Non scholae, sed vitae discimus - das Bildungssystem

  • Wo du immer die Pfosten ausgräbst...Wahnsinn. Und dann noch die Ruhe mit denen zu reden. :respect:

    Irgendwelche unterbelichteten gibts überall, da hat Deatheye schon recht. Er hat halt versucht "schlau" zu argumentieren, ohne selbst als Nazi dazustehen und ne Falschbehauptung wollte ich so nicht stehen lassen. Nur hatte er von seinen eigenen Argumenten halt keinen Plan. Ich glaube, unser Forum hätte er weinend verlassen :laugh:

  • Gerade von einem Infostand / Straßenwahlkampf zurück: "mit dem Habeck hätte ich Euch ja gewählt, aber die Baerbock geht ja mal so was von gar nicht. Jetzt muß ich die CSU wählen."


    Mutti mit 5-jährigem Kind; der Frau haben wir nen Flyer und Gimmicks in die Hand gedrückt; sie verläßt den Stand und geht zu ihrem Auto: "Mama, was ist das?" "Das, mein Kind ,ist Wahlwerbung. Aber eine von den drei Parteien, die Dein Vater und ich nicht wählen, sind die da....".


    Sehr interessant das Ganze: entweder wirkliches Interesse, gerade was Gemeindearbeit ( Solarpanels auf den Feldern, KiTa-Plätze etc. oder grenzenloser Haß.

    Einfach nur Desinteresse oder "Nein danke, ich wähle schon immer anders" gab´s gar nicht.

  • einen angemessenen Lebensstil führen

    Dazu gehört es auch nicht in Therapie zu sein, bevor du eine Festanstellung hast.


    Aber ja, gerade Schulen sind dafür da junge Menschen mit neuen und manchmal auch unbequemen Wahrheiten zu konfrontieren, von denen sie zu Hause sonst nie etwas mitbekommen würde. Das einzelne Eltern meinen den Lehrplan diktieren zu können, um ihre Kinder von bestimmten Inhalten fernzuhalten und dem Ganzen dann noch nachzugeben ist absurd.

    Das was Gaius Bonus beschreibt sollte definitiv ein, zwei Ebenen darüber gemeldet werden.


    Edit: Kontext RE: Russland und die ehemaligen Staaten des Ostblocks

  • Hast du irgendwelche Belege für solche Erlasse oder Anordnungen? Ich möchte das ehrlich gesagt nicht glauben.

    61 Lehrer auf der schwarzen Liste | Rhein-Main


    Mittlerweile haben mehrere Bundesländer auf Anfrage bestätigt, dass solche Listen geführt werden.


    Sprich bitte mal mit dem Lehrerrat / Personalrat. Das kann doch wirklich nicht wahr sein. Ich bezweifle sehr, dass das eine Entscheidung der Landesebene oder des Schulamtes sein soll.

    Schulämter sind in NRW nicht für weiterführende Schulen zuständig. Diese sind direkt den Bezirksregierungen unterstellt. Solche Anweisungen werden in der Regel über einen Mailverteiler der Bezirksregierung an die Schulleitungen geschickt und diese unterrichten dann ihre Untergebenen. Da wird sich auch wahrscheinlich niemand beschweren, die meisten Verträge der Kollegen laufen vor den Osterferien aus, da will vorher niemand ein Fass aufmachen.

    Dazu gehört es auch nicht in Therapie zu sein, bevor du eine Festanstellung hast.

    Richtig, deswegen machen viele ja ihre Therapien schwarz, also bezahlen die Therapie bar unter der Hand, damit man kein Berufsverbot bekommt.

  • Laut Karin Prien, Vorsitzende der Kultusministerkonferenz, werden etwa zwei Millionen ukrainische Flüchtlinge in Deutschland bleiben. Davon ca. 400.000 schulpflichtige Kinder. Dies führe zu einem zusätzlichen Lehrkräftebedarf von weiteren 24.000 Lehrern.


