Rund um die Bundeswehr

  • Stichwort „falsches Berufsbild“. Viele Oberstufen-Schüler gehen echt mit der Einstellung/Absicht zur Bundeswehr, weil man günstig Führerscheine machen kann und auch fürs Studieren noch Geld bekommt.
    Ich muss dann immer die Schüler daran erinnern, dass sich nicht hauptsächlich Maschinenbau-Student oder angehender Arzt sind, sondern in erster Linie SOLDAT.
    D.h., hohes Maß an Flexibilität, häufige Wohnortwechsel möglich, Dienst an der Waffe, Auslandseinsätze, hohe physische und psychische Belastung (abhängig natürlich vom Einsatzgebiet) und die Bereitschaft sein Leben zu riskieren.
    Mir wird momentan das Bild des Soldaten zu sehr verharmlost. Liegt aber auch an der Bundeswehr selber. Da wird das Bild eines Dienstleister gezeigt, aber dass die Bundeswehr auch aktiv in Kriegsgebieten tätig ist, wird irgendwie nur so beiläufig erwähnt.
    Ich kann aber da auch in meiner Wahrnehmung völlig falsch liegen.

  • Mir wird momentan das Bild des Soldaten zu sehr verharmlost. Liegt aber auch an der Bundeswehr selber.


    Im Kern hast du Recht, liegt unter anderem auch an solchen auf jugendlich getrimmten Youtube Serien wie "Die Rekruten" oder "Mail".
    Anderseits ist zuletzt 2013 ein Soldat im Kampf gefallen, ein paar andere sind wegen vermeintlichem Selbstmord oder einem Hubschrauberabsturz ums Leben gekommen. Da sind andere Berufe wie Fernfahrer statistisch wahrscheinlich deutlich tödlicher.
    Meistens geht die Bundeswehr ja (scheinbar) nur zum Aufklären, Ausbilden und Brunnen bohren ins Ausland, das Kämpfen übernehmen dann Amerikaner, Briten oder Franzosen (oder ganz andere wie beispielsweise Kurden).

  • Kritik an Ministerin von der Leyen wächst offenbar. Nun äußerte sich ein hochrangiger Marineoffizier in seiner Abschiedsrede und kritisierte deutlich den Kurs der aktuellen politischen Führung im Verteidigungsministerium.

    Da steht schon ein Problem der BW im Satz.
    "In seiner Abschiedsrede!"


    Kaum jemand traut sich Dinge direkt anzusprechen. Hier geht die Karriere dann doch über den möglichen Tadel.

  • Mir wird momentan das Bild des Soldaten zu sehr verharmlost. Liegt aber auch an der Bundeswehr selber. Da wird das Bild eines Dienstleister gezeigt, aber dass die Bundeswehr auch aktiv in Kriegsgebieten tätig ist, wird irgendwie nur so beiläufig erwähnt.
    Ich kann aber da auch in meiner Wahrnehmung völlig falsch liegen.

    Ne sehe ich auch so, der 12 jährige Sohn von einem Freund hat in der Schule vor kurzem als Berufswunsch Sanitäter bei der Bundeswehr angegeben, seine Vorstellung davon lag so bei 30% Call of Duty und 70% BW-Hochglanzbroschüre/Werbespot. Bei genauerem Nachdenken wars dann doch nicht mehr so attraktiv.


    Einerseits ist ja klar dass die Bundeswehr nach Ende der Wehrpflicht werben muss um überhaupt genug Leute zu bekommen, aber andererseits sollten die Leute die wirklich Soldat werden wollen auch wissen warum sie es werden wollen und was sie dann erwartet oder erwarten kann.


