Das preußische Militär des alten Fritz - eine Abrechnung mit der Kritik und schlechten Presse

  • Als am frühen Abend nach der Schlacht von Leuthen am 05.12.1757 über den mit Leichen und Verwundeten bedeckten Friedhof des Ortes erst die einzelne Stimme eines Soldaten anfing „Nun danket alle Gott“ zu singen und dann sein Gesang von den Kameraden aufgegriffen wurde und dann schließlich die ganze Armee dieses Lied sang, da war ein Mythos geboren worden!


    Was war das für eine Armee, welche Gott nach so einem blutigen Tag und einem gegen alle Regeln der Kriegskunst gewonnener Schlacht dankt?
    Was war das für eine Armee welche nicht wie die Aasgeier plündernd nach der Schlacht übers Feld zog und die Toten um des eigenen Einkommens willen beraubte, was damals durchaus üblich war, sondern Verwundeten halfen und egal ob Freund oder Feind?
    Wir sind heutzutage leider mit einem schnellen pauschalen Urteil zur Hand und dieses meistens nur, weil ihnen dieses irgendwer irgendwann einmal eingetrichtert hat. Selbst mangels eigenem Wissen und sogar wider gegen besserem Wissen wird dann eine Sache verurteilt. Ein solches Opfer der verblendeten Geschichte ist Preußen, ist sein Militär und ist auch Friedrich der Große!


    Geschichte, ernst zu nehmende Geschichtsforschung und Lehre haben die Wahrheit zu vermitteln und nicht eine einseitige Pauschalisierung oder Polarisierung. Vor dem 2. Weltkrieg wurden Preußen und seine Institutionen falsch glorifiziert, insbesondere in der Nazizeit. Nach dem Krieg war Preußen von den Alliierten zerschlagen worden weil es das Übel der deutschen Angriffslust gewesen sein soll. Seitdem ist Preußen mit einer extrem negativen Presse versehen und das ist genauso falsch wie die Glorifizierung zuvor!


    Wenn vom preußischen Militär die Rede ist, insbesondere in der Epoche von Friedrich dem Großen, dann ist immer automatisch die Rede von Unterdrückung, Prügelstrafen, Unmenschlichkeit und Kadavergehorsam der so eingetrichtert wurde. Waren es also alles willenlose Geschöpfe mit vernarbten Wunden der Disziplinierung welche an diesem Abend von Leuthen eine Menschlichkeit zeigten und zuvor einen Sieg errungen hatten, der im selben Atemzug mit den Siegen der Antike genannt wird? Wohl kaum….


    Wie kommt also so eine negative Presse zustande?
    Die, welche von Geschichte nicht mehr verstehen als das, was sie im mehr oder weniger gut gemachten Geschichtsunterricht gelernt und noch behalten haben sind hier eher die Opfer als die Protagonisten dieser schlechten Presse!
    Diejenigen aber, welche hier als gebildet betrachtet werden können und sich auf zeitgenössische Quellen berufen können, machen meistens immer wieder dieselben elendigen Fehler und tragen daher eine Verantwortung daran! Diese Leute berufen sich immer wieder auf dieselben spärlichen Quellen, die nicht ansatzweise befriedigend sind und ein einseitiges Bild zeigen!
    Wer sich auf Quellen wie die des Schweizers Ulrich Bräker und seiner Lebensgeschichte des „Armen Mannes aus Tockenburg“ bezieht hat automatisch ein extrem negatives Bild von Preußen. Bräker, aus den schweizer Alpen kommend wurde Opfer von Werbern des Königs und zum Militärdienst gepresst und nahm mit seinem Werk Rache für die vergeudete Zeit und erlittene Disziplinierung.
    Obwohl dieses Gekritzel an persönlicher Rache schon längst vergessen war, kramte ihn irgendein Professor im letzten Jahrhundert hervor und seitdem gilt dieses Werk als die Grundlage der kritischen Auseinandersetzung mit dem Preußentum hinsichtlich des Militärs! Es galt sogar als Grundlage für zahlreiche Publikationen und Filme und gerade dann wird in der weniger wissenden Öffentlichkeit ein bestimmtes Bild eingeimpft welches sich dann wie ein Virus verbreitet.


