüpp, funkelten noch immer Eisstücke. Es verlieh ihr im Moment ausnahmsweise einmal nichts mystisches oder geheimnisvolles, sondern sah nur schrecklich aus. „Du siehst furchtbar aus. Bist du etwa mitten im Palast in einen Hagelsturm geraten?“
    „Was willst du hier am frühen Morgen?“ fragte Katarina schroff und versuchte nicht allzu sehr zu lallen. Ihre Zunge wollte noch nicht machen, was sie verlangte und ihr ganzer Körper fühlte sich weiterhin taub an. Sie würde eine Weile brauchen, bis sie sich wieder normal fühlte. Müde stolperte Katarina einen Schritt zur Seite und ignorierte seine leicht spöttische Bemerkung über ihre Erscheinung, sie wollte lieber gar nicht erst wissen wie sie im Moment aussah, auch wenn sie leider in den Eiswänden des Palastes ihr Spiegelbild sehen konnte und sich zum ersten Mal wirklich vorkam wie eine Hexe. Selbst Baba Jaga würde vor ihr davonrennen.
    „Morgen? Es ist Nachmittag!“ rief Ivan, was Katarina schmerzhaft zusammenzucken ließ, während sie sich genervt den Kopf hielt. Tat er das etwa mit Absicht, nur um sie zu quälen? Wenn ja, dann funktionierte es wirklich gut. „Die Sonne geht bald unter.“
    „Tatsächlich? Gut, dann kann sie mich nicht mehr umbringen und fertig machen.“ erklang ihre Antwort murrend und fast zu leise um sie zu verstehen.
    „Was ist los mit dir, Katarina? Bist du krank? Du siehst jedenfalls so aus.“ auch wenn er versuchte es sich nicht anmerken zu lassen, konnte man seine Besorgnis deutlich heraushören.
    „Nichts. Kannst du nicht sehen, dass es mir großartig geht? Was ist falsch daran, wenn ich erst kurz vor Sonnenuntergang aufstehe? Hat der Zar keine anderen Dinge, um die er sich kümmern kann als meine Schlafgewohnheiten zu kritisieren?“
    „Ah, ich glaube ich weiß genau wo dein Problem liegt.“ ein wissendes Grinsen stahl sich auf Ivans Lippen, für dass sie ihm am liebsten den Hals umdrehen würde, auch wenn er es nicht bösartig meinte. Trotzdem, sie war im Moment sicher nicht in der richtigen Laune für schlechte Scherze. „Du warst die ganze Nacht mit einem deiner zahlreichen Verehrer unterwegs, richtig? Sag aber bitte vorher Bescheid, wenn du jemanden findest, den du für eine angemessene Partie hältst. Unsere Familie, hat sich im Laufe der Geschichte viele einflussreiche Feinde unter den Bojaren und Adeligen des Landes gemacht. Es ist am besten, nicht irgendeinen dahergelaufenen Schönling zu heiraten, der dann am Ende nur von Innen heraus unseren Untergang plant.“
    „Was redest du da für einen Unsinn?“ fragte sie und starrte ihn verwirrt an.
    „Nichts, gar nichts. Ich finde nur, wer die ganze Nacht versucht arme Bojaren um den Finger zu wickeln, sollte sich nicht wundern, wenn ihm am nächsten Morgen der Schädel dröhnt.“
    „Schön, wenn du meinst.“ Katarinas Finger verkrallten sich weiter in der Tür, als sie sich noch immer erschöpft daran festklammerte. Wollte er sich über sie lustig machen? Dafür hätte er sich keinen schlechteren Zeitpunkt aussuchen können. „Warum bist du hier und unternimmst alles Menschenmögliche, um meine Kopfschmerzen noch zu verschlimmern? Worin du übrigens sehr erfolgreich bist.“
    „Eine Streitmacht, unter dem Banner Nurgles, ist in den Norden Kislevs eingefallen.“ begann Ivan beiläufig und desinteressiert. Er hätte lieber weiter über andere Dinge geredet, sah aber ein, dass Katarina vielleicht nicht in der richtigen Stimmung für eine kleine Plauderei war. „Wir haben sie erst bemerkt als es schon zu spät war. Ostrosk, eine kleine Burg direkt am Norscagebirge, ist gefallen und über 5000 wild gewordene Irre, marschieren jetzt ungehindert durch unser Reich. Zum Glück, sind sie bisher nicht weiter nach Süden marschiert, also bleibt uns vielleicht noch Zeit sie abzufangen, bevor der Seuchengott das halbe Land ausradiert. Ich habe bereits Kajetan angewiesen die Truppen in der Hauptstadt in Marschbereitschaft zu versetzen. Die Garnison von Ostrosk war alles, was den Norden verteidigte, wir müssen uns also beeilen.“
    „Nurgle?“ fragte Katarina langsam nach und kam sich unglaublich dumm vor bei dieser Frage, aber sie hatte gerade Schwierigkeiten ihrem Bruder schnell genug zu folgen. Es dauerte eine Weile bis ihr gefrorenes Hirn die Informationen verarbeitete, vor allem da er viel zu viel redete. Hätte er nicht auch nur einen Satz sagen können um ihr das mitzuteilen? Jedes sinnlose Wort, dass er im Moment von sich gab, verstärkte nur noch ihren überwältigenden Drang ihn augenblicklich in Stücke zu reißen. Ein einfaches ´wir werden angegriffen` hätte ihr auch gereicht.
    „Das sagte ich gerade. Bist du überhaupt schon wach?“
    „Leider ja.“ seufzte sie müde. Nurgle. Warum ausgerechnet Nurgle? Jeder andere Chaosgott wäre ihr tausendmal lieber. Sie hasste ihn, vermutlich sogar noch mehr als Ivan. Wenn es gegen den wandelnden Haufen Schleim und Müll ging, stand sie ausnahmsweise sogar einmal wirklich an seiner Seite, mehr oder weniger. Immerhin stand der Seuchengott für alles was sie verabscheute.



