Non scholae, sed vitae discimus - das Bildungssystem

  • Da hast du natürlich Recht. Großen Einfluss haben ansonsten noch die Eltern/das Umfeld und die Medien.


    Medien sind ein Thema für sich.


    Eltern sind ein Teufelskreis, den durchbricht man aber nicht mit gut zureden. Den durchbricht man in dem man so massiv in Bildung investiert, dass mindestens 6 von 10 Kindern aus der Unterschicht in die Mittelschicht aufsteigen. Sofern politisch gewollt...

  • Da hast du natürlich Recht. Großen Einfluss haben ansonsten noch die Eltern/das Umfeld und die Medien.


    Medien sind ein Thema für sich.


    Eltern sind ein Teufelskreis, den durchbricht man aber nicht mit gut zureden. Den durchbricht man in dem man so massiv in Bildung investiert, dass mindestens 6 von 10 Kindern aus der Unterschicht in die Mittelschicht aufsteigen. Sofern politisch gewollt...

    Und was ist, wenn überhaupt nur 3 von 10 Kindern das überhaupt wollen? Was ist, wenn den anderen Kindern dazu die Mühen zu groß sind? Soll man sie zwingen? Und heißt das dann, dass langfristig (in ferner Zukunft) alle zur „Mittelschicht“ gehören sollen? Ist das realistisch?


    Was machst du mit den „Minderbemittelten“? Denjenigen, deren IQ einfach nicht hoch genug ist, um gewisse Abschlüsse erreichen zu können? Und glaub mal nicht, dass die Fälle von Kindern, deren Mütter während der Schwangerschaft rauchen oder trinken wenige wären.

  • Wann wart ihr das letzte Mal an einer Schule? Solch ein Fach gibt es seit Jahrzehnten. Und genau sowas lernt man da auch.

    Sommer 2015 habe ich meine Matura abgeschlossen. Wäre mir neu, dass Österreich jetzt in den letzten 3-4 Jahren ein neues Fach eingeführt hat, da ich das doch immer sehr genau verfolge. Also seit Jahrzenten gibt es das sicher nicht, weil auch bei uns groß in den Medien kritisiert wurde "Ja die armen Schüler haben dann noch länger Schule! Da ist im Stundenplan gar kein Platz mehr dafür".


    Und wir haben zu 100% sowas nicht durchgenommen, da selbst meine eigenen Professoren bemängelt haben, dass es nicht im Lernplan vorgesehen ist, aber sie durch die Zentralmatura nicht vom Stoff abweichen dürfen, weil sie den grundlegenden Themenstoff durchbekommen müssen.

  • Gab erst vor ne Weile einen Tweet einer Abiturientin wo genau das kritisiert wurde, gab riesige Zustimmung und ging Steil durch die Medien (so vor ca. 2-3 Jahren). Also soooo gut scheint das noch nicht zu funktionieren...

    Tweet sagt doch schon alles, wahrscheinlich wollte die Alte einfach mal Stunk verbreiten.


    Ich bin völlig gegen solche neuen Fächer und auch gegen die ständigen Veränderungen in den Lehrplänen. Ich halte auch nichts von der Kompetenzorientierung der Lehrpläne. Schule sollte sich erstmal wieder verstärkt auf seine Kernkompetenzen besinnen: Wissen vermitteln und soziale Erziehung. Das haben wir aus den Augen verloren.


    Schule ist nicht dazu da, Elternaufgaben zu übernehmen. Wer Kinder hat soll sich auch bitte wenigstens ein paar Stunden in der Woche mit deren Erziehung beschäftigen. Da kann man auch mal Handyverträge gemeinsam lesen.


    Völlig lächerlich, was der Bürger alles von der Schule erwartet und außerdem nicht zu erfüllen. Darunter leidet das gesamte Bildungswesen. Die Lehrer sollen am liebsten Fachwissen vermitteln, Erziehen, Elternersatz spielen, den Psychiater machen, Behinderte verpflegen und versorgen (dabei natürlich noch 25 andere Kinder im Auge behalten), bis Nachmittags in der Schule sitzen, bis Nachts korrigieren und jetzt also auch noch Geld-, Bank- und Mietangelegenheiten der Kinder übernehmen.

  • Ok, in Österreich kenne ich mich nicht aus. Ich schreibe über das mir bekannte deutsche Bildungssystem. Genauer NRW, RLP und BB.