    Es ist beschämend wie krampfhaft gerade in unserer Zeit die Medien versucht wird den anderen zeitgenössischen Darstellungen und Berichten mit positiverer Erfahrung aus dem Weg zu gehen und sie tot zu schweigen. Schon wenn ein Wolf Schneider in seinem „Buch vom Soldaten“ im Vorwort schreibt „im russischen Heer und in der englischen Marine der Zeit ging es weitaus schlimmer zu“, folgt direkt wieder ein "ja aber..." meisten Ortes!
    Niemand will die anderen zeitgenössischen Quellen kennen, kein „Tagebuch des Junkers von Barsewisch“, kein „Leben und Taten eines preußischen Regiments – Tambours“ um nur mal zwei von einer endlosen Fülle an möglicher Literatur herauszustellen. Natürlich ist Literatur an sich oftmals ebenfalls von Vorurteilen geprägt, nichts anderes sage ich ja die ganze Zeit, aber der kritische Leser darf und muss beide Seiten lesen und erfahren können um sich ein wirkliches eigenes Bild und somit eine eigen Ansicht verschaffen zu können. Doch wenn nur eine Seite hervorgehoben und zitiert wird, dann ist das Ergebnis klar und dieses Ergebnis ist das, wessen Preußen, sein König und sein Militär zum Opfer fallen!


    Es geht nicht darum, dass hier die rigorose Disziplin im preußischen Heer totgeschwiegen werden soll, Es gab das Gassenlaufen und andere üble Strafen und sie wurden vielfach angewendet. Aber wer nur die Strafen aufzeigt, der vermittelt auch ein falsches Bild. Wer sich nur das Strafgesetzbuch irgendeines Landes dieser Welt durchliest und nichts anderes an Informationen über dieses Land erhält, der bekommt auch schnell die Meinung, dass es ein Land voller Kriminalität ist! Wer nun auch noch hingeht und nur den Strafenkatalog im preußischen Militär aufzählt und sich darüber auslässt vermittelt ebenso ein falsches Bild, denn wie war denn der Strafenkatalog in den anderen Staaten der Epoche? Genauso und sogar schlimmer, aber das wird gerne verschwiegen!


    Nun sind wir aber noch kein Stück näher an der Beantwortung der Frage am Anfang: Was war das für eine Armee die Gott dankend nach der Schlacht für die Epoche ungewohnte Menschlichkeit zeigte und einen grandiosen Sieg erfocht?


    Solche Soldaten können in der Masse keine nur mit Zwang zum Dienst an der Waffe gepressten Soldaten gewesen sein. Nie wäre so eine Armee aus erzwungenem Gehorsam zu so einer Tat fähig gewesen. Wer wurde eigentlich auf dem Kasernenhof geprügelt in Preußen? Sicherlich in Einzelfällen auch Unschuldige und es ist auch nicht zu bestreiten, dass Preußen hier genauso unlautere Mittel bei der Werbung anwendete wie alle anderen Staaten. Wer hier geprügelt wurde waren mehrheitlich Soldaten, welche ein Vergehen begangen haben. Aber erstaunlicher Weise ist in der Prügelstrafe sogar etwas Humanes zu finden in der Zeit, abgesehen davon das sie auch im alltäglichen leben Gang und gebe war in der Zeit. In Preußen wurde die Todesstrafe im vergleich zu den anderen europäischen Staaten extrem selten angewendet bei selbigen Vergehen. Friedrich der Große hat selber gesagt „prügelt das Schwein halb tot zur Strafe, pflegt ihn danach gesund und dann macht aus ihm einen Soldaten!“. In Frankreich, England und egal welchem anderen land wäre dieses „Schwein“ mit großer Wahrscheinlichkeit für dasselbe Vergehen erschossen worden!


