Die Linke

  • Mein Eindruck ist ein anderer. Ich denke, dass das was als „fremd“ empfunden wird, im Rahmen der Globalisierung eher zunimmt, weil die Berührungspunkte häufiger werden.


    Viele Menschen haben eine Idealvorstellung davon, wie ihr Zuhause, ihr gewohntes oder gewähltes Umfeld, ihre „Heimat“ sein sollen. Die meisten Menschen bevorzugen es dabei wohl, wenn die Dinge sich nicht all zu krass ändern. Es geht hierbei viel um Gefühle, Kindheitserinnerungen, gewachsene Traditionen. Dinge und Regeln an die man sich gewöhnt hat, die man kennt, mit denen man sich auskennt. Das alles vermittelt Vertrautheit und Sicherheit.


    Den einzelnen Fremden, kann man da als Gast oder Neuankömmling gut integrieren. Bricht aber eine größere Gruppe „Fremder“ in dieses „System“ ein, entstehen Reibungspunkte:
    - fortbestehende Sprachbarrieren
    - unterschiedliche moralische Vorstellungen (religiös, kulturell)
    - bisweilen unterschiedliche Sozialisation (Werte wie: Ordnung, Tageszeiten, Sauberkeit, Umgang mit öffentlichen Gütern usw.) und mangelndes Verständnis für hiesige Regeln oder Höflichkeitsformen.
    - daraus resultierend: Abneigung gegenüber dem Fremden, der „aneckt“ aufgrund seiner anderen Sozialisation bzw. seiner als nicht ausreichend empfundenen Anpassung.
    - aber auch: Überlegenheitsgefühle von Teilen der ursprünglichen Bevölkerung gegenüber den „Einwanderern“. Motto: „Da ist jemand, der steht noch unter mir.“
    - bei prozentualem Anstieg der Fremdbevölkerung Angst vor „Überfremdung“ in Form des Verschwindens ursprünglicher gesellschaftlicher Strukturen, bzw. der Verdrängung der Ursprungsbevölkerung. (=> Ghettoisierung)


    Sind jetzt alles nur einige Punkte. Die Integration der türkischen Fremdarbeiter hat bisher aus Sicht vieler Deutscher nicht gut funktioniert. Viele Stadtviertel in Großstädten haben durch die Aufnahme der „Gastarbeiter“-Familien heute einen völlig anderen Charakter, als bspw. noch in den 50er Jahren. Längst nicht jeder ist so gut integriert, wie ein Cem Özdemir. Und das betrifft selbst die Generationen, die bereits in Deutschland geboren wurden, sich aber zu guten Teilen „fremd im eigenen Land“ fühlen, weil sie einer Kultur und Religion angehören, die hier nicht traditionell verwurzelt ist. Trotzdem essen die meisten Deutschen gerne Döner Kebab und es hat wohl die Pommes/Currywurst als beliebtestes Fastfood längst abgelöst. Insofern ja, die Gesellschaft verändert sich und wird auch reicher durch Zuwanderung. Trotzdem
    sollte man deswegen nicht der irrigen Annahme sein, die Deutschen wären grds. bereit unbegrenzt viele Menschen aus aller Welt aufzunehmen, um zum
    großen europäischen Schmelztigel zu werden.
    Der gesellschaftliche Schmelztigel klappt ja selbst in den USA nicht sonderlich gut. Bei allen Bemühungen gegen Rassismus, bleiben große Teile der Volksgruppen in den USA doch häufig „unter sich“. Da gibt es „Little Italy“, „Little China“, die Viertel der Afro-Amerikaner, die Viertel der Latinos, die Viertel der angelsächsischen Weißen usw. usf.. Ich habe nicht den Eindruck, dass die kulturellen Abgrenzungen in den USA faktisch überwunden wären. Trump ist übrigens auch eine direkte Reaktion der Weißen Unter- und Oberschicht auf die Sorge durch insbesondere Latinos aber auch Afroamerikaner die eigene kulturell-gesellschaftliche Vorherrschaft in den USA zu verlieren.


