Diskussion zur Türkei

  • Die Türkei wird wohl laut Erdogan in den nächsten Tage eine neue Bodenoffensive gegen die Kurdengebiete im Irak und in Syrien starten.


    Zuletzt hatte sich der Konflikt wieder ziemlich hochgeschaukelt nachdem es in Istanbul einen Anschlag gab, wofür die Türkei der PKK die Schuld gibt, danach gab es Luftangriffe der Türkei auf die Kurden und als Antwort darauf kam es zu Raketenangriffen aus Syrien auf die Türkei.


    Türkei bombardiert Nordsyrien und den Nordirak | kurier.at


    Beschuss aus Syrien: Verletzte in der Türkei nach Raketenangriff | tagesschau.de


    Mal sehen wie die USA unter Biden darauf reagieren werden, ich vermute mal man wird der Türkei aber trotzdem fürs erste freie Hand gewähren, damit die Türkei zb nicht wieder die Durchfahrt für russische Kriegsschiffe erlaubt.

  • Ich befürchte eher das sich Erdogan diese Freiheiten ohne Zusicherung einfach nimmt.

    Er hat sich, leider für uns, klug positioniert.

    Das Getreideabkommen geht nicht ohne ihn, China und Rusland wollen einen größeren Einfluss in der Türkei, Europa will ein ihm freundliches Türkenvolk, der Bosporus ist militärisches Sperrgebiet, die NATO Erweiterung geht nicht ohne ihn.....er kann machen was er will, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen.

  • Offenbar mussten in mehreren Erdbeben-Gebieten der Türkei und Syriens die Hilfsarbeiten deutscher Ersthelfer und von Ersthelfern der österreichischen Armee eingestellt werden. Die Ersthelfer seien zur eigenen Sicherheit in ihre Camps zurückbeordert worden.


    Die Sicherheitslage in den Erdbebengebieten habe sich dramatisch verschlechtert. Die Verknappung von Lebensmitteln und Trinkwasser führe zunehmend zu Tumulten und gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen unterschiedlichsten Gruppierungen. Teilweise seien bereits mehrfach Schusswaffen dabei eingesetzt worden. Dies hätte nun zum Rückzug der Ersthelfer geführt. Sie blieben aber weiterhin vor Ort und hofften auf eine Beruhigung der Lage.


    Ein Katastrophenexperte rechnete inzwischen mit der Möglichkeit von bis zu 100.000 Todesopfern.


    Derweil gibt es einige Berichte, dass die Türkei die Bombardierung der ebenfalls vom Erdbeben betroffenen Kurdengebiete unverändert fortsetzen soll.

  • Es ist so maßlos asozial, wie sich die Regionalfürsten dort verhalten.

    Die Türkei bombardiert und Syrien behindert und unterläßt die Hilfe in den aufständischen Regionen.


    Hingegen z.B. Griechenland oder Israel, ohne zu zögern Hilfstruppen in die Region entsandte.

  • Habt Ihr das mit den Wahlen in der Türkei mitbekommen? Gestern waren ja sowohl Präsidentschaftswahlen als auch Parlamentswahlen in der Türkei und im Vorfeld hat man in westlichen Medien oder zumindest in den englischen und deutschen die ich so verfolge eigentlich immer wieder gehört, dass der Oppositionskandidat Kemal Kilicdaroglu laut Umfragen vor Erdogan liegen würde und diese Wahl zur Entscheidungswahl wird für die Türkei zwischen Autokratie und Demokratie und Erdogan durch sein handling der Erdbebenkatastrophe und wegen der hohen Inflation so angeschlagen sei wie noch.


    Beim aktuellen Stand von 99% der ausgezählten Stimmen liegt Erdogan jetzt doch relativ klar vorne mit 49,4 % der Stimmen im Gegensatz zu Kilicdaroglu mit 44,96 %, der dritte Kandidat Sinan Ogan kam noch auf 5,2 %. Es wird zwar dadurch eine Stichwahl geben, die sollte Erdogan mit dem Vorsprung und aufgrund der Tatsache das Ogan eigentlich ein nationalistischer Kandidat ist, dessen Stimmen dann vermutlich eher zu Erdogan wandern doch relativ einfach gewinnen. Erdogan hat außerdem mit seinem Parteienbündniss die absolute Mehrheit im Parlament geholt.


    Irgendwie fühle ich mich durch die ganze Berichterstattung im Vorfeld jetzt aber ganz stark an den Brexit und an Trumps Sieg gegen Hillary Clinton erinnert, so gefühlt dieses "es kann nicht sein was nicht sein darf". Oder umgekehrt, dass vielleicht der Wunsch der Vater des Gedankens war.


