Träume geburtsblinder Menschen



  • Vielleicht habt ihr euch auch schon einmal die Frage gestellt, ob die eigenen Träume etwas zu bedeuten haben. Man träumt von Situationen und Momenten welche man erst am Vortag erlebte, aber auch von schon lange zurück liegenden Augenblicken. Oftmals erlebt man im Traum Geschehnisse, die entweder wundervoll, grotesk oder auch unglaublich grausam sein können. Doch alle Träume haben eines gemeinsam : Man erlebt sie häufig nur mit einem der sechs wichtigsten Sinne eines menschlichen Wesens - dem sehen.


    Daher ist es für viele nicht ganz vorstellbar, wie ein blinder Mensch gedenkt zu träumen. Bei einem Menschen der sein Augenlicht im laufe seines lebens verlor dürfte man meinen, er würde nicht viel anders träumen als ein völlig gesunder Mensch. Das Gehirn kann weiterhin Bilder, Szenen und zusammenhängende ( bildliche ) Träume simulieren und auch etwas völlig unbekanntes, noch nie zuvor gesehenes in einen Traum generieren, obwohl das Augenlicht bereits seit Jahren erloschen ist und der input längst stoppte. Zudem können Träume umso intensiver werden, je länger man ohne Augenlicht lebte und andere Sinne zur orientierung gebrauchen musste. Es ist ziemlich leicht sich dort hinein zuversetzen.


    Doch, wie sieht es mit Menschen aus die von Geburt an blind sind ? Man verbindet einen Traum in erster linie damit, erlebtes und vorallem gesehenes zuverarbeiten. Sobald man zu träumen beginnt ( und sich hinterher auch daran erinnern kann ) ist das erste wahrnehmbare eine abfolge von verzerrten, schnell aufeinander folgenden Bildern oder kleinen Filmen, welche sich erst nach und nach zu einer zusammenhängenden Handlung zusammen fügen. Häufig waren bestimmte Ereignisse, egal wie weit sie auch zurückliegen mögen, dermaßen prägsam, dass das Gehirn diese bevorrechtigt " aufruft " bzw. " verwendet ", ähnlich dem Arbeitsspeicher eines PC´s.
    Bei einem Geburtsblinden ist dies allerdings einwenig anders, es gibt keinerlei bildlich fassbaren input der wiedergegeben werden könnte. Nicht ein einziges schemenhaftes Bild.


    Ich habe mich schon immer gefragt, wie ein von geburt an blinder Mensch träumt. Ob sie überhaupt träumen können und wenn ja, wovon? Diese Frage beschäftigte mich schon länger jedoch kam ich nie dazu dem auf den grund zu gehen - bis heute.


    Nun stellt sich die Frage, wie ihr euch einen Traum eines Geburtsblinden vorstellen würdet ? Für mich persönlich war es stets unmöglich, es überstieg einfach meine Vorstellungskraft, ganz ähnlich verhält es sich mit der Unendlichkeit.



    Nun gut, nach einwenig googlen ( das Internet ist für mich nicht mehr weg zu denken ), fand ich folgende für mich höchst interessante Schilderung. Wer mag kann sie sich gern anschauen. Für viele vielleicht äusserst uninteressant, doch ich für meinen teil liebe solche Unvorstellbarkeiten und stehe da total drauf - keine ahnung wieso. :weg:



    Wie Blinde träumen


    Naja wollte ich mal loswerden.