    „Das rechtfertigt alles noch lange nicht mich aufzuwecken. Siehst du nicht wie müde ich bin? Wenn du das noch ein einziges mal machst, wird es dir leid tun.“ fügte sie hinzu.
    „Ich werde es wieder gut machen dich gestört zu haben, versprochen.“ antwortete Ivan leichthin und tat ihre Drohung als harmlose Stichelei ab, womit er wie immer falsch lag.
    „Was auch immer. Hättest du nicht irgendeinen Diener schicken können, um mir das mitzuteilen?“ murmelte Katarina, noch immer vollkommen neben sich und überfordert mit der Situation so früh am Nachmittag. Sollte er halt seine Schlachten schlagen ohne sie zu stören, nicht ihr Reich wurde gerade von Wahnsinnigen aufgerollt. Es war nicht ihr Problem. Ihr Problem, war dass sie nicht schlafen konnte.
    „Hätte ich, aber ich konnte ja nicht damit rechnen, dass du planst den ganzen Krieg zu verschlafen. Außerdem, wäre mir dann dieser Anblick entgangen und alleine der war den Weg hierher schon mehr als Wert.“ fügte Ivan lächelnd hinzu, als er sah, wie sie sich durch die Haare fuhr und ihr dabei Eiskristalle über die Schultern rieselten.
    „Was ist? Warum grinst du so dämlich?“ fragte Katarina verwirrt, während sie irgendwie versuchte diese Katastrophe auf ihrem Kopf zu richten. Als sein Lächeln dabei nur noch breiter wurde, hielt sie in ihren Bemühungen inne und gab resigniert auf. Zornig starrte Katarina ihn an, um zu sehen, ob er sich über sie lustig machte, aber sie konnte in seinen Augen keinerlei Spott entdecken. „Wie kannst du überhaupt so gute Laune haben wenn wir angegriffen werden? Solltest du nicht panisch umher rennen und das halbe Land aus dem Winterschlaf reißen?“
    „Der Anblick, hat mich nur an früher erinnert.“ er starrte sie leicht weggetreten an, versunken in Erinnerungen, die sie eigentlich vergessen wollte. „Ich weiß noch, dass du mit deiner Magie immer ein bisschen angeben wolltest, wann immer du konntest und Eis andauernd irgendwie in deine Garderobe eingebunden hast. Zum Beispiel hunderte Eiskristalle die in deinen Haaren funkelten wie ein Sternenmeer oder um dich herum flogen wie ein Schwarm Glühwürmchen. Hast du dir nicht sogar einmal eine Zeit lang Tierohren aus Eis erschaffen und versucht möglichst mystisch auszusehen? Als wärst du irgendeine sagenhafte Kreatur aus den alten Märchen und Sagen.“ er lachte leise, verstummte aber sofort, als er Katarinas bohrenden, eisigen Blick sah. Ernster und mit einem Hauch Neugier fuhr er fort. „Generell, setzt du deine Magie nur noch sehr selten außerhalb des Kampfes ein, Katarina. Um ehrlich zu sein, habe ich bisher kaum etwas davon gesehen, seit du zurück bist. Zumindest zum Neujahrsfest, hatte ich eine beeindruckende Vorstellung erwartet, wie damals, zu ehren von Vaters Sieg über den Schlangenklan. Erinnerst du dich noch an diesen Abend? Ich...“
    „Nein.“ antwortete sie schroff. Sie wollte sich nicht daran erinnern, vor allem nicht jetzt. Dieser Abend war so ziemlich ihre letzte gute Erinnerung, sowohl an ihn als auch an Kislev. Wenige Tage später begann ihre Reise nach Altdorf. Wenn sie an die Siegesfeier dachte, zweifelte sie nur wieder an ihrem Racheplan und alles würde sich noch weiter verzögern. Hätte sie damals gewusst was passieren würde, hätte sie Ivan und den Zaren noch am selben Abend in das Reich der Toten befördert. „Und ich bin kein kleines Mädchen mehr, dass sich einen Spaß daraus macht, seine Kräfte für lächerliche Spielereien zu vergeuden. Ich setze sie ein, wenn ich sie unbedingt brauche und nicht um jemanden zu beeindrucken. Magie ist kein Spielzeug. Immerhin das habe ich von den Magiern des Imperiums gelernt, auch wenn sie mir sonst nicht viel beibringen konnten.“
    „Das ist sehr schade. Ich habe deine Eismagie vermisst. Sie ist einmalig, vor allem verglichen mit dem was die Magier zustande bringen. Sicher, dass du nicht doch wieder Lust verspürst mit ein paar Zaubern um dich zu werfen?“ versuchte er es noch einmal voller Hoffnung und klang dabei fast schon wie ein kleines, quengeliges Kind.
    „Sehr sicher.“ lautete Katarinas unerbittliche Antwort. Was sollte dieses unnütze Gerede über die angeblich so guten alten Zeiten? Ihre Erinnerungen an die alles vor der Zeit in Altdorf waren nichts weiter als schemenhafte Schatten, die mehr und mehr verblassten. „Warum bist du eigentlich wirklich hier? Nur um mir zu sagen, dass ein Haufen verwesender Irrer auf uns zu marschiert? Das hätte ich auch von alleine irgendwann erfahren, spätestens, wenn sie vor den Mauern stehen, dann hätte ich sie nämlich riechen können. Es heißt der Geruch eines Nurglechampions kann selbst Tote aufwecken, da hätte es sicher auch für mich gereicht.“
    „Wer konnte auch ahnen, dass du mitten am Tag schläfst? Ich bin jedenfalls unterwegs zu einem Treffen mit meinem Militärstab oder zumindest mit den Mitgliedern die im Moment in der Hauptstadt versammelt sind. Der imperiale Botschafter und dieser Zwerg, mit dem du dich so gut verstehst, werden auch da sein, um ihre Erfahrungen im Kampf gegen die Champions des Chaos beizusteuern. Ich hätte dich gerne dabei.“
    „Großartig. Und was genau, soll ich deiner Meinung nach zu dieser illustren Runde beitragen? Eine hübsche Skulptur aus Eis anfertigen, die eure heldenhafte Versammlung zeigt?“
    „Kein Grund schnippisch zu werden und deine schlechte Laune an mir auszulassen. Ich brauche dich, für das was kommen wird. Dich und deine Männer. Ich habe beschlossen dich für diesen Feldzug zum Anführer der Kavallerie zu ernennen. Wenn du dich so gut schlägst wie erwartet, wirst du auch in zukünftigen Feldzügen an meiner Seite reiten, falls du willst.“
    „Das ist sehr...“ Katarina legte eine kurze Pause ein, um nichts falsches zu sagen. Das erste Wort was ihr einfiel, war ´unverschämt` gefolgt von einem gefauchten ´stirb doch einfach` aber nichts davon sprach sie im Moment laut aus. „großzügig. Nur eine Frage: Warum? Kajetan war während der letzten Feldzügen deine rechte Hand und ich dachte, dabei würde es auch bleiben. Immerhin ist er unser bester Krieger.“
    „Du bist eine Bokha. Reiten und Kämpfen liegen dir im Blut. Ich bin sicher du wirst dich gut schlagen und mich nicht enttäuschen. Es ist der zweithöchste Rang, den du in der kislevitischen Armee innehaben kannst. Außerdem, ist es das was dir rechtmäßig zusteht. Ich war als Prinz auch Befehlshaber der Reiter und Husarenregimenter, also steht es dir als Prinzessin auch zu.“
    „Was mir zusteht?“ Wollte er sie unbedingt beleidigen? Wenn ja, dann gelang ihm das ziemlich gut. Ihr stand so viel mehr zu als ein paar Husarenregimenter anzuführen und Ivans Laufburschen zu spielen. Sie sollte auf dem Thron sitzen! Jeder war davon ausgegangen, dass die Bojaren sie eines Tages auserwählen würden. Sie, die große Magierin, Kriegerin und Zarin und nicht ihn. Früher, war sie in allem besser gewesen als er und das obwohl Ivan zwei Jahre älter war. Katarina riss sich zusammen und vertrieb diese Gedanken vorerst wieder aus ihrem Kopf und versuchte nicht zu verbittert zu klingen als sie fort fuhr. „Ja. Ja, ich denke das ist richtig. Es steht mir wirklich zu, nehme ich an.“
    „Das nimmst du nur an?“ fragte Ivan verwundert über ihr zurückhaltendes Verhalten. Er hatte damit gerechnet, ihr damit endlich mal eine Reaktion zu entlocken und vielleicht sogar kurz ihre abweisende Haltung aufzulösen. „Natürlich steht es dir zu. Du hast gegen die Orks großartige Arbeit geleistet und noch viel wichtiger, im Gegensatz zu Kajetan, kann man dir vertrauen. Mir läuft es immer kalt den Rücken herunter wenn ich ihn sehe. Er ist ein Krieger und kämpfen kann er auch ohne diesen Titel.“
    „Ich werde noch ein bisschen Zeit brauchen, um mich fertig zu machen. Wenn du willst kannst du warten, aber ich denke, ich finde den Weg zum Thronsaal auch alleine.“
    „Es wird mich nicht umbringen zu warten und ich finde es sieht schon gar nicht mehr so schlimm...“ begann Ivan bemüht, wenn auch erfolglos, denn noch ehe er ausreden konnte, flog ihm die Tür vor der Nase zu. Hätte jemand anderes ihn so behandelt, hätte das schwerwiegende Konsequenzen nach sich gezogen. Er war immerhin der Zar und theoretisch, sollte selbst die Prinzessin von Erengrad ihm Respekt zollen und Ehrerbietung entgegenbringen. Doch anstatt wütend zu werden oder beleidigt zu reagieren, musste Ivan gegen seinen Willen anfangen zu Lächeln. Er hatte bisher kaum eine Gelegenheit gehabt sich mit ihr zu unterhalten, aber ihm war damals ein Stein vom Herzen gefallen, als er sie gesund und munter vor sich stehen sah. Er wünschte sich nur, sie würde genauso Lächeln wie früher. Zwar lächelte Katarina ab und zu, aber es wirkte immer ein wenig unheimlich und aufgesetzt, auch wenn sie sich Mühe gab es zu verbergen. Ivan lehnte sich an die Wand neben der Tür und wartete seelenruhig. Es war sein Kriegsrat, sie würden nicht ohne ihn anfangen.
    Kurze Zeit später, gingen sie nebeneinander durch die Flure des Eispalastes und schwiegen einander an. Ivan versuchte in Gedanken nach irgendeinem Gesprächsthema zu suchen, mit dem er sie nicht wieder reizte, aber ihm fiel nichts ein.
    „Warum lebst du eigentlich noch immer in deinen alten Gemächern?“ versuchte, zu ihrem eigenen Erstaunen, ausgerechnet Katarina das Schweigen zu brechen. Sie wollte nicht vollkommen verschlafen im Thronsaal erscheinen und mit ihm zu reden, würde sie hoffentlich endlich ganz aufwecken. Mit etwas Glück, sagte er wieder irgendetwas Dummes dass sie aufregte und gleichzeitig auch aufweckte. „Ich weiß, dass du noch immer im Westflügel, in den Prinzengemächern, wohnst und das obwohl du schon seit fast einem Jahr Zar bist. Stehen Vaters Zimmer die ganze Zeit über leer?“
    „Ich weiß nicht wovon du redest. Aber was ist mit dir?“ wich Ivan einer Antwort rasch aus und bemühte sich möglichst anklagend zu klingen, um sie von diesem Thema abzubringen. Außerdem, ging es sowieso um eine Frage, die er sich schon seit ihrer Rückkehr stellte. Sie hatte sich ohne zu zögern den einzigen Teil des Palastes genommen, der ihr selbst als Prinzessin von Erengrad nicht zustand. Ein weniger geduldiger Zar, hätte sie schon längst dort rauswerfen lassen. „Die Wahl deiner Gemächer ist nicht weniger verwunderlich, um ehrlich zu sein für manche schon fast ein wenig...nun wie soll ich es ausdrücken? Bedenklich ist vielleicht das richtige Wort, obwohl ´beunruhigend` auch passen würde. Wie auch immer, alleine damit hast du schon genug Aufsehen erregt, zumindest unter dem Adel Kislevs.“
    „Was meinst du damit? Gibt es ein Problem mit meinen Zimmern? Dort spukt es doch nicht etwa, oder?“ fragte Katarina unschuldig, obwohl sie natürlich ahnte worauf er hinaus wollte.
    „Du weißt ganz genau worauf ich hinaus will. Es sind die Gemächer der Zarin.“
    „Was ist falsch daran?“ Natürlich waren es die Gemächer der Zarin, setzte sie in Gedanken nach. Es waren die einzigen, die ihrer würdig waren, dazu kam, dass sie diese Räumlichkeiten damals brauchte. Als sie vor einigen Monaten in Kislev ankam, besaß sie nichts weiter als ein halbwegs hübsches Kleid und ein Pferd. Beides gestohlen. Zwar erhielt sie als Prinzessin von Erengrad nach einer Weile genug Gold um das zu ändern, aber das hatte gedauert. Bis dahin, benutzte sie die ersten Tage noch die Garderobe ihrer Mutter. Außerdem standen ihr ganz genau diese Gemächer zu und keine anderen. Auch wenn es vielleicht etwas übertrieben war, sämtliche Bediensteten so sehr zu verschrecken, dass sich niemand mehr in diesen Teil des Palastes traute. Niemand, außer diese verfluchte Imperiale aus Ostland, die eines der Zimmer bewohnte und wegen der Katarina hier nicht alles in eisige Kälte einhüllen konnte.
    „Nichts. Ich habe dir nach deiner Ankunft angeboten, dass du dir deine Räumlichkeiten im Palast selber aussuchen darfst. Allerdings kannst du dort nicht ewig bleiben. Sollte ich heiraten, müsste ich dich dort vertreiben.“
    „Du weichst meiner Frage noch immer aus.“ versuchte jetzt Katarina ihrerseits vom Thema abzulenken. Er würde nicht mehr lange genug Leben, um sie aus diesem Teil des Palastes zu verjagen und zu heiraten. Sie musste nur noch eine Möglichkeit finden ihn loszuwerden, ohne einen handfesten Bürgerkrieg loszutreten, der die Konföderation endgültig zerreißen würde. Mit einem zersplitterten und ausgebluteten Reich, konnte sie keine Invasion starten. „Warum meidest du seine Gemächer? Ist etwas zwischen dir und Vater vorgefallen, während ich weg war?“
    „Wie kommst du auf diesen absurden Gedanken? Nur weil ich meine eigenen Gemächer gemütlicher finde? Ich habe mich an sie gewöhnt.“
    „Ich habe dich in der Schlacht gesehen. Du benutzt seinen Speer nicht, obwohl Splitterklinge die mächtigste Waffe von ganz Kislev ist und jeden Feind auf der Stelle in einen nutzlosen Block Eis verwandeln kann.“ fuhr Katarina ohne Gnade fort und ohne sich abwimmeln zu lassen. Wenn er ihr unangenehme Fragen stellen konnte, dann konnte sie das schon lange. „Du kämpfst mit einem gewöhnlichen Sarrass, als wärst du einer der Husaren, anstatt die uralte magische Waffe der Bokha vor dir herzutragen und dabei vor lauter Stolz zu platzen.“
    „Und worauf sollte ich deiner Meinung nach so stolz sein?“ murmelte Ivan mit einem Anflug von Ärger. Endlich hatte sie ein Thema gefunden mit dem sie ihn nerven konnte. Wurde auch Zeit den Spieß einmal umzudrehen, dachte sie voller Genugtuung.
    „Ich weiß nicht genau. Darauf Zar zu sein vielleicht?“ versuchte Katarina es mit der Offensichtlichen Antwort.
    „Du meinst, darauf ein Zar zu sein, der nur herrschen darf, weil man dich weggeschickt hat?“ fragte Ivan zynisch und wich ihrem fragenden Blick aus. „Ja, ich bin unglaublich stolz darauf zweite Wahl zu sein.“
    Katarina blinzelte verwirrt. Mit so einer Antwort, hatte sie nicht unbedingt gerechnet. „Keine Angst, ich bin nicht...“
    „Es gibt wichtigere Dinge zu besprechen als das.“ unterbrach sie Ivan mit einer für ihn ungewöhnlich schroffen Art. Sie musste einen Nerv getroffen haben, dachte Katarina zufrieden mich sich selbst. Anscheinend war das Verhältnis zwischen Ivan und ihrem Vater auch alles andere als perfekt gewesen. Sicher nicht ganz so schlecht wie zwischen ihr und dem toten Zar, aber immerhin etwas. Während sie sich noch zufrieden in ihrem kleinen, unbedeutenden Sieg sonnte, sprach Ivan weiter und seine Worte rissen sie sofort wieder zurück ins Hier und Jetzt. Sie erinnerten Katarina daran, dass Ivan noch immer ihr Feind war. „Zum Beispiel die Gesellschaft, in der du dich neuerdings aufhältst.“
    „Gesellschaft? Ich habe keine Ahnung wovon du redest, aber es ist ein guter Versuch, um von dir selbst abzulenken.“ erwiderte Katarina spöttisch, sollte er seine kleinen, unwichtigen Geheimnisse halt behalten. Viel wichtiger war im Moment, dass er sich nicht in ihre einmischte. „Also, in was für einer Gesellschaft halte ich mich denn in letzter Zeit auf? Oder um es anders zu fragen, seit wann hat es dich zu interessieren, mit wem ich mich treffe? Du sitzt vielleicht auf dem Thron, aber du bist nicht mein Vater.“
    „Ach ich bitte dich, Katarina, du weißt ganz genau was ich meine. Denkst du etwa, ich bin vollkommen blind in meiner eigenen Stadt? Es stimmt zwar, dass ich nicht viel übrig habe für politische Ränkespielchen, aber selbst ich merke, wenn etwas vor sich geht. Die Tscheka ist sehr...beunruhigt, wenn es um deine neuen Freunde geht und ich auch um ehrlich zu sein.“
    „Du hast Vaters Geheimpolizei auf mich angesetzt!?“ fuhr in Katarina empört an, hauptsächlich, um hinter der Maske aus Empörung ihre wahren Gefühle zu verstecken und sich nicht anmerken zu lassen, wie ertappt sie sich gerade vorkam. Es war vielleicht etwas naiv von ihr gewesen anzunehmen dass Ivans Naivität dafür sorgte, dass sie mit allem was sie tat durchkam. Sollte er Verdacht geschöpft haben? Besonders heimlich ging sie immerhin nicht vor. Bis eben, hatte sie auch keinerlei Notwendigkeit darin gesehen, immerhin schien der Zar sich nicht für ihre Aktivitäten zu interessieren. Dachte sie zumindest.
    „Meine Geheimpolizei.“ korrigierte sie Ivan ruhig, ohne sich von ihrem kleinen Ausbruch beeindrucken zu lassen. Sie sollte froh sein, dass er damit zu ihr kam. Ein paranoiderer Zar, hätte sie schon längst in die Kerker werfen lassen. Genauso gelassen sprach er weiter. „Und nein, das habe ich nicht. Aber sie beobachten die Leute, mit denen du dich in letzter Zeit immer häufiger triffst und genau diese Leute, lassen meine Männer nervös werden. Fanatische Anhänger der Ursunkulte, Kriegstreiber und Unruhestifter unter den Bojaren, alter Gospodariadel. Aus diesem Grund, hat Kommissar Pashenko angeordnet dich ebenfalls beobachten zu lassen. In den Tempeln Ursuns im ganzen Land wird dein Name gepriesen. Es heißt, du wärst die seit 1000 Jahren verschollene und lang erwartete Königin, Miska. Reinkarnation unserer größten Anführerin und ihre Erbin. Gekommen um zu beenden, was sie einst begann.“
    „Und was wäre das?“ erklang Katarinas Antwort beinahe schon zischend. Wenn er das alles schon die ganze Zeit wusste, warum versuchte er dann nicht sie einzusperren? Nicht, dass es ihm ohne sämtliche Magier des Landes jemals gelingen würde, aber sie hätte erwartet, dass er es wenigstens versuchte.
    „Die Invasion des Imperiums.“ enthüllte Ivan, als wäre es das normalste auf der Welt und sie redeten gerade ein wenig über das Wetter. Katarina dagegen musste sich zusammenreißen um ihre Maske aus reiner Gleichgültigkeit aufrecht zu erhalten und sich nichts anmerken zu lassen. „In der Schlacht der Säbel gewann sie die Kontrolle über einen Großteil der Ostmark, doch konnte aufgrund der Bedrohung durch das Chaos nicht weiter vorstoßen. Und dann, ist sie verschwunden. Aber das weißt du ja alles selbst.“
    „Ich kenne die Geschichten.“
    „Dann kannst du mir sicher auch eine Frage beantworten. Warum, triffst du dich mit diesen Leuten? Sie sind unsere Feinde. Sie arbeiten gegen mich, dich und ganz Kislev mit ihren seltsamen Wahnvorstellungen. Wieso lässt du zu, dass sie dich vergöttern und als ihre Heldin feiern?“
    „Ist das nicht offensichtlich? Sie würden im Moment niemals für dich in die Schlacht ziehen und selbst wenn sie es täten, würden sie die ganze Zeit versuchen dich zu sabotieren oder sogar zu töten. Doch wenn sie meine Männer werden, kämpfe, sie für mich und ich, folge dir. So kämpfen sie immerhin für dich und nicht gegen dich, auch wenn sie es nicht einmal merken. Sie...“ verwirrt brach Katarina ab, als Ivan neben ihr plötzlich anfing zu Lachen. Sie ballte die Fäuste, weil er ihre Worte anscheinend vollkommen lächerlich fand. Wollte er so gerne noch heute sterben? Sie wusste, dass ihre Ausrede nicht besonders einfallsreich oder glaubhaft war, aber das gab ihm noch keinen Grund sie auszulachen. „Was? Was ist? Warum lachst du?“
    „Weißt du noch, was Vater gerne über die Politik der kislevitischen Konföderation zu sagen pflegte?“ fragte Ivan und sein Lachen verstummte auf der Stelle, während er ihr prüfend in die Augen blickte, was Katarina noch unangenehmer fand als sein Gelächter. „Wenn die Götter der Vernichtung und des Todes von Norden aus gegen Kislev ziehen, um Verderben über die Menschheit zu bringen, werden die Diener, angeblichen Freunde und Untertanen euch den Rücken zukehren. Worte wie Treue und Ehrgefühl, werden nichts mehr bedeuten, sondern nur noch leer und hohl klingen, wie das Gelächter derjenigen, die dem Wahnsinn der Götter verfallen. Wenn alles um euch herum zusammenbricht und droht in den Wogen des Chaos zu versinken, könnt ihr euch nicht auf die Norse oder Ungolen verlassen, genauso wenig wie auf die Hilfe der Imperialen, nicht einmal auf die Gospodari und die Bojaren. Deswegen, wenn der Sturm des Chaos um euch herum tobt und versucht euch zu verschlingen, vertraut niemandem, außer einem anderen Bokha“
    „Ich erinnere mich, leider. Das war einer seiner Lieblingssprüche. Er hat es andauernd gesagt. “ Katarina verkniff sich eine zynische Bemerkung zu diesen Worten, die sie beide als Kind so oft hören musste. Wie viel die Familie den Bokha bedeutete, hatte sie am eigenen Leib erfahren als man sie in Altdorf verrotten ließ, nämlich rein gar nichts.
    „Ja, das hat er.“ stimmte ihr Ivan zu. Nach einer kurzen Pause, in der er sie noch immer durchdringend ansah und versuchte aus ihr schlau zu werden, gab er es schließlich seufzend auf. Es gelang ihm einfach nicht durch ihre Maske hin durchzublicken, egal wie lange er sie auch anstarrte. „Und deswegen, habe ich der Tscheka auch befohlen, sich aus deinen Angelegenheiten herauszuhalten. Sie werden dich nicht mehr belästigen oder beobachten, sondern dir laut meinen neusten Anweisungen so gut es geht aus dem Weg gehen.
    „W-w-was?“ stotterte Katarina voller Überraschung. Wo waren die Wachen, die sie jetzt eigentlich festnehmen sollten? Die magischen Fallen? Das war alles? Er sagte, dass er ihr vertraute und vergaß alles? „Ich meinte...danke.“
    „Sieh es als Vertrauensbeweis an, wenn du möchtest.“
    „Ich weiß dein Vertrauen zu schätzen und werde dich nicht enttäuschen.“ antwortete sie und versuchte ehrlich zu klingen. Die Anspannung fiel von ihr ab. Warum war er so blind gegenüber allem was sie unternahm? Die Tscheka bestand aus seinen treusten Anhängern. Wenn diese Männer sie für eine Gefahr hielten, dann sollte er als Zar lieber darauf hören. „Nur verstehe ich nicht ganz, warum. Warum solltest du mich einfach so unbeaufsichtigt lassen, wenn ich mich mit deinen Feinden treffe? Jeden anderen Adeligen, hättest du auf der Stelle festnehmen lassen, selbst wenn er dieselbe Geschichte wie ich erzählen würde.“ fragte Katarina voller Verwirrung, auch wenn sie das Thema lieber auf sich beruhen lassen sollte. Sie verstand seine Gedankengänge nicht und konnte sie erst recht nich nachvollziehen.
    „Ja, aber du bist nicht jede beliebige Adelige. Du bist ein paar Jahre weg gewesen, aber noch immer eine Bokha und daran wird sich auch niemals etwas ändern. Du wirst deine Gründe haben, für das, was du tust. Was immer du planst, letztendlich kann ich mich darauf verlassen, dass du an meiner Seite stehst. Unser Blut verbindet uns und wird dafür sorgen, dass wir uns gemeinsam gegen die Wogen des Chaos stemmen.“ sagte er voller Überzeugung, die Katarina kurz zusammen zucken ließ.
    „Ja, das tut es.“ antwortete Katarina mit belegter Stimme. Er machte es ihr im Moment nicht gerade leicht ihn zu hassen. Es war besser, ihm in Zukunft wieder aus dem Weg zu gehen. Den restlichen Weg zum Thronsaal gingen sie zum Glück schweigend. Als sie endlich in der Halle ankamen, die genau wie der Rest des Palastes aus Eis bestand, fiel Katarina als erstes ein langer Tisch auf, der einige Schritte vom Thron entfernt stand. Ah ja, der Thron war natürlich auch aus Eis. Ihre Vorfahren, hatten bei der Einrichtung des Palastes nicht unbedingt ihre Kreativität unter Beweis gestellt. Andererseits mochte Katarina die spiegelnden Wände und kristallklaren Säulen. Man musste vielleicht eine Eishexe sein, um die wahre Schönheit und Perfektion des Bokhapalastes zu erkennen. Auf dem Tisch, lag eine Karte ausgebreitet und darum, hatten sich drei Männer versammelt, die sie ungeduldig erwarteten. Es waren Hadrin, der Zwergenprinz aus Norsca, Kaspar von Velten, der imperiale Botschafter und Alex, der Bojar von Praag. Ein Zwerg, ein Imperialer und ein Ungole. Das also war Ivans toller Kriegsrat, dachte Katarina spöttisch. Miska drehte sich in diesem Moment in ihrem eisigen Grab um, da war sie sich sicher. In einiger Entfernung, am Rand des Thronsaals, stand eine weitere Gestalt, unbeweglich und ungerührt von ihrer Ankunft starrte er einfach weiter vor sich hin und sah nicht so aus, als wollte er sich in nächster Zeit in Bewegung setzen. Kajetan hielt sich abseits vom Rest auf und versuchte möglichst unbeteiligt zu wirken. Er war ohnehin nicht der große Redner oder Denker. Seine Zeit würde kommen sobald die Schlacht begann und er in seinem Element war, doch jetzt konnte er nichts zu ihrer kleinen Runde beitragen, also hielt er sich bedeckt. Er war erstaunlich gut darin, niemandem mit seiner Anwesenheit zur Last zu fallen, eine Eigenschaft, die Katarina sehr zu schätzen wusste. Vielleicht würde sie ihn nach Ivans Tod sogar behalten, immerhin war er durch seine zahlreichen Siege zu einer Art Held unter den kislevitischen Truppen aufgestiegen. Jemanden wie ihn für sich zu gewinnen, würde ihr sicher nicht schaden. Sie alle grüßten den Zar und zumindest der Botschafter, bemerkte auch Katarinas Anwesenheit.
    „Wo ist der Erzmagier?“ fragte Ivan ohne Umschweife in die Runde, während er sich umsah. Vladimir sollte ebenfalls hier sein und an der Beratung teilnehmen.
    „Das weiß niemand, ich am allerwenigsten. Diese Magier haben doch eh alle einen Knall.“ murmelte Alex und alles an ihm strahlte schlechte Laune aus. Als einziger Ungole unter den Bojaren und Herr über Praag, musste ihn der Einmarsch in den Steppen von den Anwesenden am härtesten treffen. Jeder wusste zumindest vom Hörensagen her, was die Dämonen Nurgles mit dem Land anrichteten über das sie marschierten. Die Stämme der Ungolen würden noch mehr leiden, was zumindest Katarina nicht weniger interessieren könnte. „Nichts für Ungut, Prinzessin, Ihr stellt natürlich eine Ausnahme dar, aber Eure geschätzten Kollegen, sind oft nicht besonders zuverlässig und ich zweifle ehrlich gesagt an ihrem Nutzen.“
    „Ich weiß wovon Ihr redet, Bojar und bin ganz Eurer Meinung. Ich würde sie nicht einmal als meine Kollegen bezeichnen, eher als...“ setzte Katarina zu einer ausgiebigen Rede über den Zustand des Eisordens an, die sie schon oft genug gehalten hatte und trotzdem jederzeit gerne wiederholte.
    „Dann fangen wir halt ohne ihn an.“ unterbrach sie Ivan, bevor sie sich noch stundenlang über die Unfähigkeit der kislevitischen Magier auslassen konnte. „Also, wie ist die Lage im Norden?“
    Katarina zweifelte daran, dass dieses ganze Theater wirklich notwendig war, aber sie tat trotzdem so als würde sie die Karte ebenfalls interessiert betrachten, um nicht weiter aufzufallen. Konnten sie nicht einfach losmarschieren und diese stinken Dämonen vernichten, ohne diesen Unsinn? Die Prinzessin, unterdrückte einen genervten Seufzer, während sie sich die Karte ansah, die ihr eigentlich nichts neues zeigte. Einige rote Bären standen um die Hauptstadt, im Süden des Landes, herum verteilt und markierten die Hauptstreitmacht der Gospodari und die Truppen des Zaren, genauso wie Katarinas eigene Männer. In Gedanken nahm sie sich fest vor, ihrer stetig wachsenden Privatarmee eigene Farben und ein eigenes Banner zu geben. Mit dem roten Bären der Bokha verband sie nichts mehr, sie musste ihn dringend loswerden, genauso wie alles andere was sie noch an ihre Vergangenheit fesselte. Sie ließ den Blick weiter über den Tisch wandern. Im Norden herrschte komplette Leere, abgesehen von zwei unförmigen Holzblöcken die die Feinde darstellen sollten, eine Horde aus Dämonen und verfaulenden Auserwählten Nurgles. Die Seuchenhüter, würden ganz Kislev Krankheiten und Tod bringen, wenn man sie nicht schnell aufhielt und die Körper der Pestbringer verbrannte.