    Da kann ich nur müde, nein verzweifelt, lachen. Von den zehn offenen Stellen konnte unsere Schule dieses Jahr sechs Stellen neu besetzen. Von diesen sechs „Lehrkräften“ waren nach drei Wochen (!) noch drei Lehrkräfte übrig, während die anderen frustriert kündigten. Gleichzeitig kündigten weitere zwei Alt-Lehrer an, zum Ende des Halbjahres bzw. Schuljahre aus dem Lehrerberuf aussteigen zu wollen. 10+6-3-2=11 Krankheitsfälle, die zwar als Personal mitgerechnet werden, aber eben trotzdem nicht da sind, noch nicht mit eingerechnet.


    Endeffekt: Man rennt von einer Vertretungsstunde zur nächsten. Kaum ein Tag, wie er am Vortag auf dem Plan steht. Improvisation. Vollere Klassen. Jede Woche 3-4 Unterrichtsstunden mehr als geplant. Keine AGs. Keine Auszeiträume. Kaum noch Hausaufgabenbetreuung. Sporadische Förderung. Wenig Unterrichtsbegleitung. Letztlich auch Unterrichtsausfall. Kaum noch Zeiträume für Absprachen usw..

  • Kann John da nur zustimmen, und wieder fällt uns die schwarze Null und der damit einhergehende massive Lehrermangel auf die Füße. Die Lehrer haben schon vor dem Krieg überall gefehlt, um die die heimischen Schüler zu unterrichten, und jetzt sollen sie mal eben noch 400k Schüler mehr mitversorgen. :blöd:

    Aber wie gesagt in Bayern darf man als Lehrer das Wort Lehrermangel oder ähnliches ja nicht mal in den Mund nehmen wenn man nicht Gefahr laufen möchte disziplinarische Maßnahmen vom Arbeitgeber zu erhalten.


    Die einzig realistische Möglichkeit die ich hier sehe wäre ebenfalls geflüchtete ukrainische Lehrkräfte diesen Job übernehmen zu lassen. So könnte man auch das Problem mit der Sprache umgehen, allerdings bliebe immer noch das Problem von fehlenden Räumlichkeiten.


    "Telling an atheist they're going to hell is as scary as a child telling an adult they're not getting any presents from Santa"

    -Ricky Gervais-


    "Arbeiten im Büro das ist wie Sex in der Ehe, am Anfang gibt man sich Mühe und hat Spaß und nach ein paar Jahren macht man immer das selbe und ist einfach nur froh wenn Feierabend ist"


    -Bernd Stromberg- :thumbsup:

  • Laut Karin Prien, Vorsitzende der Kultusministerkonferenz, werden etwa zwei Millionen ukrainische Flüchtlinge in Deutschland bleiben. Davon ca. 400.000 schulpflichtige Kinder. Dies führe zu einem zusätzlichen Lehrkräftebedarf von weiteren 24.000 Lehrern.


    Da kann ich nur müde, nein verzweifelt, lachen. Von den zehn offenen Stellen konnte unsere Schule dieses Jahr sechs Stellen neu besetzen. Von diesen sechs „Lehrkräften“ waren nach drei Wochen (!) noch drei Lehrkräfte übrig, während die anderen frustriert kündigten. Gleichzeitig kündigten weitere zwei Alt-Lehrer an, zum Ende des Halbjahres bzw. Schuljahre aus dem Lehrerberuf aussteigen zu wollen. 10+6-3-2=11 Krankheitsfälle, die zwar als Personal mitgerechnet werden, aber eben trotzdem nicht da sind, noch nicht mit eingerechnet.


    Endeffekt: Man rennt von einer Vertretungsstunde zur nächsten. Kaum ein Tag, wie er am Vortag auf dem Plan steht. Improvisation. Vollere Klassen. Jede Woche 3-4 Unterrichtsstunden mehr als geplant. Keine AGs. Keine Auszeiträume. Kaum noch Hausaufgabenbetreuung. Sporadische Förderung. Wenig Unterrichtsbegleitung. Letztlich auch Unterrichtsausfall. Kaum noch Zeiträume für Absprachen usw..

    Warum haben die (neuen) Kollegen in „deiner“ Schule frustriert gekündigt? Ich bin neugierig und vor allem alarmiert. Die Praxis scheint noch ein Vielfaches schlechter zu sein, als persönlich erahnt.