    Ein ehemaliger Arbeitskollege von mir hat vor 1 1/2 Jahren seinen Job gekündigt weil er keinen Bock mehr hatte und hat sich für mehrere Jahre (glaube 6) für diese neue IT-Truppe verpflichtet, Kaserne ist auch ganz in der Nähe bei uns, also örtlich musste er sich bisher auch nicht groß umstellen. Aber selbst wenn man davon ausgeht das er hier vor Ort bleibt und nie im Ausland auf Leute schießen muss, hätte ich alleine wegen der Verpflichtungsdauer Magenschmerzen so was zu machen. Ich meine die ersten 6 Monate kommt man ganz locker wieder raus, Probezeit halt, aber was ist wenn man nach 3 Jahren merkt das einem das ganze keinen Spaß mehr macht oder man Sachen machen muss die die ersten 3 Jahren nicht absehbar waren? Hätte ich selbst nicht so bock drauf :pfeif:

  • Du darfst als Staatsdiener nicht öffentlich deinen Dienstherrn kritisieren. Dazu muss man eine Verpflichtungserklärung bzw. Treueversprechen gegenüber dem Dienstherrn bei der Einstellung unterschreiben. Machen private Arbeitgeber aber ja durchaus ähnlich.




    (Soldatengesetz - SG)

    § 10 Pflichten des Vorgesetzten


    (1) Der Vorgesetzte soll in seiner Haltung und Pflichterfüllung ein Beispiel geben.
    (2) Er hat die Pflicht zur Dienstaufsicht und ist für die Disziplin seiner Untergebenen verantwortlich.
    (3) Er hat für seine Untergebenen zu sorgen.
    (4) Er darf Befehle nur zu dienstlichen Zwecken und nur unter Beachtung der Regeln des Völkerrechts, der Gesetze und der Dienstvorschriften erteilen.
    (5) Er trägt für seine Befehle die Verantwortung. Befehle hat er in der den Umständen angemessenen Weise durchzusetzen.
    (6) Offiziere und Unteroffiziere haben innerhalb und außerhalb des Dienstes bei ihren Äußerungen die Zurückhaltung zu wahren, die erforderlich ist, um das Vertrauen als Vorgesetzte zu erhalten.


    § 17 Verhalten im und außer Dienst

    (1) Der Soldat hat Disziplin zu wahren und die dienstliche Stellung des Vorgesetzten in seiner Person auch außerhalb des Dienstes zu achten.
    (2) Sein Verhalten muss dem Ansehen der Bundeswehr sowie der Achtung und dem Vertrauen gerecht werden, die sein Dienst als Soldat erfordert. Der Soldat darf innerhalb der dienstlichen Unterkünfte und Anlagen auch während der Freizeit sein Gesicht nicht verhüllen, es sei denn, dienstliche oder gesundheitliche Gründe erfordern dies. Außer Dienst hat sich der Soldat außerhalb der dienstlichen Unterkünfte und Anlagen so zu verhalten, dass er das Ansehen der Bundeswehr oder die Achtung und das Vertrauen, die seine dienstliche Stellung erfordert, nicht ernsthaft beeinträchtigt.
    (3) Ein Offizier oder Unteroffizier muss auch nach seinem Ausscheiden aus dem Wehrdienst der Achtung und dem Vertrauen gerecht werden, die für seine Wiederverwendung in seinem Dienstgrad erforderlich sind.

    Mir ist schon klar was du meinst aber ich habe SOWAS btw. nicht unterschrieben.
    Zumal es hier für mich auch eher um ein Ansprechen von MÄNGELN im Dienstbetrieb geht.
    Das ist das was nicht immer passiert!
    Umso höher die Kdo Ebene desto schlimmer.
    Ich kann hier noch viele Beispiele nennen, in denen es darum geht den nächst höheren Vorgesetzten aus eigenem Interesse zu blenden damit bestehende Mängel kaschiert werden. Und das tolle daran ist, das potenziert sich immer weiter nach oben.
    Die Quintessenz ist, das wir uns unsere Ausbildungsmittel selber stricken müssen und oben nur ankommt das ja "ALLES KLAR!" ist.
    So wurde doch der jetzige Mangel an Material und Ausrüstung erst mit möglich.