    Am westlichen Rand der Karte, etwa auf derselben Höhe wie Kislev, lag Erengrad. Die reichste Stadt des Landes, schmiegte sich direkt an die Küste der Krallensee und brachte dem Rest der Konföderation den Wohlstand des Imperiums und des Südens. Ein roter Bär lag mitten auf der Hafenstadt, umgeben von einigen Goldenen, die man nicht umgeworfen hatte. Er symbolisierte die Gospodarigarnison der Stadt, die vor einiger Zeit Nahe Böhsenfels gegen die Streitkräfte des Chaos aufgerieben wurde. Damit verteidigten nur noch Anastasia Vilkowas goldene Bären die Stadt und den ganzen Westen. Die kislevitischen Norse konnten dadurch im Moment tun und lassen was immer sie wollten. Gut für sie, schoss es Katarina durch den Kopf, ein Problem mehr mit dem ihr Bruder sich herumschlagen musste und seine Aufmerksamkeit von ihr ablenkte.
    „Normalerweise, gelangen die Chaosbarbaren über die Krallensee zu uns oder marschieren an deren Ufer entlang. Dann wären sie in Erengrad gelandet und wären sie durch den nordöstlichen Pass, direkt am Rand der Chaoswüste, gegangen, stünden sie jetzt vor Praag und nicht mitten in der Steppe, wo niemand mit ihnen rechnete.“ versuchte Katarina möglichst früh ihren Beitrag zu der Runde beizusteuern, damit sie während der restlichen Beratung vielleicht etwas Schlaf nachholen konnte.
    „Also sind sie durch das Gebirge direkt von Norden gekommen. Wie sind sie durch das Norscagebirge gelangt, ohne dass die Zwerge sie bemerkten?“ wandte Ivan sich an den Zwerg, der sich bei dieser Frage sofort sichtlich unwohl fühlte und nervös durch den schwarzen Bart strich. Sie war mit Hadrin zusammen gereist und normalerweise, ließ er sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen. Vielleicht fühlte er sich auch nur unwohl weil er seine schwere, unpraktische Rüstung nicht trug, da wurde er meistens etwas merkwürdig. „Sollten die nördlichen Wehrstädte nicht die wichtigsten Pässe in der Gegend kontrollieren? Es ist lange her, dass wir wirklich Neuigkeiten über die Größe oder den Zustand von Kraka Drak hörten, aber laut unseren Aufzeichnungen sollte es die gesamte Grenze zur Steppe abdecken.“
    „Das tut es.“ pflichtete ihm der Zwerg bei, was ihm einige ungläubige und zweifelnde Blicke einbrachte, woraufhin er sich korrigierte. „Oder sagen wir, das hat es einmal. Möglicherweise, gab es in letzter Zeit einige kleinere...Durchbrüche, der Chaosbarbaren. Ein paar der kleineren Wehrsiedlungen sind gefallen und auch der ein oder andere Pass befindet sich nicht mehr in unseren Händen, soweit ich weiß.“
    „Warum wissen wir nichts davon?“ fragte der Zar, verwirrt über das Verhalten ihrer nördlichen Nachbarn. Er hatte nie viel mit den Norscazwergen zu tun gehabt und kannte sich nicht mit ihnen aus, aber dafür mit ´normalen` Vertretern ihres Volkes. Er hatte im Gegensatz zu Katarina den Großteil seiner Kindheit und Jugend in Erengrad und der Gegend um die Hafenstadt verbracht und dort gab es ein Zwergenviertel. „Wenn die Zwerge das Gebirge nicht mehr alleine halten können, dann müssten sie nur eine Nachricht hierher senden und ich würde sie unterstützen. Immerhin liegt die Verteidigung der Pässe auch in unserem Interesse.“
    „Weil der Großkönig von Kraka Drak keinen Kontakt zu den Menschen wünscht, genauso wenig wie zu unseren südlichen Verwandten. Er ist ein wenig eigenbrötlerisch und nicht interessiert an allem was aus dem Süden kommt.“ als der Blick des Zaren sich bei diesen Worten verdüsterte, zuckte der Zwerg nur ahnungslos mit den Schultern. Er selber konnte das Verhalten des Großkönigs auch nicht nachvollziehen und die Wehrstadt aus der er kam, profitierte gerne von dem Handel mit dem Süden. „Aber meine Männer und ich sind bereit, uns für dieses Versagen Euren Truppen anzuschließen. Unsere Verwandten haben die Barbaren vielleicht nicht bemerkt oder Euch gewarnt, aber wir werden sie vernichten und es wieder ausgleichen. Außerdem, müssen wir sowieso nach Norden marschieren, um nach Kraka Ravnsvake zurückzukehren.“
    „Ich weiß Eure Hilfe zu schätzen, doch wir müssen nach der Schlacht dringend an den Beziehungen und dem Austausch zwischen unseren Reich arbeiten. Es kann nicht sein, dass eine so große Armee einfach durch ganz Kraka Drak marschiert, ohne dass wir etwas davon erfahren.“ damit ließ er vorerst von dem Zwerg ab. Dass die Norscazwerge sie nicht warnten, war eine Unannehmlichkeit, aber nicht der Untergang der Welt. „Wie stehen die Chancen, dass die Anhänger Nurgles nicht einmal lebend durch die Steppe gelangen?“
    „Normalerweise, würden die Stämme der Ungolen sich jetzt zusammenschließen und diese Nurgle Bastarde zurück in den Norden jagen. Auf der offenen Steppe sind die langsamen Barbaren unseren wendigen Pferden weit unterlegen. Wir haben das schon oft erlebt wenn Praag fällt und die Feinde von Osten her die Steppen fluten. Nur selten gelingt es dem Chaos uns zu stellen und zu besiegen.“ erklärte der Bojar von Praag, der als einziger Ungole in der kleinen Runde wirklich etwas wissenswertes über die Steppenbewohner beisteuern konnte. „Selbst dann, sind die verbliebenen Angreifer zu schwach, um weiter vorzudringen und ziehen sich in den Norden zurück um ihre Wunden zu lecken. Allerdings...sind die Nomaden weiter nach Westen gezogen, um nicht zwischen die Fronten zu geraten.“
    „Alle Stämme?“ fragte Ivan verwundert nach. Es war noch nie vorgekommen, dass sämtliche Ungolen der Steppe sich weigerten zu kämpfen.
    „Soweit ich weiß, ja.“ antwortete der Ungole zögerlich. Er wusste nicht, wie sein Zar auf den Unwillen der Steppennomaden reagieren würde. Die meisten von ihnen hassten den Zaren nicht, aber waren auch nicht begeistert darüber ihr Blut für ihn zu vergießen. Sie würden sich aus allem heraushalten, sollten die Gospodari sich um die Verteidigung der Grenzen kümmern wenn sie sich schon als ihre Herren aufspielen wollten.
    „Wir hätten andere Möglichkeiten finden müssen, um mit dem Unmut unter den Stämmen fertig zu werden.“ reagierte Ivan ohne Zorn auf diese Nachricht, dafür verfiel er in eine nachdenkliche Stimmung. „Früher, hätten die Stämme sich nicht einfach in den Westen geflüchtet. Sie hätten ihre besten Krieger versammelt und für ihren Zaren gegen die Eindringlinge gekämpft. Ich schätze, im letzten Jahr ist mehr zu Bruch gegangen als nur die Beziehungen zu ein paar der östlichen Ungolenstämme.“
    „Es ist wahr, dass unter den Nomadenstämmen die Kämpfe gegen ihre Verwandten im Osten nicht gut ankamen, aber nicht alle Ungolen denken so. Ein nicht gerade kleiner Teil Eurer Truppen, besteht noch immer aus ihnen und sie stehen treu zu Euch. Auch die westlichen Stämme erheben sich nicht gegen Euch.“ Aber sie kämpfen auch nicht für Euch, fügte Alex in Gedanken hinzu. „Zu viele aus meinem Volk, mussten im letzten Jahr ihr Leben lassen als die östlichen Stämme rebellierten.“
    „Was auch das einzig richtige war.“ mischte sich Katarina unwirsch ein. Es reichte jetzt auch mit diesem sinnlosen Gerede. Die Ungolen hatten den Krieg gewollt und bekommen was sie verdienten, jetzt sollten sie sich gefälligst zusammenreißen und sich wieder hinter den Gospodari einordnen, anstatt herumzusitzen und ihre Wunden zu lecken. „Du konntest nicht zulassen, dass diese Nomaden und Hinterwäldler dir auf der Nase herumtanzen. Wenigstens sind sie jetzt nicht mehr in der Lage uns in den Rücken zu fallen und erneut zu verraten.“
    „Wenn sie zu schwach sind, um gegen mich zu kämpfen, dann sind sie auch zu schwach, um für mich zu kämpfen.“ erwiderte Ivan nachdenklich „Und wenn die Ungolen nicht kämpfen können, steht der Norden unseres gesamten Reiches weit offen, für jeden der ihn sich nehmen möchte. Sie könnten sogar jederzeit bis nach Praag marschieren und die Stadt erobern, ohne dabei wirklich auf nennenswerten Widerstand zu stoßen. Es ist im Moment leichte Beute und es ist entscheidend, dass die Stadt nicht noch einmal in die Hände des Chaos fällt.“ sagte Ivan voller Entschlossenheit. Das letzte Mal als Praag fiel, rebellierten noch mehr Ungolenstämme. Die Stadt galt unter ihnen fast schon als heilig. Es war die älteste Stadt des Landes und schon ihr Zufluchtsort gewesen, lange bevor die Gospodari sie unterwarfen. „Vor allem, muss ich den Ungolen damit zeigen, dass ich sie mit derselben Entschlossenheit verteidige, mit der ich auch zur Rettung der Gospodari eilen würde. Ich muss sie davon überzeugen, dass ich der Zar der Kisleviten bin und nicht nur der Gospodari.“
    „Wozu?“ warf eine gelangweilte Katarina ein, nachdem sie sich das viel zu lange anhören musste. Wenigstens war der Botschafter still und starrte nur gedankenverloren vor sich hin, er befand sich gerade weit weit weg von diesem unnützen Gespräch, vermutlich wieder bei seinem genauso unwichtigen Mörder, dachte sie genervt. „Sollen die Ungolen doch vorerst alleine versuchen zu kämpfen. Wir werden ja sehen, wie gut sie sich gegen den Champion schlagen. Vielleicht eilen sogar einige der Nomadenstämme zur Verteidigung von Praag herbei und mit etwas Glück, gewinnen sie sogar. Und falls nicht... nun, falls nicht, ist das auch nicht weiter schlimm. Dann beseitigen wir halt die Reste der feindlichen Armee, nachdem die Ungolen besiegt sind.“