  • Warum haben die (neuen) Kollegen in „deiner“ Schule frustriert gekündigt? Ich bin neugierig und vor allem alarmiert. Die Praxis scheint noch ein Vielfaches schlechter zu sein, als persönlich erahnt.

    Das kann ich natürlich auch nur vermuten. Bekommt man ja nicht auf die Nase gebunden, aber die Indizien und auch die Aussagen der Personen selber führen bei mir zu folgendem Schluss: Seiteneinsteiger ohne pädagogisches Studium und ohne bisherige Praxiserfahrung. Völlige Überforderung bei Planung und Durchführung von Unterricht mit Klassen und Schülern mit teils mehreren Fällen von Emotional- sozialem Förderbedarf. Keine Ruhe und Disziplin im Unterricht. Schüler gehen im wahrsten Sinne des Wortes über Tische und Bänke. Und die Schulsozialarbeiterin rennt wie die Feuerwehr von einem Raum zum nächsten und weiß nicht, worum sie sich zuerst oder primär kümmern soll. Erlebe es immer wieder, dass Seiteneinsteiger an die Schulen kommen in dem Glauben, wenn sie den Schülern etwas sagen, dann machten die das natürlich auch. Dann sind sie ganz überrascht, wenn sie feststellen, dass dem nicht immer so ist.

  • Laut Karin Prien, Vorsitzende der Kultusministerkonferenz, werden etwa zwei Millionen ukrainische Flüchtlinge in Deutschland bleiben. Davon ca. 400.000 schulpflichtige Kinder. Dies führe zu einem zusätzlichen Lehrkräftebedarf von weiteren 24.000 Lehrern.

    Ich halte die Rechnung für eine grobe Fehleinschätzung. Das wären auf 1000 Schüler gerechnet lediglich 60 Lehrkräfte. Kommt mir arg wenig vor. Wir haben 1000 Schüler bei über 90 Lehrkräften auf dem Papier. Davon sind 20 in Elternzeit bzw. haben aktuell ein Beschäftigungsverbot wegen Schwangerschaft. Bei den verbliebenden 70 aktiven Kollegen liegt der Krankenstand im Schnitt bei täglich 10%. Außerdem arbeiten ca. 2/3 aller Lehrerinnen an der Schule in Teilzeit, da sie die Arbeit ansonsten nicht schaffen.


    Bedeutet, wenn ich 60 Vollzeitstellen für 1000 Schüler benötige, dann müsste ich realistisch betrachtet mit mindestens 100 Lehrern rechnen, um diese Stunden auch in der Praxis abzudecken. Es werden also nicht 24000 Lehrer fehlen, sondern eher 40000.

    Warum haben die (neuen) Kollegen in „deiner“ Schule frustriert gekündigt? Ich bin neugierig und vor allem alarmiert. Die Praxis scheint noch ein Vielfaches schlechter zu sein, als persönlich erahnt.

    Bei uns liegt es hauptsächlich an den Wochenverträgen. Da es keine unbefristeten Stellenausschreibungen mehr gibt, bekommen neue Kollegen in der Regel Wochenverträge, die sich dann über das Schuljahr verteilen. Das macht man dann ein paar Monate, aber so bald irgendwo etwas besseres gefunden wird, verschwindet man natürlich. DHL hat z.B. schon ein paar Kollegen abgeworben, da man dort wohl schnell eine unbefristete Anstellung bekommen kann.


    Bei den Quereinsteigern trifft aber häufig auch hier Überforderung zu. Ohne Ausbildung benötigt man anfangs locker 1-2 Stunden um eine Unterrichtsstunde vorzubereiten. Da ist man schnell bei einer Arbeitszeit von 60 Stunden und die Kinder zerreißen einem dann anschließend ja trotzdem die Stunden. Das machen viele ein paar Wochen mit und dann hat es sich erledigt.