    Die bekannte hohe Qualität der preußischen Armee kann nicht durch unmenschlichen Umgang erreicht worden sein, denn das zeigt die Geschichte auch: Erzwungener Gehorsam führt zu keinem Sieg und ist ein Unsicherheitsfaktor. Die Ausbildung im preußischen Heer war und ist der Schlüssel für den Erfolg Preußens in der Epoche. Nur gut ausgebildete und motivierte Soldaten sind zu Leistungen wie in Leuthen fähig.
    Wenn man sich mit der Kriegsführung und dem Geschehen auf dem Schlachtfeld der Epoche genauer beschäftigt, dann wird es noch deutlicher, dass nur Hingabe und Bereitschaft für den König und den Staat zu kämpfen, so eine Leistung möglich macht.
    Ja, es wurde auch Disziplin eingeprügelt wenn es erforderlich war und der bekannte Satz von Friedrich dem großen „Der Soldat müsse seinen Offizier mehr fürchten als den Feind!“ steht in den Geschichtsbüchern. Was aber nicht drin steht sind andere Zitate des „Alten Fritz“, auch nicht, dass die Prügelstrafe in den meisten Regimentern streng reglementiert war. Schon gar nicht steht in diesen Büchern dann das Reglement Friedrich des Großen von 1743, welches in seiner ganzen Regierungszeit galt:: Der Offizier hat seine Untergebenen menschlich und fürsorglich zu behandeln!
    Ist das die unmenschliche preußische Militärmaschine?
    Ist das die unmenschliche Kriegsmaschine Preußens, wo der „Alte Fritz“ anordnet, dass Invalide, Erkrankte und sonstige Ausscheidende aus dem Militärdienst, welche nicht für sich selber sorgen können dem König von dem Regiment zu melden sind, damit der treue Diener des Volkes in nachhinein bettelnd durch die Lande ziehen muss. Das wird schon auf jeden Fall verschwiegen, denn es zeigt eine soziale Haltung in Preußen, welche im totalen Widerspruch zu der schlechten Presse steht!


    Zum Abschluss und um zu zeigen wie auch Stolz auf seinen geleisteten Dienst in Preußen vorhanden war, ein vielfach dokumentierter Fall:


    In der freien Reichsstadt Nürnberg unterlief einem ehemaligen preußischen Feldwebel beim Exerzieren ein Fehler. Als der anwesende Oberst der Stadtsoldaten ihn deswegen vor der versammelten Mannschaft auf gut deutsch zur Sau machen wollte erwiderte der Feldwebel: „Herr Oberst, vergessen Sie nicht, dass ich in der preußischen Armee ihrer Majestät gedient habe!“. Dann machte er eine zackige Wendung und trat wieder ins Glied ein. Der Oberst konnte darauf nichts erwidern und schwieg!

  • Lieber Mandelus,
    zufällig studiere ich Geschichtswissenschaften seid einigen Jahren, bin also angehender Historiker. Vieles von dem was Du schreibst ist sicherlich bedenkenswert, allerdings machst Du in Deinem Bestreben "das preußische Militär reinzuwaschen" genau den gleichen Fehler, wie diejenigen, die Versuchen es als "Quelle allen Übels" darzustellen. "Die Wahrheit" liegt wie immer am wahrscheinlichsten dazwischen. Noch etwas darf ich Dir als Historiker sagen. Den Begriff "die Wahrheit" gibt es in den Geschichtswissenschaften nicht. Geschichte hat demnach auch NIEMALS "die Wahrheit" zu ermitteln. Sie kann nur versuchen dieser möglichst nahe zu kommen. Jemand der schreibt "wie es damals wirklich war" offenbart schon, dass er nicht wissenschaftlich arbeitet. Wir können schlichtweg nicht genau wissen wie es damals "wirklich" war, ganz einfach, weil wir nicht dabei waren. Außerdem ist "Wirklichkeit" ein Konstrukt. Die Wirklichkeit von Friederich dem Großen dürfte eine ganz andere gewesen sein, als die Wirklichkeit des einfachen Soldaten, oder gar eines Österreichers. Und das schon damals! Wir können also nur anhand von unterschiedlichen Quellen und Berichten Vermutungen darüber anstellen, wie es damals, aller Wahrscheinlichkeit nach, am ehesten gewesen sein könnte. Dafür sammelt man dann mühsame Beweise und Quellen, anhand derer man das dann belegen kann und muss. Wertungen sind hier zunächst einmal völlig fehl am Platz. Sätze wie: "Was war das für eine Armee die Gott dankend nach der Schlacht für die Epoche ungewohnte Menschlichkeit zeigte und einen grandiosen Sieg erfocht?" offenbaren schon in ihrer Formulierung ihre Befangenheit. Aus welcher Sicht, war der Sieg "grandios"? Sicher nicht aus der eines Österreichers. Was ist "die Armee"? Zeigten alle Soldaten ungewohnte Menschlichkeit? Woher weißt Du das? Gibt es dafür Belege? Gab es wirklich keine Leichenfledderei? Besteht nicht die Gefahr, dass es sich bei dem "Choral von Leuthen" eher um einen verklärenden Myhtus handelt? Wieviele Zeitzeugen gibt es dafür? usw. usf." Vollkommen untauglich sind auch nicht belegbare Vermutungen wie: "Nie wäre so eine Armee aus erzwungenem Gehorsam zu so einer Tat fähig gewesen.". Das sind Glaubensätze aber keine historischen Erkenntnisse nach wissenschaftlichen Maßstäben. Ich hoffe Du nimmst mir meinen Widerspruch nicht übel. Das was Du hier vorgetragen hast ist sicher ein schönes Plädoyer für eine positivere Sichtweise der preußischen Armee. Es ist aber sicherlich kein wissenschaftlich ernstzunehmender Beitrag dazu, wie die preußische Armee "wirklich" war. Gerade Geschichte ist immer der Gefahr ausgesetz, dass sie eher dazu dienen soll, schon vorhandene Vorstellungen und Wünsche zu bestätigen und zu festigen, als wirklich der Sache im kompletten Umfang auf den Grund zu gehen. Diejenigen, die auf dem Schlachtfeld liegen blieben, konnten im Übrigen nicht mehr ihre Meinung zum "Choral von Leuthen" äußern.