  • „Wie bitte?“ Ivan starrte sie verwundert und sprachlos an.
    „Es sind nur Ungolen. Sie werden dir nicht für deine Hilfe danken, sondern dich bei der nächstbesten Gelegenheit hintergehen, so wie sie es schon immer getan haben. Jeder Ungole, den du heute rettest, wird in ein paar Jahren gegen dich marschieren. Sie sind nicht viel besser als wilde Tiere. Du kannst ihnen etwas zu fressen hinwerfen, aber deswegen werden sie noch lange nicht deine treuen Gefährten und lassen sich den Bauch kraulen. Sie gehen dir trotzdem an die Kehle, sobald dir das Fressen einmal ausgeht oder sie deinen Schutz nicht mehr benötigen.“
    „Sie sind Kisleviten und keine Tiere. Du solltest nicht so über unser eigenes Volk reden, Katarina.“
    „Unser Volk? Seit wann sind wir Ungolen? Soweit ich weiß, leben wir nicht in stinkenden Zelten, verständigen uns nicht mit Grunzlauten und stoßen unseren Freunden auch keine Speere in den Rücken.“ erwiderte sie, mit einem überheblichen Lächeln in Richtung des Bojaren von Praag, der es für klüger hielt still zu sein, um nicht in Anwesenheit des Zaren ein Mitglied der Bokha zu beleidigen. Dennoch konnte sie erkennen, wie viel Mühe es ihm bereitete sich zurückzuhalten. Ein weiterer Bojar, den sie wohl niemals auf ihre Seite ziehen würde, aber sie konnte auch auf die Hilfe eines zurückgebliebenen Ungolen verzichten.
    „Ja, unser Volk. Sie sind Teil der kislevitischen Konföderation, genauso wie du und ich. Es gibt keinen Grund sie anders zu behandeln als die Gospodari oder Norse, immerhin leben wir seit mehr als 1000 Jahren Seite an Seite. Außerdem, sind sie meine Untertanen. Ich bin dazu verpflichtet sie zu beschützen und...“
    „Sie haben unseren Vater getötet!“ unterbrach ihn die Eishexe laut und mit einem kalten Lächeln auf den Lippen. „Sie haben ihn als Freunde und Verbündete in den Norden gelockt, ihn mit einem freundlichen Lächeln als Zar gepriesen und dann feige ermordet. Er war ihr Gast, als sie ihn mit seinem eigenen Speer abgestochen haben, und diesen hinterhältigen Kreaturen sollen wir jetzt beistehen? Wozu? Damit sie uns allen eines Tages das gleiche antun können?“
    Die restlichen Anwesenden, verfielen in eine Art betretenes Schweigen, während die beiden Bokha sich gegenseitig aufstachelten, reizten und zum erstenmal, seit Katarinas Rückkehr, kurz davor standen sich gegenseitig an die Kehle zu gehen. Ivan meinte diesen Unsinn wirklich ernst. Er würde das Leben seiner besten Krieger riskieren, nur um die Ungolen davon zu überzeugen, dass er bereit war für sie zu kämpfen. Für Katarina, war das einfach nur Wahnsinn, vor allem, da es ihre zukünftigen Krieger waren, die er für die Rettung dieses Abschaums in den Tod schickte.
    „Ein Ungole hat ihn ermordet, ein einziger, nicht ihr ganzes Volk.“ Ivans Stimme wurde ungeduldiger, je länger er darüber mit ihr diskutieren musste. Er verstand nicht, wie Katarina so etwas überhaupt sagen konnte. Sie sollte doch wissen, wie schwach und angreifbar die Gospodari wären, wenn sie ganz alleine stünden. „Noch immer marschieren Tausende Ungolen und Norse in den Reihen meiner Armee. Sie kämpfen treu an der Seite der Gospodari, weil sie verstanden haben, dass wir im Angesicht des Chaos nur überleben können, wenn wir zusammenhalten. Wir sind seit so langer Zeit Teil eines Landes und es sind nur Menschen wie die Aufständischen oder deine neuen Freunde, die Frieden in unseren eigenen Reihen noch immer erfolgreich verhindern. Was soll ich deiner Meinung nach sonst unternehmen? Soll ich zusehen wie die einzige Stadt der Ungolen in die Hände des Chaos fällt? Soll ich zusehen, wie sie alle von dem Pestgott ausradiert werden?“
    „Sollen sie verrotten! Soll Nurgle sie allesamt verfaulen lassen! Welchen Unterschied macht es für Kislev ob diese Verräter existieren oder nicht? Ich weiß nur eines, wir alle wären sicherer ohne sie.“
    „Hör auf so zu tun als würde dich Vaters Tod interessieren. Du benutzt ihn nur, um die Gospodari aufzustacheln. Der ganze Feldzug gegen die Ungolen, um ihn zu rächen, war dir völlig gleichgültig. Hätte es dir wirklich etwas bedeutet, wärst du an meiner Seite in die Schlacht gezogen, aber das hat es nicht.“
    „Dir etwa? Du hast doch noch immer zu viel Angst vor ihm um Splitterklinge auch nur anzufassen.“ entgegnete sie voller Verachtung „Sein Tod, während ich noch in Altdorf war, muss für dich doch eine Erlösung gewesen sein. Immerhin weißt du selbst genau, dass du für ihn immer nur an zweiter Stelle standest.“
    „Ich habe seinen Tod gerächt, seinen Mörder zur Rechenschaft gezogen und sein Reich vor dem Untergang bewahrt. Was hast du in der Zeit für uns geleistet? In welchen Schlachten hast du in den letzten Jahren die Bokha und unseren Anspruch verteidigt? Ah, richtig, in keiner einzigen. Du hast im Imperium auf der faulen Haut gelegen und dich amüsiert.“
    „W-was?“
    „Wer von uns beiden musste denn das zerbröckelnde Reich zusammenhalten, während der andere in Altdorf von einem Ball zum nächsten tanzte und es sich am imperialen Hof gut gehen ließ?“ fuhr Ivan unerschrocken fort, ohne die drohende Gefahr, in der er gerade schwebte, zu bemerken.
    „Wie kannst du...“ Katarinas Stimme bebte vor Zorn, als sie abbrach und vor lauter Hass auf ihn kein Wort mehr herausbrachte. Er sollte nicht über ihre zeit in Altdorf reden, nicht er, der sie dort vergessen hatte. Doch noch bevor sie dazu kam ihn vor aller Augen in Eis zu verwandeln, öffneten sich die großen, kristallenen Türen zum Thronsaal. Ein paar Wachen, führten einen Mann mit langen, schwarzen Haaren herein. Katarina schätze ihn ungefähr auf Ivans Alter, also etwa Zwanzig. Als er näherkam, konnte sie erkennen, dass er verletzt war. Ein langer, blutiger Riss ging durch sein seidenes, rotes Gewand an der Schulter und war nur notdürftig verbunden. Der Mann, konnte sich nur mit Mühe auf den Beinen halten und erinnerte Katarina an sich selbst als sie vorhin aufstehen musste. Er wirkte mitgenommen und abgekämpft, aber ihn umgab trotzdem etwas, das Katarina nicht wirklich deuten konnte und sie verwirrte. Eine Ausstrahlung, die ihn trotz seines Zustandes, über alle anderen im Thronsaal erhob, es war fast als überstrahlte er alle Anwesenden. Es war keine Magie, zumindest keine die sie kannte, sondern etwas anderes. Doch ihr Interesse daran verschwand so schnell, wie es gekommen war. Es war nicht gefährlich, also konnte sie es ignorieren. Vielleicht ein Zauber um Frauen zu beeindrucken, er sah so aus, als wäre das genau das passende für ihn. Ohne das Blut und ausgeruht, erregte er aber sicher auch ohne solche Tricks die Aufmerksamkeit jeder Adeligen die er haben wollte. Sein Gesicht war edel und fein geschnitten und die braunen, tiefen Augen, strahlten eine Ruhe und Gelassenheit aus, die so gar nicht zu seinem erschöpften Zustand passen wollte.
    „Michail?“ fragte der Zar verwundert. Er hätte seinen Kindheitsfreund fast nicht erkannt, so fertig wie er aussah. Normalerweise, würde der Anführer der Tscheka niemals so herumlaufen, er legte viel Wert auf sein Äußeres, manchmal etwas zu viel. Vor allem aber, sollte Michail Pashenko sich am anderen Ende des Landes in Erengrad aufhalten und dort als sein Statthalter fungieren. „Was tust du hier?“
    „Verzeiht, mein Zar. Ich bin so schnell ich konnte hierher geritten.“ erklang die Antwort Pashenkos augenblicklich, während er sich mühsam vor den Zaren kniete und den Kopf senkte. Beim Klang seiner Stimme, verspürte Katarina sofort den Wunsch ihn weiterreden zu hören. Sie konnte hinterher nicht mehr beschreiben was, aber es lag definitiv etwas im Klang seiner Worte, dass einen in den Bann ziehen konnte, selbst wenn er nur über Alltägliches reden würde. Doch das tat er nicht, stattdessen, verkündete er genau die Botschaft, die Kislev in diesem Moment noch gefehlt hatte damit Ivan endgültig durchdrehte. „Erengrad, ist gefallen.“


