Sozialstaats- und Wirtschaftspolitik auf internationaler Ebene betrachtet.

  • Wir haben uns ja schon kräftig über den deutschen Sozialstaat ausgetauscht. Aber international passiert ja momentan auch so einiges. In Frankreich soll das Rentenalter auf 62 Jahre angehoben werden. Die Folge ist nun ein breiter Protest in der Bevölkerung. Schulen wurden bereits angezündet und die nationalen Treibstoffreserven müssen herangezogen werden, weil Tankanlagen und Raffinerien seit Tagen bestreikt werden. Wohlgemerkt, es geht um die Anhebung des Rentenalters auf 62 Jahre!


    Aber auch in England möchte man sparen. Heute kam der absolute Hammer über die Nachrichten-Ticker. Die neue britische Regierung aus Konservativen und Liberalen möchte in nur einer Wahlperiode über 100 Mrd. Pfund einsparen. Das hat selbst die "eiserne Lady" Maggy Thatcher nicht gewagt. Alleine über 30 Milliarden sollen bei den Sozialleistungen gestrichen werden. Das sind pro britischen Sozialhilfeempfänger 1200 € weniger. Der königliche Haushalt wir um 14 % gekürzt und auch die Ministerien müssen ordentlich bluten. Ich bin sehr gespannt, wie das am Ende ausgehen wird. Ich habe so meine Zweifel, dass diese Regierung eine zweite Amtszeit bekommt.


    In Spanien herrscht ebenfalls große Langzeitarbeitslosigkeit, gerade auch unter der Jugend. Auch Spanien leidet sehr unter seiner Schuldenlast.


    Auch in den USA herrscht große Wirtschaftsflaute und es gibt lange Schlangen vor den Arbeitslosenämtern. Und das alles, obwohl die US-Regierung soviel Geld in den Markt pumpt wie noch nie. Der amerikanische Motor springt einfach nicht mehr an. Gleichzeitig droht den USA immernoch oder gerade auch deswegen nun auch ein Währungskrieg mit China.


    Währenddessen hörte ich heute auf Deutschlandfunk die Nachricht, dass Deutschland momentan sein zweites Wirtschaftswunder erlebe. Die Wirtschaft brummt mit guten Wachstumsraten. Die Arbeitslosigkeit soll 2011 angeblich auf 2,9 Millionen sinken. Die Industrie rechne alleine für 2011 mit bis zu 300.000 neuen Arbeitsplätzen. Man glaubt ja: fast zu schön um wahr zu sein. Gleichzeitg wird Hartz IV um etwa 5 € erhöht! Sind wir etwa Weltwirtschaftskrisen-Superstar? Sind wir wirklich schlauer und besser als alle anderen Länder? Oder kommt bei uns auch noch das große böse Erwachen?


    Was meint ihr? Wie lange wird sich die deutsche Wirtschaft und der deutsche Sozialstaat noch von diesen Entwicklungen abkoppeln können? Ich meine, Deutschland lebt vom Export. Der größte Abnehmer war immer schon das Ausland. Wenn aber im Ausland massiv gespart und nicht mehr investiert wird, wer soll dann noch die deutschen Maschinen und Produkte kaufen?


    Und was haltet ihr von der Reform in England? Das scheint sehr, sehr krass zu sein, was die englische Regierung da vor hat. Ich meine Maggy Thatcher ist heute noch wegen ihrem Kampf gegen die Gewerkschaften eine der meistgehassten Frauen Europas. Und selbst sie hat nicht so harte Einschnitte im Sozialstaat vorgenommen. Wie werden die Engländer darauf reagieren? - Man stelle sich das Ganze mal in Frankreich vor... 1789 - 2.0 sage ich da nur.... Was meint ihr?

  • Wenn ich mir die Sozialleistungen und Löhne in andren Staaten so anschaue, dann frage auch ich mich immer wieder, wie bei uns gleich so eine Aufregung sein kann, wenn die Pensoinen oder Sozialhilfen mal nicht über der Inflation erhöht wird, oder der Finanzminister es wagt, über Einsparungen nachzuenken, da machen unsere Sozialdemokraten dann sofort ein Rießengeschrei, und meinen, eine Finanztransaktionssteuer oder eine Vermögenssteuer würde den Haushalt sanieren. Die Vermögenderen sollen natürlich entsprechend dem was sie mehr haben auch mehr zum Gemeinwohl beitragen, aber erstens treffen viele dieser Maßnahmen eher den Mittelstant, und zweitens lässt sich damit alein eben das Defizit nicht abbauen.
    Allein schon beim Pensoinsantritsalter solten wir uns Maßnahmen überlegen, denn zumindestens in Österreich liegt dies durchschnitlich bei 60 Jahren, bei der ÖBB sogar bei 55, obwohl das gesetzliche Pensionsalter 67 Jahre beträgt.


    Aber zumindestens gibt es bei uns wegen Einsparungen (derzeit)keine Straßenschlachten, wie in Frankreich(wo es wie gesagt um eine Erhöhung auf 62 Jahre geht, und das bei einer Wochenarbeitszeit von "unmenschlichen" 35 Stunden).

  • Allein schon beim Pensoinsantritsalter solten wir uns Maßnahmen überlegen, denn zumindestens in Österreich liegt dies durchschnitlich bei 60 Jahren, bei der ÖBB sogar bei 55, obwohl das gesetzliche Pensionsalter 67 Jahre beträgt.


    Äh... Nicht so ganz - gesetzlich ist es 65 und normalerweiße ist es sobald die Hacklerregelung nicht mehr gilt (und die gilt jetzt bei vielen nicht mehr) 65. Für Frauen ist es 60.


