Politik der USA

  • Italien ist übrigens das nächste Land, welches eine vollständige Gleichstellung (angeblich bis zur Sommerpause des Parlaments) plant. Die Regierung hat da ein Gesetz in Arbeit und die Katholische Kirche beginnt jetzt damit, aus allen Teilen des Landes "Gegner ala Pro Familia" in Bussen nach Rom zu karren, um dagegen Proteste zu organisieren.


    Deutschland hingegen pennt.


    @ Mogges: Keine Sorge, ich war nicht aufgebracht. ;)

  • Der Staat muss – wenn er den im eigenen GG verankerten Grundsatz der Gleichberechtigung verwirklichen will – sowieso langfristig dazu übergehen, gleiche rechtliche Möglichkeiten zu schaffen. Die Frage wäre eher, ob der Staat das Modell Ehe, das er gewährt, nicht anders gestalten sollte, etwa in dem Sinne, dass die gegenseitigen Rechte der Ehepartner beibehalten, die steuerlichen Vorteile aber davon abgetrennt und von Kinder/n/-erziehung abhängig gemacht werden – dann werden da auch Alleinerziehende nicht benachteiligt.


    Das Problem der Ehe ist scheinbar, dass die Leute die große Bedeutung, die sie auf persönlicher Ebene hineininterpretieren, zwanghaft auf die Institution Ehe übertragen wollen. In den evangelischen und reformierten Kirchen hat sie dabei frühestens seit Luther keinen sakramentalen Charakter mehr, in der ländlichen, katholischen Kreisen der Frühen Neuzeit war sie mehr an ökonomische Gründe als an Gefühle geknüpft und die Verwaltung der Ehe ist seit Bismarck ja auch weitgehend verstaatlicht.

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    And before he died, Taran-Ish had scrawled upon the altar of chrysolite with coarse shaky strokes the sign of DOOM.

  • Na so krass ist es dann auch nicht. :P
    Es gibt auch durchaus CSU-Wähler in Großstädten, die modern und progressiv sind und kein Problem mit der Homoehe hätten; desweiteren auch grüne oder rote Sympathisanten, die gegen eine Gleichberechtigung sind.
    Eigentlich würde es sich m.E. so verhalten, daß ein Umschwenken der CSU jetzt nicht zwingend wahlentscheidend wäre ( es gibt ja hier keine rechte Alternative zur CSU, SPD, Grüne oder Freie Wähler wären ja auch für eine Gleichberechtigung ), nur würde wahrscheinlich die Zahl der Nichtwähler zunehmen, wenn Seehofer oder Söder im Bierzelt die Homoehe ausrufen würden.


    Zitat

    In den evangelischen und reformierten Kirchen hat sie dabei frühestens seit Luther keinen sakramentalen Charakter mehr,

    In der katholischen aber auch nicht, zumindest nicht bei den Menschen selbst. Kenne niemanden, der aufgrund des "Heiligtums Ehe" vor den Altar tritt: wirtschaftliche Gründe, der Showeffekt und "weil man´s halt macht" spielen da eine deutlich größere Rolle, auch hier in der bayerischen Provinz.

  • Sind das wirklich nur 50% deren Wähler? Ich kenne nun niemanden persönlich, der die CSU wählt, weil sie halt nicht in der gesamten Republik wählbar ist, aber hatte eigentlich eher so mit einer 2/3 Wählerschaft aus dem ländlichen Bayern gerechnet.


    Das sagt die BPB dazu. Auf der Landes- und Bundesebene trifft das so wohl ziemlich zu, auf Kommunal- und Regionalebene gelten eben wieder die überall gängigen Mechanismen: Wie haben sich die Personen in den letzten Jahren verhalten, wer kandidiert.



    Zitat

    In der katholischen aber auch nicht, zumindest nicht bei den Menschen selbst. Kenne niemanden, der aufgrund des "Heiligtums Ehe" vor den Altar tritt: wirtschaftliche Gründe, der Showeffekt und "weil man´s halt macht" spielen da eine deutlich größere Rolle, auch hier in der bayerischen Provinz.


    Schwierig. Ich schrieb ja auch, dass die Ehe auf der individuellen Ebene meistens sowieso das ist, was die Leute hineininterpretieren. Für den Staat ein Verwaltungsvorgang, der dann auf dem Amt etwas aufgebrezelt wird, um den besonderen Charakter zu betonen. Viele nehmen aber die kirchliche Zeremonie noch mit, weil es dazugehört und es dem ganzen noch einen transzendentalen Charakter verleiht (dabei nehmen einige auch solche Gängelungen durch die Kirche wie Ehevorbereitungskurse und Erklärungen über die konfessionelle Ausrichtung der Kindererziehung auf sich. :wacko: ) - also durchaus etwas von gefühlten Heiligtum auf der persönlichen Ebene, nach ein paar Jahren wird in vielen Fällen dann ein gekühltes Heiligtum daraus und man hat gleich ein Fegefeuer, hört man zumindest ab und an so. Daher interpretiere ich das so.


