Wer (hat) studiert?

  • Kann ich in etwa bestätigen. Bei mir haben Abschlussarbeit (Organisation, Recherche, Materialsichtung und -auswertung) und Prüfungen 2 Semester in Anspruch genommen, ein Semester ging dann nochmal drauf, bis die Sachen korrigiert waren und das Prüfungsamt (ein Pfuhl der Bürokratie!!!!!) das Zeugnis ausgestellt hatte.

    Die ganze Affäre hat bei mir auch ca. 1,5 Semester in Anspruch genommen. Mit dem "regulären Studium" war ich 1 Semester vor Mindeststudium fertig, im letzten regulären Semester habe ich dann "entspannt" meine ersten Klassen unterrichtet und währenddessen die Diplomarbeit geschrieben. Der administrative Kram hat mich jedoch an den Rand des Wahnsinns getrieben.

    „The Wheel of Time turns, and Ages come and pass, leaving memories that become legend. Legend fades to myth, and even myth is long forgotten when the Age that gave it birth comes again."

  • Also ich bin schon zwei (ab Oktober dann drei) Semester über der Regelstudienzeit. Bei mir haben es nur ne Hand voll Leute in 6 Semestern geschafft. Aber das zieht sich durch den gesamten Studiengang, die meisten brauchen hier 8 oder 9 Semester. Da fragt man sich dann natürlich manchmal auch, ob das alles "gemütliche" Studenten sind, oder ob da was mit der gesamten Planung und Organisation des Studiengangs im argen liegt. Ich tippe dann immer auf letzeres. Gehöre natürlich trotzdem zum eher "gemütlichen" Studententyp. :D


    Nächstes Semester starte ich dann voraussichtlich mit der Bachelorarbeit, dann kann ich im 9. oder 10. Semester fertig sein. Am Ende muss man eh arbeiten bis man alt und tatterich wird, da denke ich immer es schadet nicht wenn man sich vorher ein oder zwei Jahre länger Zeit nimmt. Solange man dann am Ende trotzdem was ordentliches gelernt hat, passt das schon so.

  • Als jemand der sein Studium in Mindeststudienzeit abgeschlossen hat (haben meines Wissens von ca. 20 Studenten die ich näher kenne nur ich und zwei weitere geschafft), kann ich sagen, dass das Studium ganz stark davon abhängt wie "talentiert" man in der Uni ist. In den ersten Semestern habe ich mir verhältnismäßig schwer getan, bin hinterhergehinkt weil ich das System Uni nicht wirklich verstanden habe. Dann habe ich allerdings Leute kennengelernt, Prüfungsskripten ausgetauscht, zusammen gelernt, Tipps eingeholt und meine Studiergeschwindigkeit um das ca. 1,5fache beschleunigt. Diese Beschleunigung kam trotz einer beginnenden Desillussionierung mit dem Studium zustande, die meine Motivation gedrückt hat. Ich gebe gerne zu, dass ich möglichst viele Abkürzungen genommen habe und bereue das auch in keinster Weise, die Uni hat mich kaum auf mein Lehrerdasein vorbereitet.
    In meinen Augen setzt sich Erfolg in der Uni zusammen aus: Talent/Begeisterung für das Fach, Selbstmotivationsfähigkeit, Kollegen/Information, eine gewisse Portion Glück. Leidet einer dieser Faktoren zu stark schafft man es meiner Erfahrung nach nicht das Studium in Mindeststudienzeit abzuschließen, aber dafür gibt es zumindest in Wien ja auch die Toleranzsemester.


    Freizeit hatte ich im übrigen genug, habe aber auch nur etwa 5 Stunden die Woche gearbeitet. Unter meiner Freizeitgestaltung haben meine Noten sicher auch gelitten (hatte gegen Ende des Studiums ca. einen 2,1er Schnitt), aber ab einem gewissen Zeitpunkt sind Noten in der Uni ziemlich egal.


    Spreche hier größteils für das Lehramtsstudium, aber auch für das Informatik/Geschichtestudium.


    Soooo.....nach fast zweiwöchiger Zeit im ukrainischen Exil (Mitten in der Pampa ohne Internet.....was ich auch genossen habe!) kann ich auch mal etwas aus dem Nähkästchen meiner Studienzeit plaudern.


