Demokratie in Deutschland und seine Parteien

  • Für mich ist Sternstunden ein großer Begriff, hättest du geschrieben "zehn gute Reden", hätte ich das sofort abgenickt.


    Du willst welche ergänzen. Dann tu das doch.


    Gut ich wurde gefordert, dem will ich nachkommen und postet nun zum (meines Wissens nach) dritten Mal in diesem Forum diese großartige Rede von Gregor Gysi:



    Hätte man damals auf ihn gehört, hätte es neun von zehn deiner Videos in dieser Form vermutlich nicht gegeben!

  • Tolle Rede. Kannte ich nicht. Bemerkenswert prophetisch, in der Tat. Er hat in fast allen Punkten recht behalten. Leider.


    Damals ist diese Botschaft bei mir nicht angekommen. Sie war überlagert durch den Eindruck der PDS als einer Partei, die die Bundesrepublik per se schlecht und die DDR per se gut darstellen wollte. Da habe ich und wohl viele andere auch, dann nicht mehr genau hingehört, bzw. es schlicht nicht geglaubt. Hätte mir nicht träumen lassen, dass ausgerechnet Gysi einmal so sehr recht behalten würde. Gestehe ich ihm zu. Respekt.


    Danke für das Video Fairas.

  • Natürlich kann er nicht exakt die Zukunft voraussagen. Da gibt es etwa einschneidende Ereignisse wie 11/9, welches indirekt zum Krieg in Syrien, den Flüchtlingen und damit ebenfalls zu steigenden Rassismus beigetragen hat. Er benennt halt eher die Wirtschafts- und Finanzpolitik als Grund für steigenden Rassismus.


    Dann sagt er etwa, dass es eine Spaltung innerhalb der EU geben wird zwischen den Ländern die den Euro einführen und denen die ihn nicht einführen. Und welches Land ist jetzt als erstes ausgetreten, hat sich also abgespalten? Richtig, eines welches den Euro nicht eingeführt hat.


    ....


    Wollte eigentlich auf Twiggels antworten, allerdings hat er jetzt seinen Post gelöscht, hab das während dem Schreiben bemerkt als ich nicht zitieren konnte. Ich lasse den Teil wie weit ich gekommen bin mal stehen, falls Twiggels seinen Beitrag nochmal aufgreift. So fehlt jetzt allerdings erstmal der Zusammenhang.

  • Ja, warum hast du ihn gelöscht Twiggels? War doch ganz gut argumentiert. Vieles sehe ich ähnlich wie du. Trotzdem würde ich sagen, dass Gysi hier bereits 1996 eine Menge Dinge angesprochen hat, die dann später wirklich problematisch wurden. Wenn ich da so an die Griechen denke. So falsch lag er mit dieser Rede nicht. Auch wenn ich deshalb immer noch nicht glaube, dass er damals die insgesamt bessere Politik gemacht hätte.

  • Das Ding mit dem Wahrsagen ist folgendes: Es gibt Menschen (oder auch Institutionen), die behaupten einfach immer alles mögliche und wenn dann mal was davon zutrifft, sagen sie: "Seht her, ich habs Euch doch gesagt". Das sie ansonsten meisten falsch liegen verschweigen sie gerne. Leider werden solche Scharlatane auch viel zu oft in Talkshows eingeladen, wo sie ihren Bullshit dann ungehindert unterm Volk verbreiten dürfen.


    Bei Gysi ist das anders, der erzählt im Grunde seit 20 Jahren das Selbe und eben genau nicht immer was Neues, das unterscheidet ihn von den tatsächlichen Dummschwätzern.

  • Ja, warum hast du ihn gelöscht Twiggels?

    Ich habe den BEitrag gelöscht, weil ich, nach etwas rekapitulieren, im Grunde seiner grundlegen These zustimme, auch wenn mich viel an der Rede stört.


    Grundthese: Europäische Einigung ist zu erreichen über Chancengleichheit, Kultur und soziale Gerechtigkeit.




    Wobei ich den Euro dabei durchaus als Mittel sehe um diese Punkte zu unterstützen.

  • Eine europäische Währung ist nett, gerade wenn man grenznah wohnt erleichtert es den Alltag und kommt wahrscheinlich auch den lokalen Unternehmen zugute. Würde ich jetzt nicht mehr missen wollen.


    Aber Europa hat auch ohne den Euro funktioniert. Und es gibt viele Punkte, die er schon 1996 kritisiert und die sich dann im Nachhinein als zutreffend herausgestellt haben.


    Europäische Einigung ist zu erreichen über Chancengleichheit, Kultur und soziale Gerechtigkeit.


    Wann fangen wir damit an?

  • Der Punkt ist: Wählen reicht nicht.


    Ich habe gestern auf ner OV-Sitzung gesessen. 85% der aktiven Mitglieder dort waren zwischen 75 und 85 Jahre alt. Die verpassen allerdings auch keine Sitzung.