    Kurzum: Ich sehe weltweit eher das wachsende Bedürfnis, sich wieder kulturell und national abzugrenzen und zwar notfalls auch um den Preis fehlender Hilfeleistungen.
    Die Menschen in den wohlhabenden Gegenden der Erde wollen überschaubare Gemeinschaften, bei denen sie das Gefühl haben, sie kontrollieren zu können. Das Gefühl haben diese Menschen bei Supranationalen Organisationen offenbar immer weniger. Und die EU bspw. funktioniert aus meiner Sicht nur solange, wie sie die Grundbedürfnisse der Menschen nicht ignoriert. Mein Eindruck jedenfalls ist, dass eine Mehrheit der Europäer eher bereit ist, rechts-national zu wählen, als eine unkontrollierte Zuwanderung zu akzeptieren. Hast du auf dieses Problem eine Antwort Twiggels? Oder ist es dir egal, wohin sich Europa politisch zukünftig bewegt, Hauptsache du musst keine Abstriche von der „reinen Lehre“ (Was ist links?) machen?

  • Boah. John. Das wird so offtopic.

    Viele Menschen haben eine Idealvorstellung davon, wie ihr Zuhause, ihr gewohntes oder gewähltes Umfeld, ihre „Heimat“ sein sollen. Die meisten Menschen bevorzugen es dabei wohl, wenn die Dinge sich nicht all zu krass ändern. Es geht hierbei viel um Gefühle, Kindheitserinnerungen, gewachsene Traditionen. Dinge und Regeln an die man sich gewöhnt hat, die man kennt, mit denen man sich auskennt. Das alles vermittelt Vertrautheit und Sicherheit.

    Nach dieser Logik müssen die Menschen dann nur in einer weltoffenen multikulturellen Umgebung aufwachsen um dann selbst weltoffen zu sein.
    Nach dieser Logik ist es auch absolut falsch auch nur einem Fußbreit Leuten wie der AFD nachzugeben, da man so das Umfeld verändert in der kommende Generationen aufwachsen.


    Von daher schreit diese Argumentation gerade nach der reinen Lehre wie du es so despiktierlich formulierst und äußerste Anstrengung Widerstände im jetzt zu brechen, da sie sich sonst vererben.


    Damit es dann in Zukunft vertrautheit und Sicherheit vermittelt wenn der Nachbar Boateng heißt und nicht panische Abwehrbewegungen.


    Ansonsten hat sich auch einfach unzweifelhaft die Umgebung geändert in der Menschen heute aufwachsen. Sie ist einfach schon wesentlich mehr von Internationalität geprägt als früher.


    Zu deinen anderen Bindestrichen. Das sind Probleme die man angehen muss. NIcht mehr, nicht weniger.



    Schlussendlich ist dann ansonsten auch mein Eindruck.
    Je mehr sich die Mitte nach Rechts bewegt, je mehr werden diese Positionen konsensfähig.
    Das führt dann aber nicht dazu, dass man die äußere Rechte schwächt oder auch nur einfängt. Nein sie bewegt sich einfach weiter nach Rechts und bekommt eher mehr als weniger Zuspruch. Selbst gewinnt man dabei eher nicht. Nebenbei verrät man seine Werte. Die AFD/Pegida/die CSU und die CDU in Sachsen sind dafür ja Musterbeispiele.



    Ob ich persönlich für eine "unbegrenzte Zuwanderung bins? Das ist natürlich acuh wieder so eine rechtspopulistische Wortkonstruktion die Ängste erwecken soll. Fehlt nur noch eine Flutassoziation . Ich sage dir daher einfach wofür ich bin:
    Ich bin für ein Einwanderungsgesetz (mit dem nicht "JEDER" und alle und die ganze Welt hereinkommen soll) und noch allerlei anderes Zeug, dass ich an anderer Stelle bereits mehrfach ausgeführt habe.

  • Anstatt hier die Diskussion derart abzuwürgen, würde ich die Moderation doch bitten, einen passenden Thread zu finden und die entsprechenden Posts zu verschieben.


    Nebenbei finde ich die Diskussion überhaupt nicht offtopic, immerhin geht es mit Sarah Wagenknecht um die Fraktionsvorsitzende der Linken. Und an ihren Aussagen hat sich die Debatte schließlich entzündet.

  • Ich mache euch einen Vorschlag, sofern Ihr den Bogen wieder direkt zur Linken findet bzw. sie in euren Ausführungen zur Migrationspolitik berücksichtigt, kann die in meinen Augen spannende Diskussion würdig fortgesetzt werden. Du kennst doch Jo in seiner fränkisch-hessischen Gemütsart. Er wollte damit einen dezenten Hinweis setzen, wieder allmählich zum Kernthema zurückzufinden.

  • Reden kann er. Lösungen hat er aber keine. Hätte. Müsste. Sollte.


