Wer (hat) studiert?

  • Das mit dem Lateinisch ist doch Gaga, was macht dich zum besseren Historiker wenn du einen alten Text übersetzt den schon Millionen Menschen vor dir ebenfalls übersetzt haben?

    In alter Geschichte...könnte hinkommen.



    Abeseits davon...im mittelalterlichen Latein sind die wenigsten Quellen übersetzt. In der Regel sind Editionen wie die MGH das komfortabelste, an das man kommt. Wenn man selber historisch forscht und sich abseits der Editionen bewegt, muss man neben den Sprachkenntnissen auch noch die Texte lesen können - trotz anderer Schrift. Und davor schrecken im Studium eben viele Studenten, aber auch Dozenten (die sich die Mühe nicht machen wollen) zurück.

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    And before he died, Taran-Ish had scrawled upon the altar of chrysolite with coarse shaky strokes the sign of DOOM.

  • Wenn es ein bereits übersetzter Text ist, kann ich doch auch eine anerkannte Übersetzung verwenden um mich mit dem Thema auseinanderzusetzen? Außer man ist der eine Oberschlauberger unter vielen der jetzt den Text völlig neu deutet.


    Wenn es ein weniger bekannter oder gar neu entdeckter Text ist riskiere ich doch nicht mit meinem Schul-Latein Fehler zu machen, dann beauftrage ich einen professionellen Übersetzer.


    Klärt mich auf.

  • Genauso so haben wir damals auch argumentiert, aber unser Prof fand es einfach geil lateinische Texte von Studenten übersetzen zulassen. Insbesondere für uns Lehramtsstudenten war das nicht angenehm, da tiefgründige Diskussionen überhaupt nicht stattgefunden haben. Für die eigentlichen Historiker, also die Profis im Kurs, war das ne sinnvolle Übung.

  • Wenn es ein weniger bekannter oder gar neu entdeckter Text ist riskiere ich doch nicht mit meinem Schul-Latein Fehler zu machen, dann beauftrage ich einen professionellen Übersetzer.

    Also in der Schule hatte man zumindest bei uns den ein oder anderen Abstecher in das Mittelalterliche Latein. Zudem gibt es für sowas gibt es doch entsprechende Kurse an den Universitäten, Mittelalterliches Latein für Historiker etc. in den man entsprechende Kenntnisse und Hilfsmittel vermittelt bekommt - wenn man das Fach studiert und einen (Forschungs-)schwerpunkt auf den entsprechenden Bereich setzen mag, ist das einfach unerlässlich. Interpretation wissenschaftlicher Texte anderer ist da nur ein kleiner Teil.



    aber unser Prof fand es einfach geil lateinische Texte von Studenten übersetzen zulassen.

    Wie viele Quellen für das von dir genannte Thema sind denn übersetzt? - In Deutschland gibt es da vielleicht "Die Geschichtsschreiber der deutschen Vorzeit", in der die wichtigsten Chronkiken übersetzt sind, dann eventuelle Auswahleditionen, aber das war es doch dann.

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    And before he died, Taran-Ish had scrawled upon the altar of chrysolite with coarse shaky strokes the sign of DOOM.

  • Also bei mittelalterlichen Geschichte ist es schon sehr nützlich (fast nötig) Latein zu können. Vielleicht nicht in irgendeinem Seminar wenn der Prof die Text noch schnell übersetzen könnte (oder schon übersetzte Texte auswählt), aber spätestens wenn man selbst anfängt zu forschen und sei es nur eine kleine Quellenarbeit, stößt man immer auf nicht übersetzte lateinische Texte.



    Wenn es ein weniger bekannter oder gar neu entdeckter Text ist riskiere ich doch nicht mit meinem Schul-Latein Fehler zu machen, dann beauftrage ich einen professionellen Übersetzer.

    Ich mein wenn du die Asche dafür hast. Brauchst trotzdem Latein um heraus zu finden ob der Text für deine Forschung relevant ist aka Recherche.

    Früher, beim Gipskrieg, als die Gummistiefel noch selbst gestrickt,

    das Freibier noch gratis aber nicht umsonst,

    die Cola noch weiß, der Kaiser noch am Leben,

    Jesus jung und die Zeiten besser waren.

    -Maximilian L.

  • Ich sehe das ähnlich wie Fairas bzw. Lord Wolhynia: Für Lehramtsstudenten macht das keinen Sinn, das komplett neu, mit Schul-Latein, zu übersetzen, wenn es bereits fertig übersetzte Versionen gibt.


    Für Leute, die aber in Geschichte dann forschen wollen, die müssen ihr Latein aufbessern bzw. das Übersetzen von solchen alten Schriften lernen. Aber da jetzt die Lehramtstudenten damit herumzuquälen, halte ich für sehr sinnbefreit. Aber solche Professoren gibt es immer wieder...

  • Bei Lehrern ist das absolut richtig. Statt sie mit Stoff zu quälen den sie für den Unterricht niemals brauchen werden, lieber noch paar Seminare in Didaktik und Pädagogik.


    Zur Forschung ist es natürlich hilfreich.

    Ich mein wenn du die Asche dafür hast


    Sagen wir du findest in einem Archiv einen alten, eher komplexen, bisher total unbekannten Text auf Latein. Klar schaust du erstmal grob drüber ob der relevant ist. Den dann aber mit Schul-Latein zu übersetzen und womöglich eine Arbeit darüber zu veröffentlichen wäre höchst unprofessionell.

  • Bei Lehrern ist das absolut richtig. Statt sie mit Stoff zu quälen den sie für den Unterricht niemals brauchen werden, lieber noch paar Seminare in Didaktik und Pädagogik.


