Arabische Revolution?

  • Heute ist der seit 1987 regierende Präsident Alleinherscher von Tunesien, Zine el-Abidine Ben Ali, zurückgetreten, und hat aktuellen Meldungen das Land bereits verlassen.
    Der Auslöser für die Proteste war die Selbsverbrennung eines jungen Obst und Gemüse Verkäufers. Am 07. Januar gab es auf dem Spiegelfechter einen kleinen Artikel.


    Erleben wir gerade den Sturz eines Tyrannen und den Aufstieg einer neuen Demokratie, oder den Aufstieg eines neuen Tyrannen?


    Edit:


    Ein paar Eindrücke von einem im Ausland lebenden Tunesier findet man auf Spreeblick.


    Zitat

    Der folgende Text ist ein Gastbeitrag von Malak M., der in Frankreich lebender Deutsch-Tunesier ist. Er hat den Text in den Stunden der vergangenen Nacht für uns geschrieben, wofür wir uns sehr bei ihm bedanken. Der Artikel ist ebenso chaotisch wie die Situation, und Malak ist weder Journalist noch Blogger, seine Eindrücke und seine Zusammenfassungen sind aber trotz der Länge sehr lesenswert. Und sehr emotional.

  • Das ging aber schnell.


    Ich hoffe zwar, dass es hier zu einer Demokratisuerzng kommt, aber sicher ist das garantiert nicht.
    Ich mahce mir vor allem Sorgen darüber, dass das ja scheinbar primär ein Protest gegen die Wirtschaftslage/Unfähigkeit der regirung war, und meines Wissens nach nicht direkt für Demokratie.
    Sollte allerdings der Fall eintreten, dass hier eine Demokratie entsteht, dann könte das durchaus Signalwirkung haben, und andere Diktatoren stürzen,

  • Hab tatsächlich nicht damit gerechnet, nicht nachdem der Innenminister entlassen wurde, und man die gefangen genommenen Demonstranten frei gelassen hatte, dachte da gibts jetzt ein paar Bauernopfer und dann hat sich das wieder, aber scheinbar war die Lage doch ernster als gedacht.
    Ob das jetzt zu Demokratie führt, wie manche Medien jetzt schon spekulieren bezweifle ich aber ein wenig, wie IWST schon ganz richtig gesagt hat sind die Proteste nicht aus einer Freiheits und Demokratiebewegung heraus entstanden. Aber auf der anderen Seite haben die Franzosen ihre Revolution ja auch zu einem guten Teil deshalb losgetreten weil sie nichts zu fressen hatten, würde also sagen das alles noch relativ offen ist :grübel:

  • Zitat

    Ob das jetzt zu Demokratie führt, wie manche Medien jetzt schon spekulieren bezweifle ich aber ein wenig, wie IWST schon ganz richtig gesagt hat sind die Proteste nicht aus einer Freiheits und Demokratiebewegung heraus entstanden.


    Die Wirtschaftliche Lage in der sich die meisten jungen Menschen befinden ist natürlich eine Hauptursachen, aber eben nicht nur. Das ganze ist auch der perspektivlosigkeit und der hilflosigkeit in der sich die Menschen befinden. Wie in ähnlichen regimen gibt es keine Freiheit und eine allgegenwörtige Angst vor den spitzeln der Polizei, dazu kommt dann noch eine grassierende Korruption von Seiten der Behörden. Das konnte ich jedenfalls aus dem Artikel auf Spreeblick rauslesen. Der Artikel auf ist zwar ziemlich wirr, gibt aber imho ganz gut die ansichten und erfahrungen aus der Sicht eines Tunesier wieder.


    Ägypten (wie eigenltich alle islamischen Diktaturen ) steht vor einem ähnlichen Problem, nur ist dort anscheinend die gesamtversorgungslage noch deutlich besser als in Tunesien.


    Ein (sehr) freies Zitat aus "wie im echten Leben" von Joris Lykendiek von einem Ägyptischen Uni Prof: "Seitdem unser Kind im Kindergarten ist, wo auch die Mitabeiter des Geheimdienstes ihre Kinder Hinschicken, reden wir Zuhause nicht mehr über Politik, aus Angst das unser Kind etwas aufschnappt und es im Kindergarten unbedarft weiterplappert."


