Sozialstaat Deutschland und seine Bürger

  • Die Universitäten produzieren Abgänger einfach am Bedarf vorbei. Hier wäre es besser es wie bei Med.Studis zu machen und die Abzahl verfügbarer Studienplätze einzuschränken und eine zentrale Auswahlstelle einzuführen.

    Auch hier funktioniert es nicht. Es gibt viel zu wenig Ärzte, was auch an der viel zu hohen Einstiegshürde des Studiengangs liegt.

    wenn die Wissenshürden für den Job hoch sind, wird man tendenziell besser bezahlt.

    Es wäre schön, wenn das so wäre. Nur leider stimmt die Gewichtung ja überhaupt nicht. In der Pflege benötigt man bspw. "Wissen", dass sich nicht aneignen lässt - Empathie ggü. Menschen. Ebenso wie bei Erziehern/Kindergärtnern. Hier stimmt aber absolut nichts an der Bezahlung. Wieso? Weil das im Kapitalismus vollkommen uninteressante Berufe sind. Kein Wunder, dass in der DDR Kinderbetreuung und Schulbildung als wesentlich besser empfunden wurden.



    Glückwunsch dazu, das du am einzigen Job Center Deutschlands gemeldet warst/bist an dem nur Vollpfosten arbeiten und nur Heilige Unterstützung suchen.

    Ich denke, bei dieser Frage ist wie immer das Mittelding die Wahrheit. Ja, die JobCenter sind überlastet und ja, sie müssen sich stellenweise mit Sturköpfen und Unwilligen rumplagen. Das führt zwangsläufig zu einer schlechten Einstellung ggü. der "Kundschaft".

  • Auch hier funktioniert es nicht. Es gibt viel zu wenig Ärzte, was auch an der viel zu hohen Einstiegshürde des Studiengangs liegt.

    Es wäre schön, wenn das so wäre. Nur leider stimmt die Gewichtung ja überhaupt nicht. In der Pflege benötigt man bspw. "Wissen", dass sich nicht aneignen lässt - Empathie ggü. Menschen. Ebenso wie bei Erziehern/Kindergärtnern. Hier stimmt aber absolut nichts an der Bezahlung. Wieso? Weil das im Kapitalismus vollkommen uninteressante Berufe sind.


    Wichtige Punkte! :thumbup:


    Eigentlich ein Fall für den Likebutton...

  • Auch hier funktioniert es nicht. Es gibt viel zu wenig Ärzte, was auch an der viel zu hohen Einstiegshürde des Studiengangs liegt.

    Die Anzahl der Studienplätze ist fest definiert. Es ist nicht so, dass es aufgrund der Zulassungsbestimmungen weniger Ärzte gibt. Die Anzahl der Studienplätze ist begrenzt und die Hürden ergeben sich durch das Verhältnis von Angebot und Nachfrage. Dieses System führt zu extrem geringen Abbruchquoten im Studium (iirc unter 10%) und einer de facto nicht vorhandenen Arbeitslosigkeit bei Absolventen. Also eigentlich ein Erfolgsmodell.


    Generell bin ich auch eher bei Tau. Natürlich freut es mich für jeden, wenn er das studieren/lernen kann, was er will. Nur finde ich diese Anspruchshaltung seltsam, dass man ja auch hinterher in dem Bereich arbeiten müsse. Über Berufsaussichten kann man sich vor dem Studium informieren. Wer trotzdem ein weniger gefragtes Fach studieren will, darf das gerne machen, soll aber nicht heulen, wenn er in dem Feld keine Arbeit findet.
    Was ist denn dann die Alternative zur Umorientierung? Für immer auf Kosten anderer Leute leben?

  • Die Anzahl der Studienplätze ist fest definiert. Es ist nicht so, dass es aufgrund der Zulassungsbestimmungen weniger Ärzte gibt. Die Anzahl der Studienplätze ist begrenzt und die Hürden ergeben sich durch das Verhältnis von Angebot und Nachfrage. Dieses System führt zu extrem geringen Abbruchquoten im Studium (iirc unter 10%) und einer de facto nicht vorhandenen Arbeitslosigkeit bei Absolventen. Also eigentlich ein Erfolgsmodell.

    Danke für die Aufklärung. Dann ergibt sich der Mangel aus dem viel zu hohen NC und dem bewusst niedrig gehaltenen Angebot?

    Zitat von Norkzlam

    Was ist denn dann die Alternative zur Umorientierung? Für immer auf Kosten anderer Leute leben?

    Ich denke, dass schwebt hier keinem vor. Allerdings könnte man, als vermeintlicher Sozialstaat, gut und gerne eine gewisse Freistellung für einen begrenzen Zeitraum anbieten, bis man die nötige Orientierung hat... Bspw. 1 Jahr. Ähnlich des alg.


    Es wäre natürlich wunderbar (aber utopisch) wenn geisteswissenschaftliche Bereich endlich mal wieder vom Staat Förderung erhalten würden. Aber auch hier greifen ja eher kapitalistische Motive...

  • Dann ergibt sich der Mangel aus dem viel zu hohen NC und dem bewusst niedrig gehaltenen Angebot?

    Das Studium ist extrem teuer, angeblich ca. 120K€ pro Absolventen, wobei das auch stark von der Uni anhängt. Den Spaß müssen dann die Länder bezahlen und die haben da keinen Bock drauf.
    In den letzen Jahren wird da gegengesteuert, aber lange Zeit waren die Absolventenzahlen stagnierend mit fallender Tendenz. Es ist nicht so, dass es da eine böse Verschwörung gibt, der Mangel kommt durch fehlenden Investitionswillen und die Altersstruktur der Ärzteschaft zu stande. Weitere Faktoren sind Verschwendung im Gesundheitswesen (warum haben wir Fachärzte in der Niederlassung und in Kliniken?) sowie Abwanderung ins Ausland oder in Gebiete außerhalb der Patientenversorgung (Aufgrund der gerade für Assistenzärzte grauenvollen Arbeitsbedingungen hierzulande).