    Preton

  • Die selbe Frage hab ich mir auch schon gestellt, alleine schon deshalb weil ich eine Cousine hatte die Blind auf die Welt gekommen ist und irgendwo habe ich auch gelesen das es möglich ist das Blinde auch vom sehen träumen können, allerdings weicht das dann wohl doch sehr von den Träumen "normaler" Menschen ab, da der Blinde zwar über Beschreibungen verfügt und manche Dinge auch ertastet hat, aber er hat keine Ahnung wie welche Farbe aussieht und viele Dinge kann das Hirn ohne echte Erfahrung einfach nicht nachbilden.
    Es gibt da auch ein relativ bekanntes Buch über einen Blinden (durch Unfall) der während des 2. Weltkriegs in der Résistance aktiv war und neue Mitglieder anhand der Stimme geprüft hat ob sie echte freiwillige sind oder von den deutschen geschickt wurden.
    Aber das ist nur ein Teil des Buches, größtenteils berichtet er eben davon wie es ist blind zu sein und das gibt einem eine ganz neue Sicht auf die Welt.
    Nur leider finde ich das verdammte ding nicht mehr, sonst würde ich den Titel hier aufschreiben, könnte sein das ich es verliehen :unsure:

  • und irgendwo habe ich auch gelesen das es möglich ist das Blinde auch vom sehen träumen können, allerdings weicht das dann wohl doch sehr von den Träumen "normaler" Menschen ab,


    Ich denke mal, dass bei geburtsblinden Menschen das Gehirn eine Art Assoziierungsprogramm entwickelt, um den "nutzlosen" Teil des Hirns, also den der für das Sehen zuständig ist, mit einbindet. Ich stelle mir das Sehen dann so vor, dass sein Gehirn die erfühlten und gehörten Werte in eine Art 3D-Diagramm einträgt, sodass er, wenn er es wieder ertastet oder hört, einen Erinnerungseffekt hat. Wenn er dann im Schlaf träumt "sieht" er das 3D-Diagramm vor sich und empfindet das Gefühl welches er beim tatsächlichen Berühren bzw. Hören hatte. Da er es auch nicht anders kennt empfindet er das als normal, vorallem weil bei ihm die anderen Wahrnehmungen wie Hören und Fühlen stärker ausgeprägt sind.


    Interessante Theorie. Ich frage mich dabei ob diese Person einen Traum mit Hilfe der übrigen sinne womöglich räumlich wahrnehmen kann ( was mir unmöglich scheint ) oder ob es lediglich bei zufälligen Geräuschen, ertasteten Gegenständen und Gerüchen bleibt welche just zusammengewürfelt eine dazu passende Umgebung zaubern.


    Ich habe ich mal eine Reportage gesehen in der über eine Möglichkeit berichtet wurde, mit der Blinde mithilfe der Akustik ( Schall, Echo ) räumliche umrisse wahrnehmen konnten. Man behalf sich mit einem Klicker der mit den Händen zu bedienen ist und ein Klickgeräusch erzeugt. Die ausprägung ( Lautstärke, Tonlage etc. ) des Echos, bzw. des zurückgeworfenen Schalles veränderte sich, je nach dem auf welches Hinderniss der Schall des Klickers traf - sei es eine Wand, eine rechtwinklige Ecke oder sonst dergleichen. Mit einwenig übung konnte man die unterschiedlichen Schallgeräusche bald kategorisieren und sich so die Umgebung auch räumlich vorstellen. ( womöglich in verbindung mit dem von dir angesprochenen Bereich des gehirns, welches für die verarbeitung des optischen oder auch visuellen inputs zuständig ist ). Man sprach sogar davon, nicht nur grobe Hindernisse wie Wände als solches erkennen zu können, sondern konnte mit der zeit auch schemenhaft selbst kleinste Umrisse der Umgebung deuten. Ich glaube mich zu erinnern, dass es mit dieser Methode jedoch unmöglich war völlig runde Hindernisse wie Bäume oder Litfaßsäulen ( an denen der Schall zu ungleichmäßig bricht ) zu erkennen.


    Ich hab mal den Text hinter dem Link gelesen und hab jetzt irgendwie den Eindruck, dass er nicht authentisch ist. Die Art der Formulierungen (die gewählten Wörter) erscheinen mir, als hätte der Autor das geschriebene "gesehen". Oder woher will er wissen, dass er von einem "hübschen" Mädchen geküsst wird? Hat er für das Wort "hübsch" eine eigene Definition?