  • Das kann ich natürlich auch nur vermuten. Bekommt man ja nicht auf die Nase gebunden, aber die Indizien und auch die Aussagen der Personen selber führen bei mir zu folgendem Schluss: Seiteneinsteiger ohne pädagogisches Studium und ohne bisherige Praxiserfahrung. Völlige Überforderung bei Planung und Durchführung von Unterricht mit Klassen und Schülern mit teils mehreren Fällen von Emotional- sozialem Förderbedarf. Keine Ruhe und Disziplin im Unterricht. Schüler gehen im wahrsten Sinne des Wortes über Tische und Bänke. Und die Schulsozialarbeiterin rennt wie die Feuerwehr von einem Raum zum nächsten und weiß nicht, worum sie sich zuerst oder primär kümmern soll. Erlebe es immer wieder, dass Seiteneinsteiger an die Schulen kommen in dem Glauben, wenn sie den Schülern etwas sagen, dann machten die das natürlich auch. Dann sind sie ganz überrascht, wenn sie feststellen, dass dem nicht immer so ist.

    Das kann ich so unterschreiben :D

    Ich bin letztes Jahr in die "Erwachsenbildung" gegangen. Verdiene mein Geld damit Vollzeit-EDV-Kurse zu geben, und habe noch 2 weitere Fächer in meinem Verantwortungsbereich.

    Immer Freitags habe ich mich in geistiger Umnachtung dazu bereit erklärt 2x90 Minuten Unterricht Vertretung zu machen in einer sogenannten "Berufsvorbereitenden Bildung". Da sitzen dann quasi jugendliche/junge Erwachsene zwischen 15 und 17, mit einigen wenigen Ausnahmen Leute über 20. Den Haufen muss man erst mal in den Griff bekommen. Das gelingt manchen meiner Kollegen wohl nicht so gut wie anderen.

    Umgedreht hat man leider auch wenig in der Hand um manchen den Kopf gerade zu rücken.

    Ich sehe da ein gesellschaftliches Problem. Aber das ist ja nichts neues.

    Überall wird Kuschel-Pädagogik gepredigt, und das bei Kids von denen die eigenen Eltern am liebsten Abstand halten. Mein Studiengebiet war ein gänzlich anderes, ich bin kein Sozialpädagoge, aber ich eigne mich scheinbar unheimlich gut für die Wissensvermittlung.... Wenn ich allerdings bedenke ich hätte in Vollzeit bei mir in der Firma auch in der Abteilung "Integrationskurse" landen können, nun... das wäre sauer verdientes Geld gewesen, denke ich.

    Glaube auch nicht das ich mir den Job dann (ohne bittere Not) langfristig angetan hätte, dafür ist das Gehalt zu mickrig, und ich bettle nicht gerade um einen Aufenthalt in einer Nervenheilanstalt....

  • Wollte dazu was sagen, aber ganz vergessen.

    Bist du im Projektmanagement unterwegs? Mein Chef glaubt auch immer, dass nur genügend Leute gleichzeitig an einem Problem arbeiten müssten und die Verkürzung der Zeit ist linear abhängig von den eingesetzten Leuten. Kluge Köpfe müssen erst einmal ausgebildet werden, das kostet Zeit und das kannst du nicht mit Geld aufwiegen. Und gewisse Probleme lassen sich nicht parallel lösen.

    Ich möchte an dieser Stelle kurz einwerfen, dass ein Freund von mir am KIT auch an der Forschung und Umsetzung der Fusionsenergie arbeitet. Und Geld spielt da schon eine wesentliche Rolle.

    Also auch bei so komplexen Projekten könnte man, mit weniger nationalem denken, weniger Bürokratie, mehr Geld und mehr Menschen viel beschleunigen. Hat man ja auch beim Impfstoff gesehen. Muss halt erst ne Katastrophe passieren.

    Da sollte man im allgemeinen mal an das Wissenschaftlische System ran. Oftmals arbeiten Ingenierure und Physiker nur 5 Jahre während der Promotion mit halbgas an dem Forschungsprojekt daran, nur um dann ausgetauscht zu werden(Stichwort: Ichbinhanna), da die Promotion dann zu Ende ist und die Postdocs abhauen und dann nur kurz auf den Projekten arbeiten, da es keine Festanstellungen gibt und man Geld mit Industrieprojekten verdienen muss. Wäre einmal die Steuerprüfung in einem Institut, das wäre nicht gut. Aus sehr vielen Gründen. Wegen Bürokratie: Wir haben einen Antrag gestellt, im Verbund mit anderen Instituten, über mehre zehnMillionen Euro. Wir denken, dass ca. ein viertel bis die Hälfte des Budgets für die Antragstellung wieder draufgehen wird, sprich keinerlei Forschung.