    Der NC ist wie gesagt nicht das Problem, sondern ein Symptom als Ergebnis von Angebot und Nachfrage.



    Es wäre natürlich wunderbar (aber utopisch) wenn geisteswissenschaftliche Bereich endlich mal wieder vom Staat Förderung erhalten würden. Aber auch hier greifen ja eher kapitalistische Motive...

    Förderung für sinnvolle und wichtige Forschung ja, allerdings darf das nicht in "Beschäftigungstherapie" ausarten.

  • Die Universitäten produzieren Abgänger einfach am Bedarf vorbei. Hier wäre es besser es wie bei Med.Studis zu machen und die Abzahl verfügbarer Studienplätze einzuschränken und eine zentrale Auswahlstelle einzuführen.
    Wir leben nunmal in der (sozialen) Marktwirtschaft, Bildung ist für einen Arbeitgeber nur was wert wenn sie im Job auch nutzt, man wird für den Job bezahlt den man macht, wenn die Wissenshürden für den Job hoch sind, wird man tendenziell besser bezahlt.

    Schon interessant, weil Du das schreibst nachdem die Universitäten durch Berger, BCG & Co so redesigned wurden, dass sie auf vermeintlich marktgerechten Output eingestellt sein sollten und z.B. die kritischen und qualitativ ausgerichteten Studiengänge an die Ränder oder komplett rausgedrückt wurden, insofern die Programme der Fakultäten nicht entsprechend der Stromlinie ausgerichtet werden konnten. Scheinbar haben die Hohepriester des Kapitals ziemlich miese Arbeit geleistet. Nicht einmal den Mittelbau haben sie saniert bekommen.


    Dass wir aber in einer nur mehr geteert und gefederten sozialen und außerdem selten nur noch Marktwirtschaft leben, übersiehst Du völlig. Angebot und Nachfrage funktionieren ja gerade nicht, wie ich Dir an meinem Betrieb stellvertretend verdeutlicht habe und wie Hartz4 ja als systemische Steuerung durch Zwang in schlechte Arbeit belegt. Solche Korrekturfunktionen wären nicht nötig, wenn der Markt frei und fair wäre. Jeder Mittelständler kann da Lieder zu singen. Bei uns in der Branche nutze ich da jede Gelegenheit Gespräche zu führen. Details kann ich hier aber nicht ausführen.


    Der Zwang in den Niedriglohnsektor oder in Beschäftigungssektoren, in denen die Kapitalakkumulation erfolgreich ist, ist aber gerade keine Marktwirtschaft im Sinne einer frei sich selbst regulierenden Ökonomie. Da würden die Löhne solange hochgehen, bis der Bedarf an Arbeitskräften gedeckt wäre. Hätten wir die also, dann hätten wir Löhne, die weder die EU ruinieren noch Zwang durch Hartz4 benötigen. Schöner Schein wie man das in der ideologiekritik nennt.


    Worin wir also leben und arbeiten nennt sich nicht freie soziale Marktwirtschaft, sondern Monopolkapitalismus. Das Gros der Marktmacht und des Kapitals ist in der Hand einiger weniger weltweit agierender Monster konzentriert. Das wird in den Staaten noch einmal deutlicher als derzeit noch bei uns, wobei diese Entwicklung auch hier in der Tendenz nicht anders verläuft. Und im Rahmen der Digitalisierung und Robotisierung wird diese Konzentration weiter zunehmen, parallel dazu werden Millionen Stellen überflüssig. Mein Neffe scherzt darüber fröhlich herum, dass es sein Job wäre, die Jobs von meinen Kollegen und mir zu erübrigen. Und der ist branchenbezogener IT'ler. Sollen die dann alle mit chinesischen Plastikproduzenten konkurrieren, Amazon-pakete ausliefern, nur noch 5 Euro verdienen oder vom Job Center zum Windrad ankurbeln geschickt werden, weil man sie über Hartz4 ja entsprechend überall unterbringen kann und der Bedarf an qualifizierter Arbeit viel zu gering für X Millionen Beschäftigte ist? Das ist nahezu jedem Ökonomen klar, dass hier grundlegende Reformen anstehen. Die wissen alle, dass diese Freigesetzten auch Wähler sind und was die wählen, wenn man sie ans Windrad schickt.


    Du hast darum in meinen Augen ein verqueres Bild, wie ein Golem zusammengebappt aus überkommener unsichtbarer Hand (die schon das richtige herausfindet), absichtsvollem Nichtzurkenntnisnehmen von Marktentwicklungen und Dysfunktionalitäten, und der Hoffnung auf Zwangsverhältnisse wie man die Menschen irgendwie in einen Arbeitsmarkt presst mit engstanliegenden Scheuklappen für alle Nebenfolgen und -kosten, die daraus entstehen. Und dabei haben wir die Klimakrise und das westliche Konsumtionsmodell noch nicht einmal angeschnitten.


    Meine These hingegen ist, dass erst wenn man die Dysfunktionalitäten und Krisen des Marktes überhaupt ernst nimmt und z.B. begreift, dass die vermeintlich unsichtbare frei agierende Hand (in Wahrheit benennbare Beratungsunternehmen, Ratingagenturen, Lobbys, politische Interessengruppen a la INSM & Co und das Monopolkapital) gerade dabei versagt an den Universitäten und in den Marktsektoren (jüngstes Musterbeispiel: Dieselskandal statt Elektroinnovationen), das Wissen und die Produkte auf den Weg zu bringen, die eine den kommenden und absehbaren Krisen unserer Zeit gewachsen Ökonomie flankieren müssten, stattdessen aber meint mit mittelalterlicher Pädagogik von Deklassierung (der Mittelstand schmilzt ja auch ab, darum sind die Rechtswähler auch oft aus diesem und nicht nur aus dem unteren Drittel der Zweidrittelgesellschaft) und mehr Stick als Carott, europäischem Lohndumping und dem Verjubeln von infrastrukturellen Kronjuwelen den Kahn auf Kurs zu halten, das gerade der Weg ist, wie man die künftigen Wirtschaftskrisen nur befeuern wird.


