Non scholae, sed vitae discimus - das Bildungssystem

  • Hallo? Du lebst in Zeiten, wo Leute die niemals Lehramt studiert haben einfach vor die Klassen gestellt werden. Die heißen dann auch „Lehrer“.


    Fragt auch keiner so gerne nach, was dann hinter der geschlossenen Klassenraumtür wirklich so abgeht. Es kann sich halt nicht jeder so gut gegenüber 25 Pubertierenden durchsetzen. Aber der Unterricht ist formal ja erteilt worden. Beim einen klappt’s. Beim anderen nicht.


    Gymnasiallehrer für die Grundschule ist da nicht das größte Problem.

  • Du meinst Quereinsteiger. Beides ist äußerst fragwürdig und Flickschusterei.

    Ach was Fachkräfte sind völlig überbewertet, wer braucht schon 10 Semester Studium, zwei Jahre Referendariat und zwei Staatsexamen nur um Lehrer zu werden.
    Irgend ein Quereinsteiger mit einem zwei wöchigem Schnellkurs kann das genau so. Aus diesem Grund lasse ich mein Auto auch vom Gärtner reparieren, die Elektroinstallationen im Haus macht die Putzfrau und meine nächste Operation der Metzger.


    :ironie:


    "Telling an atheist they're going to hell is as scary as a child telling an adult they're not getting any presents from Santa"

    -Ricky Gervais-


    "Arbeiten im Büro das ist wie Sex in der Ehe, am Anfang gibt man sich Mühe und hat Spaß und nach ein paar Jahren macht man immer das selbe und ist einfach nur froh wenn Feierabend ist"


    -Bernd Stromberg- :thumbsup:

  • Du meinst Quereinsteiger. Beides ist äußerst fragwürdig und Flickschusterei.

    Aber um da eine Lanze für Quereinsteiger zu brechen, die besten Lehrer, gerade auf dem Berufskolleg, waren für mich die Quereinsteiger mit echter Berufserfahrung und (größtenteils) nicht die Lehramt studierten. Die kannten sich nicht nur prima mit der Materie aus, sondern haben auch wesentlich näher an der Praxis unterrichtet und konnten echte Erfahrungen mit einbringen. War alles irgendwie spannender und ich hatte auch den Eindruck, dass nicht nur die Schüler, sondern auch die anderen Lehrkräfte die sich darauf eingelassen habend davon profitiert haben.


    Das langweiligste Gegenbeispiel war unser Deutschlehrer, vom Charakter her eine nette Person, aber Ende 50 und nie etwas anderes gemacht und wenn man sowohl mit unserer vorherigen Klasse, als auch später mit unseren Nachfolgern gesprochen hat, dann waren nicht nur die Arbeiten fast exakt gleich, sondern der GESAMTE Wortlaut des Unterrichts von Jahr zu Jahr 1:1 übernommen. Insgesamt bestand der Unterricht meist aus langen Monologen seinerseits.


    Soll jetzt keine "echten" Lehrer diffamieren, mir ist auch durchaus klar, dass ein eher Praxis-orientiertes Berufskolleg mit jungen Erwachsenen, die man auf Augenhöhe ansprechen kann, wesentlich mehr von Quereinsteigern profitiert als die XYZ Grundschule. Trotzdem sind Quereinsteiger nicht immer was schlechtes ;)

  • Mich würde es mal interessieren was ihr und insbesondere die Lehrer und angehenden davon haltet: http://m.spiegel.de/lebenundle…h-portugal-a-1231517.html


    Geht dabei um eine Aussteiger-Familie die ihre Kinder aus der Schule genommen hat, welche jetzt nur noch was lernen auf was sie Lust haben.


