Kosovo-Konflikt

  • Wenn die EU die Anerkennung zur Unabhängigkeit ausspricht, ist sie aber auch gefordert die Folgen zu tragen. Ich sag es nocheinmal, es wird ein Präzedenzfall geschaffen, schauen wir einmal weiter Richtung Osten. Genauso gut müsste die EU dann die Aufnahme-Bedingung an die Türkei stellen, dass sie den Kurden und den Armenier Unabhängigkeit gewährt, dazu die Schuld an deren Genozid anerkennt. Ferner geb ich zu Bedenken, dass dies homogene Ethnien sind, nicht wie im Kosovo, auch wenn alle drei gewaltsam verfolgt wurden. Geschichte ist aber Geschichte, hab ich recht?


    Wir wollen ein Zusammenschluss in Europa, so grenzt man sich nur weiter ab auf dem Balkan, wie kann dies dem Gedanken der Union förderlich sein? Wir leben im Jetzt und heute, Greuel in der Vergangenheit dürfen nicht vergessen werden, aber dürfen sie uns doch nicht in der Zukunft Mauern stellen?

  • Hast ja irgendwie auch recht, und die Sache mit dem Präzedenzfall könnte ne schwierige Nummer werden. Zu den Armeniern und Kurden gibt es eindeutige Stellungnahmen der USA und auch der EU, und das schon seit eh und je, wenn ich mich nicht täusche. Würden die Kurden offiziell die Unabhängigkeit ausrufen, würde sie nicht anerkannt werden, das wurde der Türkei schon lange zugesichert, wobei die wahrscheinlich auch ein Recht darauf hätten. Ich weiß auch, eine weitere Zersplitterung wäre nicht unbedingt förderlich für den europäischen Gedanken und Zeitgeist. Na ja, ich muß es ja nicht entscheiden. ;)

  • Was hat die Türkei eigentlich gegen einen Staat Kurdistan? Soweit ich weiß, ist dort eh nur Ödland. Oder täusche ich mich, da?


    Zum Thema:
    Die USA, GB und Frankreich haben den Kosovo schon anerkannt. Andere sind schon gefolgt oder werden noch folgen. Insofern werden alle vor vollendete Tatsachen gestellt. Rufen die Serben halt 95% ihrer Botschafter zurück. Sowas ist nur ein taktisches Manöver und wird nicht viel ausrichten. Ich ein paar Tagen oder Wochen sind die Botschafter wieder in ihren "Arbeitsländern".


    Auch die anderen wie China, Rußland oder Spanien werden über kurz oder lang den Kososvo anerkennen. Sei es durch einen Regierungswechsel oder wenn das Thema ein wenig ruhiger geworden ist, so dass man es im "stillen" machen kann.

  • Was hat die Türkei eigentlich gegen einen Staat Kurdistan? Soweit ich weiß, ist dort eh nur Ödland. Oder täusche ich mich, da?


    Ich meine gelesen zu haben, daß es dort auch Ölvorkommen gibt, außerdem würde eine Unabhängigkeit des "türkischen Kurdistan" eine Welle nach Syrien, den Irak und den Iran tragen, das "Staatsgebiet" ist ja etwas weitläufiger.


    Die "Großen" im Sicherheitsrat also die USA, GB und wie erwähnt Frankreich haben schon, und in der Tat, jetzt müssen Rußland und China ja fast zwangsläufig nachziehen, denn momentan sollte sich der Sicherheitsrat um andere Dinge kümmern, wo anders brennt es doch deutlich mehr. Wahrscheinlich verläuft die ganze Geschichte mehr oder weniger ruhig im Sande, auch ( das neue ) Serbien ist auf die EU angewiesen, noch mehr als auf Rußland.

  • Ich meine gelesen zu haben, daß es dort auch Ölvorkommen gibt, außerdem würde eine Unabhängigkeit des "türkischen Kurdistan" eine Welle nach Syrien, den Irak und den Iran tragen, das "Staatsgebiet" ist ja etwas weitläufiger.


    Naja, was juckt es die Türken, was der Irak will?
    Geht es auch nicht um Ölpiplines? Aus dem Kaspischen Meer kommt doch was in diese Richtung, oder?


    Zum Thema:


    Vielleicht wird es sich noch 1-2 Jahre hinziehen, bis alle großen den Kosovo anerkannt haben. Sowas ist oft immer personengebunden. Wechselt mal die Regierung oder der Staatschef, kann eine Entscheidung vollkommen anders aussehen. Ich erinnere mal an die Spanier, die im Irak dabei waren und kaum war eine neue Regierung an der Macht, wurden diese sehr schnell nach Hause geholt.
    So ähnlich wird es in dem einen oder anderem Land auch ablaufen. Obwohl bei Spanien schon eine große Gefahr des Auseinanderfallens besteht, schließlich gibt es dort viele Seperationsbestrebungen. Ich bin mir noch nicht 100% sicher, ob wirklich über kurz oder lang alle Länder den Kosovo anerkennen. Gerade bei Rußland, Serbien und Spanien hab ich meine Zweifel.