    Zur Forschung ist es natürlich hilfreich.

    Sagen wir du findest in einem Archiv einen alten, eher komplexen, bisher total unbekannten Text auf Latein. Klar schaust du erstmal grob drüber ob der relevant ist. Den dann aber mit Schul-Latein zu übersetzen und womöglich eine Arbeit darüber zu veröffentlichen wäre höchst unprofessionell.

    Unprofessionell? Eher Standardprozedere. Ich veröffentliche ja dann nicht die Übersetzung an sich, sondern benutze meine Übersetzung dann für die eigentliche Arbeit.

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    -Maximilian L.

  • Als ich verstehe hier das Problem nicht.


    Wenn man - nicht vertieft - auf Lehramt Grund- bis Realschule studiert und Kurse in Geschichte belegt, ist Latein keine Voraussetzung. Es ist dann Voraussetzung, wenn man vertieft studiert und den Aspekt der Forschung eine höhere Bedeutung zukommt - sprich: B.A., M.A., Lehramt Gymnasium und natürlich Promotion.


    Aber selbst im zweiten Fall , kann man das Lateinische auch weitgehend umgehen. Allerdings kann der Dozent gleichzeitig bei seinen Veranstaltungen auch darauf bestehenm dass man es können muss. Läuft unter Freiheit von Forschung und Lehre.


    Wenn man aber sich ernsthaft auf das Mittelalter und Teile der frühen Neuzeit spezialisieren will, dann sollte man es können, weil es einfach dazugehört und eben auch die alten Editionen um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert in Latein verfasst sind, eben weil es damals noch Wissenschaftssprache war.


    Das mittelalterliche Latein aus dem deutschen Sprachraum ist übrigens nicht SO schwer. Deutlich einfacher als das, was man in der Schule hatte (Sallust, Livius, Tacitus und Co.).

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  • Wenn Latein keine Voraussetzung für z.B. Lehramt ist, dann kann auch der Professor nicht damit kommen.


    Übersetzt heißt das: "Du darfst zwar hier studieren, bringst aber nicht die nötigen Voraussetzungen mit."


    Wie kann man da keinen Widerspruch erkennen?

  • Wenn Latein keine Voraussetzung für z.B. Lehramt ist, dann kann auch der Professor nicht damit kommen.

    Wenn die Studienordnung für einen Studiengang Lateinkenntnisse als Zulassungsvoraussetzung vorschreibt, z.B. Lehramt Gymnasium, dann darf er das von den darin Eingeschriebenen fordern, weil die durch ihre Einschreibung für Fach und Studiengang diese Voraussetzung mit sich bringen. Er kann auch für eine Lehrveranstaltung Lateinkenntnisse zur Voraussetzung machen, wenn er das für den Inhalt und die didaktischen Ziele als unablässig erachtet. Er darf auch von den Teilnehmern die vertieft studieren fordern, dass sie Quellen auf Lateinisch verwenden - von denen die nicht vertieft studieren darf er es nicht. Regelt man normalerweise, indem man im Vorfeld darauf hinweist.

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  • Ich hatte das jetzt so verstanden, dass Latein keine Voraussetzung mehr für das Lehramt ist. Somit sollte es auch nicht für das Studium dann benötigt werden. Wenn es natürlich irgendwelche zusätzlichen Veranstaltungen sind, die man für den Abschluss des Studiums nicht zwingend benötigt, ist das was anderes.

  • Ich hatte das jetzt so verstanden, dass Latein keine Voraussetzung mehr für das Lehramt ist.

    Ist vermutlich von Uni zu Uni, Institut zu Institut und Studiengang zu Studiengang unterschiedlich. Und auch wenn es eine Zulassungsvorraussetzung für manchen Studiengang ist, heißt das dann auch nicht, dass es der einzelne Dozent dann tatsächlich einfordert.


    (Allerdings: Ich habe auch schon Geschichtsstudenten erlebt, die nichtmal Fraktur lesen konnten....)

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    And before he died, Taran-Ish had scrawled upon the altar of chrysolite with coarse shaky strokes the sign of DOOM.

  • Ich habe auch schon Geschichtsstudenten erlebt, die nichtmal Fraktur lesen konnten....


    Lernt man es in der Schule? Vermutlich nicht, warum sollte man das (zumindest am Anfang der Studienzeit) dann können?


    Meiner Meinung nach sollte ein Ausbildungsbetrieb oder eine Universität nichts von Einsteigern erwarten dürfen was in der Schule nicht unterrichtet wird.

  • (zumindest am Anfang der Studienzeit)

    Das war in einem Hauptseminar, damals also mindestens 5. Semester. ;)


    oder eine Universität nichts von Einsteigern erwarten dürfen

    Wir hatten das in den 90ern bereits in der Grundschule und spätestens im Geschichtsgrundkurs wurde man dann damit konfrontiert, wenn es um Plakate und Co. aus dem 19. Jahrhundert und danach kam.


    Und ich finde auch, dass man an der Uni auch Eigenintitiave erwarten kann. Wenn man merkt, dass man etwas braucht bzw. dass es von den Anforderungen her erwartet wird, dann sollte man sich in entsprechenden Kursen einschreiben bzw. sich auf den Allerwertesten setzen und sich das notwendige Handwerkszeug aneignen. Gerade in den Geisteswissenschaften muss man sich zwangsläufig eine Menge von Informationen, Stoffen, Fähigkeiten etc. selbst anlesen - gerade wenn es ein verhältnismäßige einfache Sache ist, die man nur einüben muss (wie Fraktur).

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