    Natürlich wird jetzt reagiert, aber leider auch immer erst wenn irgendwo "medienwirksam" die Bombe geplatzt ist.
    Jetzt erst fällt uns auf das die Soldaten zu "unfit" für die AGA sind.
    Das liegt aber nicht an der AGA sondern an den Einstellungskriterien der BW.
    Motto:"Wir nehmen jeden! Auch mit 120 kg!"
    Nun sollen 6 Wochen zusätzlich in der Grundausbildung für die körperliche Fitness getan werden. Resultate aus den Vorfällen in Pfullendorf und Munster. ( Wir machen in der AGA genauso viele Ausbildungsstunden INNERE FÜHRUNG wie SCHIEßEN)
    Das dumme daran ist jetzt aber, die AGA ist schon so sehr abgespeckt worden das nur noch das G36 als Waffe ausgebildet wird. Alles andere soll im Stammtruppenteil passieren.
    Hier soll sich aber ja die DPA (Dienstpostenausbildung) nach der AGA anschließen um die Sdt fix in die Züge zu bekommen.
    Resultat, wir machen eine Vor- DPA und dann irgendwann die Richtige. So geht ein weiteres Jahr ins Land bis der Sdt gerade mal seine Basics beherrscht, wird aber nach der DPA direkt für die "vielen wichtigen Aufträge der BW" in die Einheiten geschoben um hier die Besatzungslisten zu füllen. Somit geht es hier(wenn man es überspitzt) sogar um die körperliche Unversehrtheit der Sdt die auf dem Spiel steht.



    Wenn ich mir dann §10 (1) und (3) ansehe ist es für mich als Vorgesetzter meine Pflicht erkannte Missstände ansprechen zu können.
    Nicht Medienwirksam! Aber immer und immer wieder!
    Und das passiert meiner Meinung nach nicht.
    Wir melden, meckern und improvisieren um die Vorgaben "bestmöglich" umsetzen zu können und in den Köpfen der Führung kommt nur ein "Läuft ja!" an.


    Bis dann wieder etwas passiert, was wir nicht hoffen wollen!

  • Vielleicht ist das bei Soldaten anders. Weiß ich nicht. Als Landesbeamter gibt's aber teilweise sowas. Da darfst du dich nicht einfach so kritisch über die Maßnahmen bspw. deiner leitenden Behörde öffentlich äußern. Umgangssprachlich nennt sich das Maulkorberlass. Wird aber vielleicht auch von Land zu Land unterschiedlich sein. Habe mich da ehrlich gesagt auch nie so intensiv mit beschäftigt.

  • Als Beamter ist man doch eh unkündbar also wo wenn nicht da mal frei die Meinung sagen? In der freien Wirtschaft fliegt man da wahrscheinlich ratzfatz raus.


    Kann natürlich der eigenen Karriere schaden aber wenn sich genügend beschweren irgendwann auch nicht mehr, der Staat kann sich schließlich nicht leisten alle seine fähigen Leute rauszuwerfen (zu versetzen, nicht zu befördern etc.) nur weil die mal Piep sagen.

  • Als Beamter ist man doch eh unkündbar also wo wenn nicht da mal frei die Meinung sagen? In der freien Wirtschaft fliegt man da wahrscheinlich ratzfatz raus.


    Kann natürlich der eigenen Karriere schaden aber wenn sich genügend beschweren irgendwann auch nicht mehr, der Staat kann sich schließlich nicht leisten alle seine fähigen Leute rauszuwerfen (zu versetzen, nicht zu befördern etc.) nur weil die mal Piep sagen.