    Auf der einen Seite ruft er zur großen internationalen Solidarität mit allen Menschen auf, auf der anderen Seite schafft er sich künstlich einen neuen (Klassen-)feind in „denen da oben“. Auch nicht so „human“.


    Schließung der Grenzen sei also keine Lösung sagt er. Dann würde ich doch erwarten, dass er eine bessere Lösung anzubieten hat. Dazu sagt er dann aber nur: „nach einer Lösung hierzu müssen wir uns auf die Suche machen.“ Auf gut Deutsch, er hat keine Lösung, hofft bloß darauf, dass irgendwann, irgendwie eine gefunden wird.
    Massenimmigration wird hier recht einseitig als kulturelle Bereicherung dargestellt. Dabei spricht er die offensichtlichsten Probleme der Ghettoisierung ja an.
    Gysi macht hier das, was Linke immer gerne tun, er fabuliert von einer Welt, in der alles bezahlbar, alles finanzierbar ist. In der es keine Verteilungskämpfe um Mangelwaren gibt. Und er spricht davon, wie schön, wie human und friedlich eine solche Welt wäre. Mein Problem damit ist, dass ich diesen Traum für völlig utopisch und unrealistisch halte.


    Für keine der am Anfang aufgezählten Probleme kennt er eine Lösung, wie auch sonst niemand. Aber die Grenzen müssen offen bleiben für jeden.


    Wagenknecht hat recht und ich ziehe meinen Hut vor ihr, dass sie diese unbequemen Wahrheiten gegen diesen gewaltigen Widerstand in ihrer Partei ausformuliert. Ein Sozialstaat funktioniert nicht wie „Wünsch dir was“. Er muss finanzierbar sein. Man kann ihn daher nicht für alle und jeden öffnen. Eine nationale Begrenzung ist nötig. Jeder der die Armutsmigranten aus Rumänien usw. schonmal in den entsprechenden Stadtvierteln erlebt hat weiß, dass ein solcher Sozialstaatstourismus auf Dauer nicht funktionieren kann. Dazu von Gysi leider kein einziges Wort. Schade. Moralisieren kann eben auch populistisch sein.


  • Ich habe schon öfters was von Gysi gesehen, der Mann hat schon auch Lösungen.


    So hat er beispielsweise mal vorgeschlagen einen wichtigen Bestandteil des amerikanischen Steuerrechts in Deutschland einzuführen. Jeder US-Bürger muss Steuern an die USA zahlen, in Deutschland muss nur zahlen wer auch in Deutschland wohnt.


    Ansonsten war das eine Rede vor den eigenen Anhängern, die kennen seine Positionen ja schon, da ist das eher als so ne Art idealistische "Kampfrede" zu sehen.


    Schau dir mal ein paar Interviews oder Talkshows mit ihm an, dort erklärt er seine Ideen dann regelmäßig für "normale" (nicht Linke) Menschen.


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    Beim Thema Einwanderung bin ich teilweise auch auf der Seite von Wagenknecht aber lass uns jetzt nicht schon wieder über Flüchtlinge reden, haben wir doch eben erst drei Seiten lang im anderen Thread ;)

  • Aber wie man sieht, zofft sich die Linke ja exakt um diese Frage und Gysis Rede ist da ein Frontalangriff auf Wagenknecht.


    Habe am Wochenende auch die Rede von Kipping dazu gesehen. Intellektuell leider für meinen Geschmack nicht auf Höhe des „Dialogs“.


    Ich weiß nur eins, mit einer solchen „offene Grenzen für alle“ Position, wird die Linke sich hier im Osten viele, viele bisherige Wähler vergraulen. Das verstehen die nicht mehr.

  • Ich weiß nur eins, mit einer solchen „offene Grenzen für alle“ Position, wird die Linke sich hier im Osten viele, viele bisherige Wähler vergraulen. Das verstehen die nicht mehr.


    Diese Teil ist doch schon längst zur AfD abgewandert. Die Linke besteht im Kern (leider) immer noch aus alten DDR-Leuten und aus jungen Idealisten. Der Partei fehlt so ein wenig die Mitte.


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    Ansonsten möchte ich dir noch bei deiner Frage nach Lösungen widersprechen. Um Probleme lösen zu können, muss man sie erstmal als Probleme anerkennen. Und genau da steigt Gysi gerne mit ein: Er zeigt die bestehenden Probleme auf. Einfach mal eine seiner Bundestagsreden der letzten Jahre anschauen.


    Oder dieses ganz alte Glanzstück:



    Die Videobeschreibung behauptet sie sei von 1998 aber man hört während der Rede heraus, dass sie 1996 ist.