    Bei uns ist das im Geschichte Unterricht drin. Heißt nicht umsonst Geschichte, Politische Bildung und Sozialkunde. Als Geschichtelehrer sehe ich aber selbst wie schwierig es ist sowohl den geschichtlichen, als auch den politischen Stoff in einem Nebenfach mit 2 Wochenstunden unterzubringen.

    „The Wheel of Time turns, and Ages come and pass, leaving memories that become legend. Legend fades to myth, and even myth is long forgotten when the Age that gave it birth comes again."

  • In NRW hiess das Fach Politik.


    Das fing in der 6ten Klasse an mit Medienkompetenz (Zeitungsartikel lesen und beurteilen / Themen vortragen, und um 20:00 Uhr Nachrichten schauen).
    In der 8ten gings um politische Systemen (was ist Demokratie, Diktatur, wie funktioniert die EU, die BRD usw.), und in der 10ten um Wirtschaft (Angebot und Nachfrage, Keynes).


    Das sind jetzt nur die Themem die ich immer noch so ungefähr im Kopf habe. (In der 6te Klasse war ich 1996 ...).

  • @Gaius Bonus


    Über die Eltern scheint es oft ja leider nicht mehr zu klappen, das hat sicher verschiedene Gründe. Einfach zusagen: "Pech gehabt", kann da nicht die Lösung sein. Warum dann nicht gleich die Kinder noch zuhause Unterrichten lassen? Schulen sind sowieso scheiße...


    Eine Steuerungsmöglichkeit hat man nur über Kitas und Schulen, außer jede Familie bekommt ihren hauseigenen Sozialarbeiter zugeteilt.


    -


    @John



    Und was ist, wenn überhaupt nur 3 von 10 Kindern das überhaupt wollen?


    Kinder nehmen das was man ihnen anbietet. Dabei spielen natürlich Vorbelastungen einen Rolle. Wenn der Unterricht etwa in der Grundschule schon nicht so prickelnd war, könnte das die Begeisterungsfähigkeit auch für die weiterführenden Schulen beeinträchtigen.


    Was ist, wenn den anderen Kindern dazu die Mühen zu groß sind? Soll man sie zwingen?

    Was machst du mit den „Minderbemittelten“? Denjenigen, deren IQ einfach nicht hoch genug ist, um gewisse Abschlüsse erreichen zu können?


    Nein, natürlich soll man niemanden zwingen. Wie wäre es mit fördern? Ich glaube die Zahl der Menschen die genetisch bedingt zu dumm sind um Abitur zu machen ist überschaubar. Bei allen anderen ist es ein soziales Problem (Elternhaus, Erziehung, Bildung, Umfeld etc.)


    Und glaub mal nicht, dass die Fälle von Kindern, deren Mütter während der Schwangerschaft rauchen oder trinken wenige wären.


    Hier vertrete ich den langfristigen Ansatz, gut gebildete Kinder sind die guten Eltern von morgen.


    Und heißt das dann, dass langfristig (in ferner Zukunft) alle zur „Mittelschicht“ gehören sollen? Ist das realistisch?


    Ich denke ja. Kritische Bürger sind schwieriger zu regieren, kritische Konsumenten kaufen bewusster. Das mag natürlich nicht jeder...


    Viele einfache Berufe könnten im Zuge der Digitalisierung ersetzt werden. Jetzt mal abgesehen von den sozialen Berufen, wo ich Menschen als sehr wertvoll erachte. Aber zum Dinge zusammenschrauben, Büros putzen oder Müll sammeln braucht man ganz sicher keine Menschen.

  • Was machst du mit den „Minderbemittelten“? Denjenigen, deren IQ einfach nicht hoch genug ist, um gewisse Abschlüsse erreichen zu können? Und glaub mal nicht, dass die Fälle von Kindern, deren Mütter während der Schwangerschaft rauchen oder trinken wenige wären.


    Die unterrichtet meine Mutter an einer Schule für Menschen mit geistiger Behinderung.


    Von Ausnahmen abgesehen werden diese Schüler nach dem Abschluss ihrer Schullaufbahn in den Diakonischen Werkstätten oder Projekten von der Lebenshilfe arbeiten.


    Da ich im RL auch noch relativ viele Freunde habe die als Sonderpädagogen arbeiten, weiss ich aus zuverlässiger Quelle, dass die Schülerzahlen an diesen Schulen steigen. (trotz Inklusion!)




    Nein, natürlich soll man niemanden zwingen. Wie wäre es mit fördern? Ich glaube die Zahl der Menschen die genetisch bedingt zu dumm sind um Abitur zu machen ist überschaubar. Bei allen anderen ist es ein soziales Problem (Elternhaus, Erziehung, Bildung, Umfeld etc.)