    [spoil]


    Eine Spawnarmee aus Rebellen, die per Skript dann auf die Stadt zuhält. Ich konnte sie leider nicht verteidigen, da es einen kleinen Bug gab. Ich konnte die Schlacht nicht starten. Egal wie oft ich auf manuell oder automatisch schlagen drücken wollte, es passierte nichts. Also musste ich neuladen und die Stadt räumen. Es ist übrigens die reichste Stadt meines ganzen Landes ^ ^

    [/spoil]


    Vorsichtig öffnete Christine von Rauken die Tür zum Arbeitszimmer des Botschafters. Sie hatte vor kurzem erst von einigen Dienern gehört, dass der alte Mann sich in letzter Zeit außergewöhnlich schreckhaft verhielt. Die Jagd nach diesem Mörder schien ihm nicht gut zu tun. Als sie den kleinen Raum voller Papierberge betrat, schien Kaspar von Velten gerade ungeduldig hin und her zu laufen. Er musste etwas wichtiges vorhaben und plötzlich tat es ihr leid, dass sie sich verspätet hatte. Aber die Nachricht, dass er sie sprechen wollte, war so unerwartet gekommen und sie hatte versucht es so gut es ging hinauszuzögern, denn sie erwartete nichts Gutes.
    „Ah, gut. Ihr seid endlich da.“ erleichtert wandte er sich Christine zu und lächelte ihr beruhigend zu, als er merkte wie nervös die junge Imperiale war.“ Ich dachte schon ich muss einen meiner Ritter hier lassen, um Euch über die neusten Entwicklungen in Kenntnis zu setzen.“
    „Worum geht es, Eure Exzellenz?“ fragte die junge Imperiale höflich, auch wenn ein Hauch von Beunruhigung in ihrer Stimme mitschwang. Der Botschafter, hatte sie seit ihrem kleinen Ausflug durch die Stadt, nicht mehr zu sich gerufen und dieser angeblich harmlose Ausflug, hätte sie beinahe umgebracht.
    „Einer der besten Kandidaten, für eine Verbindung zwischen Kislev und Ostland, befindet sich derzeit in der Stadt.“ sprach er genau die Worte aus, die Christine am aller wenigsten hören wollte. Sie hatte gehofft, dass noch eine lange lange Zeit vergehen würde, bevor er sich die Zeit nahm Kuppler zu spielen. Immerhin schien er es selbst jetzt kaum aushalten zu können seine Zeit für sie zu nutzen, anstatt den Schlächter zu jagen. Verständlich, und sie wünschte sich, er würde lieber wieder seine Jagd fortsetzen als sich an ihre Existenz zu erinnern. „Sein Name ist Michail Pashenko. Ihr habt vielleicht schon von ihm gehört. Er ist der Oberkommissar der Tscheka.“
    „Aber ich sollte mich doch erst in Kislev eingewöhnen, bevor eine Hochzeit überhaupt in Frage kommt. Ich bin erst seit weniger als zwei Monaten hier und kenne niemanden. Ich war nur kurz außerhalb des Palastes und bin dabei fast gestorben. Im Moment verstehe ich nicht einmal ihre Sprache!“ die Panik, die in der sich überschlagenden Stimme der jungen Imperialen mitschwang, brachte den Botschafter dazu sich kurz ein müdes Lächeln abzuringen. Seiner Meinung nach, machte sie sich zu viele Gedanken. Er hatte nicht vor, sie jetzt auf der Stelle zu verheiraten, auch wenn in den Befehlen aus Altdorf stand, dass sie so bald wie möglich Verbindungen zu Kislev knüpfen sollte. Wäre sie irgendeine gewöhnliche Adelstochter gewesen, hätte was das anging auch kein großes Problem bestanden, aber unter ihrer ruhigen Oberfläche, konnte Christine erstaunlich widerspenstig sein. Sie war in dem Glauben aufgewachsen, etwas besonderes zu sein. Eine Auserwählte Sigmars, dazu bestimmt, die Welt vom Makel des Chaos zu säubern. Am Ende doch nur als gewöhnliche Adelige verkauft zu werden gefiel ihr sicher nicht. Aber er war nicht hier um sie glücklich machen, sondern um die Interessen des Imperiums in Kislev zu vertreten, auch wenn er beides, falls möglich, gerne miteinander verbinden würde.
    „Die meisten Menschen hier im Süden des Landes sprechen Reikspiel und das sogar sehr gut, wie Ihr sicher bereits bemerkt haben dürftet. Pashenko, stammt aus der Nähe von Erengrad und hat immer wieder einige Zeit im Imperium verbracht, unter anderem auch bei den imperialen Streitkräften und der Flotte. Ich bin sicher, ihr werdet irgendwie in der Lage sein euch zu verständigen.“
    „Euer Exzellenz, ich...“
    „Es ist eine gute Gelegenheit, um endlich einen Schritt in die richtige Richtung zu machen.“ fuhr der Botschafter fort und würgte ihren Einwand auf der Stelle ab. „Pashenko, wird die nächsten Wochen hier in Kislev verweilen, um in der Abwesenheit des Zaren die Verteidigung der Stadt zu organisieren. Er ist seine rechte Hand soweit ich weiß und Ivan würde diesem Mann sein Leben anvertrauten.“ Trotz der Bedrohung, die von Norden heran marschierte, würde ein nicht unerheblicher Teil der kislevitischen Truppen in der Hauptstadt bleiben. Die meisten Feinde des Zaren lauerten erstaunlicherweise nicht im Norden, am Rand der Eiswüste, sondern hier im Süden seines Landes. Erst seit Kaspar von Velten Botschafter von Kislev war, verstand er, wie instabil die Lage der kislevitischen Konföderation eigentlich war. Jeder hier hasste jeden und es gab viele, die lieber das ganze Reich in Flammen aufgehen sehen würden als diese alten Feindschaften zu begraben. Im Imperium war es anders. Nun ja, meistens zumindest. Die Fürstentümer hassten sich teilweise auch und einige Kurfürstenhäuser pflegten jahrtausendealte, blutige Fehden untereinander. Aber sie würden nicht einmal im Traum daran denken sich zu verschwören um Karl Franz zu stürzen. Die Einwohner der verschiedenen Fürstentümer waren vielleicht nicht immer einer Meinung, aber letztendlich stand das Reich fest zusammen, zumindest in den letzten paar Jahrhunderten. Anders als Kislev. Es brauchte einen starken Herrscher, um die heißen Gemüter der Nordlinge unter Kontrolle zu halten und sie von Dummheiten abzubringen.
    „Das kann doch sicher auch noch weiter warten. Er wird nicht zum letzten Mal in der Hauptstadt sein. Vielleicht im Sommer, dann könnte ich ihn auch in Erengrad besuchen, oder im Herbst, da soll die Stadt am schönsten sein, weil man sie durch den dichten Regen nicht sehen kann.“ schlug sie hastig vor.
    „Hört zu, Christine. Seit der Zar mir endlich erlaubt hat, die offiziellen Ermittlungen bei der Jagd nach dem Schlächter zu leiten, habe ich kaum noch Zeit um zu schlafen, geschweige denn mich um andere Dinge zu kümmern.“ er seufzte resigniert und tat ihr gerade fast ein wenig leid. Er wirkte als hätte er seit Tagen kaum geschlafen und sie wusste, dass er mit seinen Männern die ganze Stadt durchkämmte, immer auf der Suche nach irgendeinem Hinweis. Sie selber, hatte längst den Überblick verloren wie viele Opfer es gab. Wenn um die Stadt herum Krieg herrschte, empfand sie den Mörder nicht unbedingt als das größte Problem Kislevs und hielt sich nicht auf dem Laufenden. Ansonsten allerdings, erfuhr sie so einiges in ihrer Zeit im Palast. Niemand beachtete sie, außer Hadrin natürlich, aber für alle anderen dagegen, war sie wie unsichtbar. „Ich verlange ja nicht, dass Ihr ihm um die Arme fallt und noch Heute heiratet. Pashenko ist ein guter Kandidat für eine Hochzeit und Ihr solltet ihn kennenlernen, das ist alles. Seine Familie gehört zu den ältesten des ganzen Landes und hat im Laufe der Jahrhunderte viel an Einfluss und Land gewonnen. Ihm gehört der Großteil der südwestlichen Grenze Kislevs und damit gehört ihm auch der Handel mit Ostland. Wenn er eine Verwandte des Kurfürsten heiratet, wird das nur zu seinem Vorteil sein und auch zu Eurem. Er ist die beste Partie, die Ihr in ganz Kislev finden könnt.“
    „W-was...was...“ sie schluckte nervös und rang nach Worten, sie war in einem Kloster aufgewachsen und noch nie mit einem Mann alleine gewesen der ihr den Hof machen wollte. Sie würde sich lieber einem Dutzend Skaven entgegenwerfen als diesen Pashenko zu treffen. „Was soll ich tun wenn ich mit ihm alleine bin?“
    „Versucht freundlich zu sein.“ schlug der Botschafter vor. Zu einer Erwiderung blieb Christine keine Zeit mehr, denn in diesem Moment, betrat hinter der beunruhigten Adeligen ein Mann das Zimmer. Hastig ging sie einige Schritte zur Seite, um nicht zwischen ihm und dem Botschafter zu stehen und wollte sich noch weiter von ihm zurückziehen, bis sie ihn sich genauer ansah und erstarrte.
    „Euer Exzellenz.“ der Mann mit den langen, schwarzen Haaren die ihm wie Wasser glatt über die Schultern fielen, verbeugte sich kurz vor dem Imperialen. Dann fiel sein Blick auf sie und ein freundliches Lächeln tauchte auf seinen Lippen auf, dass sie sofort in seinen Bann zog. Er strahlte sie fast schon an. „Lady Christine. Es freut mich Euch kennenzulernen. Mein Name, ist Michail Pashenko.“ stellte er sich vor und verbeugte sich noch einmal, diesmal allerdings deutlich länger. Kurz wartete er auf irgendeine Reaktion ihrerseits, aber sie war zu gefesselt von seinem Anblick, um auch nur einen einzigen Ton rauszubringen, was zur Folge hatte, dass der Kislevit sich verwirrt von der stummen Imperialen abwandte und an den Botschafter gewandt fortfuhr. „Es heißt, Ihr habt noch einen anderen Grund, um mich zu Euch zu rufen.“
    „Das ist wahr.“ erwiderte Kaspar von Velten erstaunlich schroff und ohne ihn zu begrüßen. Für ihn, war die Tscheka nichts als ein Quell des Ärgers und ein Teil seiner Probleme. „Es geht um die Tscheka. Sie behindern meine Arbeit und die Suche nach dem Mörder der die Stadt terrorisiert wo immer sie können.“
    „Meine Männer mögen leider keine Fremden und hören nur auf mich, was hin und wieder recht anstrengend werden kann.“ antwortete Michail, ohne sich von seiner ruppigen Art anstecken zu lassen. Beim Klang seiner Stimme, lief ihr ein angenehmer Schauer über den Rücken. „Es tut mir leid, dass sie Euch Steine in den Weg legten, Botschafter. Ich werde Euch unterstützen wo immer ich kann. Vielleicht hat es doch etwas gutes, dass ich hier festsitze.“
    „So kann man es auch sehen.“ erwiderte der Imperiale, diesmal freundlicher und erleichtert darüber, dass er keine weiteren Probleme mit der eigenwilligen kislevitischen Geheimpolizei kriegen würde. „Ich muss leider sofort los. Zurück in die Stadt. Ich kann Euch mit ihm alleine lassen?“ fragte er an Christine gewandt, die ihn zuerst gar nicht beachtete, sondern weiterhin den Kisleviten anstarrte.
    „Ja.“ hauchte die junge Imperiale leise, ehe sie sich zusammenriss und kurz den Kopf schüttelte, um ihn wieder frei zu kriegen. Was war los mit ihr? Eben noch wollte sie ihn gar nicht kennenlernen. Aber ein Blick in Richtung Michail, brachte diese Stimmen des Zweifels sofort zum verstummen. Sie würde es mit ihm aushalten. Die einzige Gefahr die von ihm ausging war, dass er sie mit seinem Strahlen blendete. Mit einem verlegenen Lächeln, schob sie sich an ihm vorbei zur Tür hinaus. „G-gehen wir.“
    „Das...das war jetzt irgendwie deutlich leichter als erwartet.“ murmelte der Botschafter und runzelte verwirrt die Stirn, während der Kislevit ihr folgte. Er hatte Geschichten darüber gehört, dass Pashenkos Elfen unter seinen Vorfahren hatte und daher immer von einem Schwarm Frauen umringt schien, aber bis eben hatte er das nur für Gerüchte gehalten. Er verjagte diese störenden Gedanken sofort und eilte so schnell er konnte davon, er hatte keine Zeit für Gerüchte.