    Außerdem müssen wir noch andere wichtige Projekte querfinanzieren, ebenso die Lehre mit finanzieren. Das Silentairtaxi ist da auch so ein Projekt, was eigentlich nur finanziert. Daher wollen wir das behalten, auch wenn da eigentlich niemand dran arbeitet. :pfeif:


    Der Impfstoff/coronageldhahn soll auch super gewesen sein. Der hat sehr viel Geld in das System gespült, ohne dass viel nachgefragt wurde. Also habe ich gehört. :pfeif:

    Der Klimachef des Nabu hat deswegen jetzt hingeschmießen. Weil der Naturschutz und Artenschutz eine zu hohe Stellung hat, auch innerhalb des Nabu und sie wohl nicht an einem sinnvollen Kompromiss interessiert sind.

    Klimachef des Nabu wirft hin: Ende des „Vogelfriedens“ - taz.de

    Auch hat eine EU Studie herausgefunden, dass Windkraft nicht am Vogelsterben hauptverantwortlich ist.


    EU-Forschungsprojekt: Rotmilan nicht durch Windkraft gefährdet | tagesschau.de

    Das Vogelsterben wird gerne als Argument genutzt, obwohl es in Teilen kompletter Schwachsinn oder falsch ist und sich hier dann gerne Leute die Hand in Hand arbeiten, die es sonst nicht machen. Und es führt auch zu solchen Aktionen:



    Aber ja, einen Kompromiss muss man eingehen, bzw. übertrieben gesehen welchen Tod man im Umweltschutz sterben will, bei Windkraft hat man Bodenversiegelung und den entsprechenden Verbrauch an Material, der umweltschädlich ist. Außerdem so Sachen wie Schattenschlag und Lärmbelästigung, etc.(bitte jetzt nicht mit Infraschall kommen, der hat sich als Rechenfehler herausgestellt), auf die man sinnvollerweise achten muss.

  • Mir hat mein Nachbar und dessen Sohn erzählt, dass etliche frisch gebackene Doktoren oder angehende sich von einem Jahresvertrag zum nächsten zittern. Personen die an der Uni Aachen studiert/ausgebildet wurden, also wahrscheinlich fachlich keine Pfeiffen. Und die treibt es dann mehr und mehr ins Ausland.


    Also zumindest der Sohnemann hat jetzt in Schottland seine Arbeit gefunden.


    Ist das wirklich so brutal oder sind das Einzelfälle? Korrigiert mich bitte, das Gespräch mit meinem Nachbarn war etwas länger her.

  • Ist Standard, aber auch in Österreich oder der Schweiz so. Postdocs sind nun mal die billigen Arbeitskräfte, oftmals mit Halbjahresverträgen ausgestattet, macht es selten Sinn, von beispielsweise München nach Berlin zu wechseln, weil es dort genau so ist. In die Lehre zu gehen möchte auch nicht jeder.

    Ein Freund von mir ist seit 20 Jahren Postdoc ( Biologe ) am Klinikum Eppendorff in Hamburg und hat noch nie etwas anderes als einen Jahresvertrag gesehen. Solang seine Chefin immer wieder Drittmittel beischafft, wird er dort bis zur Rente bleiben. Schafft sie das nicht, steht er auf der Straße, weil das Klinikum ihn über eigene Mittel nie anstellen würde; ist alles forschungsfinanziert.

    Kann jetzt nur von Naturwissenschaften reden, gehe aber davon aus, dass das System auch in den Geisteswissenschaften funktioniert.

  • Mir hat mein Nachbar und dessen Sohn erzählt, dass etliche frisch gebackene Doktoren oder angehende sich von einem Jahresvertrag zum nächsten zittern. Personen die an der Uni Aachen studiert/ausgebildet wurden, also wahrscheinlich fachlich keine Pfeiffen. Und die treibt es dann mehr und mehr ins Ausland.


    Also zumindest der Sohnemann hat jetzt in Schottland seine Arbeit gefunden.