    Ich finde dass was die da machen mehr als fragwürdig. Ich meine dass was Kinder von sich aus lernen, lernen sie naturgemäß besser. Aber letztendlich ist die Wahrscheinlichkeit recht hoch, dass das Leben der Kinder auf Jahre hin versaut ist. Zumindest wenn sie keine Lust mehr haben in der Pampa von Sozialhilfe zu leben und einen anderen Lebensweg einschlagen wollen als die Mütter. :grübel:

  • Ich halte davon gar nichts. Lehren und unterrichten kann man nicht mal eben selbst lernen, wie Nähen oder Kochen. Es gibt nicht umsonst ein Studium dafür. Es ist anmaßend zu glauben, man könne das selber besser leisten.
    Sofern ein privater Lehrer engagiert wird, also ein geschulter Pädagoge und Didaktiker, mag es gehen. Aber auch dann fehlt das Lernen von sozialen Prozessen in Gruppendynamiken. Die Begründung der Damen ist entlarvend. Es geht um „Spaß“. Lernen soll danach „Spaß machen“. - Darum geht es beim guten und richtigen Lernen aber nicht. Es geht vielmehr darum, sich Wissen, Fähigkeiten, eine Schulung in Denkprozessen und die zeitweise Überwindung innerer Widerstände (Unlust, Faulheit, Vergnügungslust) anzueignen. Und zwar in einer möglichst festgelegten Zeitspanne und nicht einfach nur bis irgendwann mal. Die Leistung muss zudem vergleichbar und auswertbar sein, um Lernerfolge messbar zu machen. Zudem muss man soziale Prozesse und Verhaltensnormen erlernen. „Wann reiße ich das Maul auf, wann halte ich besser mal die Klappe.“ oder „Mit wem lege ich mich an und mit wem besser nicht.“ oder „Wie erlange ich Zugehörigkeit in einer sozialen Gruppe und wie nicht.“ Kurz: Erziehung erfolgt nicht nur durch den Lehrer, sondern natürlich auch durch die Mitschüler quasi automatisch. Das entgeht einem beim Zuhauselernen vollkommen. Zudem bleibt eine gewisse Abnabelung vom Elternhaus aus. Jeder Vogel muss irgendwann das Nest verlassen und selber fliegen lernen. Unterricht Zuhause kann schnell in eine vollkommene Abhängigkeit von den Eltern führen. Man lernt nur deren Sichtweise der Welt kennen, aber eben nicht, dass es auch andere Sichtweisen und Interpretationen gibt und wie man damit umgeht oder diese bewertet. Man droht naiv einseitig erzogen und gebildet zu werden.

  • Neben den von John angeführten Punkten sehe ich vor allem das Problem darin das solche Kinder sich ja niemals dafür entscheiden können etwas zu lernen von dessen Existenz sie schlicht nichts wissen.
    In der Schule gibt es schließlich viele verschiedene Fächer mit mannigfaltigen Themengebieten die den Schülern von den Lehrkräften näher gebracht werden, ich wage stark zu bezweifeln das Eltern dies in diesem Umfang abdecken können.


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    -Ricky Gervais-


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    -Bernd Stromberg- :thumbsup:

  • Die CDU Bildungsministerin Anja Karliczek möchte einen Bundesweit einheitlichen Mindestlohn für Azubis einführen.


    http://www.spiegel.de/karriere…veraendern-a-1237437.html


    Das Konzept hört sich für mich ziemlich vernünftig an.

    "There is no need to die on the road. You can always do homeoffice."
    - Proverb in Bangladesh

    Einmal editiert, zuletzt von Bonny ()

  • Es gab ja mal Zeiten, wo Auszubildende sogar für ihre Ausbildung bezahlen mussten. Nannte sich "Lehrgeld zahlen".


    Ich finde, man sollte den Lohn von der Leistung des Auszubildenden abhängig machen. Wenn er ständig fehlt oder seine Zeit "absitzt", dann sollte er auch keinen Anspruch auf eine Vergütung haben. Arbeitet er ordentlich, dann soll er auch gut bezahlt werden. Dürfte im Einzelfall allerdings schwierig nachzuprüfen sein.