    Schwierig. Ich glaube in der tat auch nicht, dass er zwischen attraktiv und inattraktiv unterscheiden kann, da es kein Portfolio gibt aus denen rückschlüsse gezogen werden könnten. Allerdings traue ich ihnen schon ein gewisses gespür für das Schöne zu, vielleicht auch allein durch beschreibungen, dem bloßen ertasten oder auch Gerüchen. Wo wir eigentlich schon bei der nächsten Frage wären... : Liebe ? Wirft man mal alle Romantik über Bord und begnügt sich mit der tatsache, dass der Mensch bzw. die Liebe selbst, welche in der heutigen zeit insbesondere durch das Aussehen eines Menschen beeinflusst wird, einzigst zu einem zweck von Mutter Natur erfunden wurde - dem der sicherung der Nachzucht, ist es schon recht spannend zu hinterfragen, wie ein bilnder Mensch " liebt ". !? Ich mein, ich kann mir nur schwer vorstellen das ein Mensch lediglich das ertastete, gerochene oder gehörte und vielleicht auch erschmeckte irgendwann zu lieben beginnt ? :) Dann könnte ich mich auch gleich in meinen Hund verlieben, obwohl der nicht wirklich gut riecht - zugegeben.



    Was mir übrigens noch herzleiden schafft ist der Gedanke an einen blinden Menschen, welcher erst im laufe der jahre aufgrund einer Krankheit oder eines Unfalls völlig erblindet. Die Tatsache des frühen oder auch späten erblindens allein ist sicher schon schwer zu verkraften. Doch in seinen Träumen plötzlich wieder zur Sehkraft zu finden und alles wunderbare dieser Welt, wenn auch nur für eine gewisse zeitlang, mit den eigenen Augen betrachten zu können um dann jedoch ernüchternd feststellen zu müssen, abermals nur geträumt zu haben. Eine stetig wiederkehrende und sicher recht grausame Schicksalsfindung und das so gut wie jeden morgen .... Ich glaube da wird es einem geburtsblinden Menschen schon weit besser ergehen. Da ist es wohl das beste ein Mittelchen zu finden, welches für einen äusserst tiefen schlaf sorgt, damit man sich wenigstens nicht mehr an seine Träume erinnert.


    Aber Mitleid ist ja bekanntlich das letzte was sie gebrauchen können und ich glaube den betroffenen geht es weit besser als man es für möglich halten würde.

  • Wirft man mal alle Romantik über Bord und begnügt sich mit der tatsache, dass der Mensch bzw. die Liebe selbst, welche in der heutigen zeit insbesondere durch das Aussehen eines Menschen beeinflusst wird, einzigst zu einem zweck von Mutter Natur erfunden wurde - dem der sicherung der Nachzucht, ist es schon recht spannend zu hinterfragen, wie ein bilnder Mensch " liebt ". !? Ich mein, ich kann mir nur schwer vorstellen das ein Mensch lediglich das ertastete, gerochene oder gehörte und vielleicht auch erschmeckte irgendwann zu lieben beginnt ? :) Dann könnte ich mich auch gleich in meinen Hund verlieben, obwohl der nicht wirklich gut riecht - zugegeben.