    Schön wäre es. Rauswerfen kann er dich nicht so schnell, ist aber möglich. Desweiteren werden Querulanten gerne versetzt. Streikenden Lehrern (verbeamtet, nicht angestellt) hat man u.a. das monatliche Gehalt um 3% gekürzt. Das läppert sich bis zur Pension.
    In meinem Referendariat hat man bei „unbequemen“ Referendaren, die Kritik an der Ausbildung (Inhalte, Methodik, Didaktik, Ausbildern usw.) geäußert haben, sinngemäß ins Zwischenzeugnis geschrieben, dass wir einfach die Klappe zu halten hätten. Dazu gab es sogar ne Sonder-Dienstbesprechung im Seminar, um uns aufmüpfigen Referendaren die Flausen auszutreiben.
    So deutlich können wir nicht Kritik äußern, höchstens via Gewerkschaften oder Personalräten. Leider ist das so.

  • Das glaube ich dir alles, trotzdem bleibe ich bei meiner Annahme dass man in der freien Wirtschaft eher noch schneller rausfliegt. Natürlich gibt es auch positive Gegenbeispiele wo mit Teambildungsmaßnahmen und Supervison darauf geachtet wird, dass Probleme erkannt werden und es gar nicht erst zum Knall kommt. Wohl aber die Ausnahme schätze ich.

  • Mag sein. Weiß ich nicht. Als Beamter gibst du jedenfalls ein Teil deiner Grundrechte ab, bzw. lässt eine Einschränkung zu, weil du eben in einem besonderen Treueverhältnis zum Staat stehst. Das heißt dann bspw. dass du nicht einfach öffentlich Maßnahmen deines Ministers kritisieren solltest. Irgendwelche Möglichkeiten wird es da schon geben. Hat mich auch nie so wahnsinnig interessiert.


    Bspw. ist ja nach wie vor umstritten, ob man ein Streikrecht hat. Meiner Ansicht nach hat man das als Beamter definitiv nicht. Die GEW sieht das anders. Ich frage mich bloß, warum der Staat überhaupt noch verbeamten soll, wenn dann selbst Beamte streiken dürften. Ergo kein Streikrecht für Beamte. Nur um mal ein Beispiel zu nennen.


    Du wirst ja auch zu vorbildlicher Lebensführung usw. angehalten. Bist eben ein Vertreter des Staates und solltest die Autorität deines Amtes nicht schädigen durch unangemessenes privates Verhalten. Ob sich da alle dran halten ist ne andere Frage...

  • Bist eben ein Vertreter des Staates und solltest die Autorität deines Amtes nicht schädigen


    Wenn dann im Extremfall eine Staatsmacht nur noch aus Korruption und Folter besteht muss niemand mehr ihre (moralische) Autorität schädigen, das gibt es dann gratis dazu.


    Ist das Selbe bei der Bundeswehr: Phänomene wie sexuelle Erniedrigung und Rassismus sind zunächst nur Einzelfälle. Werden sie unter den Teppich gekehrt, kommen dann aber eines Tages doch mit Trompeten und Posaunen an die Öffentlichkeit, schaden sie dem Ansehen der Bundeswehr mehr als wenn man da bereits im Vorfeld sauber aufgearbeitet hätte. Gilt im Grunde auch für Mängel bei Ausrüstung und Ausbildung.

  • Als Lehrer hast du doch die Pflicht deine Schüler nach bestem Wissen und Gewissen zu unterrichten? Wenn du das wegen schlechten Vorgesetzten, mangelhaftem Material oder Gebäude nicht erfüllen kannst, sollte es doch deine Pflicht sein auf diese Missstände hinzuweisen?

  • Wenn du über den Dienstweg keine Verbesserung erreichen kannst, ist es in meinen Augen sogar deine Pflicht an die Öffentlichkeit zu gehen. Vielleicht nicht steil alleine vorpreschen, sondern erstmal bei anderen Kollegen oder irgendwelchen Lehrer-Foren (womöglich anonym) abtasten wie das Stimmungsbild so ist.


    Die Medien gelten nicht umsonst als Vierte Gewalt in der Demokratie.

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