    Mag jeder für sich entscheiden, was von beidem nun modern, effizient und zukunftszugewandt sowie das Gegenteil ist. Es ist ja schon nahezu ein Wunder, dass dieses Modell die noch immer katastrophalen Arbeitslosenquoten in Südeuropa ausgehalten hat. Die nächste Wirtschaftkrise wird kommen und die EU fliegt uns dann um die Ohren, dann wird noch nicht einmal das noch privilegierte Deutschland (Münkler: Reich der Mitte) einen gangbaren Weg ausgedacht haben, der den Entwicklungen gewachsen sein wird. Für manche wird es ja ein Gewinn dabei sein, dass die rechten Parteien dann Stick without Carott quasi zum Funktionsprinzip der Gesamtgesellschaft machen werden. Es wird sich weisen, ob die progressiven Kräfte im Land dem was entgegenzusetzen haben.

    Before I refuse to take your questions, I have an opening statement.
    Ronald Reagan

    3 Mal editiert, zuletzt von Joss () aus folgendem Grund: Rechtschreibung und Ausformulierung

  • Es ist nicht so, dass es da eine böse Verschwörung gibt, der Mangel kommt durch fehlenden Investitionswillen und die Altersstruktur der Ärzteschaft zu stande.


    Verschwörung ist ein starkes Wort, das mit der Altersstruktur ist dasselbe wie bei Richtern/Staatsanwälten/Polizei oder sozialen Berufen. Man wusste was kommt und hat das Problem ignoriert.


    Weitere Faktoren sind Verschwendung im Gesundheitswesen


    Was für Punkte schweben dir da vor? Die meiste "Verschwendung" dürfte die Rendite sein die aus dem ganzen privatisierten Gesundheits- und Pflegesystem unten wieder rausfließt. Laut der Anstalt in einigen Berreichen bis zu 50%.



    sowie Abwanderung ins Ausland oder in Gebiete außerhalb der Patientenversorgung

    Ebenfalls Faktoren die man einberechnen kann und die nicht einfach so unerwartet passieren.


    Der NC ist wie gesagt nicht das Problem, sondern ein Symptom als Ergebnis von Angebot und Nachfrage.


    Es gibt zuwenig Ärzte, also eine höhere Nachfrage als angeboten wird oder verstehe ich da was falsch?

  • Dass wir aber in einer nur mehr geteert und gefederten sozialen und außerdem selten nur noch Marktwirtschaft leben, übersiehst Du völlig. Angebot und Nachfrage funktionieren ja gerade nicht, wie ich Dir an meinem Betrieb stellvertretend verdeutlicht habe und wie Hartz4 ja als systemische Steuerung durch Zwang belegt.
    Der Zwang in den Niedriglohnsektor oder in Beschäftigungssektoren, in der die Kapitalakkumulation erfolgreich ist, ist aber gerade keine Marktwirtschaft im Sinne einer frei sich selbst regulierenden Ökonomie. Da würden die Löhne solange hochgehen, bis der Bedarf an Arbeitskräften gedeckt wäre. Hätten wir die also, dann hätten wir Löhne, die weder die EU ruinieren noch Zwang durch Hartz4 benötigen.


    Worin wir also leben und arbeiten nennt sich nicht freie soziale Marktwirtschaft, sondern Monopolkapitalismus. Das Gros der Marktmacht und des Kapitals ist in der Hand einiger weniger weltweit agierender Monster konzentriert. Das wird in den Staaten noch einmal deutlicher als derzeit noch bei uns, wobei diese Entwicklung auch hier in der Tendenz nicht anders verläuft.

    Da es ja keine Likebuttons mehr gibt nehme ich jetzt mal diesen Beitrag von dir stellvertretend für alle deine anderen und gebe dir neben meiner vollsten Zustimmung noch ein ein dickes "Like" obendrauf. :thumbup:


    "Telling an atheist they're going to hell is as scary as a child telling an adult they're not getting any presents from Santa"

    -Ricky Gervais-


    "Arbeiten im Büro das ist wie Sex in der Ehe, am Anfang gibt man sich Mühe und hat Spaß und nach ein paar Jahren macht man immer das selbe und ist einfach nur froh wenn Feierabend ist"


    -Bernd Stromberg- :thumbsup:

  • Auch hier funktioniert es nicht. Es gibt viel zu wenig Ärzte, was auch an der viel zu hohen Einstiegshürde des Studiengangs liegt.

    Deutschland liegt laut Wiki auf Platz 10 bei der Ärztedichte in der Welt. Es gibt mehr als genug. Nur sind sie eben falsch verteilt. Mir kommt da Volker Pispers in den Sinn: "In reichen Stadtteilen gibt es mehr Kardiologen als Menschen mit Herz." Auf dem Land fehlen sie dann. Da Ärzte aber (mit kleinen Einschränkungen) praktizieren können wo, wann und wie sie wollen, gibt es eben viele die die Stadt und/oder reiche Gegenden vorziehen.



    Ebenso wie bei Erziehern/Kindergärtnern. Hier stimmt aber absolut nichts an der Bezahlung. Wieso? Weil das im Kapitalismus vollkommen uninteressante Berufe sind.

