Diskussion: Bedingungsloses Grundeinkommen / Diskussion: Mindestlohn ab S.2

  • Das halte ich für absolut unrealistisch. Wenn wir davon ausgehen dass selbst Kinder ein BGE bekommen sollen, empfinde ich 1000€ ab dem 18. Lebensalter für angemessen, für Menschen darunter sollten 500€ reichen. Eine Alleinerziehende Mutter mit Kind kommt dann auf 1500€. Wenn jeder automatisch versichert ist über eine KV, halte ich das für halbwegs angemessen.
    2000€ für jeden ist wäre absolut unbezahlbar. Das wären weit über 2 Billiarden, derzeit geben wir für den ganzen Sozialstaat ca. eine Billiarde aus, was ungefähr 1000 Euro für JEDEN entspräche.

    Kinder habe ich bei sowas jetzt nicht einbezogen,der Teil steckt mit in dem Bertrag den Erwachsene/Familien bekommen würde.


    Ich habe die 2.000 Euro jetzt auch nur als ein Beispiel genannt,weil es ja heißt das man derzeit im Monat etwa 2.500 Euro verdienen muss,um am Ende eine vernünftige Rente zu bekommen.


    Wenn man aber kein BGE einführen will kann man die Probleme auch anders angehen,in dem die Menschen einfach mal vernünftig entlastet werden und nicht zunehmend belastet werden.Wenn man so sieht was ständig an neue Steuern dazu kommen,dauert nicht mehr lange dann kommt irgendeiner auf die Idee den Gang auf das Klo zu besteuern und dafür das man überhaupt atmen darf.
    In vielen Bereichen könnte die Arbeit vernünftig bezahlt werden,wenn man dann aber sieht was an Steuerabgaben dazu kommt,in manchen Jobs arbeiten die Leute nur um die Steuern zu bezahlen,um es ein weig überspitzt zu sagen.

  • für Menschen darunter sollten 500€


    Das verstehe ich schon jetzt nicht, warum sollen Kinder weniger Geld kosten? Alleine Kleidung brauchen sie schon mehr, weil sie a) herauswachsen und b) die Kleidung beim Spielen auch mal kaputt gehen kann. Dann die Kosten für eine Kita, für Materialien für die Schule etc.



    Billiarden


    Den Unterschied zwischen Billionen und Billiarden kennst du aber? Mit einer Billiarden könnten wir die USA aufkaufen :D

  • Wenn man derartige Summen unters Volk bringen würde, käme es dann nicht auch zu einer ziemlich heftigen Inflation?
    Immerhin würden vermutlich sehr viele Menschen, die vorher schlicht die Möglichkeiten nicht hatten, ihren Konsum schlagartig deutlich steigern wollen.


    Darum meinte ich ja,auch wenn man BGE fordert,man sollte schon Grenzen kennen und keine unrealistischen Forderungen von zig tausende Euro pro Person haben,was 1.) Wie hier schon erwähnt wohl gar nicht gezahlt werden könnte und 2.) Zu Inflation führen könnte.


    Beim BGE geht es ja im Grund einzig und allein nur darum das Menschen genug Geld haben um ein vernünftiges Leben führen zu können und kein menschenunwürdiges wo man jeden Cent 10 mal umdrehen muss,aus Arche und Kleiderkammer lebt und ggf. wohl doch lieber zum Strick greift.


    Bei Hartz4 heißt es ja z.B. es soll genug sein um davon leben zu können,aber darf auch nicht dazu führen das Leute nicht mehr arbeiten wollen,der Grundgedanke ist ja richtig,aber leider rutschen die Menschen mit so geringe Beträge nicht selten völlig ab.Was z.B. Depressionen betrifft,die werden oft sehr unterschätzt,können aber katastrophale Folgen für den Betroffenen haben und sowas wird ja u.a durch Armut begünstigt.
    Dann kennt man es ja,Menschen die aus sozial schwache Familien kommen,enden nicht selten genauso,damit schadet sich die Gesellschaft am Ende selbst.