    Ich muss sagen diese Art der Berichterstattung ist nicht nur ein wenig nervig sondern ja auch einfach faktisch schlechter/falscher Journalismus, ich mein ok ich mache jetzt deutschen Medien keinen Vorwurf, dass Sie vielleicht nicht mit der anatolischen Bauernbevölkerung geredet haben um die Stimmung für Erdogan einzufangen aber dieser Trend, dass die Medien in den letzten Jahren bei vielen Ereignissen immer einen gewissen "bias" haben, den Sie dann verfolgen egal wie es in der Realität wirklich aussieht, ist einfach nicht mehr von der Hand zu weisen.

  • Genau das. Ich sehe das ganz ähnlich. Da war der Wunsch Vater des Gedanken. Vermutlich hat man gehofft, so Einfluss auf die Wahlentscheidung der Deutsch-Türken zu nehmen.


    Es scheint aber auch einigen Journalisten zunehmend schwer zu fallen, sich überhaupt nur hineindenken zu können, dass viele Menschen das auch ganz anders sehen könnten. Da wird dann munter aus der eigenen Twitter-Blase berichtet und man glaubt, man gäbe eine gesellschaftliche vorherrschende Stimmung wieder. In Wirklichkeit hat man den Draht zur Realität verloren.


    Ich hoffe halt sehr, dass das nicht auch in Bezug auf die Ukraine so ist und immer nur die Experten zitiert werden, die den gewünschten erfolgreichen Verlauf und Erfolg skizzieren.

    Afghanistan war ja angeblich auch nur eine Frage der Zeit. War es dann auch tatsächlich. Nur eben genau im umgekehrten Sinne.

  • Mich nerven hier vor allem Leute die in einer Demokratie leben, aber eine Diktatur wählen. Hier jetzt Türken in Deutschland die Erdogan toll finden, aber genauso Russen die Putin toll finden (auch wenn die kein Wahlrecht haben), zieht doch da hin wenn es da soll toll ist :blöd:


    Beeindruckend finde ich bei der Wahl in der Türkei jetzt die Wahlbeteiligung von fast 90 Prozent. Die Leute gehen zur Wahl wenn es wichtig ist und man den Eindruck hat etwas ändern (bzw. erhalten) zu können.


    Ob Erdogan wirklich vorne liegt ist aber fraglich, eigentlich berichten doch nur staatlichen Nachrichtenagenturen davon, laut der Opposition, die überall Wahlbeobachter hatte, lag eigentlich ihr eigener Kandidaten vorne. Gabs auch unabhängige Beobachter? Was sagen die?

  • Ob Erdogan wirklich vorne liegt ist aber fraglich, eigentlich berichten doch nur staatlichen Nachrichtenagenturen davon, laut der Opposition, die überall Wahlbeobachter hatte, lag eigentlich ihr eigener Kandidaten vorne. Gabs auch unabhängige Beobachter? Was sagen die?

    Das aktuelle Ergebnis kommt direkt von der Wahlbehörde, es gab die Verwirrung in der Nacht ja aber das aktuelle Endergebnis hat auch die Opposition so bestätigt. Es gibt bis jetzt ansonsten eigentlich auch keine Berichte über einen größeren Betrug.


    Wahlbeobachter zu Türkei-Wahl: "Bewegt sich im Rahmen des Rechts" - ZDFheute

  • Ich muss sagen diese Art der Berichterstattung ist nicht nur ein wenig nervig sondern ja auch einfach faktisch schlechter/falscher Journalismus, ich mein ok ich mache jetzt deutschen Medien keinen Vorwurf, dass Sie vielleicht nicht mit der anatolischen Bauernbevölkerung geredet haben um die Stimmung für Erdogan einzufangen aber dieser Trend, dass die Medien in den letzten Jahren bei vielen Ereignissen immer einen gewissen "bias" haben, den Sie dann verfolgen egal wie es in der Realität wirklich aussieht, ist einfach nicht mehr von der Hand zu weisen.

    Jo, denke ich auch.

    Im Studiengang Journalistik sollten die Basics an Wahlmanipulation, -betrug und Nutzung der staalichen Organe, Presse, die Propagandamaschinerie, Unterdrückung und Einschüchterung der Wähler der Opposition etc. eben der gesamte Politkapparat, den man sich in 20 Jahren aufgebaut hat, gelehrt werden, damit die Wahlergebnisse einfach nicht mehr derart daneben liegen und die Ergebnisse endlich mal präzise weden. "Diktataturenwahlen" sollte endlich Bestandteil und Fach von Seminaren im 2. Semester sein; ist ja mehr als ärgerlich so.......