    Ein privater, nicht staatlich unterstützter Pflegeplatz bei Frankfurt kostet zwischen 3.000 und 5.000 Euro - pro Monat. Natürlich ist das für den Kapitalismus interessant. Pflegeheime sind reine Goldgruben. Problematisch ist das sich die Pflegekräfte nie ordentlich gewerkschaftlich organisiert haben. Verdi und Co. kann man getroßt in den Wind schießen, ist aber die einzige Gewerkschaft die noch streiken darf. Ein Hoch auf Andrea Nahles und die SPD, die hat das Streikrecht zerstört.
    Ach und wer hat die Pflege privatisiert und "liberalisiert"? Die jute alte Tante SPD mit ihrem damaligen Koalitionspartner, den Grünen.



    Kein Wunder, dass in der DDR Kinderbetreuung und Schulbildung als wesentlich besser empfunden wurden.

    In der DDR gab es einen regelrechten Zwang für Mütter ihre Kinder so schnell wie möglich in die Kita zu geben, die Schulen waren streng konserativ in ihren Lehrmethoden UND sollten gute Kommunisten erziehen.
    Gegen das konserative habe ich nichts, Sachsen profitiert noch heute davon, während "alternative" Schulformen dauernd im Desaster enden.
    Aber komisch das du von den "Progessiven" hier dafür Beifall bekommst.



    Dass wir aber in einer nur mehr geteert und gefederten sozialen und außerdem selten nur noch Marktwirtschaft leben, übersiehst Du völlig.

    Ja. Die leeren Regale in den Supermärkten, die hungernden Menschen, die machen mir schon ziemlich Sorgen. Ach halt, das ist Kuba, nein Venezuela. Kannst du das auch irgendwie belegen?
    Irgendwas von deinem Betrieb ist schön und gut, aber selbst das war nicht Aussagekräftig. Nur das ihr gerade mal 50% Belegschaft habt und viel arbeiten müsst.



    [...]wie Hartz4 ja als systemische Steuerung durch Zwang in schlechte Arbeit belegt. Solche Korrekturfunktionen wären nicht nötig, wenn der Markt frei und fair wäre. Jeder Mittelständler kann da Lieder zu singen. Bei uns in der Branche nutze ich da jede Gelegenheit Gespräche zu führen. Details kann ich hier aber nicht ausführen.


    Ja, ist schon scheiße wenn man die Scheißjobs machen muss. Aber irgendwer muss sie machen. In vielen Ländern gibt es KEIN Arbeitslosengeld. Wenn man da nicht mal so einen Scheißjob bekommt, dann hungert man.



    Meine These hingegen ist, dass erst wenn man die Dysfunktionalitäten und Krisen des Marktes überhaupt ernst nimmt und z.B. begreift, dass die vermeintlich unsichtbare frei agierende Hand (in Wahrheit benennbare Beratungsunternehmen, Ratingagenturen, Lobbys, politische Interessengruppen a la INSM & Co und das Monopolkapital) gerade dabei versagt an den Universitäten und in den Marktsektoren (jüngstes Musterbeispiel: Dieselskandal statt Elektroinnovationen), das Wissen und die Produkte auf den Weg zu bringen, die eine den kommenden und absehbaren Krisen unserer Zeit gewachsen Ökonomie flankieren müssten, stattdessen aber meint mit mittelalterlicher Pädagogik von Deklassierung (der Mittelstand schmilzt ja auch ab, darum sind die Rechtswähler auch oft aus diesem und nicht nur aus dem unteren Drittel der Zweidrittelgesellschaft) und mehr Stick als Carott, europäischem Lohndumping und dem Verjubeln von infrastrukturellen Kronjuwelen den Kahn auf Kurs zu halten, das gerade der Weg ist, wie man die künftigen Wirtschaftskrisen nur befeuern wird.


    Mag jeder für sich entscheiden, was von beidem nun modern, effizient und zukunftszugewandt sowie das Gegenteil ist. Es ist ja schon nahezu ein Wunder, dass dieses Modell die noch immer katastrophalen Arbeitslosenquoten in Südeuropa ausgehalten hat. Die nächste Wirtschaftkrise wird kommen und die EU fliegt uns dann um die Ohren, dann wird noch nicht einmal das noch privilegierte Deutschland (Münkler: Reich der Mitte) einen gangbaren Weg ausgedacht haben, der den Entwicklungen gewachsen sein wird. Für manche wird es ja ein Gewinn dabei sein, dass die rechten Parteien dann Stick without Carott quasi zum Funktionsprinzip der Gesamtgesellschaft machen werden. Es wird sich weisen, ob die progressiven Kräfte im Land dem was entgegenzusetzen haben.

    Vor einigen Jahren hätte ich mich mit dir hier Seitenlange gnadenlose Debatten geliefert. Aber man wird älter und vielleicht ein wenig klüger.
    Interessant finde ich aber das du mir dauernd Dinge unterstellst, zuerst hab ich alles was ich schrieb auf die Nutzer hier im Forum bezogen, "Du behauptest[...]" etc. Dann habe ich es laut dir mit einem Golem und einer unsichtbaren Hand. Mir ist letzteres Konzept sehr wohl und gut vertraut. Da du mir Heute Nachmittag (in einem von dir wieder gelöschten Absatz) geraten hast einen Verhaltenspsychologen zu konsultieren, was denkst du würde er zu so einem Verhalten sagen?


    Frei nach Churchill: "Soziale Marktwirtschaft ist die schlechteste aller Ökonomieformen - abgesehen von all den anderen Formen, die von Zeit zu Zeit ausprobiert worden sind." - wie würdest du den Joss, das System fairer machen? Bis jetzt klingt es nach dem wonach alle Linken so klingen, erst mal alles kaputt machen, das was danach kommt wird schon irgendwie besser sein.
    Kleine Einschränkung: Geld kommt nicht aus dem Automaten, Strom nicht aus der Steckdose und Wasser nicht aus dem Wasserhahn sondern es steckt Arbeit dahinter die eben nicht komplett von omnipräsenten aber unsichtbaren Maschinen erledigt werden kann.
    Dann leg mal los. Vielleicht werde ich auf meine alten Tage nochmal überrascht.