  • 2.000 Euro wäre schon einiges, die 500 Euro aus Finnland wären deutlich zu wenig. Ich halte eine Summe von 1.000 bis 1.500 Euro für realistisch.


    Und natürlich ist das BGE nicht das Wundermittel. Sehr wichtig ist auch bezahlbarer Wohnraum. Was bringen einem 1.000 Euro wenn man für unter 800 keine anständige Wohnung findet?


    Ich komme aus Freiburg und hier zahlt man 500 Euro oder mehr für eine Einzimmer-Wohnung (außer man hat wirklich Glück).

  • Wenn man derartige Summen unters Volk bringen würde, käme es dann nicht auch zu einer ziemlich heftigen Inflation?
    Immerhin würden vermutlich sehr viele Menschen, die vorher schlicht die Möglichkeiten nicht hatten, ihren Konsum schlagartig deutlich steigern wollen.

    Inflation entsteht nur dann wenn mehr Geld in Umlauf gebracht wird. Defacto besteht das aber nicht. Wir geben jetzt eine BILLIONEN €(Danke Fairas, habe das wieder aus dem Englischen verwechselt) für den Sozialstaat aus, dieses Geld wird dann nur umgeleitet. Also kein Mehrgeld das gedruckt werden würde. Und natürlich müsste das BGE mit der Inflation steigen.

  • Ich halte vom BGE gar nichts. Es ist letztlich genauso ungerecht wie die Kopfsteuer, die die Krankenschwester prozentual genauso besteuern will, wie den Manager.


    Beim BGE müssten alle anderen Sozialstaatsleistungen gestrichen werden, um es zu finanzieren. Also alleinige Zahlung der Krankenkassenbeiträge, der Renten- und Pensionsbeiträge usw. usf.. Das heißt, all zu viel bliebe von den zusätzlichen sagen wir mal tausend Euro ohnehin gar nicht übrig. Gleichzeitig würde es das Ende des Solidaritätsgedankens bedeuten. Die Menschen würden sich konsequenterweise weg bewegen von dem Empfinden "Die Starken müssen den Schwachen helfen." hin zum Prinzip "Jeder ist seines Glückes Schmied". Es würde bedeuten, dass das Streben nach einer gesellschaftlichen Umverteilung von Reich zu Arm ersetzt würde durch eine sogenannte "Chancengleichheit". Zudem wäre zu befürchten, dass unmittelbar nach flächendeckender Einführung sich in bestimmten Bereichen der Personalmangel massiv verstärken würde, während gleichzeitig die Nachfrage nach bestimmten Gütern (z.B. Wohnungsmarkt) explodieren würde, was unmittelbar die Preise und Mieten explodieren lassen würde, gemäß dem Gesetz von Angebot und Nachfrage. Am Ende stünden sich Arbeitslose oder an sich selbst scheiternde Menschen wohl wesentlich schlechter als heute. Motto: Selbst schuld. Du hast ja dein Grundeinkommen. Ergo keine Hilfe. Würde doch geholfen würde es dem Prinzip des BGE widersprechen, da dann ZUSÄTZLICHES Geld fließen müsste. Was ja nicht geschehen soll. Demnach müsste soziale Kälte dann hier sogar vom Prinzip her eingefordert werden. Und das während gleichzeitig der Manager mit Millionengehalt z.B. 1000 € vom Staat bekommt, die er weder braucht, noch spürt.


    - Zudem alle Pilotversuche untauglich sind, da:
    1. zu klein um die Nachfrage auf nationaler Ebene spürbar zu beeinflussen. Was aber bei vollständiger Umsetzung passieren würde. Zumal die bestehenden Sozialgesetze für die Testteilnehmer kaum außer Kraft gesetzt wurden.
    2. zeitlich begrenzt, was die Personen natürlich wissen. (Niemand würde deswegen also seinen Job kündigen, wie vielleicht bei einem lebenslangen BGE).