    Eine Weile, sagte keiner von beiden ein Wort. Christine war zu sehr damit beschäftigt betreten die Wände der Flure anzustarren und darin das Spiegelbild des jungen Mannes zu betrachten. Er war vielleicht vier Jahre älter als sie, oder auch fünf, sie war nicht gut darin das Alter von Menschen einzuschätzen. Jedesmal, wenn sie kurz zu ihm herüberblickte, um ihn nicht nur vollkommen verzerrt im Eis zu erblicken, begann ihr Herz wie verrückt zu klopfen, solange bis sie es vermied ihn anzusehen, aus Angst dass es gleich explodieren würde. Der Kislevite, schien in der Zwischenzeit vollkommen zufrieden damit zu sein ihr zu folgen und tat so, als bemerkte er nicht wie sie ihn bemüht unauffällig musterte.
    „Ihr...ähm, a-also...ich...“ Christine brach ab als sie merkte, dass sie über ihre eigenen Worte stolperte weil er sie erwartungsvoll ansah und damit nur dafür sorgte, dass ihr die Luft wegblieb und sie statt ein vernünftiges Wort rauszubringen in seine Augen blicken musste. Als das Schweigen schon wieder viel zu lange andauerte, fasste sie all ihren Mut zusammen, der immerhin dafür ausreichte sich Dämonen zu stellen, und versuchte diesmal nicht zu stottern. „I-ihr seid Kommissar bei der T-tscheka?“
    „Ja, Oberkommissar um genau zu sein, aber das ist nicht wirklich wichtig. Wisst Ihr etwas über die Arbeit der Tscheka, Lady Christine?“ fragte er und seine sanfte, ruhige Stimme in Verbindung mit dem Wort Lady, ließ sie rot anlaufen und weiter die Wand anstarren. Ihr Kopf fühlte sich heiß an, vielleicht war sie ja einfach nur krank. Es musste an dieser ständigen Kälte liegen.
    „I-ich habe g-gehört, es sei eine Art kislevitische...Inquisition.“ antwortete sie unwillig und vor allem noch immer unfähig normal zu sprechen. Niemand hatte sie bisher jemals als Lady bezeichnet. Jedenfalls, klang die Tscheka nach allem was sie wusste, nicht viel freundlicher als die radikalsten Fanatiker der Sigmarkirche. An einen Inquisitor wollte sich erst recht nicht verheiratet werden, egal wie gut er aussah. Sie hatten ihren ganzen Orden auf dem Gewissen und noch immer, glaubte die ehemalige Novizin nicht an die Wahrheit der Vorwürfe. Die Kirche hatte es einfach nur gestört, dass die Schwesternschaft Sigmars so beliebt gewesen war. Davon war die Imperiale weiterhin fest überzeugt. Musste sie auch, um sich nicht selbst als Ketzerin anzuprangern.
    „So könnte man es ausdrücken, auch wenn es eine sehr oberflächliche Sichtweise der Dinge wäre.“ antwortete er rasch, um sie nicht noch weiter zu verschrecken, denn er hielt ihr verlegenes Stottern anscheinend für Angst und wäre sie eine Kislevitin, hätte sie auch Angst vor der Tscheka gehabt. „Wir folgen nicht, wie diese Fanatiker, den albernen Gesetzen eines Gottes bis in den Tod oder foltern unschuldige Menschen aus purem Vergnügen. Wir dienen dem Zaren und beschützen ihn vor Verrat und Täuschung.“ wehrte er entschieden ab und in seiner Stimme schwang felsenfeste Überzeugung mit. Überzeugung, die ansteckend wirkte und am Ende seiner kleinen Rede, hielt Christine die Tscheka auch für die harmloseste Organisation der ganzen Welt. Es waren nicht wirklich die Worte die er sprach, sondern eher wie er es sagte, was einem jegliche Zweifel nahm. „Wir sind dazu da Verschwörungen unter den Bojaren und Adeligen des Landes aufzudecken und ihn rechtzeitig vor Aufständen zu warnen. Zumindest ist es das was meine Männer tun. Im Prinzip beschränkt sich meine Arbeit darauf die fertigen Berichte zu lesen, zu entscheiden was davon wichtig ist und alles wichtige dann an den Zaren weiterzuleiten. Deswegen hatte ich auch genug Zeit um als Statthalter von Erengrad zu fungieren. Aber genug von der Tscheka, das ist kein Thema für eine Lady.“
    „Dann reden wir über e-etwas anderes. Wie wäre es mit den b-bevorstehenden S-schlachten Eures Z-zaren?“ innerlich verfluchte sich Christine gerade dafür, dass sie sich einfach nicht genug beruhigen konnte um vernünftig zu reden. Immerhin schoss ihr im Moment nicht schon wieder das Blut ins Gesicht.
    „Denkt Ihr das wäre ein besseres Thema für eine junge Adelige?“
    „I-ich bin erst seit z-zwei Monaten eine Adelige, mehr oder weniger.“
    „Tatsächlich?“ kurz betrachtete er sie mit etwas mehr Neugier, er wusste vermutlich dass man sie zu einer Kriegspriesterin erzogen hatte, zumindest würde der Botschafter so ein wichtiges Detail nicht einfach unter den Tisch fallen lassen. Andererseits, vielleicht doch. Es könnte eher abschreckend auf die meisten Bewerber wirken.
    „Aufgewachsen, bin ich in einem Kloster Sigmars, inmitten der Ruinenstadt von Mortheim. Falls die Geschichten über die Stadt der Gefallenen und Verfluchten bis hierher in den Norden gedrungen sind.“ Gut, dachte Christine, sie konnte endlich etwas sagen ohne zu stottern und wie eine Idiotin dazustehen. Das war immerhin ein Anfang.
    „Ja, natürlich und ich denke, dann wird es Euch sicher nicht verängstigen über den Krieg zu reden. Eine erfrischende Abwechslung.“ seine Worte entlockten ihr ein kurzes Lächeln, was ihn zu freuen schien, denn er fuhr sofort voller Begeisterung fort, auch wenn diese nach einer Weile abflaute. „Erengrad, wurde vom Meer aus erobert. Der Hafen ist nicht so gut befestigt wie er eigentlich sein sollte. Man verlässt sich zu sehr auf den Schutz der imperialen Flotte, aber das hat diesmal nicht gereicht. Sie griffen mitten in der Nacht an und landeten nahezu ohne Gegenwehr im Hafen. Ich selber verfügte nur noch über eine Handvoll Männer nach der Schlacht bei Böhsenfels...“
    „Die habe ich gesehen!“ unterbrach sie ihn mitten im Satz, was ihr einen belustigten Blick einbrachte, der sie sofort verlegen die Augen abwenden ließ. „A-also, ich war in der Nähe und h-habe sie eine Weile beobachtet, mit meiner L-leibwache.“
    „Verstehe. Nicht unbedingt mein stolzester Moment. Wir wurden vernichtend geschlagen. Dadurch konnte ich nicht viel erreichen in Erengrad. Ohne Armee, musste ich mich zurückziehen und fliehen.“
    „Was ist aus den Truppen Erengrads geworden? Die Stadt ist doch angeblich so reich, sie wird sich sicher gegen einige Plünderer zur Wehr setzen können.“
    „Ja, Anastasia Vilkowa verfügt über eine beachtliche Privatarmee, aber davon habe ich in jener Nacht nicht viel gesehen. Ich weiß noch, dass einige ihrer Einheiten uns bei den ersten Kämpfen im Hafen zur Seite standen, aber dann erhielten wir Nachricht von der nördlichen Stadtmauer. Dort war eine zweite Schlacht im Gange, zwischen den wilden Norse und denen aus Erengrad. Unsere Nordlinge verloren, genauso wie wir im Hafen zurückgedrängt wurden. Letztendlich blieb mir keine Wahl, als zu verschwinden, mal wieder.“ schloss er mit einem Anflug von Verbitterung, der auch Christines Laune sofort dämpfte. Seine Stimmung war ansteckend. Lächelte er, musste sie es ihm sofort gleichtun und genauso war es, wenn seine Laune sich verdüsterte.
    „Was ist mit Anastasia Vilkowa passiert? Ist sie gefallen?“ fragte Christine und vergaß ihre Anspannung kurz, da die Neugier die Oberhand gewann. Sie hatte viel von der eigenwilligen, blonden Norse gehört, die über den Westen des Landes herrschte als wäre sie eine kleine Königin.