  • Zitat

    Naja, was juckt es die Türken, was der Irak will?
    Geht es auch nicht um Ölpiplines? Aus dem Kaspischen Meer kommt doch was in diese Richtung, oder?


    Was der Irak will, juckt die Türken natürlich nicht, aber was die Kurden im Irak wollen, schon. Außerdem gibt es auch im türkischen Teil Kurdistans Öl.


    Zitat

    Ich bin mir noch nicht 100% sicher, ob wirklich über kurz oder lang alle Länder den Kosovo anerkennen. Gerade bei Rußland, Serbien und Spanien hab ich meine Zweifel.


    Meine Hypothese: Rußland wird, Spanien und Serbien enthalten sich ( müssen sie ja zwangsläufig ) oder äußern sich erst gar nicht, kann mich aber auch irren. Spanien ist nicht primär vergleichbar mit den Ländern auf dem Balkan; es ist schon seit Jahren eingebunden in die EU, so leicht bricht da nichts, aber wackelig ist es schon, da stimme ich zu.

  • Bei Rußland bin ich mir auch nicht sicher. Einmal sind sie Beschützer der Serben und zweitens haben sie selbst Seperationsbestrebungen in ihrem Land (besonders im Kaukasus).
    Auch China hat mit Taiwan und Tibet zwei Regionen im Staatsgebilde, die lieber unabhägig wären.


    Ist eine sehr schwierige rechtliche Situation.

  • Falls sich in Rußland oder China ernsthafte Tendenzen für Separatismus zeigen sollten, werden die wie in der Vergangenheit niedergeknüppelt werden, ob man jetzt das Kosovo anerkennt oder nicht, ich denke so "diplomatisch" sind die beiden Staaten ohnehin.


    Zitat

    Einmal sind sie Beschützer der Serben


    Aber was ist denn davon noch übrig, welchen Nutzen hätte den Rußland heute noch davon? Leute wie Putin und der Rest der Truppe denken heute im 21. Jhd. in völlig anderen Dimensionen. Was kümmert es die, ob ein Zwergstaat auf dem Balkan unabhängig ist, oder nicht? Weltpolitisch wird im Iran interveniert, da kann man sich wenigstens noch gegen die USA als Weltmacht profilieren.

  • :klopp: Da die lust sich zu kloppen da nicht so schnell überwunden sein wird denke ich dass man den kosovo sogar noch teilen sollte in den serbischen und albanischen teil wobei eine teilung wieder eine :klopp:


    bedarf natürlich wäre ein zusammenleben ohne ansehen der volkszugehörigkeit mit gleichen rechten und pflichten das beste so ähnlich wie in meiner heimat mit 4 Landessprachen meist ohne :klopp:

  • Die Anerkennung des Kosovo verläuft im Moment noch schleppend. Erst eine handvoll Länder - USA, Frankreich, Türkei und Afghanistan - hat den Kosovo anerkannt.
    GB und Deutschland haben es aber auch schon angekündigt, bisher ist es aber noch nicht offiziell.

  • Sehe es mittlerweile auch eher skeptischer als noch am Sonntag. Hab mich durch einige Foren gelesen, u.a. auch beim Spiegel, hab meine Meinung ein wenig revidiert. Freue mich für die Bewohner, die die wohl verhassten Serben nun "los" sind, aber vor allem das Wort "Unabhängigkeit" kommt mir in diesem Zusammenhang ein wenig undifferenziert daher, denn unabhängig wird das Kosovo wohl nicht sein, da es nun vom Goodwill der EU abhängig sein wird, weil alleine aller Voraussicht nach nicht lebensfähig, es sei denn man gesellt sich zu Albanien.


    Deutschland hat wohl schon: http://www.dradio.de/dlf/sendungen/kommentar/742570/


    Zitat

    Wie so viele Ereignisse in dieser Woche ist auch dieses keine wirkliche Überraschung: So absehbar wie die Unabhängigkeitserklärung der Kosovo-Albaner, so wenig überraschend kommt die Anerkennung des Kosovo durch die Bundesrepublik. Ihr folgt, ebenso berechenbar, der Abberufung des serbischen Botschafters aus Berlin. Auch die Drohung aus Belgrad, die deutsche Entscheidung werde die Beziehungen zu Serbien nachhaltig beschädigen, war zu erwarten.

  • Die Stimmung unter den Serben ist immer noch sehr aufgeheizt. Jetzt haben ein paar Randalierer die US-Botschaft gestürmt und angezündet. Hier kann man es nachlesen.