    [align=center] :) Wer sich zu groß fühlt, um kleine Aufgaben zu erfüllen, ist zu klein, um mit großen Aufgaben betraut zu werden. :)

  • Sind wir etwa Weltwirtschaftskrisen-Superstar?


    Nein, das ist immer noch die Schweiz. :P


    Zitat

    Und was haltet ihr von der Reform in England? Das scheint sehr, sehr krass zu sein, was die englische Regierung da vor hat. Ich meine Maggy Thatcher ist heute noch wegen ihrem Kampf gegen die Gewerkschaften eine der meistgehassten Frauen Europas. Und selbst sie hat nicht so harte Einschnitte im Sozialstaat vorgenommen. Wie werden die Engländer darauf reagieren? - Man stelle sich das Ganze mal in Frankreich vor... 1789 - 2.0 sage ich da nur.... Was meint ihr?


    So krass ist das jetzt auch wieder nicht, ist doch überall dasselbe. Ich weiss ja nicht, wie es in Deutschland ist, aber zumindest in der Schweiz wird andauernd an den Sozialleistungen gespart, während die Armee Unsummen an Geld verschlingt. :cursing:

  • Ich habe mir heute mal die Staatseinnahmen und -ausgaben verschiedener Länder auf Wikipedia im Vergleich angesehen. Leute sagt mal, können diese Zahlen so stimmen? Also wenn die stimmen finde ich das wirklich krass. Ich wusste ja, dass wir wirtschaftlich stark sind. Aber zieht Euch das doch mal rein. Unser Staat mit einer 80 Millionen Bevölkerung gibt mehr Geld in einem Jahr aus, als China mit einer Bevölkerung von ca. 1,33 Milliarden. Und was noch wichtiger ist, wir haben auch höhere Einnahmen. Man beachte, dass die Angaben von Deutschland in Euro, die von China aber in Dollar sind. Trotzdem ist die gesamte Verschuldung des chinesischen Staates sehr gering. Aber ist das nicht mega krass? Dass wir mit 80 Millionen Bundesbürgern auch in absoluten Zahlen und nicht nur relativ im Verhältnis einen reicheren Staat haben als ein 1,3 Milliarden Volk, also ein Volk mit 1330 Millionen Bürgern? Ganz ehrlich, ich finde da könnten wir mal stolz drauf sein, so es denn stimmt, was ich kaum glauben kann. Aber es zeigt auch, dass die Realität ähnlich funktioniert wie das PC Spiel Civilization. Wer viele Städte hat, der setzt sich halt einfach über seine Masse an die Weltspitze. China setzt sich halt einfach über seine Masse durch. Trotzdem relativiert das irgendwie die "Supermacht" China wie ich finde. Bloß was spielt das für eine Rolle, wenn man trotzdem keine Chance gegen China hat? Denn eins zeigt es doch. China kann noch so unproduktiv sein, die Masse reißt es anscheinend trotzdem. Und sie werden ja von Jahr zu Jahr produktiver. Da wird sich Deutschland noch sehr anstrengen müssen.


    USA:
    Der Staatshaushalt umfasste 2009 Ausgaben von 3,52 Bio. US-Dollar, dem standen Einnahmen von 2,1 Bio. US-Dollar gegenüber. Daraus ergibt sich ein Haushaltsdefizit in Höhe von 9,8 % des BIP.
    Die Staatsverschuldung der USA betrug im Dezember 2010 13,8 Bio. US-Dollar oder 94,3 % des BIP. Die lokalen Schulden belaufen sich nach der US Debt Clock per Dezember 2010 auf 1,7 Bio. US-Dollar, die Schulden der 50 Bundesstaaten insgesamt auf rund 1,1 Bio. US-Dollar. Die Schulden dieser drei öffentlichen Ebenen belaufen sich zusammen auf 16,6 Bio. US-Dollar bzw. 113,7 % des BIP.


    China:
    Der Staatshaushalt umfasste 2009 Ausgaben von umgerechnet 1,137 Bio. US-Dollar, dem standen Einnahmen von umgerechnet 972,3 Mrd. US-Dollar gegenüber. Daraus ergibt sich ein Haushaltsdefizit in Höhe von 3,5 % des BIP.[239]
    Die Staatsverschuldung betrug 2009 866 Mrd. US-Dollar oder 18,2 % des BIP.


    Deutschland:
    Der Staatshaushalt umfasste 2009 Ausgaben von 1,126 Billionen Euro, dem standen Einnahmen von 1,021 Billionen Euro gegenüber. Daraus ergibt sich ein Haushaltsdefizit in Höhe von 4,4 Prozent des BIP.[18]
    Die Staatsverschuldung Deutschlands betrug 2009 1,767 Billionen Euro oder 73,4 Prozent des BIP.


    Frankreich:
    Der Staatshaushalt umfasste 2009 Ausgaben von 1.067 Mrd. Euro, dem standen Einnahmen von 923 Mrd. Euro gegenüber. Daraus ergibt sich ein Haushaltsdefizit in Höhe von 144 Mrd. Euro beziehungsweise 7,5 % des BIPs.[55]
    Die Staatsverschuldung betrug 2009 1.489,0 Mrd. Euro oder 78,1 % des BIP.


    Griechenland:
    2009 verbuchte Griechenland rund 89 Mrd. Euro an Staatseinnahmen. Dem gegenüber standen Staatsausgaben in Höhe von ca. 125 Mrd. Euro. Das Staatsdefizit belief sich auf über 36 Mrd. Euro beziehungsweise 15,4 % des BIP. Der Schuldenstand des Staates beläuft sich per Ende 2009 auf 126,8 % des BIP. Die Europäische Kommission geht in ihrer Prognose vom Herbst 2010 von einem Ansteigen der Verschuldung auf 140,2 % im Jahr 2010 und 150,2 % im Jahr 2011 aus

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