    Bei den Kritikern der gleichgeschlechtlichen Ehen spielt aber das Religiöse mMn. eine sehr starke Rolle, ebenso die Frage der Kinder. Ersteres hat bei der staatlichen Institution Ehe aber nichts zu suchen, letzteres sollte man wie gesagt nicht von der Ehe abhängig machen.


    Frankreich hat mit den PACs (?) als "kleine Ehe" doch auch eine ganz intelligente Sache eingeführt, oder?

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    And before he died, Taran-Ish had scrawled upon the altar of chrysolite with coarse shaky strokes the sign of DOOM.

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    Zitat

    n der katholischen aber auch nicht, zumindest nicht bei den Menschen selbst. Kenne niemanden, der aufgrund des "Heiligtums Ehe" vor den Altar tritt:

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    Meine Verlobte begeistert sich in der Tat vor allen für den heiligen Aspekt der Ehe.
    Der Gedanke, dass ein Sakrament dem liebenden Partner gespendet wird.


    Freilich hat sie aber auch nichts gegen die Homoehe, noch würde sie jemals die CSU oder auch nur die CDU wählen-
    Sind ihr nicht christlich genug diese Parteien.

  • Toleranz gegenüber anderen, und ein konservativ-christliches Bild von der eigenen Idealvorstellung können durchaus in einer Person Hand in Hand gehen.


    Ich bin auch sowohl Christ, als auch von der Wissenschaft überzeugt, und damit der Meinung, dass Gott sich nicht beweisen lässt, obwohl ich daran glaube.


    Oder, um beim Thema zu bleiben, ist für mich Idealbild einer Familie Vater Mutter und 2 oder mehr Kinder (die im Idealfall erst nach der Eheschließung geboren werden), zusätzlich halte ich es für demographisch sinnvoll, wenn zwei Partner unterschiedlichen Geschlechts 2,1 Kinder zeugen.
    Gleichzeitig bin ich auch überzeugter Liberaler, der der Meinung ist, dass man diesbezüglich niemandem Vorschriften machen sollte, und auch nicht auf Homosexuelle, Kinderlose und andere herab-blickt.

  • Insbesondere bezogen auf Salahs Äußerung - Was mir ja nie so richtig einleuchtet ist Folgendes:


    Als Lehrer stehe ich täglich vor 150-200 Jugendlichen und vermittele ihnen im Auftrag des Staates die Werte und das Wissen unserer Gesellschaft. Ich lehre die Geschichte der europäischen Völker, die Feinheiten und Schönheiten der Deutschen Sprache. Ich berate bei Sorgen und Nöten. Ich gebe Erziehungsratschläge. Ich helfe bei Problemen und organisiere Hilfe. Manchmal bin ich auch der erste Ansprechpartner, wenn sonst niemand zuzuhören scheint.


    Bei dieser Tätigkeit ist es von Seiten des Bundeslandes, also vom Schulministerium, ausdrücklich in den Richtlinien ERWÜNSCHT, dass ich auch als Lehrer offen und natürlich mit meiner sexuellen Orientierung umgehe, damit so auch die Vielfalt der Gesellschaft auf natürliche Weise im Kollegium der Schule repräsentiert ist und Werte wie Toleranz und Minderheitenrechte aktiv vorgelebt werden. Das alles traut man mir zu, ja vielmehr, man zahlt mir sogar tausende Euros jährlich, damit ich diesen Verpflichtungen nachkomme.


    Aber wenn ich, mit regelmäßigem Einkommen und Kündigungsschutz, dann mal die Bereitschaft aufbringen sollte, einmal selbst viel Geld, Zeit und Liebe in die Hand zu nehmen, um EINEM Kind mittels Adoption ein neues Zuhause, eine Ausbildung, Heimat und Familie zu bieten, dann droht plötzlich der Untergang des Abendlandes und das "Kindeswohl ist gefährdet". Tut mir leid, aber diese Logik verstehe ich nicht.


    Sollten wir dann Homosexuellen nicht auch den Lehrberuf verbieten? Wäre das nicht konsequent? :ironie:

  • Die Sexuelle Orientierung hat ja nichts mit dem Charakter des Menschen zu tun. Nur bin ich gegen eine gesellschaftliche und rechtliche Gleichstellung, da es für mich unnatürlich ist. Punkt.

    Definiere "natürlich".


    Für mich ist natürlich, was in der Natur vorkommt. :hallo:


    Es ging auch nicht um Sexualkundeunterricht, sondern um ganz normalen Unterricht.

  • Könnte ich so unterschreiben iwst. Dennoch die Frage, bist du pro / contra gleichgeschlechtliche Ehe?