  • :respect: @Mandalus :hallo:


    Du sprichst mir aus dem Herzen. Auch ich bin Preußenanhänger. du hast recht, eine Armee die nur durch Unterdrückung zusammengehalten wurde hätte diese Siege nicht erringen können.


    Heute trete ich für einen neues Bundesland Preußen ein. Es sollte Brandenburg, Berlin, Vorpommern, von Sachsen Anhalt den Teil um Madgeburg umfassen und einen Bezirk Niederschlesien. Den Rest von Sachsen Anhalt kann man ruhig zu Thüringen schlagen. Ein solches Bundesland hätte ca 45.000-50.000km² und ca 7.3 Mill. Einwohner und wäre Lebensfähig.
    Allerdings bin ich eher der Preußenanhänger des Befreiungskrieges gegen Napoleon.


    Kennst du diese Seite?
    http://www.preussenweb.de/

  • Also wenn schon Preußen, dann gehören Teile von Westfalen auch dazu! Ich komme aus einem Teil Westfalens, der gehörte ursprünglich zur Grafschaft Mark, welche ihrerseits schon vor der Gründung des Königreichs Preußen an das Großherzugtum Brandenburg fiel. Also wenn schon Preußen, dann auch mit allen Preußen. Aber mal ganz abgesehen davon, welchen praktischen Nutzen hätte das, außer dass sich ne Menge Leute darüber aufregen würden?

  • Ja, im Grunde ist das Schnick-Schnack. Was man realistischerweise machen könnte, wäre eine Zusammenlegung von Berlin und Brandenburg. Die könnte man dann Preußen nennen. Allerdings ist selbst das nicht Mehrheitsfähig und würde wohl auch im Ausland ungute Erinnerungen hervorrufen. Und nicht nur "die Linke" dürfte dann einen Volksaufstand aufrufen. Warum? Weil es die Neonazis geschafft haben, den Begriff "Preußen" für sich zu besetzen. Wenn ich an Preußen denke, dann fallen mir leider auch gleich die Glatzen ein. Auch wenn diese ÜBERHAUPT keine Ahnung davon haben, wie tolerant es in Preußen ursprünglich zuging, und das Preußen bspw. in der Weimarer Zeit eine sichere Festung der Sozialdemokratie war. Trotzdem möchte ich heutzutage ungerne mit den Glatzen verwechselt werden, nur des Namens wegen.