    Schon mal in Erwägung gezogen, daß das keine demokratische Wahl ist? ;)

  • Mogges, selbst die Opposition erkennt die Ergebnisse an. Schon mal in erwägung gezogen, das die Realität eben so ist, we sie ist, statt immer irgendwelche Ausflüchte zu suchen?

    Das Endergebnis wird so schon irgendwie hinkommen von dem, was gewählt wurde. Aber im Ranking liegt die Pressefreiheit in der Türkei auf Platz 165 von 180, die Regierung kann ihre Themen quasi rund um die Uhr in den Medien platzieren. Dazu noch jede Menge Steine, die der Opposition in den Weg gelegt werden. Die Wahlen lassen sich damit nur eingeschränkt mit z.B. Deutschland vergleichen.


    Ich finde, dieses Mal waren viele Medien sogar zurückhaltender. Man hat zwar gesagt, dass die Opposition in einigen Umfragen vorne liegt, aber es war keine Vorhersage nach einem klaren Sieg. Zumindest, was ich gehört und gelesen habe. Auch wenn sich viele im Westen und damit auch viele Journalisten das sicher anders wünschen würden. Ich mir auch, aber erwartet habe ich nichts.

  • Laut SPON hat auch wieder die Mehrheit der in Deutschland lebenden Türken für Erdowahn gestimmt.


    Türkei: Recep Tayyip Erdoğan bei Deutsch-Türken wohl wieder deutlich vorn - DER SPIEGEL


    Was wollen die Idioten denn dann noch hier? Warum kehren sie nicht heim ins Reich, damit sie die Politik ihres glorreichen Führers direkt am eigenen Leib erfahren können? :wall:


    "Telling an atheist they're going to hell is as scary as a child telling an adult they're not getting any presents from Santa"

    -Ricky Gervais-


    "Arbeiten im Büro das ist wie Sex in der Ehe, am Anfang gibt man sich Mühe und hat Spaß und nach ein paar Jahren macht man immer das selbe und ist einfach nur froh wenn Feierabend ist"


    -Bernd Stromberg- :thumbsup:

  • Das Endergebnis wird so schon irgendwie hinkommen von dem, was gewählt wurde

    Was anderes habe ich ja gar nicht behauptet.

    Der Wahlkampf war sicherlich nicht fair. Aber es wurde ja dennoch bis gestern suggeriert, die Opposition sei in der Favoritenrolle. Ich will gar nicht soweit gehen, da eine bewusste Agenda zu unterstellen, es ist wahrscheinlich eher so, dass man sich eben unbewusst von den eigenen Wünschen und Erwartungen leiten lässt.

  • Was man so lesen kann, das waren freie Wahlen. Das ist etwas was mir seit 12 Jahren am System Erdowahn interessant vorkommt. Er führt sein Land wie ein Diktator, aber die Wahlen sind frei. Heißt für mich, die Türkei hat die Regierung welche Sie gewählt/verdient hat. Geht den übrigen Demokratien nicht anderst.


    Es waren keine fairen Wahlen, Erdowahn hatte wesentlich mehr TV und Printmedien Anwesenheit wie seine Konkurrenz. Da kommt das Diktatoren Gen wieder raus, Medien gleichschalten ist ein sicheres Zeichen das es einen Alleinherrscher gibt.


    Das es in Deutschland so viele Anhänger für diese Art der Politik gibt, das will mir auch nicht in die Birne. Anscheinend haben diese Menschen keine Lust auf lupenreine Demokratie, wobei wir das in Deutschland ja eigentlich auch nicht sind.

    Immerhin können wir nur alle 4 Jahre 2 Kreuze machen und dann tun die Psrteien was Sie wollen, und versprechen uns dann in 4 Jahren wieder epische Wahlgeschenke usw....


    Finde es übrigens auch sehr unschön das man als Presse, welche sich ja unter der Neutralität ihrer Arbeit versteckt, andere Länder für ihre Wahl kritisiert oder gar Wahlwünsche oder Hoffnungen formuliert.

    Man hat sich auch als Politiker in die Wahlen anderer Nationen, nicht einzumischen. Finde auch das entsprechend dreist, hier in Deutschland würde sich eine große Aufregung bereit machen sollte Erdowahn seinen Anhänger, welche einen Doppelpass oder 2. Staatsbürgerschaft haben, empfehlen die AFD zu wählen, daher sollten sich auch unsere Politiker aus Wahlen anderer Heraushalten. Hier darf sich gerne Özdemir angesprochen fühlen.

