@ Mogges:
Wenn sich mal einer erbarmen würde einen Thread zu eröffnen "Intergrationsprobleme in Deutschland......." wäre das schon mal ein Anfang, aber so wird der doch recht schöne SPD-Thread verhunzt mit Dingen, die hier eigentlich gar nicht hingehören. Oder assoziiert hier irgendjemand aus dem Bauch raus die Partei mit Sarrazin?
Zufrieden?
@ Diaz:
Du sagst doch immer mehrfach, Schmidt habe nichts anderes gesagt. Warum hat es dann nicht da einen Aufschrei gegeben? Braucht es die assoziale Wortvergewaltigung um Gehör zu finden? Ist solch stupider Blödsinn 'mutig'? - Inhaltlich mag Schmidt nahezu (wichtige Einschränkung!) nichts anderes gesagt haben, aber er hat den Fokus nicht auf die 'da außen' geschoben. Und vor allem war der Ausdruck deutlich anders.
Nun, es hat ja teilweise einen Aufschrei gegeben. Beispielsweise als Schmidt gefordert hat "das Jammern über Armut müsse endlich aufhören". Da gab es schon lauteres Theater. Nur Schmidt ist eben nicht Sarrazin. Schmidt ist über 90 Jahre alt, gilt als Elder Statesmen und ist wahrscheinlich der beliebteste Politiker in Deutschland. Und das ist nicht so obwohl er sich so äußert, sondern WEIL er sich so äußert. Nicht umsonst ist sein Spitzname Schmidt Schnauze. Ich stimme allerdings trotzdem darin mit Dir überein, dass Schmidt sich sehr viel gewählter als Sarrazin in Interviews ausdrückt. Ich bin auch nicht besonders glücklich über so manche Formulierung von Sarrazin. Vieles könnte man diplomatischer ausdrücken. Er war sicherlich oft unhöflich. Er war auch sicherlich manchmal für den ein oder anderen verletzend. Aber er hat immer aufgrund von Fakten argumentiert. Das wurde auch gestern bei Hart aber Fair wieder sehr deutlich. Ich persönlich bin der Meinung, wenn jemand in der Sache zu großen Teilen recht hat, wenn er die richtigen Fragen stellt, dann ist es vernachlässigbar, ob er sich dabei nun Tischfein ausgedrückt hat oder nicht. Es geht um die Sache und nicht um die Etikette. Jedenfalls sollte es darum gehen. In der Sache widersprechen ihm ja auch nur wenige. Selbst Gabriel sagt inzwischen, es ginge nicht um Sarrazins Buch und dessen Inhalt, sondern um seine biologistischen Äußerungen. Sarrazin hat sich gestern ausdrücklich MEHRFACH gegen eine biologistische Auslegung seiner Standpunkte gewand. Er hat mehrfach betont, dass er kulturell argumentiere. Vor allem aber hat er den missverständlichen Ausdruck vom Juden-Gen ausdrücklich zurückgenommen und selber gesagt, dass das eine riesen Dummheit gewesen sei. Was will man denn noch frage ich mich da? - Diese Äußerungen nimmt nur keiner zur Kenntnis. - Nebenbei bemerkt, seine früheren Äußerungen, wenn ich heute darüber nachdenke, was hat er denn so schlimmes gesagt? Wenn es im Winter kalt ist und ich als Student Heizkosten sparen will, dann drehe ich schon seit Jahren die Heizung runter und ziehe mich dick an. Das ist bei mir Standard. Wo liegt das Problem bei dieser Äußerung? Hinzu kommt, dass ich inzwischen die ersten Seiten seines Buches kenne und er dort einen ganz anderen Tonfall anschlägt. Also weshalb die ganze Aufregung? Da äußert jemand seine Meinung zu gesellschaftspolitischen Fragen. Anschließend fallen alle Medien über ihn her. Er wird in die Nazi-Ecke gestellt. Und man versucht ihn beruflich und gesellschaftlich zu vernichten. Ist sowas förderlich für eine offene Debatten-Kultur? Vor allem weil es ja nicht der erste Fall ist. Auch die zur religilösen Rechten zählende Eva Hermann hat man ja mit dieser Methode kaltgestellt. Nur weil sie das geltende Modell der Emanzipationsbewegung zu Gunsten der Mutterschaft in Frage gestellt hat. Alle Nazi-Vorwürfe gegen sie erweisen sich im Nachhinein als haltlos. Beruflich vernichtet ist sie trotzdem. Ich nenne sowas inzwischen eine indirekte Form der Zensur. Und das sage ich nicht, weil ich die Positionen von Hermann oder Sarrazin vollkommen teile, sondern weil mich der Umgang mit ihnen stört. Hier werden Denkverbote mit aller Macht und Konsequenz durchgesetzt. Und das widert mich an. Zumal ich der festen Überzeugung bin, dass die versammelte Linke nicht wegen der Formulierungen auf Herrn Sarrazin so eindrischt, sondern wegen seiner gesellschaftlichen Analyse. Die greift nämlich massiv ihr über jahrzehnte gepflegtes Bild des Mulikulti-Paradieses an. Das hat aber nichts mit Fremdenfeindlichkeit zu tun, wie sie das dann gerne schnell behaupten, sondern damit dass es Leute gibt die noch Augen im Kopf haben und nicht den Vogel Strauß spielen nach dem Motto: Es kann nicht sein, was nicht sein darf.
