Politik in Frankreich

  • Ich habe heute ein wenig im neuen "Spiegel" gelesen und bin über einen Artikel über das momentane Verhältnis zwischen Frankreich und Deutschland gestolpert. Darin wird eine negative Entwicklung der Beziehungen der beiden Länder zueinander geschildert, Sarkozy gebe indirekt zu verstehen, dass er kein Interesse an einer Intensivierung des gemeinsamen Verhältnisses habe. Er sagt wichtige Termine mit Kanzlerin Merkel ab und fliegt stattdessen in den Sudan, findet dort sogar noch Zeit einen Abstecher in den Tschad zu machen - alte französische Kolonien, sein Finanzminister hat diese Woche ein seit langem geplantes Treffer mit Steinbrück abgesagen müssen, weil Sarkozy ihn lieber an seiner Seite bei einem Besuch einer französischen Fabrik hat, und der französische Staatspräsident scheint dem Namen Grande Nation gerecht werden zu wollen, indem er im mediteranen Raum eine neuen Wirtschaftsraum aufzubauen versucht, ein kleines Gegenstück zur EU unter französischer Führung. Es scheint Sarkozy versuche Frankreichs Position auszubauen und das eben leider auf Kosten der anderen EU-Mitgliedsstaaten, siehe dazu auch Libyen, wo unter anderem das deutschen Außenministerium jahrelang bemüht war, die Geiseln dort zu befreien, aber ein Herr Sarkozy kurz nach Amtsantritt die Lobeeren nach der Freilassung für sich beanspruchte.


    Hinzu kommt das turbulente Privatleben des kleinen Mannes, 2 mal verheiratet und 2 mal geschieden, unser Gerd Schröder kann das zwar toppen, aber dafür war er auch nicht wochenlang in der Yellow Press. Frau Bruni ist nun die Neue an seiner Seite, Fotos von ihr dürfen nun in den Katakomben des Elysee Palastes geschossen werden, und nun ist das frisch verliebte Paar fast täglich in der Klatschpresse. Sollte sich so ein Staatspräsident verhalten? Oder spinnen die Röm... äh Gallier einfach nur?


    Kleine Anekdote:


    Sarkozys fiel aufgrund seines eigenen Verhaltens und verschienen Ungeschicklichkeiten in der Öffentlichkeit negativ in der Berichterstattung auf. Zuletzt am Samstag, den 23. Februar 2008 auf dem Salon de l'agriculture. Bei einem Bad in der Menge weigerte sich jemand, Sarkozy die Hand zu schütteln. Sarkozys Reaktion „Casse-toi, casse-toi pauvre con“ (von Spiegel Online mit „Dann hau doch ab, du Idiot/Penner!“ übersetzt) wurde auf einem Video dokumentiert, das noch am selben Tag ins Netz gestellt wurde.


    Video bei youtube


    Thread-Titel geändert.
    John

  • Ich finde es erstaunlich wie das Verhältnis von zwei Nationen von den Regierungschefs geprägt werden. Schröder und Chirac waren dicke Kumpels und das Verhältnis zwischen Deutschland und Frankreich war ausgezeichnet. Kaum ist Sarkozy an der Macht, haben sich die Beziehungen merklich abgekühlt.
    Sarkozy hat ein Playboy-Image und er ist es wohl auch. Den Vorfall mit dem "Verweigern des Handsschlags" hab ich auf mitbekommen. Ich denke aber, dass die Übersetzung noch sehr freundlich ist. Zumindest hab ich eine schärfere Forumulierung gelesen (Kann kein Französisch).


    Ich denke, dass Sarkozy sich profilieren will und gerne im Mittelpunkt steht. Die Rettung der Geiseln hat er durch seinen Vorstoß ja fast noch zum platzen gebracht. Ist ein Wunder, dass es dennoch geklappt hat.


    Die Diskussion um den mediteranen Wirtschaftsraum ist schon einen Schritt weiter. Mittlerweile werden die EU-Staaten da auch beteiligt werden.

  • Und was glaubt ihr? Wer macht die Wahl in Frankreich? Ich schätze Marine Le Pen wird abräumen. Ist alles da, was es dazu braucht. Dürften spannende Jahre werden. Aber vielleicht bin ich auch nur durch die deutschen Medien falsch fokussiert.


    Wie kommst du denn darauf? Le Pen ist konstant bei Umfragen in der zweiten Runde mindestens 15% hinter jedem anderen der großen Kandidaten.