  • Letzten Samstag (01.03.08 ) war ein interessanter Leserkommentar in der FAZ. Ich zitiere mal:


    Zitat

    Die Serben und die Weltverschwörung


    Die Zeitungen - auch die Ihre - sind Tag für Tag voll von Nachrichten über das Kosovo und im Zusammenhang damit über den serbischen Widerstand gegen die Unabhängigkeit dieser ehemals in der Tat serbischen Kernprovinz. Es ist erstaunlich, dass in der großen Zahl der Veröffentlichungen die wahre Ursache des Konflikts mit keinem Wort oder Hinweis erwähnt wird. Nach dem Ersten Weltkrieg fiel die reiche südungarische Provinz Bacska/Banat (heute Vojvodina) als Kriegsbeute an Serbien. Die zahlenmäßig überwiegend ungarische und deutsche Bevölkerungsmerheit wurde nach dem Zweiten Weltkrieg teilweise oder zur Gänze vertrieben, zum Teil in großem Umfang auch ermordet. In den so frei und leer gewordenen Raum und Besitz (es fehlten plötzlich über eine Millionen Menschen) sind Serben, in erster Linie aus dem Kosovo nachgerückt. Als Folge dieser staatlichen geförderten Wanderungsbewegung in eine viel reichere Provinz mit vielen leerstehenden Häusern ging der Anteil der serbischen Bevölkerung im Kosovo von früher über 50% auf nunmehr weniger als 10% zurück.
    Es grenzt an Geisteskrankheit, das anderen zugefügte Unrecht zur Gänze zu verdrängen, aber gleichzeitig die zwangsläufig daraus entstandenen ungünstigen Konsequenzen für sich als Folge einer Weltverschwörung und großes historisches Unrecht am serbischen Volk zu beklagen.


    Wenn das stimmt, sollten sich die Serben erstmal an die eigene Nase fassen, bevor zu andere kritisieren.

  • Ich halte es für einen Fehler das Kosovo einseitig die Unabhängikeit ausgerufen hat.
    Früher oder Später wird es dort zu massiven Spannungen kommen.
    Eine Einseitige Unabhängikeitserklärung hat noch nie spannungslos zu einem Ergebnis geführt.


    Man kann froh sein, das es bisher ausser den Zerstörten Grenzposten nicht zu Auseinandersetzungen kam.
    In der Zukunft wird sich das irgendwann ändern... (Spätestens wenn ein Hardliner an die Macht komm)


    Abgesehen davon wird der Kosovo meiner Meinung nach nicht ohne Massive Hilfe von aussen überleben können.
    Das heisst massive Wirtschaftshilfe, und zusätzlich noch hilfe beim aufbau von Sicherheitskräften.


    (Quelle: http://www.bpb.de/themen/FP4DAK,0,Kosovo.html)



    Ganz abgesehen davon ist mit der Unahbhängikeit ein Präzedenzfall geschaffen worden.
    Das Türkischen
    Zyprern, die Basken, die bosnischen Serben oder din Schotten, viele fordern ihre Unabhängikeit!


    Die verschiedenen Politiker können 1000 mal sagen es ist kein Prezedenzfall, aber es ist meiner Meinung nach schon einer!
    Ach ja Russland darf man nicht vergessen, auch dort gibt es einige die sich gern abspalten würden...


    Ich denke diese Entscheidung wird noch in einigen Regionen für Ärger sorgen...


    PS: http://www.welt.de/politik/art…spiel_Kosovos_folgen.html
    Gerade gefunden... So viel zum Thema Prezedenzfall!

  • Es war ein Bürgerkrieg.
    Ganz klar mit beiderseitigen Verbrechen.
    Wohlgemerkt beiderseitigen.
    Es gab kein Ausschwitz, und Srebrenica war ein Ort beiderseitiger Kampfhandlungen.
    Auch hatten die Kosovaren auch die UN-Gebiete für sich genutzt, indem sie sie als Rückzugsgebiete missbrauchten.


    Das war der deutschen Kriegspropaganda egal.
    Ein Krieg musste rechtfertigt werden.
    Der erste Einsatz der BW im Ausland, und das mit Grünen und SPD in der Regierungskoalition.

  • Zitat

    Es gab kein Ausschwitz, und Srebrenica war ein Ort beiderseitiger Kampfhandlungen.


    Srebrenica war der Ort eines Massakers an zivilisten, Frauen und Kindern im Bosnienkrieg 1995, den die UN nicht verhindert hat.


    Zitat

    Der erste Einsatz der BW im Ausland, und das mit Grünen und SPD in der Regierungskoalition.


    Wir haben damals in der Schule die Bundestagssitzung, wo der Beschluss gefällt wurde, gesehen.
    Ohne den Einsatz hätten die Serben weiter mit Todeskommandos den Kosovo von nicht Serben "gesäubert".

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