    Fälle wo grosse Probleme im Elternhaus liegen landen in der Regen auf der E-Schule (e= emotionale und soziale Entwicklung)


    Ca. 2/3 schafft es von da auf eine normale weiterführende Schule.


    Ein Kumpel über seine Schüler der 2ten Klasse:
    "An sich sind sie als Kinder noch niedlich, und die gewaltausbrüche aufgrund fehlender Kraft dann auch eher unfrewillig komisch.
    Aber sobald die 15/16 sind hab ich echt Angst denen im dunkeln zu begegnen."


    Zuviel Zeit vor nicht altersgerechte Computerspiele war da auch ein grosses Problem.

    "There is no need to die on the road. You can always do homeoffice."
    - Proverb in Bangladesh

    Einmal editiert, zuletzt von Bonny ()

  • Ja, Bonny. Das sind die ganz harten Fälle. Aber es gibt da VIELE Grautöne dazwischen. Viele die eben nicht so starke Defizite haben, um sie auf eine solche Schule zu schicken, aber eben trotzdem genügend Defizite, um noch so gerade eben auf der untersten Skala mithalten zu können.


    An Fairas gerichtet:
    Wie weit bist du bereit zu gehen, wenn du es nicht nur durch mehr Geld lösen kannst?


    Was machst du, wenn das Elternhaus bspw. bewusst gegen die Schule arbeitet? Was machst du, wenn der Jugendliche einfach keinen Bock mehr hat und sich komplett verweigert? Wie willst du dann mehr fördern, als mit Sozialarbeitern, Zweitlehrern, Psychologen, differenzierten Lernangeboten? Denn das alles versucht man ja aktuell schon.


    Ab wann ist ein Mensch für sich selbst verantwortlich und bis wohin müssen Staat, Eltern und Gesellschaft die Verantwortung für sein „soziales Scheitern“ tragen?

  • Bei uns ist das im Geschichte Unterricht drin. Heißt nicht umsonst Geschichte, Politische Bildung und Sozialkunde

    Ja, aber da ist von keinem Lehrer die aktuelle Politik behandelt worden sondern eher die Geschichte bis zum 2. Weltkrieg + Kalter Krieg. Es wird zwar auch noch die politische Geschichte/Abläufe bis 2004 oder so abgehandelt, aber da werden die Sachen eher so Absatzweise behandelt, eine richtige Auseinandersetzung mit der Thematik erfolgt kaum.


    Und von der aktuelle Politik lernt man nie was. War ja damals groß Thematik als man dann schon den 16-Jährigen erlaubt hat zu Wählen, aber die keine Ahnung hatten, welche Partei für was steht - da hats mehr geheißen "Ja die Grünen sind halt links, die FPÖ ist halt für Ausländer raus und der Rest ist irgendwie in der Mitte aber keine Ahnung ob ich das jetzt gut oder schlecht finde oder was das bedeutet oder was dahinter steht!".


    Ist sicher auch schwierig das objektiv rüber zu bringen, da unsere Professorin ein Feminazi war und auch eher links-links stand, kam es öfters zu den verschiedensten Diskussionen, da ein Teil unserer Klasse doch politisch aktiv war.

  • Das Fach was ihr beschreibt nennt man „Gesellschaftswissenschaften“. Ein „Fach“ das in Deutschland geboren wurde, um die ursprünglichen Fächer Geschichte, Politik und Geographie zusammenzulegen. Grund: Einsparung von Personal. Geschichte 1-2 Std., Politik 1 Std. und Geo 1-2 Std. => Gesellschaftswissenschaften 2 Std. = 1-3 Std. gespart.


    Lehrkräftebedarf von 3 auf 1 reduziert, Lehrkräftepool quasi „verdreifacht“. Jeder Politik-, Geo- oder Geschichtslehrer kann jetzt Gesellschaftswissenschaften unterrichten. Er hat aber in der Regel nur eines der drei benötigten Fächer studiert...


    Zweck: Einsparung von Finanzmitteln
    Nachteil: Deutliche Ausbildungslücken in GE, PO, GEO.


    Von diesem „Fach“ rede ich NICHT!


    Was ich meine ist Politik-Unterricht + Geo-Unterricht + Geschichtsunterricht. Alles separat mit eigenem Lehrplan und Fachlehrer.

  • Wie weit bist du bereit zu gehen, wenn du es nicht nur durch mehr Geld lösen kannst?