    Wir Jungen werden geradezu bekniet mehr Funktionen zu übernehmen, was aber auch für mich durchaus schwierig ist. Jetzt ist Delegiertenkonferenz im Januar. Mitten in der Woche. Januar heißt für mich Zeugnisnoten fertigkriegen, Zeugnisse schreiben, Elterngespräche führen. Eigentlich habe ich mir geschworen, keine nichtberuflichen Termine mehr vier Wochen vor den Zeugnissen anzunehmen. Das endet immer in Stress und Nachtarbeit. Brauche ich nicht.
    Und dann gucken dich da die traurigen Augen von zehn Rentnern an... und dann machst du es halt doch und ahnst jetzt schon, dass du im Januar fluchen wirst.


    Es gibt riesige Probleme überhaupt genügend Listenkandidaten für Kommunalwahlen und Landtagswahlen zu finden. Schließlich kostet so eine Kandidatur den Kandidaten locker mal 10.000-15.000 € Eigenanteil an den Wahlkampfkosten. Plus den enormen Zeit und Kraftaufwand. Das tun sich viele nur noch an, wenn sie quasi „mit Garantie gewinnen“. Sobald es heikel wird, will auch keiner mehr kandidieren. Was ich sogar verstehen kann.


    Sich zurücklehnen und nur „den Parteien die Stimme geben“ ist demokratischer Minimalismus und auch ein Grund dafür, warum wir politisch heute stehen, wo wir eben stehen. Aber ich gebe zu, die Verlockung dahingehend ist extrem hoch. Ortsvereinsarbeit ist nicht gerade vergnügungssteuerpflichtig.

  • Der Punkt ist: Wählen reicht nicht.


    Sollte eine Demokratie in der Theorie nicht so funktionieren?


    Wir Jungen werden geradezu bekniet mehr Funktionen zu übernehmen, was aber auch für mich durchaus schwierig ist.


    Es gibt zwar junge Leute in den Parteien aber die Macht teilen sich doch in der Regel die Alten und geben davon auch nichts ab. Leute wie Kevin Kühnert oder Philipp Amthor sind da eher selten, die meisten Spitzenleute sind über 50. Zumal man die beiden jetzt noch nicht mal zum richtigen Spitzenpersonal dazuzählen kann.


    Es gibt riesige Probleme überhaupt genügend Listenkandidaten für Kommunalwahlen und Landtagswahlen zu finden. Schließlich kostet so eine Kandidatur den Kandidaten locker mal 10.000-15.000 € Eigenanteil an den Wahlkampfkosten. Plus den enormen Zeit und Kraftaufwand. Das tun sich viele nur noch an, wenn sie quasi „mit Garantie gewinnen“. Sobald es heikel wird, will auch keiner mehr kandidieren. Was ich sogar verstehen kann.


    Wenn schon in der Grundlage des demokratischen Prozesses keine Chancengleichheit besteht...


    Ich könnte jetzt nicht mal eben solche Summen locker machen um für eine Wahl zu kandidieren.


    -


    Jetzt die Frage: Wie reformiert man eine Demokratie die nicht richtig funktioniert auf demokratischem Wege?


    Solange es nicht so schlimm ist, dass ich eine Revolution vorziehe, scheint mir "Wählen gehen" immer noch eine recht passable Lösung.


    In einer echten Demokratie müsste eine alleinerziehende Hartz IV-Mutter die selben Chancen haben wie ein Milliardär :lehrer:

  • Demokratie bedeutet in erster Linie, dass die Macht vom Volk ausgeht. Gewaltenteilung ist dafür übrigens nicht zwingend notwendig.


    Was hat Chancengleichhei denn bitteschön mit Demokratie zu tun?


    Ich meinte natürlich die Chancengleichheit bei einer Wahl. Jetzt nicht bei Bildung oder so... Dachte das sei aus meinem Beitrag klar erkennbar, bin mir da gerade aber nicht so sicher :grübel:

  • Es gibt riesige Probleme überhaupt genügend Listenkandidaten für Kommunalwahlen und Landtagswahlen zu finden. Schließlich kostet so eine Kandidatur den Kandidaten locker mal 10.000-15.000 € Eigenanteil

    Ernsthaft?


    Das ist aber kein Muss, oder?


    Und sicher nicht für Stadträte?


    Gibts bei den Grünen insgesamt auch nicht, soweit ich weiß.
    Auch wenn Spenden natürlich gerne gesehen sind und die Grünen hinter den Mitgliedsbeiträgen die am Einkommen gemessen werden, eher mehr hinterher sind, als andere Parteieen soweit ich weiß,


    Freilich muss man dann auch aus seinen Einnahmen durch den Posten, sei es MDB oder Stadtrat einen großen Teil abgeben.

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