    Beste Grüße


    TauPandur

  • @Tau
    Du verstehst Joss hier glaube ich etwas falsch.
    Er behauptet nicht das die Soziale Marktwirtschaft (welche übrigens eine ziemliche deutsche Erfindung ist, Churchill sprach übrigens von der Demokratie) schlecht ist sondern das wir spätestens seit den Harz und Agenda 2010 Reformen so gut wie keine mehr haben. (das sehe ich genau so)
    Außerdem stellt Joss zu recht fest das der viel gepriesene freie Markt in Deutschland dank diverser Gesetze, Subventionen und Zwangsandrohungen durch denn Staat (zB. Harz4 Kürzungen usw.) ziemlich einseitig zu Gunsten der Wirtschaft reglementiert wurde. Ich halte Eingriffe in den freien Markt prinziepiell für angebracht wenn sie dem Wohle der Allgemeinheit dienen um zB. die Grundversorgung mit Wasser, Strom usw. sicher zu stellen und auch Krankenhäuser und Pflegeheime haben nicht für die Gewinnmaximierung von Investoren missbraucht zu werden, wenn diese Eingriffe allerdings nur einseitig einer kleinen Gruppe von Geschäftemachern nutzen eben nicht.


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    -Ricky Gervais-


    "Arbeiten im Büro das ist wie Sex in der Ehe, am Anfang gibt man sich Mühe und hat Spaß und nach ein paar Jahren macht man immer das selbe und ist einfach nur froh wenn Feierabend ist"


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  • Was für Punkte schweben dir da vor? Die meiste "Verschwendung" dürfte die Rendite sein die aus dem ganzen privatisierten Gesundheits- und Pflegesystem unten wieder rausfließt. Laut der Anstalt in einigen Berreichen bis zu 50%.

    Da bin ich ganz bei dir. Krankenhäuser und Pflegeheime sollten nicht profitorientiert arbeiten. Ansonsten gibt es Sparpotenziale durch Zentralisierung und Abbau von Niedergelassen.
    In den viel gelobten skandinavischen Ländern beispielsweise bekommt man Arzttermine einfach zugewiesen. Nachteil ist halt, dass es dann keine freie Arztwahl mehr gibt.
    Ansonsten unterschreib ich alles, was Tau zu dem Thema gesagt hat.

    Ebenfalls Faktoren die man einberechnen kann und die nicht einfach so unerwartet passieren.

    Das hast du recht. Aber soll man damit planen, dass unsere Ärzte ins Ausland gehen oder doch lieber bei McKinsey anfangen?
    Stattdessen braucht es da meiner Meinung nach bessere Bedingungen in den Kliniken. Wäre auch für die Patienten besser.

    Es gibt zuwenig Ärzte, also eine höhere Nachfrage als angeboten wird oder verstehe ich da was falsch?

    Angebot und Nachfrage bezog sich hier auf das Zustandekommen des NCs, weil immer wieder behauptet wird, der NC führe zu weniger Ärzten, was einfach nicht stimmt.

  • Wichtige Punkte! :thumbup:


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    ROFL Du bist geil!


    Also ich kann mich wie vorher schonmal erwähnt Tau voll anschliessen bei seiner Meinung um das Jobcenter. Ich kann hier mal meinen ersten Gang zum Jobcenter abgeben, nachdem ich aus meiner Selbstständigkeit heraus kam und arbeitslos wurde. Das sprengt allerdings etwas meine Zeit, daher nur die kurze Version (auf nem FT eventuell mal die ganze): Hab im Arbeitsamt (nicht Jobcenter) in Frankfurt, Hausverbot erteilt bekommen. Per Post. Musste mich dann in Bad Vilbel melden wenn ich denn Leistungen beziehen wolle. Ich wohnte damals fast auf der anderen Seite Frankfurts. Bad Vilbel liegt östlich von ffm und ich wohnte damals am nordwestlichen Rand. In Bad Vilbel allerdings war eine ganz andere Stimmung. Es war viel weniger los, die Sachbearbeiter wesentlich entspannter und auch mit mir ging man vollkommen sorglos um. Nachdem was in Frankfurt war, dachte ich in Bad Vilbel sei wohl sowas wie ein schwere Jungs Jobcenter. Pustekuchen. Ich bekam mein Arbeitslosengeld (damals gab es noch kein H4) und man sagte mir ich würde nicht viel hören von ihnen ausser hin und wieder Jobangebote, deren Bewerbungen ich dann gesammelt zum Termin mitbringen solle. Fand ich hinterher eigentlich in Ordnung und etwa 1 Jahr lang ging das so. Musste damals nur noch einmal hin und dann irgendwann kam H4. Alles umgestellt und ein Brief erreichte mich, dass ich mich im Jobcenter West einfinden solle. War damals im Gegensatz zu Bad Vilbel gleich um die Ecke bei mir. Dort angekommen ging es gleich wieder los. Wartezeiten dann beim Ansprechpartner Vorwürfe man würde selbst nicht genug tun für einen Job. Ich sollte dann 30 Bewerbungen im Monat verfassen und versenden. Das man mir das eigentlich bezahlen würde sagte mir damals niemand und ich wusste es nicht. Also schön mein eigenes Geld versemmelt für sinnfreie Bewerbungen. Man rechne sich das mal aus: 30 Bewerbungen pro Monat auf knapp 5 Jahre hochgerechnet... Die Gelben Seiten hatte ich glaub ich einmal komplett durch.
    Ich hatte nie das Gefühl, dass mir das JC in irgendeiner Weise helfen wollte. Gerade stehen musste ich. Pünktlich, sauber, zuverlässig an deren Tür stehen und am besten davor warten um gleich Anwesenheit zu zeigen. Körperlich sowie geistig. Sprich: lächelnd guten Morgen sagen und das ignorante Gesicht einfach ignorieren.
    Wurde dann in diverse Maßnahmen gesteckt, bei der keine eine solche Aufgabenstellung hatte wie oben aufgeführt. Das eine war ein Bewerbungstraining, dann hatte ich mal E-Schrott recycled und dann landete ich als Teilnehmer einer Maßnahme bei meinem heutigen Arbeitgeber, der mich nach der Maßnahmedauer von einem Jahr mit Kußhand übernahm und einstellte. Im Januar verlasse ich nun diesen Betrieb und gehe in eine andere Arbeit über. Nach ca. 14 Jahren nun.