    Erstmal alle Probleme lösen die sich mit mehr Geld lösen lassen und dann schauen was übrig bleibt ;)


    Ansonsten natürlich noch das drumherum optimieren, also Bürokratieabbau und so, wenn es ein ganzes Menschenleben dauert um ein paar Euro Fördergelder oder sowas zu beantragen, kann das natürlich nicht funktionieren.


    Was machst du, wenn das Elternhaus bspw. bewusst gegen die Schule arbeitet?


    Da vertrete ich wie bereits gesagt den langfristigen Ansatz. Die Eltern von Heute kannst du vergessen, wichtig ist wie die Eltern von Morgen sein werden.


    Was machst du, wenn der Jugendliche einfach keinen Bock mehr hat und sich komplett verweigert?


    Erstmal gar nichts. Bei manchen kommt die Einsicht dann später, da also möglichst viele Optionen aka zweiter Bildungsweg offen halten, entsprechende Angebote ausbauen. Wenn es an Ingenieuren mangelt, warum nicht den 42-jährigen Mechatroniker weiterbilden, statt warten bis es neue Ingenieure vom Himmel regnet?
    Nebenbei den 28-jährigen Schonimmerarbeitslosen zum Mechatroniker ausbilden :)


    Ab wann ist ein Mensch für sich selbst verantwortlich und bis wohin müssen Staat, Eltern und Gesellschaft die Verantwortung für sein „soziales Scheitern“ tragen?


    Schwierige Frage. Der Staat sollte sich zumindest die Frage stellen wie lange er einen gewissen Anteil an ungebildeten und verarmten Bürgern aushalten kann.
    Spätestens wenn die Leute anfangen extreme Parteien in Parlamente zu wählen, sollten die Alarmglocken nicht mehr zu überhören sein.

  • @Gaius Bonus


    Über die Eltern scheint es oft ja leider nicht mehr zu klappen, das hat sicher verschiedene Gründe. Einfach zusagen: "Pech gehabt", kann da nicht die Lösung sein. Warum dann nicht gleich die Kinder noch zuhause Unterrichten lassen? Schulen sind sowieso scheiße...


    Eine Steuerungsmöglichkeit hat man nur über Kitas und Schulen, außer jede Familie bekommt ihren hauseigenen Sozialarbeiter zugeteilt.

    Wenn jemand mit 6 Jahren von Zuhause so erzogen ist, dass es völlig in Ordnung sei, jeden Tag Gewalt gegen andere auszuüben, zur Lehrerin Fotze und Arschloch zu sagen und das Schule generell scheisse sei, dann wird die Schule da nicht gegen ankommen.


    Es spricht außerdem nichts dagegen, dass sozial gestörte Familien einen Sozialarbeiter bekommen. Wenn meine Kinder krank sind, schicke ich diese ja auch zum Arzt und nicht zu unserer Grundschullehrerin.

  • Das ist auch im US-Schulsystem schon lange üblich. Wenn reiche Eltern viel Geld für Privatschulen ausgehen, sollen die Kinder am Ende natürlich auch den erwünschten Abschluss vorzeigen. Der Druck auf die Lehrer, da im „Interesse der Schule“ zu benoten, dürfte nicht unerheblich sein. Wundert mich nicht, dass das an den Unis anders läuft. Da geht eh viel über Vitamin-B. Und die das nicht haben, die greifen dann halt ins Geldsäckchen, wenn sie können. Immerhin beachtlich, dass die Justiz da nun zuschlägt.

  • Gemeinschaftskunde-Abitur Baden Württemberg:


    Eine Aufgabe war es die Bedeutung der NATO für die Friedenssicherung anhand eines Kategorienmodells zu erklären.


    130 von 200 Gymnasien hatten das Kategorienmodell im Unterricht nicht behandelt.


    Läuft :klopp:


    https://www.swr.de/swraktuell/…lungnahme-lehrer-100.html


    Ich kannte dieses Wort bisher auch nicht.


    Der Duden kennt dieses Wort auch nicht :w00t:

  • Ich habe es auch noch nie gehört obwohl ich Politikwissenschaften studiert habe.


    Scheint aber im Kontext sowas wie die neoralistische oder liberale Perspektive in den internationalen Beziehungen zu beschreiben die im Forum auch mal behandelt wurden.


    Nur ist dieses Wort selbst total ungebräuchlich.
    Ergo. SCheiß Aufgabenstellung von der ich mich dann aber frage warum die betreffenden AUfsichtslehrer die nicht klargestellt haben. (bzw. wurde das wahrscheinlich sogar häufig)

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