Ich muss sagen, dass ich es ein wenig arrogant finde, wenn "wir Deutschen" den Österreichern sagen, welcher Nationalität sie sich gefälligst zu fühlen haben.
Unbestritten ist, dass Deutschland und Österreich eine gemeinsame Geschichte haben und bis 1806 "ein Land" waren.
Die heutige Definition von "Land" oder "Staat" lässt sich mMn nur schwer mit damals vergleichen.
Österreich war ein Vielvölkerstaat. Wenig verwunderlich also, dass 1848 die kleindeutsche Lösung unter preußischer Führung (ohne Österreich) verangetrieben wurde.
Ist natürlich gerade stark vereinfacht von mir dargestellt.
Im Vorfeld des Deutsch-Französichen Krieges von 1870/71, der zur Vereinigung von Deutschland führte, gab es Bestrebungen zu einem Bündnis zwischen Österreich und Frankreich und damit potenziell eine Bedrohung für Preußen (Deutschland). Auch dies ist wieder stark vereinfacht.
Dies nur mal zwei Beispiele aus der Geschichte, den Deutsch-Deutschen-Krieg von 1866 habe ich hier noch gar nicht erwähnt.
Spätestens nach dem zweiten Weltkrieg fällt es mit schwer Österreicher als "Deutsche" bzw. "einer Nation zugehörig" zu bezeichnen.
Sobald Menschen in verschiedenen Staaten leben, entwickelt sich mit jeder Generation die eigene Identität weiter.
Man muss ja nur mal die DDR als Beispiel hernehmen. Die gab es "nur" 40 Jahre und der Osten und der Westen sind zum Teil bis heute sehr unterschiedlich geprägt. Man nehme nur mal das Wahlverhalten als Beispiel. Die Wahlergebnisse der Linken und der AFD sind im Westen in der Regel anders als im Osten.
Bis heute haben wir Schwierigkeiten, dass der Osten und der Westen wieder zusammenwächst.
Wie soll es denn zwischen Österreichern und Deutschen aussehen, wenn diese die letzten knapp 200 Jahre (mit Ausnahme von 7 Jahren) nicht mehr einem Staat zugehörig waren?