Niemand, weder hier noch die [hiesigen] Medien abseits von RTL, bestreiten das eigentliche Problem der Integration. Es geht um das Wie.
Sehe ich etwas anders. Mir geht es vor allem um das Problem und erst dann um das Wie. Fakt ist doch, dass sich bisher alle Parteien davor drücken. Warum hat Sarrazin denn so einen plötzlichen Erfolg mit 90% Zustimmung? So eine Debatte bricht ja nicht von heute auf morgen los. Offensichtlich ist es doch so, dass er vielen Leute aus der Seele spricht. Aber das hört man in Berlin nicht gerne. Und deswegen verlagert man die Sache lieber auf Nebenkriegsschauplätze und versucht Sarrazin mit Hilfe ausgesuchter und aus dem Zusammenhang gerissener Zitate unmöglich zu machen. Ich glaube aber nicht, dass man in diesem Fall Erfolg damit haben wird. Sarrazin ist dafür zu erfahren im politischen Geschäft und die Zustimmung für ihn ist diesmal zu groß. Das kriegt man nicht einfach so unter den Teppich gekehrt. Und wenn man es versucht, dann wird man dasselbe erleben wie in den Niederlanden, Dänemark und anderen Ländern vorher schon. Es wird endlich mal Zeit, dass wir nicht nur ständig darüber reden, wie wir diese Ghetto-Kulturen in Großstädten beenden, sondern dass jetzt auch mal Taten folgen in Form von Gesetzen und konkreten Fördermaßnahmen. Wie lange wollen wir uns diese Sprachprobleme, die kulturell-religiöse Abschottung, die Kriminalitätsraten und den akuten Bildungsmangel denn eigentlich noch ansehen? Soll das immer so weitergehen? Und wenn es einen Sarrazin braucht um so eine an Maßnahmen orientierte Debatte anzustoßen, dann bin ich ihm dafür dankbar.
Hast du dir denn auch angehört, was die anderen so gesagt haben? Unter anderem gab es hierbei die Erklärung, die Wortwahl des Sarrazin sei nicht einvernehmbar mit den Grundsätzen der SPD. Da stellt sich für mich die SPD konsequenter dar als ihre Entscheidung einzig und allein von der Massentauglichkeit ihrer Mitglieder abhängig zu machen. Und Sarrazin selbst hat auch gesagt, er fände die Judenstelle mit dem Gen nicht anstößig. Heisst für mich, weder vom biologischen Inhalt als auch der diskriminierenden Wirkung her. Einsicht deute ich anders.
Letztendlich SIND die Mitglieder die SPD. Wenn die Partei gegen die Meinung der Mehrheit ihrer Mitglieder handelt ist sie sicher schlecht beraten. Sarrazin hat gesagt, dass er die Aussage mit dem Juden-Gen bedaure und sie eine Dummheit gewesen sei. Er hat sie aber inhaltlich nicht zurückgenommen, das ist richtig. Er hat sich nur für den Eindruck entschuldigt, der dadurch entstanden ist. Wie aber Mogges himself in einem anderen Beitrag ja schon dargelegt hat, liegt er mit dieser Aussage offensichtlich auch nicht falsch. Es ist doch eigentlich eine banale Tatsache, dass wir alle, Juden oder Nicht-Juden, irgendeine genetische Abstammung haben. Und dass es genetische, wenn auch sehr geringe, Unterschiede zwischen verschiedenen Völkern der Erde gibt halte ich für eine Binsenweisheit. Wie wäre andernfalls Inzucht in Adelshäusern möglich? Wir bestehen nun mal aus vererbten Genen. Nicht mehr und nicht weniger hat Sarrazin gesagt. Ist daran irgendwas falsch? Gibt es irgendwas an dieser Aussage, was rechtfertigen würde, dass man seinen Beruf verliert und zum Nazi erklärt wird? Ich für meinen Teil denke das nicht. Auch wenn ich über diese Genetik-Frage nicht sehr glücklich bin, weil sie nichts wirklich zur Klärung des Sachverhaltes der Integration von Ausländern beiträgt.