    Bei mir war es im Grunde genommen ähnlich wie bei dir, nur dass ich im ersten Semester fast an der Kartographie-Einführung an der Klausur aufgrund meiner desolaten Mathematik-Kenntnisse gescheitert wäre. Ich habe mir aber auch schnell ein Netzwerk aus 4-5 gleichaltrigen (bezogen auf die Semesteranzahl) Kommilitonen gesucht und dann viele Hausarbeiten, Vorlesungen, Seminare usw. im "Tag-Team" absolviert bzw. besucht. Das hat unwahrscheinlich geholfen, da man viele Studieninhalte bei einem Bierchen und ner Runde Skat im Studentencafe oder auf der Campus-Wiese bequatschen konnte. Auch der Kontakt zu "älteren" Studienkollegen hat vieles leichter gemacht. So hat man herausgefunden, dass die Kartographie-Klausur im Dreijahres-Rhythmus und man im Jahre 2002 nur auf die Klausur aus dem Jahre 1999 schauen brauchte, um zu wissen, was der Prof. prüfen wird (ist mir bis heute eine Lehre einen großen Fundus an unterschiedlichen Klassenarbeiten und Klausuren zu haben, da die heutige Schülergeneration in der Hinsicht auch nicht blöd ist :) ).


    Ansonsten geht es mir hier wie einige Forums-Mitglieder, die noch ein Diplom-Studium absolviert haben. Die Freiheit aussuchen, welche Studienschwerpunkte man legen möchte, bzw. die Stundenplangestaltung waren für mich goldwert, da ich somit gut an der Uni gelernt habe, was es heißt strukturiert, effektiv und selbsständig zu lernen! Meine Regelstudienzeit betrüg damals 9 Semester, was ich auch geschafft habe. Das zehnte Semester war dann mein Examenssemester (Hausarbeit, Klausuren, mündliche Prüfungen usw.)


    War im Nachhinein eine wirklich schöne Zeit, da das Feiern und das Jobben auch nicht zu kurz gekommen ist.

  • Übrigens, ein Studium bedeutet nicht, dass man immer selbstständig wird. Was da teilweise mit Abschluss von ner Uni kommt ist erschreckend...

    Wohl war. Ein Abschluss ist nicht gleich wie jeder andere, auch wenn die selbe Gesamtnote draufsteht. Zwischen den Professuren und zwischen den unterschiedlichen Schwerpunkten eines Studiengangs kann es extreme Unterschiede geben, was den Anspruch angeht.
    Wenn alle Vertiefungsmodule von einem (Medieninformatik) der vier wählbaren Schwerpunkten von Bachelor-Erstsemestlern zu bewältigen sind, während die der anderen teilweise ins Master-Niveau hineingehen, aber beide Fälle die gleich Credit-Zahl bringen und gleich auf dem Zeugnis gewichtet sind, muss man sich schon am Kopf kratzen. Ich hatte mich in zwei Medieninformatik-Modulen reingesetzt, weil ich noch zwei wählen musste und alle anderen Module, die für mich von Interesse waren, bereits erschöpft waren. Sprich: Ich habe ein paar Credits aufgefüllt. In die Vorlesung hatte ich mich nur gesetzt, weil ich sowieso in der Uni war. Aufpassen musste ich jedoch nicht. Ich hatte da meine Bachelor-Arbeit weiter geschrieben. Nicht nur dass der Stoff einfachstes Zeug ist (z.B. die Frames in einem MP4), die ändern auch die Klausuren kaum und kürzen den Stoff noch, der abgefragt wird. Warum sind das dann ein paar der schlechteren Noten auf meinem Zeugnis? Weil ich Auswendiglernen den Mittelfinger zeige und ich durch die schwierigeren, aber methodischeren/mathematischeren Module am Ende sowieso auf 1,x komme. ^^
    Und da stelle ich mal sowas wie Neurokognition gegenüber, was die gleiche Gewichtung auf dem Zeugnis hat, wo man verschiedene, mathematische Modelle verstehen muss, von einzelnen Neuronen und Neuronenpopulationen hinzu ganzen Hirn-Regionen/-Funktionen. Da würden die Bachelor-Medieninformatiker bei dem Anblick der Vorlesungsfolien aus dem Fenster springen.
    Um fair zu sein: Neurokognition ist auch erst im Master wählbar. Aber dennoch gibt es Möglichkeiten, sich sowohl den Bachelor, als auch den Master einfach zu gestalten. Das gilt auch für Seminare, Praktika und Abschlussarbeiten. Man muss nur die richtigen Profs anstupsen. Aber was dann raus kommt, sind solche "Master"-Informatik-Studenten, die mit Versionsverwaltungssystemen nichts anfangen können [wir haben gar keinen Suizid-Smiley].