    „Ich weiß es nicht. Normalerweise plündern die wilden Norse nur und ziehen dann wieder ab, aber diesmal scheinen sie zu bleiben. Es gab auch keinen Flüchtlingsstrom aus der Stadt. Was Anastasia angeht, vielleicht ist sie tot, aber das kann ich mir eigentlich nicht vorstellen. Sie hatte große Pläne, müsst ihr wissen, und strebte nach nichts anderem als dem Thron und der Herrschaft über Kislev. Sie wird nicht einfach in einer namenlosen Schlacht gegen Norsepiraten fallen, sondern hat sich vermutlich ebenfalls abgesetzt.“ Er wollte noch etwas sagen, aber der Klang von Schwerter, die aufeinander prallten und scheppernden Rüstungen ließ ihn verdutzt verstummen. Sie standen in einem Gang, allerdings befand sich nur noch auf der linken Seite eine Wand, auf der rechten dagegen, erstreckte sich hinter einigen Säulen ein offenes, viereckiges Feld. Ohne Decke, war es hier ständig eiskalt, aber zumindest hier störte die Kälte die Imperiale nicht, sondern sie ertrug es mit stoischer Ruhe. Christines Füße, hatten sie automatisch zu dem Ort geführt, an dem sie sich am häufigsten aufhielt und am wohlsten fühlte. Dem Trainingsgeländes der Kreml Garde. Sie liebte es den Kriegern bei ihren Übungen zuzusehen, auch wenn niemand gegen sie kämpfen wollte. Die Männer nahmen sie nie ernst, wenn wie fragte, ob sie auch einmal mitmachen durfte. Dafür waren sie gut darin ihr Komplimente zu machen, was Christine recht wenig interessierte. Sie war nur hier, weil der helle Klang der sich treffenden Klingen sie beruhigte und von ihrer langweiligen Situation ablenkte. Im Moment befanden sich nur drei Leute auf dem kleinen Gelände das von den Mauern des Palastes eingeschlossen wurde. Im Zentrum, befand sich eine umherwirbelnde Katarina, die ein stumpfes Schwert schwang und sich leichtfüßig zwischen ihren beiden Gegnern hin und her bewegte, die versuchten sie irgendwie zwischen sich einzuschließen. Die beiden gehörten vermutlich zu den Söhnen Ursuns, die Katarinas kleine Garde bildeten. Es waren hochgewachsene, massige Männer, die mit beiden Händen gewaltige Klingen schwangen, die gefährlich echt aussahen und auch waren. Sollten sie die Prinzessin damit erwischen, und wäre es nur ausversehen, würden sie Katarina sauber in zwei Hälften teilen. Die eher zierlich gebaute Magierin, wirkte zwischen den beiden Kriegern klein und zerbrechlich. Es sah fast so aus als würde Katarina mit zwei gewaltigen Bären ringen und erstaunlicherweise sogar gegen sie gewinnen.
    „Sie ist wirklich überwältigend. Ich habe schon viel von der berühmten Katarina Bokha gehört, seit sie aus Altdorf zurück ist, aber mit eigenen Augen zu sehen, wie sie selbst die besten Krieger Kislevs aussehen lässt wie kleine Kinder, ist beeindruckender als ich es mir vorgestellt habe. Findet Ihr nicht auch, Christine? Lady Christine?“ der junge Kislevit sah sich nach ihr um und musste dann anfangen zu lachen, als er erkannte, warum sie nicht antwortete. Die Imperiale war vollkommen damit beschäftigt mit düsterer Miene die Prinzessin zu beobachten und hatte seine Anwesenheit vollkommen vergessen. Was erstaunlich war, denn noch vor wenigen Minuten, hatte sie ihn keine Sekunde aus den Augen lassen wollen. „Ah. Ich kenne diesen Blick irgendwoher oder zumindest einen erstaunlich ähnlichen.“
    „Was meint Ihr damit? Was ist mit meinem Blick?“ fragte sie verwirrt und riss die Augen kurz von den Kämpfenden los. Sie sollte vielleicht nicht jedem so offensichtlich zeigen, dass sie und die Prinzessin nicht die besten Freundinnen waren.
    „Nichts. Er erinnert mich nur an meine Zeit im Imperium. Ich bin eine Weile mit der imperialen Flotte gesegelt. Die Kriegspriester dort, hatten sehr oft genau diesen Ausdruck im Gesicht. Sie schauen immer so ernst drein, wenn sie glauben eine Spur von Ketzerei oder Hexerei erblickt zu haben.“
    Christine biss sich auf die Unterlippe, um eine bissige Erwiderung zu unterdrücken. Sie wollte den Kisleviten auf keinen Fall verschrecken, indem sie etwas falsches sagte, aber diese Bewunderung in seiner Stimme als er über Katarinas Fähigkeiten geredet hatte, brachte die Imperiale innerlich zur Weißglut. Noch vor einem Monat, konnte Katarina kaum ihr Schwert halten und jeder ihrer Schläge, war kaum gefährlicher gewesen als der Stich einer Mücke. Damals konnte sie nur mithilfe ihrer Magie gewinnen, falls man das überhaupt als Sieg bezeichnen konnte. Soweit Christine wusste, hatte Katarina vor ihrer Abreise nach Karak Kadrin noch ein paar Mal mit Rittern aus der Leibwache des Botschafters geübt und sie alle ließen die Prinzessin gewinnen. Erst seit ihrer Rückkehr aus dem Osten, begann Katarina ihre Übungsgegner auch in richtigen Kämpfen problemlos zu besiegen. Auch jetzt, blockte sie jeden noch so harten Schlag der muskelbepackten Krieger problemlos und die Kisleviten ihrerseits, erzitterten unter den wuchtigen Hieben der Prinzessin. Christine würde sich zu gerne noch einmal mit der Bokha messen, um zu sehen, ob sie wirklich so stark war wie alle seit kurzem behaupteten, aber sie traute sich nicht, auch wenn sie sich das niemals eingestanden hätte. Noch einmal, wollte sie nicht an Katarina und deren merkwürdige Magie geraten, die mächtiger zu sein schien als der heilige Schutz, den Sigmar seinen wahren Dienern bot. Andererseits, sie war keine Novizin mehr und erst recht keine Priesterin. Statt im Namen ihres Gottes die Welt vom Makel des Chaos zu reinigen, schlenderte sie gemütlich durch die Gegend und redete über Verlobung und Hochzeit, noch dazu mit jemandem der an einen Bären glaubte. Vielleicht, war an Katarinas Magie rein gar nichts seltsam und sie hatte nur den Schutz Sigmars verloren? Die Söhne Ursuns, wirkten jedenfalls nicht so, als würden sie sich absichtlich zurückhalten. Eher im Gegenteil, sie schienen alles zu geben, damit ihre Herrin noch besser wurde und kämpften als wäre Katarina ein echter Feind. Das konnte Christine selbst von hier aus erkennen. Die beiden Gospodari waren außer Atem und schweißüberströmt, während sie ungelenk wieder auf die herausfordernd grinsende, ausgeruhte Katarina zugingen. An ihren steifen, abgehackten Bewegungen, ließ sich leicht erahnen, dass sie schon den ganzen Tag kämpfen mussten und dabei immer wieder die gleiche Behandlung erhielten wie eben.
    „Es ist nichts, denke ich.“ antwortete Christine verschlossen und ausweichend. Sie wollte nicht wirklich über ihr Duell mit der Prinzessin sprechen und das seltsame Gefühl, dass deren Magie in ihr hervorrief. Sie war bereits dankbar dafür, dass es keinerlei Konsequenzen gegeben hatte, nachdem sie Katarina mit ihrem Schwert die Nase brach. Den Magiern war es sowieso recht gut gelungen sie wieder zusammenzuflicken, schon ein paar Tage später sah man es kaum noch.
    „Ich weiß worauf Ihr hinaus wollt. Sie hat noch vor zwei Wochen kaum ihr Schwert halten können.“ sprach er genau das aus was sie gerade dachte und ließ sie damit überrascht herumfahren und ihn verwundert anstarren, was ihr ein wissendes Lächeln von dem gutaussehenden Gospodari einbrachte. „Wieso, besiegt sie jetzt zwei erfahrene Krieger, ohne dabei auch nur außer Atem zu kommen oder sich anstrengen zu müssen?“
    „Woher wusstet Ihr, dass sie noch vor kurzem nicht einmal gegen einen Goblin gewinnen konnte? Ihr befandet Euch zu der Zeit nicht in Kislev, sondern am anderen Ende des Landes.“
    „Das bringt die Arbeit bei der Tscheka mit sich, man wird über alles mögliche auf dem Laufenden gehalten, auch über Kleinigkeiten. In diesem Palast passiert nicht viel was mir entgeht, hoffe ich zumindest. Meine Männer beobachten alles was vor sich geht und überwachen jede Person die auch nur ein wenig verdächtig wirkt.“ Kein Wunder, dass sie keine Zeit und Lust hatten, mit dem imperialen Botschafter auch noch auf Verbrecherjagd zu gehen, hier war fast jeder verdächtig, dachte Michail schmunzelnd. Die Tscheka hatte sowieso nicht viel übrig für Imperiale, aber er fand die Jagd des Botschafters interessant genug um ihm zu helfen. Andererseits, hatte er auch nicht viel zu tun, während er in Kislev festsaß.
    „Auch mich?“ fragte sie neugierig nach, was ihn fast wieder zum Lachen gebracht hätte.
    „Nein.“ antwortete er sofort „Nein, Euch nicht. Nur Menschen, die eine Bedrohung für unseren Zaren darstellen könnten.“
    „Dann betrachtete Ihr die Schwester des Zaren als Bedrohung?“ schlussfolgerte sie aus seinen Worten, auch wenn sie darüber nicht besonders überrascht war.
    „Vielleicht. Es gibt jedenfalls einige...bedenkliche Dinge, die mit ihr in Zusammenhang stehen.“ Michail setzte eine verschwörerische Miene auf und begann zu flüstern, als würde direkt neben ihnen ein Spion stehen und sofort zu der Prinzessin rennen. „Es wäre am besten, wenn Ihr niemandem etwas von diesem Verdacht erzählen könntet. Es sind sowieso nichts weiter als Vermutungen.“
    „Natürlich.“ antwortete Christine sofort voller Eifer in der Stimme. Vielleicht konnte sie ihm ja helfen. „Aber...glaubt Ihr wirklich, dass sie in der Lage wäre ihren Bruder zu hintergehen?“
    „Ich kenne sie seit einem Tag und habe noch nie mit ihr gesprochen, also sagt Ihr es mir. Denkt Ihr, sie wäre fähig einen anderen Menschen zu verraten oder zu ermorden. Denkt Ihr, sie wäre in der Lage jemanden eiskalt und ohne zu zögern umzubringen, selbst jemanden der ihr nahesteht?“
    „Ja.“ antwortete Christine ohne nachzudenken, was ihr einen verwirrten Blick des Kisleviten einbrachte. Er schien seine Frage nicht ganz ernstgemeint zu haben, von daher überraschte ihn die Sicherheit, die in ihrer Stimme mitschwang. „A-also, ich denke, dass sie es vielleicht könnte. Ich weiß es nicht, ich k-kenne sie ja a-auch nicht.“ und da ist es wieder, dachte Christine verzweifelt, das Stottern. Sie redete doch sonst nie so. Vielleicht sollte sie versuchen ihm den Rücken zuzudrehen wenn sie mit ihm sprach?
    „Verstehe.“ sagte er langsam und nachdenklich, während er die Prinzessin eingehender beim Üben betrachtete. „Ich wollte sie mir sowieso etwas genauer ansehen, sobald ich Zeit dazu hätte. Es gibt einige...Hinweise. Hinweise auf Menschen, die in ihrer Nähe verschwinden, auch wenn das nichts mit ihr zu tun haben muss. Leider, wird sie Morgen aufbrechen, um in die Schlacht zu ziehen, und ich komme hier so schnell nicht weg.“
    „W-wollen wir weitergehen?“ fragte Christine, die das Thema Katarina gerne beenden würde. Zu ihrer Erleichterung sah er es ähnlich und sie verschwanden wieder in die Flure des Eispalastes.
    „Es muss sicher...beunruhigend für Euch sein mit mir zu reden.“ sagte Pashenko plötzlich leise.
    „Warum sollte es das?“ Beunruhigend? Beunruhigend war, dass ihr Herz nicht aufhören wollte verrückt zu spielen oder dass sie den Blick nicht von ihm losreißen konnte, aber ansonsten, war alles in bester Ordnung.
    „Ihr seid keine Adelige, die Ihr Leben lang auf eine Hochzeit mit irgendeinem Unbekannten vorbereitet wurde. Es muss Euch verängstigen und beunruhigen plötzlich jemanden vorgesetzt zu bekommen, mit dem Ihr vielleicht den Rest Eures Lebens verbringen müsst, anstatt das Wort Eures Gottes zu verbreiten, so wie man es Euch beibrachte.“ Damit hatte er so ziemlich alles zusammengefasst was sie dachte und kurz fragte sie sich panisch ob er vielleicht Gedanken lesen konnte, aber vielleicht konnte er sie auch einfach nur gut einschätzen, besonders schwer war das sicher nicht. Hastig versuchte sie von dem Thema abzulenken und sprach in ihrer Eile das einzige Thema an, das vermutlich noch unangenehmer war.
    „Ich habe gehört, ihr wart schon einmal verheiratet?“ fragte Christine und wunderte sich sofort über ihre eigene Dummheit, die ihr die Schamesröte ins Gesicht trieb, während er sie stumm und durchdringend anstarrte. Natürlich war er schon verheiratet gewesen, das wusste sie sogar. Die Ritter vom Pantherorden, die sie nach Kislev begleitet hatten, hatten ihr von Pashenko erzählt und auch davon, dass er trotz seiner Jugend schon verwitwet war. Sogar mehr als einmal, wenn sie sich richtig daran erinnerte. Sie hatte damals allerdings nicht wirklich zugehört, da nicht weit entfernt eine Schlacht zwischen ihrem geliebten Imperium und Pashenkos Kisleviten auf der einen Seite und Anhängern Tzeentchs auf der anderen stattfand. Der Anblick der anstürmenden Bullenritter ihrer Heimat und der prächtigen schwarzen Garde, ließ sie damals alles um sich herum vergessen. Wie sehr hatte sie sich gewünscht dort unten auf dem Schlachtfeld zu stehen. Auf den Lippen ein Gebet und in ihren Händen einen der flammenden Hämmer ihres Ordens, um die Niederlage abzuwenden.
    „Ja, das war ich.“ antwortete er und sah plötzlich einfach durch sie hindurch. In seinen Augen spiegelte sich kurz eine Leere wieder, bei deren Anblick sie sich nur noch schuldiger fühlte. Er räusperte sich kurz und versuchte wieder fröhlicher dreinzublicken, aber es wirkte aufgesetzt und hölzern, verglichen zu seinem warmherzigen Lächeln von vorher. „Verzeiht mir, aber es ist besser unsere Unterhaltung an dieser Stelle zu beenden. Das ganze war von Anfang an eine schlechte Idee. Ich hätte mich nicht von dem Botschafter dazu überreden lassen sollen. Um ehrlich zu sein, habe ich auch nicht die Absicht zu heiraten.“
    „E-es tut mir leid. Die Frage war dumm und hat sicher nur alte Wunden wieder aufgerissen.“ je weiter sie sprach, desto mehr verdüsterte sich das Antlitz des Kisleviten, was dazu führte, dass sie noch hastiger weitersprach, um es wieder gut zu machen. „I-ich meine...verzeiht, wenn ich nur Unsinn von mir gebe, ich...“
    „Es liegt nicht an Euch, Lady Christine. Verzeiht, wenn ich Euch diesen Eindruck vermittelt habe. Ihr seid die freundlichste Imperiale die mir je über den Weg gelaufen ist und unter anderen Umständen, müsste ich über das Heiratsangebot des Botschafters nicht einmal nachdenken. Aber zu Eurem eigenen Wohl, sollten wir unser Gespräch an dieser Stelle beenden.“
    „Wartet!“ rief sie zu ihrer eigenen Überraschung als er sich bereits umdrehen wollte, um in den Weiten des Palastes zu verschwinden. „Wie...ich meinte...was spricht dagegen, wenn wir uns einfach wieder zu so einem Spaziergang treffen. N-nur damit die Zeit schneller vergeht, davon haben wir beide im Moment sicher genug.“
    „Nun, ich werde noch eine ganze Weile hier festsitzen, also ja, ich habe Zeit. Was genau schwebt Euch vor?“ fragte er und es stahl sich wieder ein Lächeln auf seine Lippen, was Christines Herz vor Freude Luftsprünge machen ließ.
    „Ihr könntet mir die Stadt zeigen. Ich bin erst einmal außerhalb des Palastes gewesen. Aber nur falls es Euch nichts ausmacht.“ fügte sie eilig hinzu. Eben wollte er noch vor ihr davonrennen, da wollte sie nicht riskieren ihn schon wieder verjagen.
    „Nein. Nein, ganz und gar nicht. Ich finde das ist eine ausgezeichnete Idee. Kislev kann sehr langweilig sein, vor allem ohne gute Gesellschaft.“
    „Großartig.“ Christine strahlte vor Freude, als er ihrem Vorschlag ohne zu zögern zustimmte. „Allerdings, sollten wir vorsichtig sein, wenn wir in der Stadt unterwegs sind. Das letzte Mal, wurde ich von einem Vampir überfallen.“
    „Ein Vampir?“ fragte Michail verwundert und neugierig „Diese Geschichte muss ich unbedingt hören, ich habe in meinem ganzen Leben noch keinen gesehen.“
    „Ich kann sie Euch erzählen wenn Ihr wollt.“
    „Vielleicht könnt Ihr mir ja noch einiges über meine Stadt beibringen, wenn Ihr hier sogar Vampire findet.“ damit drehte er sich diesmal wirklich um. „Ich freue mich darauf. Eure Gesellschaft ist interessanter als die der kislevitischen Adeligen die sonst um mich herumschwirren. Vampire...“ Lachend ging er davon, nachdem sie sich hastig verabschiedet hatte. Er schien ihr die Sache mit den Vampiren noch nicht ganz zu glauben. Als er verschwunden war, stand Christine weiterhin am Rand des Trainingsgeländes und wusste nicht recht was sie jetzt tun sollte. Alles in ihr sträubte sich dagegen den Kisleviten zu mögen, aber alleine wenn sie sich wieder daran erinnerte als er den Raum betrat, fing ihr Herz erneut an zu rasen. Wenn es jemand wie er wäre, fände sie es vielleicht nicht schlimm. Naja, zumindest nicht mehr ganz so schlimm. Letztendlich, blieb ihr sowieso keine Wahl. Es wurde beschlossen, dass sie heiraten sollte, also musste sie es auch, aber ausgerechnet der vermutlich einzig annehmbare Kislevit, lehnte sie ab. Doch so sehr sie die Anwesenheit von Michail auch genoss, noch immer stünde sie jetzt lieber auf dem Übungsfeld, um sich auf die Schlacht gegen die Anhänger des Chaos vorzubereiten.