    Ich bin dafür, dass Homosexuelle eine zivilrechtliche Verbindung eingehen können, welche der Zivilehe gleichgestellt ist. Bei der Frage bb man dass dann Ehe, Eingetragene Partnerschaft oder sonst wie nennt, wäre ich dafür, dass so zu handhaben dass sich die wenigsten über die lächerliche Frage des Namens aufregen. Mir persönlich ist der Name relativ egal.

    Was sagst du dazu wenn sie auch den kirchlichen Segen möchten?:

    Wenn sie eine Religionsgemeinschaft finden, die gleichgeschlechtliche Paar traut, nur zu. Umgekehrt sollen Kirchen aber weiterhin das Recht haben, eben nur konventionelle Ehen ihren Segen zu geben.
    Persönlich würde es mir in der katholischen Kirche seltsam vorkommen.

    Zitat

    Wie ist deine Meinung bezüglich Adotionsrecht für homosexuelle Menschen / Paare?

    In Ländern in denen die gesellschaftliche Akzeptanz von Homosexualität gering ist, würde ich im Sinne des Kindeswohls dagegen plädieren. In offeneren Gesellschaften würde ich das Adoptionsrecht für leibliche Kinder uneingeschränkt befürworten, bei vollen Adoptionen wäre ich dafür, das als Pilotprojekt zu versuchen, und eine Studie durchführen lassen, wie es sich auf die Kinder auswirkt. Bei Kindern Alleinerziehender kann es ja leider dazu kommen, dass diese in der Tendenz eher Probleme haben als mit Mutter und Vater, wobei hier natürlich noch das zerstrittene Elternhaus und nur eine einzige Person als Erzieher hinzukommen.
    Eine andere Sache sind natürlich die vielen Kinder in Heimen, da wäre eine Adoption durch Homosexuelle meiner Ansicht nach vorzuziehen wenn sich nicht genügend Heterosexuelle Paare finden.

    Und wie würdest du bei Volksentscheiden diesbezüglich wählen?

    Für eine Einführung der Zivilehe, wenn es das in Österreich nicht schon fast gäbe (nennt sich eingetragene Partnerschaft, und wenn ich mich recht entsinne findet das mittlerweile am Standesamt statt).




    Bezüglich der Debatte was natürlich ist:
    Homosexualität kommt in der Natur vor, es gibt auch einige Lebewesen, zum Beispiel Pilze, die sich gleichgeschlechtlich Fortpflanzen können.
    Säugetiere allerdings können sich nur Heterosexuell fortpflanzen.
    Ich würde definitiv nicht so weit gehen, es als Defekt zu bezeichnen, es ist aber doch anders und nicht die Norm. Andererseits stellt sich dann die Frage, was denn schon die Norm ist, zumal ich das Gefühl habe, dass ein gewisses Maß an Buntheit in der Gesellschaft eher positiv ist.

  • Die "Norm" ist doch auch nur eine Fiktion auf die sich Gesellschaften zeitweise festlegen. Früher galten uneheliche Kinder als Schande und wurden ausgegrenzt. War das gut, nur weil es die Norm war?


    Im Übrigen werden Gesellschaften nur dann tolerant, wenn sie auch mit der Situation konfrontiert sind. Abgesehen davon, gibt es das natürlich ohnehin schon.


    Hier also einige Beispiele zu dem Thema aus den USA:




  • Das ist ein durchaus berechtigtes Argument, ich habe selber geschrieben, dass sich die Frage stellt, was denn schon Norm ist.


    Nichtsdestotrotz würde ich Homosexualität bei Säugetieren als eher nicht zur Norm gehörig betrachten, eben weil zwei Menschen gleichen Geschlechts sich nicht fortpflanzen können.
    Das meine ich nicht wertend, nur weil etwas nicht der Norm entspricht, ist es nicht schlecht. Es gibt noch zahlreiche andere Fälle von Menschen die aus dem einen oder anderen Grund nicht der Norm entsprechen, und einige davon haben die Welt sogar ziemlich weiter gebracht, viele große Erfinder und Entdecker wären z.b. als eher seltsam/exzentrisch/durchgeknallt/antisozial.... zu bezeichnen, haben aber die Menschheit ein gutes Stück weiter gebracht.

  • Ich habe da so meine eigene These: Sex dient bei Säugern vor allem aber Primaten, nicht primär der Fortpflanzung, sondern vor allem der Beziehungspflege im sozialen Verband, also der Förderung der Gemeinschaft. Diese gehütete Gemeinschaft sorgt dann für bessere Überlebenschancen des Nachwuchses, quasi als Sekundäreffekt, ergo tritt ein positiver evolutionärer Effekt ein. Wäre der Sex nur für die Fortpflanzung von Bedeutung, würde einmaliges Fortpflanzen und danach rasch folgender Tod völlig ausreichen. Aber auch homosexueller Sex dient dem Knüpfen von Verbindungen, dem Schaffen von Vertrautheit, Nähe und Gemeinschaft. Wer sich liebt, sorgt in der Regel auch für einander.

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