    Allgemein ist das Schlimmste für mich, wenn diese Pseudo-Informatiker mit ihrem Kindergarten so überzeugt von sich selbst sind, nur weil sie Probleme auf Schulniveau lösen können, während ich an meinem Wissen stets selbst zweifle und mir den Stress teils selbst mache, wenn ich z.B. wie in der derzeitigen Abschlussarbeit weit übers Ziel hinaus ziele.


    Der Trost ist für mich, wenn ich auf den Lohn meiner Bemühungen schaue: Regelstudienzeit, drei Jahre lang Stipendium und jetzt direkt nach dem Studium eine (gewünschte) Anstellung als Entwickler - mit Weiterentwicklungsmöglichkeiten und angenehmen Leuten - und das ohne dass ich mich irgendwo initiativ beworben hatte. Ich wäre sogar auch von anderen genommen worden und eine Promotionsstelle wurde mir ebenfalls mehrfach unter die Nase gerieben.
    Was will ich damit sagen? Können zahlt sich aus, nicht nur Noten. Wenn man bei Telefon- oder persönlichen Vorstellungsgesprächen nicht mit einem tieferen Verständnis von seinen vergangenen Tätigkeiten reden kann, wird man nur der größte Dödel. Das Zeugnis wird zwar auch angeschaut, ist aber nur ein Randthema.


    Da ich ja zwei Monate vor Ende meiner Studienzeit stehe, kann ich auch mal einen Rückblick wagen:
    Die ersten Semester sind angenehm. Das Studium ist dafür ausgelegt, dass auch Leute, die vor dem Studium noch nichts mit Programmieren oder Informatik zu tun hatten, mitkommen (zudem saßen in den ersten zwei Semestern auch Nicht-Informatiker drin, die Informatik-Module machen müssen). Die müssen natürlich mehr Fleiß und Extra-Arbeit für sich selbst investieren, aber für mich als schon aufgetauten Amateur-Programmierer und Mathematik-Affinen waren die ersten Kurse eher eine anspruchsvolle Übung. Natürlich habe ich da einiges Neues gelernt, aber das ging fix. Der Teil der Kommilitonen, der eher Party machen wollte und regelmäßig in Bars und Kneipen rum hing und auch nicht zu den Vorlesungen kam, brach auch innerhalb des ersten Jahres weg. Was von der Anfangstruppe blieb, waren die, die entweder fähig genug oder fleißig waren oder zumindest wussten, wie viel man tun musste.
    Aber dann zog das Studium schon langsam an. Die Vorlesungen verlangten mehr Aufmerksamkeit und die Prüfungen mehr Lernen ab. Die praktischen Aufgaben wurden umfangreicher und komplexer. Der Schwerpunkt des Studiums wurde dominanter und ich hatte einen der schwierigeren, wenn nicht den schwersten Schwerpunkt gewählt (kommt eher auf die individuelle Affinität an). Da saßen in den späteren Vorlesungen weniger als eine Handvoll Leute drin. In der Zeit hatte ich dennoch genügend Zeit, um ein Semester als Tutor und ein anderes als HiWi tätig zu sein, was die eigenen Fähigkeiten weiter ausbessert und auch neben dem Studium mal im Lebenslauf auftaucht. Auch konnte man im Bachelor ab und zu mal Vorlesungen aus späteren Semestern vorziehen, was die letzten Semester etwas entlastete. Ebenso habe ich neben dem Bachelor noch Englisch-Kurse absolviert, die ich mir aber nicht aufs Bachelor-Zeugnis, sondern im Master habe anrechnen lassen, was mir zwei Semester an obligatorischen, wöchentlichen Veranstaltungen ersparte.
    Erst die Bachelor-Arbeit versetzte mir einen geistigen Schlag. Zwar hatten auch schon ein paar Prüfungen Stress ausgelöst (bei einer hatte ich mich mit Alkohol beruhigt, um die Nacht davor einschlafen zu können), aber da vertrat ich auch öfter die Philosophie "Lieber ein paar Punkte als Nerven verlieren". Die Bachelorarbeit jedoch war was eigenes. Das Thema kein simples "Recherche und Wiederhole in eigenen Worten", sondern ein innovativer Versuch, der auch in die ersten drei Monate des Masterstudiums hineinragte. Und in diesen Monaten baute sich der Stress zu einem physisch wahrnehmbaren Level auf. Aber durch diese Arbeit gab es mir erst überhaupt einen Schub auf der Meta-Ebene einiger Dinge: Wissenschaftliches Arbeiten, Entwickeln, Lernen, Einschätzung eigenen Aufwands etc. Aber dennoch nicht genug. Ich würde mein Bachelor-Ich nicht einstellen.
    Das Masterstudium hat eigentlich reihum die Fähigkeiten verfeinert (Hard-, Soft- und Meta-Skills), die im Bachelor aufbereitet und durch die Bachelor-Arbeit beschleunigt wurden. Bei den Modulen, die ich da teilweise belegt hatte, würden mich einige für Verrückt erklären, dass ich mir das freiwillig antue. Und auch bei der Wahl des Masterarbeitsthemas habe ich mir wohl ins eigene Knie geschossen, aber besser sich selbst unter höheren Druck setzen und etwas machen, was interessiert, als nur eine Note erreichen wollen. Die letzte Prüfung (und damit Vorlesung) hatte ich im letzten September absolviert und hatte vom Lernen einfach nur noch die Schnauze voll. Und das letzte Jahr (Ende September bis die nächsten zwei Monate) bin ich mit einem Forschungspraktikum und der thematisch angeschlossenen Masterarbeit zum ersten Mal tief, tief, tiiieeef in ein Forschungsthema eingetaucht, so tief, dass mir keiner dabei helfen kann und ein extra Seminar als Einleitung zu meiner Verteidigung veranstaltet wird. Leider werde ich mit der fertigen Arbeit selbst nicht zufrieden sein, weil ich aus den gewonnen Erkenntnissen, durchgeführten Experimenten, Recherchen und Untersuchen (was zusammen eine vollwertige Arbeit liefert) einen eigenen Lernalgorithmus entwickeln wollte, aber den Frust zu spüren bekam, der auch in diesem Blog-Beitrag beschrieben ist.