    [spoil]

    [/spoil]Eine Woche später, betrachtete Katarina von Winterwind aus, wie die das kislevitische Heer sich langsam über die schmale Brücke schob und den Lynsk in Richtung Norden überquerte. Neben ihr, saß Ivan auf einem braunen Pferd und strahlte im Gegensatz zu ihrer Gelassenheit eine Unruhe und Nervosität aus, die sie noch in den Wahnsinn trieb. Auf der anderen Seite angekommen, stapften die Männer und Pferde durch den Schnee und teilten sich in zwei Kolonnen auf. Die eine davon, würde dem Flusslauf nach Westen folgen und damit direkt bis an die Küste der Krallensee und Erengrad gelangen. Der Rest, zog weiter nach Norden, um sich den Anhängern Nurgles in der gefrorenen Steppe zu stellen. Leider konnte der Winter ihren Feinden nicht viel anhaben. Die Barbaren lebten immerhin in einer Eiswüste und erwiesen sich als noch resistenter gegen die Kälte als die Kisleviten. Dazu kam, dass es ein ungewöhnlich milder Winter war und er sich bereits seinem Ende zuneigte, was Katarina zur Verzweiflung brachte. Ihr erster, echter kislevitischer Winter seit über vier Jahren und dann enttäuschte er sie.
    „Bist du dir sicher, Katarina?“ fragte sie Ivan plötzlich voller Zweifel, was ihr ein genervtes Seufzen entlockte. Schon seit sie ihm ihren Vorschlag unterbreitet hatte, benahm er sich so schrecklich anstrengend und versuchte sie davon abzubringen. „Deine Reiter wären sicher besser in der Steppe aufgehoben, um sich den Anhängern Nurgles zu stellen.“
    „Ich komme schon zurecht.“ entgegnete Katarina kurz angebunden. Natürlich würden sie und ihre Männer sich besser in einem Kampf auf offenem Feld schlagen, aber das konnte sie sich leider nicht aussuchen. Sie musste nach Erengrad marschieren. Als Prinzessin der reichen Hafenstadt, war es ihre Aufgabe sie zu verteidigen. Zumindest lautete so ihr offizieller Grund. „Ein paar wilde Nordlinge, werden nicht zwischen mir und dem Sieg stehen. Es wird ein kurzes Gemetzel geben, mehr nicht.“
    „Du hast keine Kanonen, keine schweren Truppen um die Mauern zu stürmen und vor allem keinerlei Erfahrung, was den Angriff auf eine gut befestigte Stadt angeht. Bist du dir wirklich sicher, dass du dich nicht übernimmst, Katarina?“
    „Das bin ich. Kannst du es endlich gut sein lassen, Ivan?“ zischte Katarina gereizt. Konnte er aufhören sich Sorgen zu machen und so zu tun als wäre sie ein hilfloser kleiner Welpe? Sie brauchte die Treue Erengrads und zwar dringend. Die Norse unter dieser Anastasia, waren im Moment nicht nur Feinde ihres Bruders, sondern die Feinde sämtlicher Bokha und das durfte nicht so bleiben. Würde jetzt, in diesem Moment, ein Bürgerkrieg ausbrechen, stünde das ganze Land gegen sie. Selbst die Norse würden sich gegen sie wenden, in der Hoffnung, den Thron aus den Händen der Bokha zu reißen, wie sie es schon so oft getan hatten. Die Vilkowas, herrschten bereits viele Male über die Konföderation und die Norsezaren, Ivan der Wahnsinnige und Igor der Schreckliche, trugen ihre Beinamen nicht ohne Grund. Mit etwas Glück, waren Anastasia und ihre ganze Sippschaft bereits tot, aber darauf konnte man sich nicht verlassen. Katarina würde als strahlende Retterin in Erengrad erscheinen. Der Westen des Landes, sollte sie lieben und verehren. Eine Aufgabe, die nicht leicht zu erfüllen war. Erengrad besaß seinen eigenen Stolz und verachtete Kislev. Der Großteil des Reichtums lag in Erengrad, wer es kontrollierte, der kontrollierte den Handel und damit auch das Reich.
    „Hast du überhaupt einen Plan, um über die Mauern zu gelangen?“ fuhr er fort, ohne sich von ihren todbringenden Blicken beeindrucken zu lassen. Er schien fest davon überzeugt, dass ihre Idee reiner Schwachsinn war, auch wenn er es nicht offen aussprach. Sie beide, führten jeweils fast 2000 Mann an.
    „Natürlich habe ich das. Ich werde so kämpfen, wie unsere Vorfahrin Miska vor Tausend Jahren, als unser Volk das erste Mal Erengrad stürmte und den Händen der Norse entriss.“ antwortete sie voller Übermut und Überheblichkeit. „Ich reiße die Mauern ein, verwandle sie in pures Eis und lasse es unter den Füßen der Verteidiger zersplittern, bevor ich an der Spitze meiner Reiter über sie herfallen. Es wird nicht lange dauern. Du solltest dich eher um deine eigene Schlacht sorgen. Du hast zu wenige Männer mitgenommen. Ich verstehe ja, dass du Kislev nicht unbewacht lassen kannst, aber der Feind ist dir um mehr als das Doppelte überlegen. Genauso wie vor einigen Monaten nahe Praag im Kampf gegen die Berserker Khornes.“
    „Ach, diese wandelnden Berge aus Müll, die Nurgle uns entgegenschickt, werden großartige Ziele für meine Magier und Kanonen abgeben. Außerdem verfüge ich diesmal über mehr Reiter. Es wird ein einfacher Sieg. Ich hoffe jedenfalls wir sehen uns bald in Kislev wieder.“
    „Das werden wir, wenn die Götter des Nordens und die Seelen unserer Ahnen uns gnädig sind.“ erklang es langsam und lustlos von Katarina. Hoffentlich erledigte der Champion Nurgles ihr Problem und alles was sie jemals wieder von ihm wieder sah, war sein leblos aufgebahrter Körper.
    „Ich muss dich noch um einen Gefallen bitten, Katarina. Gehe kein Risiko ein. Du weißt nicht, was dich in Erengrad erwarten wird. Es könnten wirklich nur ein paar Piraten aus der Krallensee sein, aber vielleicht ist es auch eine Falle dieser Schlange Anastasia, um mich nach Erengrad zu locken oder etwas ganz anderes.“
    „Du machst dir zu viele Sorgen. Es geht nur um ein paar Piraten und Plünderer, egal wie viel du in diese Kleinigkeit hinein interpretierst. Damit werde ich fertig, außerdem folgen mir die Söhne Ursuns und werden mich beschützen. Selbst Hadrin, hat sich mir aus irgendeinem Grund angeschlossen.“ Als der Zwerg ihr anbot mit seinen Kriegern bei der Befreiung Erengrads zu helfen, hatte sie nicht lange überlegt sondern sein Angebot einfach angenommen. Ohne die Zwerge, hätte sie vielleicht nicht genug Männer aufbieten können, trotz all des Goldes dass sie aus Karak Kadrin stehlen konnte. Inzwischen fragte sie sich allerdings, ob der Zwerg nicht etwas plante, immerhin waren sie nicht gerade die besten Freunde. Ein Problem, mit dem sie sich befassen würde, wenn er etwas seltsames tat. Solange konnte sie die Norscazwerge in die erste Reihe stellen und hoffen dass Hadrin fiel.
    „Vielleicht.“ lenkte Ivan letztendlich zögernd ein, noch immer nicht völlig überzeugt aber immerhin etwas beruhigt. „Sei trotzdem vorsichtig. Du bist gerade erst nach Hause zurückgekehrt.“ Er wollte noch irgendetwas hinzufügen, wie zum Beispiel „Ich will nicht dass dir etwas passiert.“ oder „Ich brauche dich noch.“ aber nach ihrer kleine Auseinandersetzung im Thronsaal, hatte sich ihr Verhältnis noch mehr abgekühlt, falls das überhaupt möglich war. Er sollte nicht mehr die Gelegenheit erhalten die passenden Worte für den Abschied zu finden. Katarina wendete wortlos ihr Pferd und ritt von ihm davon, um ihren Truppen nach Westen zu folgen. Endlich war die langweilige Zeit des Herumsitztens im Palast vorbei und sie zog wieder in eine Schlacht.



    Schreib dazu am besten Boby mal ne PN, der sollte sich damit am besten auskennen. :)


    Ja, habe ich und er konnte mir da auch sofort weiterhelfen.


    Respekt Vani


    Danke^ ^


    Kommentare, Kritik usw. sind wie immer gerne gesehen.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!