Non scholae, sed vitae discimus - das Bildungssystem

  • Niemand bestreitet übrigens, dass die normalen staatlichen Renten zu gering sind. Deswegen wird ja seit Jahrzehnten darauf hingewiesen, dass eine private Altersvorsorge unerlässlich ist. Das kriegt man doch überall im die Ohren gehauen.

    Ja doof nur das die Normalverdiener, von den Geringverdienern gar nicht erst zureden, am Ende des Monats nichts mehr übrig haben um auch noch privat zusätzlich vorzusorgen.

    Das war auch schon so als die Agenda2010 Reformen, die Riesterrente und der ganze Kram eingeführt wurden. Da gab es noch nicht mal einen Mindestlohn. Heute, 20 Jahre später haben wir gigantische Lebenshaltungskosten und eine Rekordinflation noch on Top dazu das selbst mit Mindestlohn nix mehr übrig bleibt.


    ps. Wie oft haben wir die Diskussion hier schon geführt. :pfeif:


    "Telling an atheist they're going to hell is as scary as a child telling an adult they're not getting any presents from Santa"

    -Ricky Gervais-


    "Arbeiten im Büro das ist wie Sex in der Ehe, am Anfang gibt man sich Mühe und hat Spaß und nach ein paar Jahren macht man immer das selbe und ist einfach nur froh wenn Feierabend ist"


    -Bernd Stromberg- :thumbsup:

    Einmal editiert, zuletzt von Flo78 ()

  • Ja doof nur das die Normalverdiener, (…), am Ende des Monats nichts mehr übrig haben um auch noch privat zusätzlich vorzusorgen.

    Kannst du diese Aussage mal mit Daten untermauern?


    Heute, 20 Jahre später haben wir gigantische Lebenshaltungskosten und eine Rekordinflation noch on Top dazu das selbst mit Mindestlohn nix mehr übrig bleibt.

    Also bist du der Meinung, der Mindestlohn müsse so hoch sein, dass nach allen Konsumausgaben noch genug übrig bleibt, um ordentlich zu sparen?

    Einmal editiert, zuletzt von John () aus folgendem Grund: Ein Beitrag von John mit diesem Beitrag zusammengefügt.


  • Heute, 20 Jahre später haben wir gigantische Lebenshaltungskosten und eine Rekordinflation noch on Top dazu das selbst mit Mindestlohn nix mehr übrig bleibt.

    Also bist du der Meinung, der Mindestlohn müsse so hoch sein, dass nach allen Konsumausgaben noch genug übrig bleibt, um ordentlich zu sparen?

    Zeig mir einfach einen Mindestlöhner der nach Abzug von Miete, Heizung, Strom, den nötigsten Versicherungen, Lebensmitteln usw. auch nur einen Cent übrig hat um privat für die Rente vorzusorgen. Vollzeitjobs von denen man nicht leben kann (dazu gehört auch die Altersvorsorge) sind meiner Meinung nach sittenwidrig und gehören entweder besser bezahlt oder weg.


    Wie gesagt die Diskussion hatten wir über die Jahre schon zig mal und es läuft immer aufs selbe hinaus. Du glaubst einfach nicht das es "echte" arme Menschen im Land gibt bzw. welche die mit ihrem kargen Einkommen nicht über die Runden kommen, auch wenn die Zahlen (Durchschnittslöhne, Vermögensverteilung usw.) als auch zB. ein Blick auf die Tafeln usw. eine eindeutige Sprache sprechen.

    Aber ich habe auch nicht vor dich zu "bekehren", ich bin generell inzwischen müde Dinge die seit Jahrzehnten offensichtlich sind immer wieder zu diskutieren.

    Glaube einfach was du magst (so wie Mogges in der AFD Diskussion) und hoffe das du möglichst weit weg bist wenn "the shit hits the fan" wie man im englischen so schön sagt. :kaffee:


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  • Zeig mir einfach einen Mindestlöhner der nach Abzug von Miete, Heizung, Strom, den nötigsten Versicherungen, Lebensmitteln usw. auch nur einen Cent übrig hat um privat für die Rente vorzusorgen. Vollzeitjobs von denen man nicht leben kann (dazu gehört auch die Altersvorsorge) sind meiner Meinung nach sittenwidrig und gehören entweder besser bezahlt oder weg.

    Ich hätte halt gar nicht die Erwartung, dass man von einem Mindestlohn wesentlich mehr als das finanzieren kann. Der Name sagt ja schon, dass es sich um das gesetzliche Minimum der Lohnspanne haltet.