    Solidarität beruht auf dem Prinzip, dass die Starken für die Schwachen, die Jungen für die Alten und die Gesunden für die Kranken finanziell eintreten, also die einen mehr einzahlen als sie rausbekommen und die anderen ggf. mehr rausbekommen, als sie einzahlen. Das funktioniert deshalb, weil die Gruppe der Schwachen, Alten und Kranken in der Regel (jedenfalls ursprünglich) deutlich kleiner ist und niemand genau weiß ob er nicht auch irgendwann mal dazu gehört und dann Leistungen benötigt.
    Das BGE hingegen beruht auf dem liberalen Gedanken: Wenn jeder für sich selbst sorgt, ist für alle gesorgt.
    Dieser Gedanke hat sich schon mehrfach als falsch erwiesen, weil er dass durch Vermögen entstehende Machtgefälle in der Gesellschaft nicht mitberücksichtigt und die Menschen alleine sich selbst überlässt, die nicht klug mit ihrem zusätzlichen Geld umgehen. Und das es solche Menschen geben wird, beweisen zig Beispiele von unglücklichen Lotto-Millionären, die am Ende gerade wegen ihres Gewinns verarmt sind. Da sagt glücklicherweise heute auch niemand: Du hast keinen Anspruch mehr auf soziale Hilfe, du hattest ja deinen Lottogewinn, sieh also zu, wo du bleibst.

  • Solidarität beruht auf dem Prinzip, dass die Starken für die Schwachen, die Jungen für die Alten und die Gesunden für die Kranken finanziell eintreten, also die einen mehr einzahlen als sie rausbekommen und die anderen ggf. mehr rausbekommen, als sie einzahlen. Das funktioniert deshalb


    Dein zweiter Satz fängt falsch an, es funktioniert eben nicht. Vielleicht nicht komplett nicht aber eben teilweise und vor allem immer weniger.


    Deshalb brauchen wir eine Alternative. Das BGE muss nicht die perfekte Lösung sein aber eine bessere wurde meines Wissens noch nicht vorgeschlagen.

  • Praktischer und gerechter wäre ein bedingungsloses Grundeinkommen wahrscheinlich schon. Was zur Zeit bei Sozialhilfe, Arbeitslosengeld II und Bafög verwaltungstechnisch herum kommt, ist enorm und auf lange Sicht nicht mehr tragbar. Hinzu kommt noch von Amts wegen festgelegte Willkür bei diversen Entscheidungen, Betrügereien sind damit Tür und Tor geöffnet.

  • Das sowas wie Hartz4 derzeit ziemlicher Mist ist,ich denke das kann kaum jemand abstreiten.


    Dank RTL,Bild und Co. hat der Hartz4 Empfänger automatisch den Stempel des arbeitsfaulen Säufers aufgedrückt.
    Und wenn man dann so die Aussagen mancher Politiker hört,von wegen jeden Tag 2 Euro für eine Mahlzeit,eine wirklich vernünftige Ernährung kann da nicht bei rauskommen.
    Zusätzlich heißt es bei den Ämtern noch 1 Euro Job,aber wenn ich das so sehe,also ich kann es niemanden verübeln der keine Lust hat wie ein Sklave als Erntehelfer für so ein Hungerlohn zu schuften.


    Bei sowas ist doch klar wenn die Leute u.a Existenzängste und eine völlig hoffnungslose Lebenseinstellung bekommen und sich auf Dauer mit ihrer Situation abfinden.


    Es ist eben kein Wunder wenn die Mittelschicht immer kleiner wird.


    Das System mit dem Geld ist wunderbar,ich denke keiner will mit einen Teppich den Einkauf bezahlen oder jedes mal groß handeln.
    Aber es ist ja leider so,Geld wird oft wertvoller geschätzt als das Leben und die Gesundheit von Menschen und in der Hinsicht läuft gewaltig was falsch in der Finanzwelt.


    Wenn ich das z.B. teilweise sehe,da sind Menschen,besonders Kinder,schwer krank und könnten ein viel besseres Leben durch eine OP bekommen und dann heißt es "Geht nicht,kein Geld für da!",ich bin definitiv kein Gutmensch,aber sowas finde ich echt zum kotzen.