    Und Fakt ist leider nun mal auch, dass selbst der von vielen hochverehrte Friederich II. einen , auch nach damaligen Vorstellungen!!, rechtswidrigen Angriffskrieg auf Schlesien unternommen hat. Und zwar nach eigenem Bekunden aus reinem Prestigedenken. Sowas lasse ich mir zwar bei ETW gefallen, aber ich muss es in der historischen Betrachtung dennoch nicht für gut heißen. Friederich II. hat damit ja auch nicht umsonst viele Philosophen der damaligen Zeit schwer enttäuscht, die sich gerade von ihm, mehr erhofft hatten!

  • Erstmal hallo "angehender Kollege JonOlt"! Wie lange hast du denn noch und was ist dein "Zweitfach"?


    Geschichte muss der Wahrheit sehr nahe kommen und die Wahrheit zeigen. Das ist ein Anspruch an die Geschichtsschreibung den sie nachkommen muss, sonst ist es "Geschichten schreiben" und nicht "geschriebene Geschichte" ;)


    Dafür ist es aber unbedingt erforderlich, daß hier, wie du selber im Kern sagst, nicht nur eine einseitge Quelle als Bezug genommen wird, sondern verschiedene zeitgenössische Quellen mit verschiedenen Kernaussagen. Nur so kann man ein Bild erzeugen, welches der Wahrheit nahe genug kommt. Aber genau da liegt der Fehler der hier in Bezug auf das preußische Militär gerade von Historikerseite gemacht wird, so wie ich es darlegte. Ich will es nicht rein waschen, ich will nur mal zeigen, wo die Gründe für die miese Presse liegen und warum und wo es auch eine ganz andere, aber totgeschwiegene Quelle gibt.


    Was den Choral von Leuthen angeht, der ist vielfach und von verschiedenen Quelen (die sich gegenseiig aufeinander Bezug nehmen, was auch manchmal vorkommt in der historischen Forschung wie du weißt) belegt. Natürlich ist die Ansicht eines Österreichers in der schlacht eine andere als die eines Preußen, bleibt also das Ausland übrig und hier ist die Einstufung der Schlacht eindeutig: ein heroischer Sieg der auf derselben Stufe wie Cannae & Co steht! Die Gründe liegen nicht nur in der massiven Unterzahl Preußens hier, sondern vor allem in der Art und Weise wie der Sieg erfochten wurde.




    Zitat

    Und Fakt ist leider nun mal auch, dass selbst der von vielen hochverehrte Friederich II. einen , auch nach damaligen Vorstellungen!!, rechtswidrigen Angriffskrieg auf Schlesien unternommen hat. Und zwar nach eigenem Bekunden aus reinem Prestigedenken.


    Unbestritten richtig und das du den Zusatz "nach damaliger Vorstellung" mit einfügst zeigt auch, daß du "vom Fach" bist. Nur eine Kleinigkeit stimmt nicht so wirklich: Damals war es vollkommen legitim sowas zu tun und nicht mal ansatzweise anrüchig und vor allem gibt es da massig andere Beispiele! ;)

  • BTW: Ich finde das es keinen Grund gibt eine Zusammenlegung von Brandenburg mit Berlin oder anderen Bundesländern
    ''Preußen'' zu nennen. Preußen war ja ne künstliche Konstruktion mit nem nicht so allgemein passenden Namen (Preußen ist ja geographisch nur die Gegend um Königsberg)
    Am natürlichsten und geographischsten wäre halt Brandenburg mit Berlin drin, das wäre wäre find ich auch passender als ein Preußen mitten in Deutschland - So ein Quark jetzt wo das Zufalls-Phänomen von diesem Konstrukt vorbei ist. :alt:


    [spoil]Stellt euch vor was z.B. die Amis denken würden ^^ [/spoil]

  • @Olt, willste nichtmal nen Avatar wählen der mic hnciht jedesmal dran erinnert was für eine gottverdammte Vergewaltigung des Kanons und Stils Fallout 3 ist?