    _____________________________
    Solange du dich bemühst, andere zu beeindrucken, bist Du von dir selbst nicht überzeugt. Solange Du danach strebst, besser als andere zu sein, zweifelst Du an deinem eigenen Wert. Solange Du versuchst, dich größer zu machen, indem du andere kleiner machst, hegst Du Zweifel an deiner eigenen Größe. Wer in sich ruht, braucht niemandem etwas beweisen. Wer um seinen Wert weiß, braucht keine Bestätigung. Wer seine Größe kennt, lässt anderen die ihre.
    -Verfasser unbekannt

  • @TauPandaur: Und wenn ich jetzt noch älter als Du bin, dann wäre ich noch klüger? Au weia! Entweder liefer die Debatte oder eben nicht. Es zwingt Dich keiner. Interessant finde ich, dass Du auf rein gar nichts, was ich schreibe, etwas zu entgegnen hast außer Polemiken. Das ist so das typische gegen eine Wand argumentieren, was ich aus solchen Diskussionen kenne. Daran sieht man meiner Meinung nach gut, wie sich die Konservativen vom Bildungsgut verabschieden. So landet einer wie Gauland dann heute bei der AFD. Völlig imprägniert gegen Argumente, aber dennoch immer in allen Häfen des blauen Planeten daheim, kein Gewässer zu tief und kein Weg zu weit. Ich schätze Konservative, die Mitdenken und Mitlesen, auch wenn sie zentrale Grundannahmen und Gleichheitspostulate eines Linken nicht teilen.


    Schlechte Jobs gegen guten Lohn, das war früher das Credo der Müllabfuhr, der heutigen Abfallentsorgungsexperten. Mit Hartz4 galt das außer den städtischen Betrieben eben nirgends mehr und das ist das Problem. Heute gilt, und das scheint Dir ja völlig selbstverständlich: Schlechter Jobs gleich schlechter Lohn. Statt akzeptabler Rente gibts Sozialhilfe. Mein Vater hat von einem mittleren Angestelltengehalt Frau (Hausarbeiterin) und zwei Kinder plus einem mittelgroßen Hund bestens durchfüttern können. Mit Betriebsrente und Frühpensionierung und noch viel Extra hier und da. Heute würden vielleicht zwei Gehälter zusammen das noch schultern.


    Ich habe Dir bereits mehrfach angedeutet, wo sich wann welche Alternativen stellen. Alleine am Dieselskandal der deutschen Antwort auf Chinas Innovationen im Elektro-Mobilitätsbereich kann man sich die Perversität dessen, was Marktwirtschaft noch sein soll, schön vor Augen halten. Da werden Normen des Marktes und Gesetze gebrochen noch und nöcher, den Leuten der letzte Scheiß verhökert, anstatt den Markterfordernissen, weg vom Verbrennungsmotor, ins Auge zu sehen. Auf Bundesebene hat die Politik hier erst in der Solar- sowie Speicher- und nun wahnwitzigerweise auch noch in der Windkrafttechnologie ihr Bestes gegeben, um den Wirtschaftsstandort und die entsprechenden ratifizierten Abkommen zu hintergehen. Statt sich aber über sowas zu echauffieren, machst Du dir lieber so Deine Gedanken, wie man irgendeinen Heinz-Dieter, der zu lang aufbleibt und zu spät aufsteht an die Werkbank trommeln könnte. Wenn er sich doch nur mal gescheit frisieren und kleiden würde. Ganze Listen derart könnte man verfassen. Denen die davon profitieren, dass da immer welche sind - ob zu faule ALG-Bezieher oder Flüchtlinge oder KopftuchträgerInnen oder wer auch immer - auf denen sich trefflich herumtrampen lässt, kommt es nur gelegen, dass sich ein fester Teil der BürgerInnen für alles und jedes instrumentalisieren lässt. So landet man dann auch, wenn man alles andere durch hat, bei der AfD. Wenigstens die müssen doch Ordnung schaffen können, zumindest bei den Heinz-Dietern mit der falschen Hautfarbe.