    Es ist die Angst vor der eigenen allgegenwärtigen, und kompromisslos durchgreifenden Staatsmacht, die diese Länder von unseren westlichen Demokratien unterscheiden. Wenn dann die Wirtschaft zusammenbricht, und es schweirig wird sich selbst mit dem nötigsten zu versorgen, dann kann diese Angst in Gewalt umschlagen und es kommt zu Aufständen. In Tunesien ist das in den 80er Jahren schoneinmal passiert, nur wurden diese "Brotunruhen" damals blutig vom Sicherheitsapparat Niedergeschlagen.

  • In Tunesien sehe ich die Gefahr aufgrund des hohen Bildungsniveaus und dem bisher auch eher geringen Erfolg von Islamisten glücklicherweise momentan nicht, zumindestens nicht im größeren Ausmaß. Doch in vielen anderen arabischen Ländern wäre es gut möglich, dass die autoritäre Regierung durch eine islamistisch-totalitäre ersetzt wird, vllt. mit der Demokratie als bloße Übergangsform.

  • Ich muss sagen ich bin überrascht über die Entwicklung in Tunesien. Ich hatte damit gerechnet, die Regierung würde die Demonstrationen langfristig "austrocknen" und ihnen den medialen Hahn zudrehen. Bin überrascht, dass der Präsident so schnell das Land verlassen musste. Ich habe den Verdacht, dass es dort einen Umsturz innerhalb der Regierung gab. Gestern hatte der Präsident verkündet den Ministerpräsidenten und das gesamte Kabinett zu entlassen. Möglicherweise war das ein Fehler und hat einigen Leuten im Kabinett nicht gefallen. Denn heute verkündete dann der Ministerpräsident, dass er die Regierungsgeschäfte des Präsidenten vorrübergehend übernähme, da dieser zurückgetreten sei. - Wie dem auch sei, jetzt ist die Regierung gestürzt und die Demonstranten haben den Geschmack ihrer Macht geschmeckt. Ab jetzt laufen die Uhren garantiert anders in Tunesien. Das lässt sich kaum rückgängig machen. Bin sehr gespannt wohin sich Tunesien nun bewegt. Das kann eine Austrahlung auf viele arabische und nordafrikanische Staaten haben. Ich denke da an Algerien, Ägypten, Marokko, Lybien. Und wenn es in Ägypten losgeht... Allerdings werden die anderen Regierungen jetzt auch gewarnt sein und sich genau überlegen, wie sie sowas verhindern.


    Revolutionen haben irgendwie auch etwas ästhestisches - alles begann mit einem Obstverkäufer, der sich aus Verzweiflung selbst verbrannte. Heute stürmen die Massen wie ein Tsunami die Straßen und keiner weiß wo die Welle abebben wird. Ruhe in Frieden, kleiner Obstverkäufer. Du hast die Massen bewegt. :hallo:

  • moin moin,


    ja da hat der Schmetterling 250 km entfernt ,mit seinem Flügelschlag den Sturm erzeugt -


    warum nimmt Frankreich den Typen auf, damit er in Ruhe seine Schweizer konnten ordnen kann ?


    Die sollten Ihn schleunigst wieder abschieben, wenn sie nicht in den arabischen Teilen Frankreichs keine Unruhen haben möchten .....

  • Naja es ist sehr wichtig solchen Menschen einen Anlaufhafen zu bieten.
    Warum? Damit sie sich nicht verzweifelt an die Macht klammern und noch mehr Unheil anrichten.
    In die Ecke gedrängt, neigt der Mensch dazu zu kämpfen wie ein Löwe.
    Lässt du ihm einen Fluchtweg offen, wird er ihn warhscheinlich ergreifen.


    Diesen Tip kann man übrigens auch auf die Total War Schlachten übertragen ;)



    Außerdem wird er wohl nach Saudi Arabien weiterreisen soweit ich gehört habe,

  • moin moin,


    Naja es ist sehr wichtig solchen Menschen einen Anlaufhafen zu bieten.
    Warum? Damit sie sich nicht verzweifelt an die Macht klammern und noch mehr Unheil anrichten.