    Wenn man eine angemessene Altersvorsorge haben möchte, muss man mehr als den Mindestlohn mit dem Arbeitgeber vereinbaren. Angesichts des allgemeinen Personalmangels sollte es doch für die meisten Menschen möglich sein, höhere Entlohnungen auszuhandeln. Zur Zeit beziehen ca. 14,6% der Arbeitnehmer Mindestlohn. Das heißt 85,4 % verdienen mehr als das, was ja auch das Ziel sein sollte.

    Du glaubst einfach nicht das es "echte" arme Menschen im Land gibt bzw. welche die mit ihrem kargen Einkommen nicht über die Runden kommen, auch wenn die Zahlen (Durchschnittslöhne, Vermögensverteilung usw.) als auch zB. ein Blick auf die Tafeln usw. eine eindeutige Sprache sprechen.

    Sorry, aber das ist doch Quatsch. Es ist doch offensichtlich, dass es arme Menschen gibt. Ich glaube nur nicht, dass es die Aufgabe des Staates ist, jegliche Armut staatlicherseits zu verhindern.


    Ich stimme aber zu, dass jemand mit Mindestlohn nicht auf sowas wie Tafeln angewiesen sein müssen sollte, bzw. dass die Sozialleistungen / Renten usw. ausreichend sein müssten, damit ehrenamtliche Tafeln nicht erforderlich sind. Da sind wir uns einig.

  • Kamen erst heute Zahlen, rund 25% aller Erwerbstätigen verdienen weniger als 14 Euro. Übrigens bekommt man in manchen Branchen selbst mit abgeschlossener Ausbildung auch nur Mindestlohn, das ist komplett lächerlich.


    Ich glaube nur nicht, dass es die Aufgabe des Staates ist, jegliche Armut staatlicherseits zu verhindern.


    Streich das Wort jegliche und ich würde sagen doch. Ich finde es eher traurig, dass der Staat das Thema komplett ignoriert und die Versorgung der Armen über das Ehrenamt läuft, z.B. Tafeln.


    Zudem ist Armut nachweislich eine Gefahr für die Demokratie und es sollte doch im Sinne einer Demokratie sein diese zu schützen.

  • Medianeinkommen grafisch angezeigt.

    Nur, weil man nicht deiner Ansicht ist, musst du einen nicht angehen, als wäre man ein Idiot.

    weil du permanent alles durcheinander bringst. Netto mit Brutto vertauscht und jetzt noch Median mit Bedarfsgerechten Nettoeinkommen. Das ist leider auch nicht dasselbe.


    Niemand bestreitet übrigens, dass die normalen staatlichen Renten zu gering sind. Deswegen wird ja seit Jahrzehnten darauf hingewiesen, dass eine private Altersvorsorge unerlässlich ist. Das kriegt man doch überall im die Ohren gehauen.

    Also bist du der Meinung, der Mindestlohn müsse so hoch sein, dass nach allen Konsumausgaben noch genug übrig bleibt, um ordentlich zu sparen?

    du widersprichst dir auch wieder. Einerseits siehst du selbst, dass die Rente zu niedrig ist und eine private Altersvorsorge Pflicht ist. Im nächsten Zitat, interpretiere ich es so, dass du einem Menschen mit Mindestlohn nicht zugestehen möchtest, dass er genug auf die Seite legen kann.


    Wie soll jemand mit Mindestlohn über Jahre hinweg sich seine private Altersvorsorge finanzieren, wenn das Geld vorne und hinten nicht genügt? Und wehe du kommst mir mit dem Argument, sollen sie sich weiterbilden um bessere Berufe zu ergreifen. Wir werden "immer" eine Schicht haben, die niedere Jobs ausüben werden. Die müssen Unternehmen aber vernünftig bezahlen, damit die spätestens zur Rente nicht in die Armut rutschen und der Staat eingreifen muss, durch Aufstockung der Rente. Wieder Kosten die sich Unternehmen sparen für ihre Profite und wir als Steuerzahler zahlen diesen Schwachsinn. Nichts anderes ist das, wir finanzieren die Gewinne weniger durch schlechter Gehälter vieler.

  • Es hat in dieser Woche eine kleine Sensation in der Bildungspolitik gegeben. Der Stadtstaat Hamburg hat verkündet, alle Lehrkräfte zu Studienräten zu ernennen, was bisher nur den Sek2 Lehrern vorbehalten war. Dadurch wird Hamburg in der nächsten Zeit einen deutlichen Rekrutierungsvorteil gegenüber seinen Nachbarländern haben, denn Hamburg ist bisher das einzige Bundesland, welches diesen Schritt vollzogen hat.


