Hello, welcome to germany !
" Ohje, Diese blöden Ossis " oder doch " Arrogante Wessis " ???
Oh mein Gott, sind wir jetzt ein Volk?
Ich bin in Brandenburg geboren, Ostdeutschland. Wohnte und wohne in Ostbezirken Berlins. Ich arbeite in einem Institut das im Osten der Stadt steht, doch von westdeutschen Gesellschaftern mitfinanziert oder von einem in Westberlin lebenden Österreicher geführt wird. Ähnlich verhält es sich auch in den letzten Firmen in denen ich anstellig wurde. Ich kenne viele die in den Westen zogen, aber auch viele die aus dem Westen kamen. Meine Ex kommt aus dem Westen, eine andere ging dort hin ( oder in den Süden ).
Man reist oftmals von Ost nach West und dabei weit seltener von West nach Ost. Der Osten beschimpft den Westen, nach der Wiedervereinigung ausbeutende Feldzüge, durch ostdeutsche ( oder ehemals mitteldeutsche ) Betriebe voran getrieben zu haben. Maßlos subventioniert wurde der Osten, schallt es wiederum aus dem Westen. In den Wettervorhersagen ist die Rede von den alten- sowie den neuen Bundesländern. Es ließen sich noch hundert Zeilen schreiben.
82 Millionen Bundesbürger unter der gleichen Fahne, mit der gleichen Sprache, im gleichen Land. Man nennt sich deutsch, vereint seit nunmehr 21 Jahren.
Als ich nach Berlin kam wusste ich nichts über offensichtliche Diskrepanzen zwischen Ost und West, die sich leider bis zum heutigen Tage erhalten haben und sicher noch lange erhalten werden. Vielleicht wollte ich davon nichts wissen, oder interessierte mich nicht dafür. Vielleicht war ich auch viel zu jung, obwohl ich auch in der DDR geboren und immerhin 4 Jahre meine Kindheit als DDR-Bürger verbrachte. Viel wahrscheinlicher aber ist, dass in meinem verschlafenen Grenzstädtchen Schwedt kein Ost und kein West existierte. Man war Schwedt an der Odergrenze zu Polen und nichts weiter. In Berlin jedoch, wurde man oftmals zeuge davon, wie die eine Seite über die andere denkt. Man glaubte es handle sich lediglich um längst überholte Missverständnisse, Fehleinschätzungen oder vorurteilsvolle Denkweisen. Doch nach 10 Jahren in Berin, wo sich Ost und West eigentlich nie näher waren als sonst irgendwo in Deutschland, lässt sich nicht von einem Miteinander, fern von Aversion sprechen. Ich weiß nicht wie sich dies in anderen Städten " des Ostens " verhält, doch in Berlin ist es bisweilen sehr unentspannt, spricht man von Ost und West.
Erst kürzlich führte ich eine Diskussion mit einer Kollegin, die dem Mauerfall allen ernstes nachtrauert. Sie ist ein OSSI, daran besteht kein Zweifel.
>>" Früher war doch alles besser ! " << Na was denn ??? Fragte ich. Weniger Arbeitslosigkeit ? Weniger Verbrechen ?
>>" Ganz genau !!! "<< Und ebenso geringer Freiheit wie ich anmerkte.
Ich kann durchaus in einigen Punkten nachvollziehen, weshalb sich so manche die Mauer zurück wünschen. Doch die Ansicht, das vor dem Fall der Mauer das Leben weit erstrebenswerter war, kann ich absolut nicht erklären. Wäre ich 20 Jahre älter, wüsste ich womöglich aus erster hand wie man darauf käme. Jedenfalls entsetzt es mich immer wieder wie groß die Kluft doch zu sein scheint. Man stößt nicht selten auf Aussagen und Meinungen die vermuten lassen, das noch immer nicht zusammen wuchs, was zusammen gehört. Es sind stets ein und die selben Argumente, auf beiden Seiten. Aber um himmels willen, hat das nicht auch mal ein Ende ?
Die Politik indes glaubt, das ein Deutscher auch ein Deutscher ist, oder sich zumindest als ein solcher fühlt, einfach weil man in Deutschland wohnt. Die Bevölkerung jedoch sieht sich in keinsterweise gleich gestellt, vorallem nicht die Ostdeutschen. Die Tatsache also das nicht zusammen wächst was zusammenwachsen soll ist, dass nicht zusammenwachsen will, was zum zusammenwachsen vorgesehen ist. Sicherlich fühlt man sich auch im Osten der Republik als deutsch und dem Westen angeschlossen, allerdings wird man das gefühl nicht los das man in Ostdeutschland tatsächlich Zweite Klasse fährt. Das noch immer eindrücklichste Beispiel ist der Unterschied des Einkommens zwischen Ost und West. Und genau das ist es auch was zu unmut und der besagten Kluftbildung führt. 25 % im durchschnitt weniger Lohn im Jahre 2010, sind unglaublich viel und hat längst nichts mehr mit einem Übergangsprozess zu tun. Die andere Seite ist, dass im Westen die Mieten ungleich höher ausfallen und sich somit die Löhne anglichen. Es ist schwer zu sagen ....
Auch die holländische Krankheit die noch immer in den Köpfen einher zugehen scheint, lässt die Gemüter nicht zur Ruhe kommen. In diesem Kontext argumentieren die Ostdeutschen gern in einer Frage : Wer hier eigentlich wen subventioniert habe ?
Nun die Frage wie ihr zu dem Thema steht ? Hätte es das Wirtschaftswunder ohne dem Zusammenschluss gegeben ? Seit ihr Deutschland? Ossis oder Wessis? Ich für meinen Teil fühle mich nicht als Ossi, solch eine Differenz gibt es in meiner Welt nicht. Letztlich sind wir vielleicht doch eine Nation, jedenfalls hoffe ich das.