    Der Kerl geh;rt eingelocht, weil er gegen Menschenrechte verstossen hat / in seinem Auftrag ,als Chef der Geheimpolizei sind Leute auf nimmer wiedersehen verschwunden.

  • In Tunesien sehe ich die Gefahr aufgrund des hohen Bildungsniveaus und dem bisher auch eher geringen Erfolg von Islamisten glücklicherweise momentan nicht, zumindestens nicht im größeren Ausmaß.


    Ja, ja, mit Bildung kann man so manchem Despoten das Wasser abgraben. Darum wehren sich auch so viele dagegen.

    [i]„Das Geld ist der allgemeine, für sich selbst konstruierte Wert aller Dinge. Es hat daher die ganze Welt, die Menschheit wie die Natur, ihres eigentümlichen Wertes beraubt.
    Das Geld ist das den Menschen entfremdete Wesen seiner Arbeit und seines Daseins, und dieses fremde Wesen beherrscht ihn, und er betet es an."
    [align=center][color=#ff6600]Karl Marx.

  • Sie haben die "Revolution" zur Demokratie nicht wegen der Demokratie willens getan. Diese Aussagew finde ich unpassend. Wo gab es eine Revolution (welche im Nachhinein zur Demokrtie führte) dessen Grundlage nicht die Lebensbedingungen egal in welchem Bereich des Lebens war?


    Hm naja, ein Volk das wirklich 100% zufrieden ist, revoltiert natürlcih nicht, jedoch kann diese Unzufiredenheit und diese Revolution auch hauptsächlich aus Mangel an politischer Mitbestimmung erfolgen: Beispiele: Athen, Rom, England, USA, Deutsche Revolution 1848/49...etc.

  • Bei den USa war ja auch nicht der Ursprung des Feuers der Wunsch nach Demokratie sonder die Wut über zu hohe Steuerlasten welche sich dann in einer Revolutin endete und eine Teildemokratie erschuf (die Schwarzen hatten dort ja nicht besonders viel zu sagen und waren doch Teil der Bevölkerung, auch wenn von der Urverfassung anderes ausging als dann naher Realität war.

    Hm in den USA ging es um das Problem Besteuerung ohne Mitbestimmung. Also durchaus ein demokratischer Wunsch.



    Teildemokratie ist lustig. Wenn du es so betrachtest gab es, gab es bis weit nach 1900 eigentlich kaum ein wirklich demokratisches Land. Weil immer über 50% der erwachsenen Bevölkerung von der Wahl ausgeschlossen waren. Ihr ahnt sicherlich wen ich meine ;)


    Und auch heute noch dürfen z.b. Asylbewerber, andere Ausländer die oft seit dutzenden Jahren hier leben und sogar EU Staatsbüerge (jenseits von Komunalwahlen) die in Deutschland leben nicht wählen.


    Man muss sowas halt immer aus der Zeit heraus begreifen. Wer wird als "gleich" im Sinne des Staatsverständnisses bei: allgemeines gleiches Wahlrecht definiert.
    Aus der Sicht von Jefferson gab es dann in den USA, obwohl nur eine Minderheit wählen, durfte ein allgemeines gleiches Wahlrecht.

  • War nicht auch nach der Urverfassung eigentlich jeder Bürger wahlberechtig in den USA, also eigentlich auch die Schwarzen (Gleiche Rechte für alle egal welcher Glauben und Hautfarbe)? Was dann naher daraus wurde, ist was anderes. Bin jetzt allerdings auch nicht derjenige welcher sich mit der amerikanischen Urverfassung zu 100% auskennt.


    Edit: Meine die Unabhänigkeitserklärung.

    Äh also die Unabhängigkeitserklärung behandelt soweit ich weiß gar nicht das Wahlrecht.
    Es taucht aber der entscheidende Satz auf:
    "All men are created equal"
    Damit sind paradoxerweise aber nicht alle Menschen gemeint, sondern alle weißen Männer.
    Jefferson, dem Vater der Declaration, ein hochgebilderter, aufgeklärter Philosoph, Theoretiker und Großgrundbesitzer der seinen Reichtum nicht zuletzt auf Sklavenarbeit begründete ist es wohl gar nicht in den Kopf gekommen, dass damit auch schwarze gemeint sind.