    Rechtlich gesehen ist es tatsächlich so, dass es eigentlich in allen Bundesländern seit der Reform so sein müsste, denn in jedem Bundesland sieht das Beamtenrecht für Tätigkeiten, die einen Universitätsabschluss auf Masterniveau erfordern, einen Einstieg in das zweite Einstiegsamt der zweiten Laufbahngruppe vor (bei Erfüllung der beamtenrechtlichen Voraussetzungen). Darunter fallen mittlerweile eigentlich sämtliche Lehrämter.


    Die Länder setzen diese Regelung bei allen Beamtengruppen mit Ausnahme der Lehrkräfte um, was bedeutet, dass Lehrer ohne Sek2 Befähigung schlechter besoldet werden als alle anderen Beamten in Deutschland mit den ähnlichen Laufbahnvoraussetzungen.


    Wie sich dieser Schachzug nun in der nahen Zukunft auswirken wird, bleibt abzuwarten. Ich gehe davon aus, dass zumindest die beiden Nachbarländer in den nächsten Jahren nachziehen werden, ansonsten verlieren sie zu viele potenzielle Bewerber an Hamburg. Das könnte dann wiederum eine Kettenreaktion auslösen.

  • Das alleine ist aber nicht die Lösung. Wenngleich bessere Bezahlung grds. zu begrüßen ist.


    In Brandenburg bspw. hat man Überlegungen angestellt, da arger Mangel bei Erziehern in Kitas, diesen soviel zu zahlen wie Grundschullehrern. Effekt wäre laut Umfragen aber: Grundschullehrer würden sich in hohen Zahlen in Kitas bewerben, da der Job weniger Arbeit bedeutete. An den Grundschulen entstünde dann eine noch größere Lücke als ohnehin schon. Das Problem an den Kitas ist dennoch nicht behoben. Weswegen man jetzt unausgebildete oder nur teilausgebildete Kräfte in Kitas einstellen will.

    Ergänzungskräfte in Brandenburg: GEW sieht "Entprofessionalisierung" in Kitas | rbb24 Inforadio


    Zudem setzt sich ähnliches bei gleicher Bezahlung zwischen Sekundar-/Oberschulen und Grundschulen fort. Erst bei Gymnasien und Oberschulen gibt es einen Bruch, weil viele Gymnasiallehrer nicht an Oberschulen arbeiten wollen, da sie das Klientel als problematisch wahrnehmen. Zudem haben Gymnasiallehrer trotz gleicher Bezahlung (A13) immer noch einen höheren „Status“ (Ansehen). Als Gymnasiallehrer lautet deine Berufbezeichnung „Studienrat“, als Oberschullehrer nur „Lehrer“. Das sind dann auch noch so Kleinigkeiten.


    Die Lage ist dramatisch und wird schön gerechnet. Angeblich könne der Kernunterricht abgedeckt werden und es fehlten dieses Jahr bis zu 500 Lehrkräfte, bzw. Stellen die man nicht besetzen konnte. Was man nicht so laut sagt ist, dass das nur gilt, weil:

    - Förderangebote und Unterrichtsbegleitungen zum Großteil wegfallen.

    - Ganztagsunterricht erheblich bis gänzlich reduziert wird.

    - AGs gestrichen werden.

    - Nebenfächer in der Stundenanzahl stark reduziert werden.

    - bekannterweise erkrankte Lehrkräfte in der Statistik als (theoretisch) vorhandenes Personal geführt werden.

    - Die Lehrpläne reduziert werden. (Ermöglichung von nur noch 2 Klassenarbeiten im Jahr, anstatt bisher 4. - Fachkonferenzen entscheiden.) Was notwendig ist, da die Lehrer in Korrekturfächern nun häufig doppelt so viele Korrekturklassen übernehmen müssen wie früher.

    - Massiv Seiteneinsteiger geworben werden, die faktisch keine bis wenig Berufsausbildung besitzen.


    Das führt dann bspw. dazu, dass du Regelklassen mit 3-4 SuS mit Sozialpädagogischeb Förderbedarfen „Lernen“, „Körperlich“, „Sozial Emotional“ usw. hast, von denen einige laut Akte einen pädagogischen Betreuer stets bei sich bräuchten, die aber auch höchst unsicher sind, da ebenfalls dort krasser Personalmangel.