    Zum Thema Hartz4 noch directamente: Das wird nach der Novellierung bzw. ab sofort etwas anders beim Job Center laufen. Denn nun ist das Amt rechenschaftspflichtig, den Ausnahmefall der Sanktion zu begründen. Wenn der "Kunde" dann gegen diese Begründung interveniert, hat er beste Karten und zwar schon vor der Eingabe beim Sozialgericht. Beweislastumkehr eben. Früher schickte Dir das Amt einen Bewerbungs"vorschlag" und Du musstest hin, was Du davon hieltest war wumpe. Wenn Befehl, dann Ausführung. Wenn nicht, dann Sanktion. Heute schickst Du deinem Sachbearbeiter eine Antwortmail a la "habe mich nicht dort beworben, aus diesem oder jenem Grund, sondern beworben bei Firma Soundso aus diesem oder jenem Grund". Das Center kann das nun nicht mehr sanktionieren, außer es führt eine ausgiebige Beweisführung gegen dich, dass Du das als Masche praktizierst. Genau das ist schon Empowerment der angeblichen Kundschaft. Und wenn die SPD noch was in der Birne hat, wird sie das ganze System in dieser Art renovieren. Transparent, wenig bürokratisch, Kommunikation grundsätzlich aufs Fördern ausgelegt, konstruktive Fallbearbeitung. Als sachbearbeiter ist man Bediensteter seiner Kundschaft, wenn es denn eine solche ist und kein Opfer. Wie Stefan Sell schon hier und da angemerkt hat, sollte man den Sachbearbeitern möglichst wenig Konjunktiv und damit Rechtsunsicherheit lassen, weil gleich Bürokratie gleich Klagen usw. Zwei Drittel der "Kundschaft" versteht ja die Bescheide vom Amt nicht einmal. Schon das ist Mittelalter der Bürokratie. Nur plausibel in einem Land mit einem Steuerrecht aus Tausendundeiner Ausnahme.


    Was die soziale Marktwirtschaft als Ganzes betrifft, geht es nicht darum, was Joss sich so alles ausdenken kann, sondern was Experten wie Christoph Butterwegge oder Stefan Sell dazu seit zwei Jahrzehnten schreiben. Kurz für Dich zusammengefasst: Restauration des Sozialstaats und Ausbau als soziales Gesamtsicherungssystem in Form einer Bürgerversicherung und sozialer Infrastrukturen. Finanziert durch die obersten 30% Einkommens-, dann der Erbschafts- und der Vermögensteuer. Und auch wenn Du dich da vermutlich gleich wie von der Tarantel gestochen fühlen wirst, Dich wird alles nicht betreffen. Nachzulesen (oder nachzugooglen) in Ulrike Herrmanns "Hurra, wir dürfen zahlen: Der Selbstbetrug der Mittelschicht". Welche in Deutschland gewohnt zielsicher gegen ihre eigenen Interessen wählt.


    Edit: Hier noch etwas nachgereichtes aus der Tagespresse, für den Fall, dass ich schon unter die Apokalyptiker einsortiert wurde. Ein schönes Wochenende wünsch ich Euch allen.

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    Ronald Reagan

    2 Mal editiert, zuletzt von Joss ()

  • Ein privater, nicht staatlich unterstützter Pflegeplatz bei Frankfurt kostet zwischen 3.000 und 5.000 Euro - pro Monat. Natürlich ist das für den Kapitalismus interessant. Pflegeheime sind reine Goldgruben. Problematisch ist das sich die Pflegekräfte nie ordentlich gewerkschaftlich organisiert haben. Verdi und Co. kann man getroßt in den Wind schießen, ist aber die einzige Gewerkschaft die noch streiken darf. Ein Hoch auf Andrea Nahles und die SPD, die hat das Streikrecht zerstört.
    Ach und wer hat die Pflege privatisiert und "liberalisiert"? Die jute alte Tante SPD mit ihrem damaligen Koalitionspartner, den Grünen.

    Ich verstehe deinen Sprung in die Parteipolitik hier jetzt nicht. Darum ging es nicht. Gleichzeitig gebe ich dir auch recht. Der Kapitalismus zerstört das Pflege- und Gesundheitssystem komplett. Die Privatisierung war einer der größten Fehler. Nichtsdestotrotz - wenn die SPD/Grüne es nicht angegangen wären, hätten CDU/FDP es mit Sicherheit ebenfalls hinbekommen ;)



    n der DDR gab es einen regelrechten Zwang für Mütter ihre Kinder so schnell wie möglich in die Kita zu geben, die Schulen waren streng konserativ in ihren Lehrmethoden UND sollten gute Kommunisten erziehen.
    Gegen das konserative habe ich nichts, Sachsen profitiert noch heute davon, während "alternative" Schulformen dauernd im Desaster enden.
    Aber komisch das du von den "Progessiven" hier dafür Beifall bekommst.

    Dessen bin ich mir bewusst. Ich habe auch nicht das DDR System verteidigt, sondern drauf hingewiesen, dass das System als besser empfunden wurde. Niemand wünscht sich einen (zu frühen*) Kita Zwang, aber alle wünschen sich natürlich mehr Geld für Kitas, Schulen und Bildungseinrichtungen. Das ist doch logisch. Das hier bewusst falsch zu verstehen und als DDR Beifall auszulegen, find ich komisch...


    Nebenbei: Sachsen wird doch das gleiche (von Alt-Nazis entwickelte) dreigliedrige Schulsystem haben, wie große Teile Deutschlands, oder?



    *Anmerkung: Generell wäre eine durchdachte Pflicht wünschenswert. Nicht zu früh / nicht zu spät.

  • Niemand wünschst sich einen Kita Zwang


    Eine Kita-Pflicht wäre eine super Sache, gerade auch im Hinblick auf die Integration. In Frankreich gibt es die auch und da ist soweit ich weiß kein Kommunismus. Die Pflicht dort betrifft übrigens nur 3%, die anderen 97% waren auch davor schon in der Kita.


    Okay zugegeben super klappt das mit der Integration in Frankreich auch nicht... Aber was ist (im Normalfall) schlecht daran sein Kind in eine Kita zu geben?


    Wenn die Kinder vor der Schule schon mal in einer Kita waren, können sie auf jeden Fall besser Deutsch und haben vermutlich auch höhere soziale Kompetenzen als Kinder die nur Zuhause waren.


    Und muss ja nicht gleich ab 3 Jahre sein, man kann ja mal mit ab 5 Jahre anfangen und schauen wie sich das auswirkt.