    War der Funke der Revolutiunäre jetzt mehr Mitbestimmungsrecht oder die Abschaffung der Beherrschung durch das britische Königreich und die errichtung einer Demokratie?

    Ist das nicht im Wesen das Gleiche? Das Sehnen das politische Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen.
    Das war nun einmal der Urimpetus der amerikanischen Revolutution. Die Unzufriedenheit mit der Fremdherrscafht aus dem fernen London und das Sehnen nach "Repräsentation" nach mehr Demokrate im Sinne von: Mehr Demokratie wagen.
    Die Tee Steuer, der Auslöser die Boston Tea Party. Die Steuer war kaum der Rede wert. Man könnte das wohl mit der Alcopopsteuer vergleichen.
    Und dieser Impetus, der Antrieb einer Revolution, ist natürlcih nie rein, nie nur monokausal. Man muss als Historiker, oder als historisch interessierter Mensch nur entscheiden wo der Fokus dieser liegt. Da kann man dann allerdings auch zu anderen Meinungen gelangen.


    Ich denke übrigens über was wäre wenn Fragens sollten wir jetzt nicht anfangen zu diskutieren. Das führt zu nix.


    Die Revolte in Tunesien ist wohl dann eher primär eine antzikorruptions/wirtschaftlcihe Notrevolte.
    Sicherlich spielt auch irgendwo etwas demokratiwunsch mit, aber der ist nicht enstcheidend.

  • moin moin ,


    kam mir gleich spanisch vor, also Sarko hat ihm die Einreise verweigert - hätte auch nur zu Unruhen geführt.


    Ich denke auch, das die Tunesier keine Demokratie in unserem Sinne vor Augen haben,


    die Opposition hat nur 60 Tage sich zu organisieren - kaum zu schaffen, da sie systematisch in den letzten 20 Jahre ausgerottet wurde, d.h. die religiösen Parteien durch Hilfe aus dem Ausland , die Nase vorne haben werden.


    P.S.: Ägyptens Mubarak hat gesagt, er sei mit der Entscheidung des tunesischen Volkes einverstanden.... na ja was soll er auch sagen :pfeif:


  • Quelle: Tagesschau.de

  • Mhm was soll man dazu sagen? Ich hoffe das die Tunesier mit ihren Protesten auch etwas ordentliches erreichen. Ob es jetzt in Ägypten und Algerien auch zu großen Protesten kommt, wage ich zu bezweifeln. Meiner Meinung nach sitzen in diesen beiden Ländern die Chefs momentan einfach zu fest im Sattel.

  • Also ehrlich gesagt: Diese Geschichte von den schwedischen "Wildschwein-Jägern" in Tunesien glaube ich nicht. Ich denke eher, das waren wahrscheinlich private Söldner oder etwas ähnliches. Die wären ja schön blöde, wenn sie zugeben würden, dass sie für den Trabelsie-Clan als bezahlte Söldner oder sonst was gearbeitet haben. Glaubt ihr die Geschichte von den "Wildschwein-Jägern" in Tunesien?


    Ich muss zugeben, wie wenig ich über dieses Regime wusste. Bis vor einigen Wochen habe ich Tunesien eigentlich für halb-demokratisch gehalten. Ich hatte echt keine Ahnung.

  • Äh naja die hatten einen Reiseveranstalter der jahrzehnte solche Wildschweinjagden da veranstaltet. Und die waren nachweislich schon länger da. Abgeschieden irgendwo im Hinterland auf der Jagd
    Daher ja, ich glaube das.
    Und schau dir die mal an. Die sehen nicht gerade wie Söldner in verdeckter Mission aus. Allenfalls nen Wachman im Kaufhaus würde ich den meisten zutrauen ;)


    Naja ich kenne einige Tunesier flüchtig und da ich mich mit Ausländern immer über ihre Lage im Heimatland unterhlalte wusste ich das.


    Übrigens mal ne Randbemerkung. Erschreckend wieviele Ausländer es gibt die quasi gar nichts über politsiche Geschehnisse in ihrem Heimatland wissen.


    Naja sieht bei Deutschland allerdings auch oft nicht anders aus.

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