    Ist das wirklich so brutal oder sind das Einzelfälle? Korrigiert mich bitte, das Gespräch mit meinem Nachbarn war etwas länger her.

    Nennt sich Wissenschaftszeitvertragsgesetz. Du darfst 12 Jahre ohne Grund befristet eingestellt werden. Kannst ja raten, was nach 12 Jahren passiert. Und 100% Stellen sind eigentlich auch nur in der Ingenieurswissenschaft halbwegs standard. Meine Freunde, die in der Biologie und Chemie z.B. promovieren, hocken auf 50 und 60% Stellen rum. Die müssen aber für eine Vollzeitstelle+(50h und Wochenendarbeit ohne Ausgleich) arbeiten. Und Stunden werden auch nicht aufgeschrieben, sonst käme noch raus, dass es Überstunden gibt und man die bezahlen müsste.


    Das ist in Teilen auch ein internationales Problem. In England gab es einen short on action streik, es wurde nur noch die vertraglich festgesetzte Arbeitszeit abgearbeitet. Denen wurde mit der Kündigung gedroht, oder der nichtverlängerung des Vertrages. In Deutschland nennt sich die Bewegung #Ichbinhanna, falls man sich informieren möchte.


    Das so ein System nicht unbedingt förderlich ist für die Forschung und Lehre, sollte jetzt niemanden überraschen. Wieso sollte ich Lehre machen, wenn mir das keine Veröffentlichungen bringt für eine zukünftige Stelle, und mit Lehre kann ich auch keine Anträge stellen. Und vieles, was sich als falsch oder nicht zielführend raustellt, lässt man halt links liegen und kümmert sich nicht drum. Das führt dazu, dass der gleiche Weg öfters eingeschlagen wird und so Geld verbrannt wird.


    Geisteswissenschaften sollen nochmal ein anders Kaliber sein.


    Und nochmal mehr Infos in Videoform:


    Die Verstopfung der Wissenschaft - Wer ist Hanna? - ZDFmediathek

  • Gibt´s denn die Zwangseinschreibung für ein Zweitstudium noch?

    War zu meiner Zeit ziemlich normal, daß einen die Universitätsverwaltung genötigt hat, sich für ein Zweitstudium einzuschreiben, um die Lohnnebenkosten bzw. deren Arbeitgeberanteil teilweise rückerstattet zu bekommen? Ist streng genommen Steuerbetrug, oder?

    Wir hatten eine Menge Theologen und Philosophen bei uns......... :P

  • Was ist eigentlich der Hintergedanken von dem System, Aufsteiger benachteiligen? Weil Akademiker gehören ja eher zum privilegierteren Teil der Gesellschaft, aber gerade Leute aus armen/bildungsfernen Familien dürfen es in so einem System besonders schwer haben. Wenn aber Papa schon Professor oder Chefarzt ist, hat man es mit Sicherheit einfacher.

  • Geld sparen.

    Im universitären System schaut niemand auf die Herkunft, das ist Quatsch. Es gibt auch nicht nur Chefärzte und Institutsleiter; der überragende Teil der universitären Grundlagenforschung und auch -arbeit lebt von einer schier unendlichen Flut an Billiglöhnern, die über befristete 1/2 oder 1/4 Doktoranden- und Postdocstellen das System am Laufen halten. Der Publikationsdruck kommt dann noch on top.

  • Im universitären System schaut niemand auf die Herkunft, das ist Quatsch.


    Sicher dass du es dir da nicht zu einfach machst? Es geht nicht darum ob jemand aktiv darauf schaut und entsprechend diskriminiert, es geht auch um die passive Seite. Wenn am Ende oben nur weiße Männer aus gutem Hause ankommen (und das ist so), dann läuft was falsch.


    Ich kenne auch jemand der seinen Doktor macht, eher aus bescheidenen Verhältnissen kommt, hat jetzt ein Kind bekommen, ergo die Frau arbeitet nicht mehr. Da wird das Geld dann schnell mal knapp. Natürlich nicht zu vergleichen mit einer alleinerziehenden Mutter die in der Pflege arbeitet. Aber für Akademiker-Niveau ist das eben schon eher die untere Stufe.

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