    Der Personalmangel setzt sich dann auch an den Schulämtern fort, die es immer seltener schaffen, bis zum Schuljahresbeginn alle nötigen Einstellungen vorzunehmen. Heißt neue Lehrkräfte tröpfeln nach und nach wochenweise hinzu.

    In ländlichen Regionen, war kürzlich den Medien zu entnehmen, ist die Lage besonders dramatisch.


    Land ohne Lehrer: Zum Schuljahresstart fehlen in Brandenburg fast 500 Pädagogen


    Nun gibt es Überlegungen, die Lehrer sollten eine Stunde mehr Unterrichten, worüber wir alle nur lachen können, da jeder von uns sein Vertretungskontingent und bezahlte Überstunden seit Jahren voll ausreizt und die Zeit dann halt einfach woanders fehlt, bei Elternbetreuung, Vor- und Nachbereitung.


    Krankmeldungen werden erschwert und gehen nur noch per Post. Teilzeitangebote werden massiv zusammengestrichen, was dazu führt, dass nicht wenige Lehrerinnen den Job ganz an den Nagel hängen, da sie sich um ihre Kleinkinder kümmern müssen und die Väter berufstätig sind.

    Lehrer sollen zudem möglichst bis in höheres Alter arbeiten. Die Klassen werden größer. Personalschlüssel kleiner. Man weiß eigentlich Tags zuvor nie sicher, was man am nächsten Tag zu unterrichten hat. Da Vertretungen sehr häufig anfallen und die Vertretungsreserve viel zu gering bemessen ist.


    Und dann heißt es, jeder vierte Abiturient müsste Lehrer werden, wenn man den aktuellen Bedarf an Lehrkräften abdecken wollte. Was in meinen Ohren völlig illusorisch klingt.

    Neues Schuljahr startet mit Lehrermangel


    Wie will man das schaffen, wenn man auf der anderen Seite die Berufsbedingungen immer unattraktiver macht?


    Und es wird ja nicht besser. Aktuell sind, je nachdem wen man fragt, 12.000 Stellen (KmK) bzw. 30.000 Stellen (Gewerkschaften / Industrieverbände) Link ZDF unbesetzt.

    In den nächsten zehn Jahren wird sich dieses Problem auf bis zu 24.000 (KMK) bzw. 76.000 (IdDW) verdoppeln.


    Lehrermangel: Wer unterrichtet unsere Kinder in Zukunft?


    Da kann man sich ungefähr ausmalen, was uns für eine Bildungskatastrophe ins Haus steht, wenn nicht endlich der Lehrerberuf viel, viel attraktiver gemacht wird für fähiges, professionelles Personal.


    Nur… da ist ja auch noch die freie Wirtschaft, die ebenfalls massiv um Personal wirbt. - Einfach wird das nicht. Jetzt wird sich zeigen, was uns die gute Ausbildung unserer Kinder tatsächlich wert ist.


    Erzieher, Lehrer und Lehrkräfte dürften zukünftig Goldstaub sein. Und die Konkurrenz, welche sich die Bundesländer selbst bei der Abwerbung von Lehrkräften machen, wird das Problem alleine nicht lösen, wenn nicht grds. deutlich mehr ausgebildet und eingestellt werden kann.

  • Wenn du an deine Zahl von fehlenden Lehrern in Brandenburg noch mindestens eine Null dranhängst weißt du wie es hier bei uns in Bayern, insbesondere hier in Unterfranken, aussieht.

    Trotzdem bekommen alle Lehramt Absolventen, die hier im "Norden" bleiben wollen, vom Kultusministerium eine Abordnung nach München/Oberbayern.

    Mit dem Ergebnis das diese lieber reihenweise "kündigen" und über die nahe Grenze nach Baden-Württemberg und Hessen gehen, wo sie auch mit Kusshand genommen werden und sich selbst ihre Schulen/Klassen usw. aussuchen können. Und die Schulen hier schauen in die Röhre weil gar niemand neues nachkommt. Aber in München sieht man das Problem in seiner grenzenlosen Arroganz einfach nicht.


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  • Wenn du an deine Zahl von fehlenden Lehrern in Brandenburg noch mindestens eine Null dranhängst weißt du wie es hier bei uns in Bayern, insbesondere hier in Unterfranken, aussieht.