  • @John und von John


    "Ich halte vom BGE gar nichts. Es ist letztlich genauso ungerecht wie die Kopfsteuer, die die Krankenschwester prozentual genauso besteuern will, wie den Manager.



    Nein lieber John. Das ist es nicht. Das was der Topmanager bekommt, würde natürlich um ein vielfaches ausgeglichen durch die Steuern die er natürlich bezahlen muss.
    Mit einem gescheiten BGE müsste dabei natürlich auch eine Neugestaltung des Steuersystems einhergehen.
    Die 1000 Euro die Topmanager aus BGE bekomme stehen dann 50 000 gegenüber die er an Steuern bezahlen muss. Oder man erhöht es auf 60k
    Da werden die 1k....nunja....
    Am Ende dann vor allen eine Frage der Ausgestaltung.


    "Beim BGE müssten alle anderen Sozialstaatsleistungen gestrichen werden, um es zu finanzieren."


    Nein John. DAs kannst du behaupten, aber das stimmt nicht. DIe genaue Ausgestaltung ist höchst variabel und es gibt verschiedene Modelle.
    Wer dann genau wie viel bekommt und ob es noch Zusatzelistungen gibt z.b. nach Wohnort ist erst einmal nciht fest.
    Die meisten BGE Initiativen und Modelle gehen aber durchaus auch noch von Zusatzleistungen für außergewöhnliche Umstände aus.
    Ansonsten. Das Geld ist da. Nie so viel wie heute. Alles eine Frage der Verteilung.



    "Gleichzeitig würde es das Ende des Solidaritätsgedankens bedeuten"


    Einfach nur abwegig.
    Gelebte Solidarität ist das Ausschalten der Solidarität.
    Doppeldenk? Dann müsste ja acuh das Ende/Erhöhung von HArtz IV das Ende des Solidaritätsgedankens bedeuten.




    "Am Ende stünden sich Arbeitslose oder an sich selbst scheiternde Menschen wohl wesentlich schlechter als heute"


    1: Höchstspekulativ und worst case scenario
    2: Selbst im schlimmsten Szenario der wirtschaftlichen Rezession und Hyperinflation durch das BGE hätten sie immer noch mehr Selbstwertgefühl, da sie nicht betteln gehen müssen.



    "Motto: Selbst schuld. Du hast ja dein Grundeinkommen."
    Das unterscheidet sich in wie fern dann von heute? Selbst schuld, du hast freie Bildung, Sozialhilfe...etc.
    Ansonsten siehe oben zu Ende der Solidarität.
    Grundeinkommen John heißt aber auch, dass du bei einigen Projekten gar nicht Scheitern kannst. Schließlich musst du kein Geld mit deinen Projekten verdienen.
    Gerade im ehrenamtlichen Bereich ist hier ein riesiges Betätigungsfeld.


    Und auch Gründer die dann Geld verdienen wollen, fallen dann immer relativ weich.
    Das es in Deutschland derweil akzeptierter sein muss zu scheitern, ist ein ganz anderes Thema und hat mit dem BGE echt nicht viel zu tun.



    "Zudem alle Pilotversuche untauglich sind, da:
    1. zu klein um die Nachfrage auf nationaler Ebene spürbar zu beeinflussen. Was aber bei vollständiger Umsetzung passieren würde. Zumal die bestehenden Sozialgesetze für die Testteilnehmer kaum außer Kraft gesetzt wurden."


    Ähm? Es handelt sich um Tests. Man kann natürlich die Kaufkraftentwicklung /Sparquote...etc. in der entsprechenden Gruppe messen.


    "2. zeitlich begrenzt, was die Personen natürlich wissen. (Niemand würde deswegen also seinen Job kündigen, wie vielleicht bei einem lebenslangen BGE)."