  • Okay zugegeben super klappt das mit der Integration in Frankreich auch nicht... Aber was ist (im Normalfall) schlecht daran sein Kind in eine Kita zu geben?

    Im Grunde nichts. Da hab ich mich ungeschickt ausgedrückt. Es ist ja aktuell auch beinah so, wenn beide Elternteile arbeiten wollen/müssen. :) Ich versuch nur gerade alles, dass meine Tochter nicht vor 3 in eine Krippe oder Kita muss... Leider wirft mir der "Sozialstaat" da viele Knüppel zwischen die Beine.


    Eine Pflicht halte ich für sinnvoll, allerdings mit einem guten Maß, da Eltern auch noch etwas von ihren Kindern haben sollten und auf Grund von altertümlichen Arbeitszeiten schon oft genug drauf verzichten müssen.

  • Oder man senkt die Anforderungen für Grundschullehrkräfte. Um einem Viertklässler die Grundrechenarten bis 100 beigebracht zu haben, braucht man kein Mathestudium auf Lehramt. Vielleicht würde da auch ein B.A. in Pädagogik reichen?

    Bevor das jetzt untergeht, muss ich dieses Argument entkräften, weil ich glaube, dass es dir gar nicht bewusst ist, dass sich diese Strategie bereits als nicht funktionsfähig erwiesen hat. Genau das, was du forderst, macht man bereits seit 2-3 Jahren in vielen Bundesländern mit den Seiten- und Quereinsteiger Erlassen.


    Gebracht hat es bisher gar nichts, weil fast alle Interessierten nach wenigen Monaten wieder kündigen. Hauptgrund ist natürlich immer noch die schlechte Bezahlung, denn daran hat man ja nichts geändert.

  • Oder man senkt die Anforderungen für Grundschullehrkräfte. Um einem Viertklässler die Grundrechenarten bis 100 beigebracht zu haben, braucht man kein Mathestudium auf Lehramt. Vielleicht würde da auch ein B.A. in Pädagogik reichen?

    Der Linienrichter würde bei der Aussage schon die Fahne für Abseits heben: Wer sagt, dass man für Lehramt Grundschule ein Fachstudium Mathematik benötigt?


    Beispiel Bayern, 2000er Jahre: Man hat für Lehramt grob 4 Studiengänge:
    Grundschule (Fächer querbeet gemischt von Mathe bis Kunst, Veranstaltungen die als dafür geeignet dafür ausgewiesen sind), Realschule (bestimmte Fächer, nicht vertieft, weniger Veranstaltungen + geringere Anforderungen), Gymnasium (vertieft, Fachstudium, Hintergrund = hohe Klassen können vom fachlichen Niveau Grundkurse an Uni erreichen) - daneben: Berufsschule - Sonder-/Förderpädagogik.


    Der Trend, dass Lehrkräfte mit höherem Studium nach unten "durchsickern", ist der Stellensituation bzw. der Planungen der Kultusministerien geschuldet.


    Bloss nicht irgendwas mit Mathe, Informatik oder Technik, könnte ja Mühe machen.

    Das Interessante daran ist ja, dass man grundlegende Kenntnisse in den genannten Bereichen auch dann braucht, wenn man eine "geisteswissenschaftliche" Stelle hat. - Die beschriebene Haltung wird also langfristig bei studienentsprechenden Fächern zum Schiffbruch führen.


    Wenn z.B. an Universitäten jedes Jahr 20.000 Soziologen (rein aus der Luft gegriffene Zahl) die Uni verlassen, der Arbeitsmarkt aber nur für 1.000 eine Stelle in dem Bereich zur Verfügung stellt, dann müssen sich 19.000 umorientieren. In der Pflege sind eine Menge Stellen frei...

    Das Problem in den Geisteswissenschaften ist eher, dass zu wenig "gesiebt" wird. Kenne ein paar Beispiele, die in MINT-Fächern fulminant gescheitert sind und sich dann eben dorthin umorientiert haben weil Hauptsache Uni-Abschluss.
    Bzw. es verhält sich so, dass das "Sieben" langfristig durch "Arbeit" erfolgt: Praktika & Abschlusshöhe: Vergiss den Bachelor, rechne damit, dass du eine Diss brauchst.
    Aber - jetzt kommt der argumentative Richtungswechsel - die Haltung ist sicherlich auch durch die Hochschulfinanzierung verursacht. Mittel für Personal hängen von den Studentenzahlen ab und da man Geld braucht, winkt man halt viele durch.

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    And before he died, Taran-Ish had scrawled upon the altar of chrysolite with coarse shaky strokes the sign of DOOM.

  • Das Interessante daran ist ja, dass man grundlegende Kenntnisse in den genannten Bereichen auch dann braucht, wenn man eine "geisteswissenschaftliche" Stelle hat. - Die beschriebene Haltung wird also langfristig bei studienentsprechenden Fächern zum Schiffbruch führen.

    Da finde ich es immer wieder amüsant mit anzusehen wie Psychologiestudenten an Statistik scheitern. Sehr viele Studenten von geisteswissenschaftlichen Berufen oder Ausbildungsstellen unterschätzen wie viel technisches Wissen für viele Berufe benötigt wird oder haben das überhaupt nicht auf dem Schirm.


    Weshalb es mich immer wieder stört wenn (vor allem junge) Leute sagen, dass Mathe doch scheiße sei und keiner den ganzen Kurvendiskussions und Vektorkrams im "echten" Leben brauchen würde.


    Meiner Meinung werden Schüler nicht einmal annähernd ausreichen darüber informiert, was man im späteren Studium oder Berufsleben an Wissen und Fähigkeiten tatsächlich benötigt.

    "Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit,
    aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher."
    - Albert Einstein


    "Kirche und Naturwissenschaften haben soviel miteinander zu tun wie Gruppensex und Bratkartofflen"
    -Werner Gruber

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