    Gut, ihr habt ja auch wesentlich höhere Einwohnerzahlen. Aber ist schon klar, dass inzwischen die Lage überall ähnlich beschissen ist.


    Man muss auch ganz deutlich sagen, dass das Folge einer jahrzehntelangen länderübergreifenden Sparpolitik im Bildungsbereich ist. Die Länder haben jahrelang im Grunde unter Bedarf ausgebildet und immer wieder mehr Lehrer eingestellt als ausgebildet. Zudem hat man, warum auch immer, die seit Jahrzehnten bekannten Zahlen derjenigen, die in den Ruhestand gehen werden, offenbar nicht ausreichend auf dem Schirm gehabt oder geglaubt, man könne das schon irgendwie regeln. Dann kamen noch die Flüchtlingskrise und steigende Geburtenzahlen hinzu und da sind wir nun. Und verschärft hat man das Ganze dann noch mit Unterrichtskonzepten von Inklusion usw. bei denen eigentlich mehrere Lehrkräfte pro Klasse/Lerngruppe vorgesehen sein müssten. Es fehlen ja nicht nur Lehrer. Es fehlen massiv Schulsozialpädagogen, die absolut beschissen bezahlt werden. Es fehlen Lehrer mit sonderpädagogischer Ausbildung. Es fehlen massiv Schulpsychologen. Der Pro-Kopf-Schlüssel ist abenteuerlich. Es fehlen seit Jahren Vertretungsreserven. Und in den bekannten Mangelfächern (Mathe, Physik, Chemie, Biologie) wird seit Jahrzehnten sehr wenig bis nichts getan, um diese attraktiver zu machen. Inzwischen sind nun fast alle Fächer "Mangelfächer" in Sachen Personal. Noch schlimmer sieht es bei den Funktionsstellen der Schuldirektoren aus. Ich möchte gar nicht wissen, wie viele Schulen es inzwischen gibt, die keine offizielle Schulleitung mehr haben, wo dann quasi über sehr lange Zeiträume die Schulleitungsaufgaben auf das Kollegium verteilt werden. Von technologischem Personal zur permanenten Wartung der digitalen Infrastruktur ist auch kaum die Rede. Das sollen die Lehrer dann auch noch nebenbei machen. Es ist im Grunde abenteuerlich.


    Mir würden sofort ein paar Dinge einfallen, um den Lehrerberuf attraktiver zu machen:


    - Ausstattung der Lehrer mit digitalen Endgeräten (Tablets, Diensthandy usw.) mit Auswahl durch den Lehrer.

    - Zentrale Formulierung von Lehrplänen und schuleigenen Lehrplänen.

    - Digitalisierung von Klassenbüchern.

    - Vollständige Einstellung von Lehrpersonal vor Ende des Schuljahres für das nächst kommende Schuljahr.

    - Feststehende Einsatz- und Stundenpläne zu Beginn der Sommer- und Winterferien.

    - eine deutlich umfangreicher berechnete Vertretungsreserve.

    - zusätzliche Abmilderungsstunden für Korrekturfächer (DE, EN, LAT, FRZ...)

    - Weniger Lernstandserhebungen und Vergleichsarbeiten.

    - Mehr Freiheit und Flexibilität bei Themenauswahl durch den Fachlehrer.

    - digitales Einreichen von Beihilfeanträgen.

    - digitales Einreichen von Krankmeldungen.

    - Mehr Flexibilität bei Beantragung von unbezahlten Urlaubstagen für z.B. Hochzeiten, Beerdigungen, Erkrankung eines nahen Angehörigen usw..

    - Rechtliche Stärkung der Lehrkräfte bei der Durchsetzung von Erziehungs- und Ordnungsmaßnahmen.

    - Erleichterung von Unterrichtsausschlüssen bei schwerwiegenden Unterrichtsstörungen oder massivem Fehlverhalten.

    - Bauliche zur Verfügungstellung ruhiger Arbeitsplätze (Büros) für Lehrkräfte.

    - regelmäßige Renovierung und Instandhaltung von Schulgebäuden in deutlich kürzeren Abständen.

    - Vollständige, unbürokratische und sofortige Übernahme der Kosten für Kopien, Arbeitsbücher und Arbeitsmittel.

    - Umfangreichere Mediennutzungsverträge als bisher für die Nutzung von Streamingdiensten, Druckerzeugnissen, Tonaufnahmen usw. im Unterricht. (Medienflatrate)

    - Anschluss aller Schulen ans Highspeed-Internet.