    Ein Mindestlohn für Azubis könnte allerdings auch dazu führen, dass einige Betriebe nicht mehr ausbilden. Kostenfaktor erhöht sich ja ggf.. Aber ja, insgesamt ist das schon die richtige Richtung.

  • Ein Mindestlohn für Azubis könnte allerdings auch dazu führen, dass einige Betriebe nicht mehr ausbilden. Kostenfaktor erhöht sich ja ggf.. Aber ja, insgesamt ist das schon die richtige Richtung.

    Naja, Betriebe dürfen sich dann halt nicht über zu wenige auszubildende wundern wenn man als Azubi praktisch nichts verdient, während man in anderen Berufen vom Azubi-Gehalt schon alleine leben kann. Dann müssen die halt mit dem Mangel an Arbeitskräften klar kommen. Traurig das es dafür überhaupt eine Regulierung braucht.


    Deine Idee bei geringer Leistung weniger Lohn zu zahlen finde ich auch ein bisschen fragwürdig, man kürzt dir ja auch nicht einfach den Grundlohn wenn du mal 2 Wochen wirklich krank bist oder für ein paar Tage nen Durchhänger hattest. Wenn dann fallen höchstens irgendwelche Zulagen weg weil du die Voraussetzungen nicht mehr erfüllt hast, z.B. Schichtzulage oder Zuschläge für Zielerfüllungen, aber das ist bei Azubis ja auch so schon nicht anders. Aber ich finde jeder sollte zumindest von seinem Grundgehalt leben können (auch wenn es da nicht nur bei Azubis Defizite gibt). Außerdem gibt es 6 Monate Probezeit, dass sollte doch in den allermeisten Fällen reichen um einzuschätzen ob jemand was taugt oder nicht und wenn nicht, dann ggf. zu kündigen.

  • Die CDU Bildungsministerin Anja Karliczek möchte einen Bundesweit einheitlichen Mindestlohn für Azubis einführen.


    http://www.spiegel.de/karriere…veraendern-a-1237437.html


    Das Konzept hört sich für mich ziemlich vernünftig an.


    Einfach den Mindestlohn für alle anwenden, Problem gelöst.

    Früher, beim Gipskrieg, als die Gummistiefel noch selbst gestrickt,

    das Freibier noch gratis aber nicht umsonst,

    die Cola noch weiß, der Kaiser noch am Leben,

    Jesus jung und die Zeiten besser waren.

    -Maximilian L.

  • Bei Arbeitsverweigerung gibt es schon genug Möglichkeiten. Das ist ein Kündigungsgrund, da ist eh Ende.


    Ich glaube nicht, dass ein Mindestlohn von 500€ die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe senken würde. Wir reden hier im Schnitt von eventuell 100€ Mehrkosten monatlich, was für die meisten Betriebe keine große Sache ist. Falls doch, kann der Staat den Betrieben natürlich auch unter die Arme greifen, denn für die ansonsten Arbeitslosen zahlt er doch sowieso.


    Edit:
    Siehe Fettdruck

  • Wir reden hier doch nicht von Krankheitsfällen, sondern von Arbeitsverweigerung. Ich dachte das wäre klar.


    Ähm, und was willst du ändern? Das ist alles bereits gesetzlich geregelt.
    Zuerst gibts ein Mitarbeiter Gespräch, dann Abmahnung, und wenn sich nichts ändert wirst du entlassen.
    Auf der Arbeit gibts Zeiterfassung, und von der Berufsschule wird die Abwesenheit von derselben an den Arbeitgeber gemeldet. Das Nachzuweisen ist jetzt nicht gerade schwierig.



    Abzüge für Fehler (zu langsam eine excel Tabelle abgetippt) sind selbst in Bangladesch gegen das Gesetz!


    Du verrennst dich hier in ein ziemlich Abstruses Gedankenbild, das wenig mit der Realität zu tun hat.
    Ausbildung/Arbeit ist nicht wie Schule!