  • Wegen folgender Rede wurde Sarah Wagenknecht ausgebuht und offen angefeindet direkt im Anschluss.


    Grund: Sie wollte nicht akzeptieren, dass die Linke wirklich beschlossen habe „Die Grenze ist für alle Menschen offen“ sondern wollte dies auf „Kriegsflüchtlinge“ beschränkt wissen. Das war dann bereits zuviel für viele Delegierte.



    Ich sag es mal so, die Linke schafft sich gerade selber ab als noch halbwegs ernstzunehmende Partei.


    „Die Grenze soll für alle Menschen offen sein.“ - Wie naiv kann eine Partei eigentlich sein? :facepalm:

  • Macht du dir mal Sorgen um die SPD und überlasse die Linken anderen :P


    ---


    Edit


    Merkel hat sich heute dagegen ausgesprochen Asylbewerber an der Grenze zurückzuweisen wie Seehofer das möchte. Somit sind die Grenzen von Deutschland im Grunde offen.


    Wo ist die Postion der Linken jetzt noch realitätsfern, wenn sogar die Kanzlerin diese Position einnimmt?

    "Je mehr die Menschen wissen, desto weniger müssen sie glauben"
    Bodo Wartke

    Einmal editiert, zuletzt von Fairas ()

  • Was ist der Unterschied zwischen "Offene Grenzen" und wir weisen niemand zurück der durch will?


    Klar der Ansatz vom Kipping-Flügel geht noch weiter und meint ganz Europa aber nur auf Deutschland bezogen gibt es da rein sachlich keinen Unterschied.

  • Du hast mich nicht richtig verstanden. Ich wollte zum Ausdruck bringen, dass man auch Merkels Standpunkt als falsch bzw. realitätsfern betrachten kann. Soweit ich weiß, möchte Seehofer Flüchtlinge, die bereits in einem anderen EU-Land registriert worden sind, nicht mehr nach Deutschland einreisen lassen. Merkel möchte sie hingegen einreisen lassen. Warum man solche Flüchtlinge unbedingt einreisen lassen muss, leuchtet mir nicht mehr so ganz ein. Sie werden nämlich am Ende ohnehin wieder in besagtes EU-Land abgeschoben. So sind nach aktuellem Stand die geltenden Regeln. Es erfolgt bei diesen Menschen gar keine Prüfung auf Asylrecht, weil das in dem EU-Land zu geschehen hat, indem sie zuerst registriert wurden.

  • Ich denke mal Merkel sieht das solidarisch. Faktisch kommen Flüchtlinge ja nur in Spanien, Italien und Griechenland an. Aus europäischer Sicht macht es nicht wirklich Sinn diese Länder mit den Flüchtlingen alleine zu lassen.

  • Wie gesagt, nach geltendem Recht bekommen diese Flüchtlinge schon jetzt kein Asylverfahren in Deutschland und werden direkt in besagte Erstregistrierungsländer abgeschoben, weil Deutschland nicht zuständig ist. Das ist aktuelle Praxis seit mehreren Jahren.
    Erklär mir mal, welchen Sinn es hat, Leute nach Deutschland einreisen zu lassen, wenn man ohnehin weiß, dass Griechenland oder Italien zuständig sind?
    Merkel will bloß keine Bilder von zurückgewiesenen Flüchtlingen an der Grenze. Dann lieber heimlich früh morgens in den Flieger setzen und nach Italien oder Griechenland ausfliegen. Das geht „leiser“. Seehofer ist da aus meiner Sicht ehrlicher, weil offener.

  • Que?


    Es ist doch nicht ernsthaft fair, dass diejenigen mit Außengrenzen immer alle Flüchtlinge aufnehmen sollen...ich weiß nicht was man damals in Dublin bekommen hat um dem zuzustimmen, aber Deutschland war sicherlich "Geberland"....


    Kann doch nicht so schwer sein die Flüchtlinge auf die ganze EU aufzuteilen. Von mir aus noch abhängig vom BIP. Ne Raketenwissenschaft ist das nun wirklich nicht...

  • Oder sie kommen gar nicht erst in die EU und man hilft Italien und Griechenland, ihre Grenzen zu schützen.


    Es ist nicht schwer, die Flüchtlinge auf die EU zu verteilen, aber es ist nicht erwünscht, wie man an Polen, Ungarn, Österreich usw. usf. sehen kann.


    Außerdem wurden nicht Italien und Griechenland alleine gelassen, sondern Deutschland.


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