    - Aufbau einer staatlichen Versorgungsstruktur für die Belieferung mit gesundem hochwertigem Essen (Frühstück / Mittag) für alle Ganztagsschulen. Wenn das für Universitäten (Mensa) klappt, dann muss es auch für Ganztagsschulen irgendwie gehen.

    - Entbürokratisierung der rechtlichen und finanziellen Absicherung von Lehrkräften bei der Organisation von Klassenfahrten.

    - Entbürokratisierung bei der Beantragung von Förderanträgen für Gedenkstättenausflüge

    - vollständigen Inflationsausgleich beim Gehalt

    - gerne auch mehr Gehalt.


    Und eigentlich, was man schon gar nicht mehr mitdenkt, aufgrund der Personalsituation:

    -Kleinere Klassen und Lerngruppen. Das wäre wirklich ein Traum.

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  • Zudem haben Gymnasiallehrer trotz gleicher Bezahlung (A13) immer noch einen höheren „Status“ (Ansehen). Als Gymnasiallehrer lautet deine Berufbezeichnung „Studienrat“, als Oberschullehrer nur „Lehrer“. Das sind dann auch noch so Kleinigkeiten.

    Ist die Bezahlung in Brandenburg denn wirklich gleich? In NRW ist es so, dass Studienräte die Zulage bekommen und A13 Lehrer nicht, die Bezahlung ist also immer noch schlechter. Zudem ist das höhere Eingangsamt mit diversen Vorteilen verbunden. Man erreicht die hohen Erfahrungsstufen eher und wird auch bei Beförderungen bevorzugt. Früher gab es deswegen noch die Amtsbezeichnung des Oberlehrers, die man aber abgeschafft hat. Hinzu kommt noch das niedrigere Stundendeputat in vielen Bundesländern.


    Mir würden sofort ein paar Dinge einfallen, um den Lehrerberuf attraktiver zu machen:

    Ich denke, alles müsste zeitgemäßer werden und sich bei den Arbeitsbedingungen stärker an moderne Unternehmen orientieren. Wir haben ja viele Quereinsteiger, die nach kurzer Zeit wieder abhauen und das halt meistens mit der Bemerkung, wie rückständig und weltfremd wir tatsächlich arbeiten. Viele große Schulen haben mittlerweile verschiedene Standorte und die Lehrer pendeln täglich hin und her. So etwas wie einen Firmenwagen gibt es nicht. Die "Neuen" sind auch jedes Jahr im Dezember äußerst verwirrt, wenn die jährliche Weihnachtsfeier als Dienstveranstaltung ausgerufen wird, die sie dann selber bezahlen müssen.


    Auch diese Geschichten, von wegen ich habe in der ersten und dann erst wieder in der vierten Stunde Unterricht, dazwischen drei Stunden unbezahlte Freizeit, sowas kann man heute doch keinem vernünftigen Bewerber mehr erklären. Ich arbeite ja jetzt in einer Klinik und ich bekomme alle Stunden, die ich auf der Arbeit verbringe auch als Arbeitszeit angerechnet. Dadurch arbeite ich insgesamt nun viel weniger Stunden als vorher an der Schule und verdiene durch Zulagen auch noch etwas mehr. Ich komme jetzt auf gut 40 Stunden und vorher waren es immer 48. Das ist doch vollkommen lächerlich.


    Arbeitszeit ist auch so ein wunder Punkt. Niemand misst die Arbeitszeit von Lehrkräften, obwohl es gesetzlich vorgeschrieben ist.

    Mehr Flexibilität bei Beantragung von unbezahlten Urlaubstagen für z.B. Hochzeiten, Beerdigungen, Erkrankung eines nahen Angehörigen usw..

    Warum unbezahlte Urlaubstage? Es gibt genug Ferien, von denen man problemlos einige Tage abzweigen und zur freien Verfügung stellen könnte. Mir sind die Sommerferien z.B. immer viel zu lang gewesen. Ich hätte lieber statt dessen ein paar Tage zur freien Verfügung.

    - Erleichterung von Unterrichtsausschlüssen bei schwerwiegenden Unterrichtsstörungen oder massivem Fehlverhalten.

    Ich würde mir tatsächlich wünschen, dass ein Klassenlehrerteam in solchen Fällen selbstständig handeln darf. Ohne großes Tamtam. Wer psychische oder körperliche Gewalt gegen Mitschüler und Lehrkräfte ausübt und den Unterricht unmöglich macht sollte ohne große Umwege die Schule verlassen.

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