    Edit: Azubis kosten weniger als normale Arbeitnehmer. Selbst wenn sie teurer werden, sind sie immer relativ billige Arbeitskräfte.

  • Ist übrigens gerade im Handwerk immer noch Usus, daß die Azubis für´s Hofkehren und Bierholen mißbraucht werden.
    Bestenfalls darf man einem älteren Mitarbeiter mal über die Schulter schauen, falls der ein wenig Mitleid empfindet für den 15-jährigen angehenden Dachdecker.
    Bestrafung dafür, daß das Bier nicht nach 2 min auf dem Tisch vom Polier stand?
    Alles schon erlebt als Student auf dem Bau; ist als Azubi im ersten Lehrjahr die Hölle, da kommen nur die Härtesten weiter....
    Vielleicht auch der Sinn des Martyriums....

  • Das ist und war ja nicht nur im Handwerk so. Wenn ich mich da an meine Ausbildung in den 90ern zurück erinnere...In der Buchhaltung war das die Qual für einen jungen Mann: Acht bis zehn Frauen und ich. :) Glaubst du die haben einem mal was erklärt? Ne...hier Rechnungen - Eingangstempel drauf und abheften. Und das fünf Monate lang. In einem mittleren Industriebetrieb macht man da in der Woche fünf bis acht Ordner voll.


    Das beste war noch das wir zu dritt in der Abteilung waren. Zwei Mädels und ich als Azubis. Den Mädels haben die alles erklärt und aufgezeigt - am Tisch gegenüber von mir zwei Meter entfernt. An mich hat sich keine der "Damen" (ich unterdrücke jetzt mal böse Begriffe wie "Schraubendampfer u.ä.) rangetraut. Und meine Eigeninitiative und Lernbereitschaft wurde meist mit "später" oder "keine Zeit" abgeblockt. Klar das man dann irgendwann resigniert und nur noch schnell seine Zeit absitzen will. Vermutlich haben sie es deswegen toleriert wenn ich öfter mal eine Kippe rauchen war.


    Gab auch in anderen Abteilungen ab und an miese Aufgaben die sonst keiner erledigen wollte...aber sinnvolle Aufgaben, Ablauf und Ausbildung standen da meist im Vordergrund. Von Buchhaltung habe ich in der Praxis allerdings nicht den blassesten Schimmer. Danke. ;) :wall:

  • Ist übrigens gerade im Handwerk immer noch Usus, daß die Azubis für´s Hofkehren und Bierholen mißbraucht werden.
    Bestenfalls darf man einem älteren Mitarbeiter mal über die Schulter schauen, falls der ein wenig Mitleid empfindet für den 15-jährigen angehenden Dachdecker.
    Bestrafung dafür, daß das Bier nicht nach 2 min auf dem Tisch vom Polier stand?
    Alles schon erlebt als Student auf dem Bau; ist als Azubi im ersten Lehrjahr die Hölle, da kommen nur die Härtesten weiter....
    Vielleicht auch der Sinn des Martyriums....

    Was hast du denn bitte ein Bild von den Handwerkern? Das ist absolut nicht mehr Usus.
    Mittlwerweile prügeln die sich quasi um Azubis... Auch wenn immer noch genug Bewerbungen im Müll landen, weil sie SO schlecht geschrieben sind. Und wenn man bei einem halbwegs seriösen Betrieb landet, wird da sehr darauf geachtet, was man macht und das man lernt. Und wenn die schuliche Leistung nicht stimmt, wird man zurecht zusammengeschissen. Sicher wird man im ersten Jahr in den ersten Wochen mehr über die Schulter schauen müssen, weil man nicht so viel kann und auch mal öfters sauber machen, ja. Aber wie mein Vater sagt: die ersten beiden Jahre kostet der Azubi nur, im dritten kann man dann Geld verdienen. Und beim Gehalt muss man noch bedenken, man ist zwichenzeitlich in der Schule, also arbeitet man quasi nur Teilzeit.

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