    Der Rückblick war jetzt etwas wirr geschrieben, aber was soll's...


    Das Paradoxe ist für mich eben, wenn ich glaube, dass mehr von mir erwartet wird, als wirklich gefordert oder wenn ich mir so viele Gedanken mache, während die absoluten Toastbrote sich auch durchs Studium schlängeln. Ich hatte auch vor dem Studium den Eindruck, ich müsse später im Studium viel mehr machen, als ich dann wirklich selbstständig machen musste (also was Selbststudium in den ersten Semestern angeht).
    Aber der selbstgemachte Stress und der höhere eigene Anspruch/Standard wappnen einen besser für's Arbeitsleben.


    EDIT:

    Bei mir war es im Grunde genommen ähnlich wie bei dir, nur dass ich im ersten Semester fast an der Kartographie-Einführung an der Klausur aufgrund meiner desolaten Mathematik-Kenntnisse gescheitert wäre. Ich habe mir aber auch schnell ein Netzwerk aus 4-5 gleichaltrigen (bezogen auf die Semesteranzahl) Kommilitonen gesucht und dann viele Hausarbeiten, Vorlesungen, Seminare usw. im "Tag-Team" absolviert bzw. besucht.

    Nach alten Lösungen und Klausuren wurde natürlich auch immer geschaut, aber was gegenseitige Hilfe anging, war ich meist der, der anderen geholfen hatte (Debugging, Hausaufgaben etc.) und wenn ich an ein Problem stieß hat mich meist ein blöder innerer Stolz zurückgehalten und so hatte ich mich immer selbst auf eine längere Lösungssuche begeben. Aber beides hat auch sein Vorteile: Sowohl Probleme anderer zu lösen, als auch auf eigene Faust die eigenen fördert die eigenen Fähigkeiten. ^^

    Steam-Profil


    "When the world rots, we set it afire. For the sake of the next world. It's the one thing we do right, unlike those fools on the outside." - Corvian Settler (Dark Souls 3)

    "People are paying me to rob them." - Spiffing Brit playing M&B2

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