    Selbst wenn wir annehmen, dass die französischen Umfragen durch 'herding' momentan etwas falsch liegen, wie der Economist argumentiert, ist le Pen weit davon entfernt diese Wahl zu gewinnen. Prinzipiell sind gerade alle Kombinationen im zweiten Wahlgang denkbar, da alle recht nah bei einander liegen.


    Umfrage von Gestern:


    Früher, beim Gipskrieg, als die Gummistiefel noch selbst gestrickt,

    das Freibier noch gratis aber nicht umsonst,

    die Cola noch weiß, der Kaiser noch am Leben,

    Jesus jung und die Zeiten besser waren.

    -Maximilian L.

  • Den Umfragen vertraue ich überhaupt nicht mehr. Die Umfragen haben auch noch einen Tag vor der Wahl Hillary Clinton eine 87% Siegchance gegeben die Wochen zuvor sogar 94%. Ne, ich habe das einfach im Gefühl, dass in Frankreich eine Stimmung herrscht, die die bisherigen politischen Verhältnisse unschmeißen wird. Und Le Pen ist nunmal die Kandidatin, die am meisten ändern will.

  • Den Umfragen zufolge sind auch ca 38% der Wähler noch unentschieden. (Quelle: Tagesspiegel)


    Das ist imho ein sehr grosses Potential die Wahl in Richtung Le Pen zu kippen. Sich noch nicht für einen Kandidaten entschieden zu haben, kann auch bedeuten, ich traue mich nicht den Front National in der Umfrage anzugeben.

  • Wenn es richtig blöd kommt ist der zweite Kandidat der gegen Le-Pen antritt aber Melanchon, und der will ebenfalls aus der EU austreten.


    Das einzig gute ist, dass dazu das Parlament nötig wäre, und da ist nicht davon auszugehen dass die pro-europäischen Kräfte ihre Mehrheit verlieren.



    Edit: Interessant den ersten post im Threat nochmal zu überfliegen wenn man bedenkt dass dann "Merkozy" raus kam.

  • Sich noch nicht für einen Kandidaten entschieden zu haben, kann auch bedeuten, ich traue mich nicht den Front National in der Umfrage anzugeben.


    In Frankreich hat der Front National einen höheren Stellenwert als die AfD in Deutschland. Marine Le Pen verkauft sich erfolgreich deutlich bürgerlicher als noch ihr Vater. Zudem ist ihre Wirtschaftspolitik eher links orientiert.


    Einfach mal das Interview mit dem FN-Vorsitzenden aus dem Elsass in der Heute Show gestern ansehen, der haut da Dinger raus, wenn Björn Höcke das sagt, ist wieder drei Wochen AfD-Skandal, in Frankreich juckt das keinen.

  • Den Umfragen vertraue ich überhaupt nicht mehr. Die Umfragen haben auch noch einen Tag vor der Wahl Hillary Clinton eine 87% Siegchance gegeben die Wochen zuvor sogar 94%. Ne, ich habe das einfach im Gefühl, dass in Frankreich eine Stimmung herrscht, die die bisherigen politischen Verhältnisse unschmeißen wird. Und Le Pen ist nunmal die Kandidatin, die am meisten ändern will.

    Nach der Logik hat dann wohl Lasalle die besten Siegchancen.

    Den Umfragen zufolge sind auch ca 38% der Wähler noch unentschieden. (Quelle: Tagesspiegel)


    Das ist imho ein sehr grosses Potential die Wahl in Richtung Le Pen zu kippen. Sich noch nicht für einen Kandidaten entschieden zu haben, kann auch bedeuten, ich traue mich nicht den Front National in der Umfrage anzugeben.

    Die Umfragen werden in Frankreich fast nur noch online durchgeführt, ein möglicher Scheueeffekt wird dadurch deutlich reduziert.

    Früher, beim Gipskrieg, als die Gummistiefel noch selbst gestrickt,

    das Freibier noch gratis aber nicht umsonst,

    die Cola noch weiß, der Kaiser noch am Leben,

    Jesus jung und die Zeiten besser waren.

    -Maximilian L.

  • Das dürfte gelaufen sein, Macron liegt vorne, und die Kandidaten der ehemaligen Großparteien, der Sozialist Hamon (6%) und der Republikaner Fillon (19,5%) unterstützen ihn.
    Le Pen wird in der zweiten Runde noch ein paar Stimmen von Fillon- und Melanchon -Wählern bekommen, und viele Melanchon-Wähler dürften zu hause bleiben, aber realistische Chancen auf einen Sieg hat sie nicht wenn nicht irgendwas gröberes passieren sollte.

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