    Mandelus,
    Danke, dass hier mal Jemand ausser mir ne Lanze für Preussen bricht. Ich steh auch nicht auf die Glorifizierung Preussens, bewundernswert ist es nichtsdestotrotz. Ähnlich wie Ladegos hab ich auch eine gewisse "lokale" Vorliebe, in meinem Fall Ostpreussen. Nicht zuletzt weils einfach die hübscheste der Preussenflaggen ist ziert meine Zimmertür eben jenes Stück Stoff. 13qm Preussen, mitten in Baden :D Dank meiner Familie gehöre ich tatsächlich zu den Menschen deren Preussische Vergangenheit wirklich auch mit dem Gebiet "Preussen" zu tun hat *g*
    Jedenfalls, danke, dass ich hier auch ein paar einzelheiten lernen durfte die mir noch nicht bekannt waren!


    Was Olts Argumentation hinsichtlich der Pervertierung durch die Nazis angeht habe ich seit früher Kindheit ein Motto: Klaut den Nazis die Parolen!
    Ja, die Nazis haben Preussen nach Strich und Faden für ihre Zwecke missbraucht und seinen Namen besudelt. Nur was für eine Konsequenz ist dann angesagt?
    Fleck auf dem Anzug und schon ab in den Müll damit? Preussen vergleiche ich in diesem Fall eher mit einer gefallenen / missbrauchten Frau. Sie verdient nicht auch noch unsere Verachtung, sondern Hilfe. Dass die Alliierten es sich einfach gemacht haben wundert nicht, immerhin konnte mit einer stigmatisierung Preussens auch gleichzeitig das Gefühl der Deutschen für ihre eigene Wehrhaftigkeit "abgeschafft" werden. Nur ist die Entscheidung der Aliierten keinerlei moralische Prämisse aus der sich entsprechende Schlüsse ziehen lassen. Ähnlich verhält es sich mit mit dem (Kurz)Schluss, dass verbotene Dinge automatisch schlecht und verwerflich und was erlaubt ist gut und richtig sein muss.
    Jedenfalls sehe ich GERADE wegen der Pervertierung durch die Nazis einen erhöhten Bedarf dies richtig zu stellen und dem ganzen AUCH einen positiven Klang zurückzugeben. Wie alles menschliche ist/war Preussen nicht pauschal gut oder schlecht. Und wie Mandelus schön herausgestellt hat stammen die meisten übermäßig negativen Stimmen aus anderen Staaten, bzw von Autoren die einen persönlichen Grund hatten.
    Was allerdings "ruft ungute erinnerungen bei anderen hervor" angeht... naja. Wenn man sich mal umschaut hat jede Nation ordentlich Dreck am Stecken, und nur weil man das heute nichtmehr allen ansieht verhält es sich bei denen ja nicht anders. Schweden sind ziemlich rassistisch. Russen ohnehin. Während Amerika mit dem Finger auf die rassistischen Deutschen zeigt haben sie fröhlich Farbige gelyncht. Die Türkei die immer wieder gerne Deutschlands Ausländerpolitik kritisiert bekennt sich bis heute nicht zu dem Massaker an den Armeniern. Was die Russen wiederum mit den Armeniern oder erst kürlich angerichtet haben... ihr seht schon wo das hinführt.
    Es sind meist die, die selbst ordentlich was auf dem Kerbholz haben, die mit dem Finger auf andere zeigen und leider wird das hierzulande gerade in eher linksgerichteten Kreisen nur zu gerne aufgegriffen.



    btw... wenn hier schon soviele Historiker rumhängen, falls irgendwer über Informationen zu einer Ostpreussischen (Adels)familie "Wittenberg" oder dem (früher)gleichnamigen Ort in der Nähe von Königsberg stolpert oder verfügt wär ich zutiefst dankbar wenn man mir diese zukommen lassen würde! :)

  • Was mich häufig sehr verwundert ist das doch recht negative Image des Vaters von Friedrich II. Ich vermute, dass dies auf das schlechte Verhältnis der Beiden zurückzuführen ist. Und da die Geschichtsschreiber häufig große Sympathien für Friedrich "den Großen" erkennen ließen, rückte sein Vater offenbar sehr in den Hintergrund. Zudem dieser sich seinem Sohn gegenüber ja auch unbestreitbar sehr grausam verhielt. Der Vater gilt ja als grobschlächtig, rau und gefühllos. Ich muss sagen, ich finde diese Kritik an Friedrich Wilhelm I. eigentlich ungerecht. Seine Politik könnte man eigentlich auch als vorbildlich bezeichnen. Ich zitiere mal Wikipedia:



    Also wenn man es mal zusammenfasst, dann hat er fleissig gearbeitet, sehr sparsam gelebt, die Finanzen des Staates von stark verschuldet auf sehr vermögend saniert, die Armee und damit die Sicherheit seines Landes ausgebaut und letztlich einen friedlichen Ausbau seines Landes betrieben, ohne militärische Abenteuer. Während sein Sohn, der heute oft "der Große" genannt wird, das Land in mehrere Kriege führte, die tausenden Preußen das Leben kosteten, mehrmals die Existenz des Staates insgesamt in Frage stellte, die Währung aufweichte und den Staat zwischenzeitlich nahezu bankrott wirtschaftete. Wenn man sich das so überlegt, dann hat Friedrich Wilhelm I. seine Erfolge planvoll durch harte Arbeit, Fleiß und Sparsamkeit erlangt, während Friedrich II. vor allem auch Glück im Kriege hatte, dass ihm letztlich den Thron erhielt. Warum heißt also Letzterer heute "der Große" und warum genießt Ersterer heute so einen schlechten Ruf. Wie empfindet ihr diese Beiden im Vergleich? Wer ist euch "symphatischer"?

  • Ich hab hier noch ein Buch mit Titel "Preußens Gloria" rumliegen, da kommt Friedrich Wilhelm I. durchaus gut weg, eben aus den von dir genannten Gründen :)


    Es stimmt aber das er meistens nicht sonderlich gewürdigt wird, erst kürzlich kam ja dieser Film/Doku auf Arte über Friedrich den Großen und da wurde sein Vater im Grunde nur als rüpelhaft und grausam dargestellt, dass er den Grundstein für die zukünftige Großmacht Preußen gelegt hat und ohne ihn der Krieg seines Sohnes sicher ganz anders ausgegangen wäre wurde dabei eigentlich 0 gewürdigt.
    Ich finde ihn auf jeden Fall bewunderswert, er hat einen vorbildlichen Beamten-Apparat geschaffen, der Verschwendungssucht Einhalt geboten, dass Steuersystem vereinfacht und ein großes Heer geschaffen welches eine lange Zeit den Frieden gesichert hat ohne es unbedacht einzusetzen und dadurch einen Krieg zu provozieren. Natürlich gab es auch Schattenseiten, wie seine Grausamkeit gegenüber dem Sohn und das völlige absterben lassen der Kultur. Aber andererseits, was bringt es einem als einfacher Bürger wenn in der Stadt ein Opernhaus steht, dessen Eintritt man sich aber niemals leisten kann weil einen der Herrscher das Blut bis auf den letzten Tropfen aussagt um seine aufwendigen Paläste zu finanzieren.


    Friedrich II. ist auf seine Art sicher auch bewundernswert, z.B. weil er bei seinen Truppen selbst befehligt hat und immer mit dabei war, unter den Königen dieser Zeit ist das eine absolute Seltenheit und etwas von dem sich die heutigen Kriegstreiber eine Scheibe abschneiden könnten, außerdem hat er mit seinem Krieg ein einheitliches Herrschaftsgebiet für Preußen geschaffen und es zur Großmacht erhoben. Nach dem Krieg ist er dann ja im Grunde seinem Vater immer ähnlicher geworden, hat unermüdlich gearbeitet und viele Reformen durchgebracht die dazu beigetragen haben das Preußen auch langfristig stark geblieben ist, er hat die Kultur und Bildung wieder aufleben lassen und eine hohe religiöse Toleranz bewiesen die letztendlich ebenfalls sehr nützlich für Preußen war


    Allerdings bleibt der Krieg den er geführt hat eben doch ein großer Schandfleck, längerfristig hat es Preußen sicher einiges genutzt, aber es wurde viel sinnloses Blut für ein bisschen Land vergossen auf das er keinerlei rechtlichen Anspruch hatte und um ein Haar hätte es zur Zerschlagung Preußens geführt. Persönlich ist er mir trotzdem ein kleines bisschen sympathischer als sein Vater, was wohl an seinem ausgeprägtem Hang zur Ironie und Sarkasmus liegt^^

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!