    Es gibt einige Untersuchungen zum Thema "riechen" und Attraktivität. Gerüche kann man nicht nur vordergründig als gut oder schlecht empfinden, dazu ist dieser Sinn selbst bei Menschen viel zu komplex. Riechen kann man selbstverständlich objektiv miese Sachen wie Buttersäure oder Schwefelverbindungen ( Schweiß oder vergammelte Eier ), aber auch chemische Verbindungen in homöopathischen Dosen ( Pheromone ), und gerade die werden zur Partnersuche verwendet.
    Es wurden Test gemacht, wonach Männer eine Woche lang Tag und Nacht das gleiche T-Shirt tragen mußten. Dieses wurde dann Frauen zum Riechen übergeben und sie sollten anhand der Gerüche darauf schliessen, ob der Mann attraktiv oder nicht attraktiv sei. In den allermeisten Fällen deckte sich die Entscheidung damit, wenn sie aus einer Reihe von Männern einen aussuchen sollten, den sie riechen und sehen konnten. Nur sehen führte stellenweise zu völlig anderen Ergebnissen. Es ist also eine recht komplexe Mischung mehrerer Sinneswahrnehmungen, was man als attaktiv bezeichnet und was einen abturnt. Der Satz "ich kann Dich nicht riechen" hat schon seine Existenzberechtigung und wurde nicht einfach so erfunden.
    Es gibt eine ganze Reihe von Untersuchungen wonach Männer Frauen als weniger attraktiv empfinden, wenn sie schwanger sind ( das kann schon die 3. Schwangerschaftswoche sein ) oder als deutlich attraktiver, wenn sie gerade ihren Eisprung haben. Macht biologisch auch Sinn, warum sollte ein Mann interessiert sein an einer Frau, wo der Konkurrent schon schneller war und schon zugeschlagen hat?
    Hören, schmecken, riechen, fühlen und sehen. Alles sind Sinne, die parallel aktiv sind in unserem Leben, dem Sehsinn wird nur der größte Einfluß zugeschrieben, während die anderen im Hintergrung agieren. Es ist aber nicht so, daß diese anderen Sinne abgeschaltet sind. Es ist schon lange bekannt, daß sich die anderen Sinne schärfen, wenn der Sehsinn nicht mehr existent ist, jemand also erblindet.

  • Diese Faktoren spielen sicherlich auch eine Rolle in der Partnerwahl, es soll Menschen geben die speziell auf den Schweißgeruch einfach nur abfahren. Als ich die Frage stellte, vergaß ich jedoch ein weiteres unheimlich wichtiges Kriterium : den Charackter. Vielleicht wird diesem mehr bedeutung verliehen als allem anderen, sobald man erblindet.

  • Als ich die Frage stellte, vergaß ich jedoch ein weiteres unheimlich wichtiges Kriterium : den Charackter. Vielleicht wird diesem mehr bedeutung verliehen als allem anderen, sobald man erblindet.

    Vielleicht siehst du das auch zu romantisch. Vielleicht bestimmt dann eben die Stimme mehr über die Attraktivität als eine schicke Haarfrisur und die schlanke Taillie kann man auch durchs Tasten wahrnehmen.


    Ich glaube nicht, dass Blinde jetzt besonders emotional sind oder besonders stark auf innere Werte achten, nur weil sie jemanden mit Hochwasserhosen nicht mehr als Uncool bezeichnen und Frauen, die Röcke tragen, die kürzer sind, als die japanischer Schulmädchen als "Schlampen"abstempeln.


    Vielleicht sind sie ja auch einfach Traumblind. Ich für meinen teil bin es. Ich schlafe ein und wache auf und weiß nicht, was in den 6 bis 8 Stunden passiert ist. An einen Traum konnte ich mich noch nie erinnern. Aber wahrscheinlich trifft das auch nur auf einige Blinde zu, genau wie auf nur einige Sehende.

  • Wenn man mal so darüber nachdenkt, scheinen die Blinden einen klaren Vorteil bei der Partnersuche zu haben, denn sie nehmen die wesentlichsten Faktoren viel deutlicher und differenzierter wahr, und wenn man bedenkt,

    Ach was, das reduziert sich alles auf Genetik + Sex. Wenn´s nicht paßt, paßt es eben nicht. Es gibt auch noch einen nicht zu unterschätzenden Unterschied zwischen bewußter Wahrnehmung und unterbewußter, da denke ich jedoch, daß Blinde den Sehenden überlegen sind, da wir doch sehr fixiert auf Optik sind und alle anderen Sinne nicht mehr so aktiv sind.
    So leid es mit tut, Charakter gibt es in der Biologie nicht, da stimme ich Kaese zu, das ist Romantik.

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