  • Zwischen sich komplett raushalten und sich wünschen dass es demokratisch und menschenrechtlich zugeht ist aber viel Spielraum und zumindest letzteres sollte legitim sein.


    Presse soll dann übrigens ausdrücklich nicht neutral sein, sie ist die vierte Macht und hat die Demokratie zu wahren. Das heißt nicht, dass sie Blödsinn erzählen soll. Aber in Meinungsbeiträgen darf man gerne demokratieoffen sein.


    Ich erkläre das mal am Beispiel Deutschland und der Annahme die AfD stehe kurz vor der Machtübernahme:


    1. "Die AfD gewinnt wahrscheinlich nicht" -> wäre dann eine Falschaussage

    2. "Die AfD steht kurz vor der Machtübernahme" -> wäre eine reine Nachticht

    3. "Die AfD steht kurz vor der Machtübernahme, wir befürchten dann in Zukunft nicht mehr frei arbeiten zu können" -> absolut legitim

  • Mogges, selbst die Opposition erkennt die Ergebnisse an. Schon mal in Erwägung gezogen, das die Realität eben so ist, wie sie ist, statt immer irgendwelche Ausflüchte zu suchen?

    Ne, eigentlich tut sie das nicht; kann sie auch gar nicht.

    Wie groß ist denn Deiner Meinung nach die Wahrscheinlichkeit, daß in einem Staat wie der Türkei, wo die Pressefreiheit mit Füßen getreten wird, die Medien nahezu komplett unter Regierungskontrolle stehen, hunderte von Journalisten im Gefängnis sitzen, die Geheimdienste sogar im Ausland ( v.a. Deutschland ) nach Dissidenten fahnden und die Regierung nahezu jeden öffentlichen Bereich kontrolliert und sanktioniert, freie und faire Wahlen stattfinden?

    Genau: die Wahrscheinlichkeit ist bei ziemlich genau 0%.


    Die Türkei wäre der erste diktatorische Staat, in dem freie und demokratische Wahlen stattfinden........

    Es hat schon einen Grund, warum immer zuerst die Presse gleichgeschaltet wird, Behörden in nahezu jedem Informationsbereich unterwegs sind und Nachrichten kontrollieren.

    Es gibt keinen Grund anzunehmen, daß das in der Türkei anders ablaufen wird.

    Es reichen ja schon Einschüchterungen an der Wahlurne, Drohungen gegen Familienangehörige, der eine oder andere Brief vom Amt und Kürzung von Geldern etc.

    Wer die Institutionen kontrolliert, kontrolliert auch die Bevölkerung; Mafiamethoden eben.


    Und unter solchen Umständen und eingeschränkten und gefährlichen journalistischen Arbeitsmethoden sollen westliche Medien die Ergebnisse der Wahlen präzise voraussagen?

    Wie soll das gehen?

  • Erdogan fährt aktuell auch wieder eine sehr interesannte Strategie, nachdem die Türkei im Ukrainekrieg ja bisher eher "neutral" bis sehr russlandfreundlich agiert hat, ist in den letzten Tagen jetzt doch ein relativ großer Umschwung passiert.


    Zuerst hat Selensky am Freitag Istanbul besucht und konnte dann gleich danach die ausgetauschten Azov-Kommandeure wieder mit nach Hause nehmen die eigentlich laut dem Abkommen der 3 Länder in der Türkei hätten bleiben sollen bis der Krieg zuende ist. Anschließend hat Erdogan auch klar gesagt, dass seiner Meinung nach die Ukraine in die NATO gehört und anscheinend der Ukraine auch Lieferungen von Haubitzen zugesagt.


    Außerdem soll die Türkei soweit man gehört hat auch zugesagt haben das Getreideabkommen mit eigenen Schiffen zu sichern selbst wenn Russland dieses nicht verlängern sollte, auch beim beitritt von Schweden in die NATO zeigt Erdogan wieder Gesprächsbereitschaft aber verknüpft diese anscheinend mit neuen Verhandlungen über einen Betritt der Türkei in die EU.


    Gefühlt würde ich sagen, setzt sich hier gerade der Realpolitiker bei Erdogan durch der erkennt, dass es für die Türkei doch langfristig besser ist sich an den Westen zu binden, vor allem im wirtschaftlichen Bereich.


    Vielleicht war Ihm aber auch die letzte Wahl zu knapp und er versucht jetzt wieder ein paar liberale Türken die sich eher eine Annäherung an den Westen wünschen zurückzugewinnen.

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