    Und hier irrst du gleich mehrfach. Natürlich haben Leute ihren Job gekündigt. Warum? Um sich selbstständig zu machen/sich zu verwirklichen....etc.
    Stärkung der Gründerkultur. Wichtiger Punkt.
    Auch ist jede Einführung eines BGE erst einmal natürlich alles andere als Unumkehrbar. Spätestens von der nächsten Regierung....



    "Solidarität beruht auf dem Prinzip, dass die Starken für die Schwachen, die Jungen für die Alten und die Gesunden für die Kranken finanziell eintreten, also die einen mehr einzahlen als sie rausbekommen und die anderen ggf. mehr rausbekommen, als sie einzahlen. Das funktioniert deshalb, weil die Gruppe der Schwachen, Alten und Kranken in der Regel (jedenfalls ursprünglich) deutlich kleiner ist und niemand genau weiß ob er nicht auch irgendwann mal dazu gehört und dann Leistungen benötigt."


    Ja. Und genau so funktioniert das BGE.
    Menschen die viel verdienen zahlen viel ein und bekommen wenig. Wie jetzt.
    Menschen die wenig verdienen zahlen wenig ein und bekommen viel. Wie jetzt.
    Ansonsten eben auch eine Frage des Steuersystems das damit einhergeht.
    An der GRundannahme dass die LEistungsstarken und Vielverdiener gleichzeitig ihr BGE und das der sozial schwachen finanzieren müssen ist aber nicht zu rütteln.


    "Das BGE hingegen beruht auf dem liberalen Gedanken: Wenn jeder für sich selbst sorgt, ist für alle gesorgt.
    weil er dass durch Vermögen entstehende Machtgefälle in der Gesellschaft nicht mitberücksichtigt und die Menschen alleine sich selbst überlässt, die nicht klug mit ihrem zusätzlichen Geld umgehen."
    Häh? Ne....
    Siehe oben.
    Und... Sorry, aber wieso alleine lassen? Bzw. mehr alleine lassen als heute? Verstehe ich nicht.
    Meinst du weil es keine staatlichen Arbeitsvermittler, Jugendamtsmitarbeiter und Karriereberater mehr gibt dann, oder wie?
    Natürlich gebe es die weiterhin.... Bzw. die Abschaffung wäre eine ganz andere Maßnahme.


    Das Machtgefälle nicht berücksichtig???
    Das BGE berücksichtig das MAchtgefälle wesentlich stärker als das jetzige System, weil der arme Timmy nicht beim Sachbearbeiter auftauchen muss um Rechenschafft abzulegen, dass er 10 Bewerbungen geschrieben hat und 2 Maßnahmen abgeschlossen um dann bitte HArtz IV zu bekommen vom großen mächtigen Geldgeber und den Geldgebern des Geldgebers. Den "Reichen und Mächtigen"



    P.S.
    Das Zitiersystem des Forums ist seit einiger Zeit unter aller Sau. Oder ich bin zu dumm dafür.

  • P.S.
    Das Zitiersystem des Forums ist seit einiger Zeit unter aller Sau. Oder ich bin zu dumm dafür.

    Es ist ein bisschen umständlich, recht langsam und manchmal funktioniert es nicht beim ersten Mal.

    Früher, beim Gipskrieg, als die Gummistiefel noch selbst gestrickt,

    das Freibier noch gratis aber nicht umsonst,

    die Cola noch weiß, der Kaiser noch am Leben,

    Jesus jung und die Zeiten besser waren.

    -Maximilian L.

  • Ich finde es zwar gut, dass Finnland überhaupt so einen Versuch startet. Was mich stört ist der Test nur an Arbeitslosen. Wenn man nur Arbeitslose als Testgruppe hat, ist die Wahrscheinlichkeit dass am Ende nicht mehr alle arbeitslos sind schon im Versuchsaufbau angelegt.


    Gerade um aber Kritiker des BGE entgegenzutreten bräuchte es einen Versuch bei Menschen aus allen Schichten. Die eigentliche Frage ist nämlich nicht ob Menschen mit BGE wieder arbeiten, sondern ob Menschen mit BGE aufhören zu arbeiten.


    Bezieht man noch die Umständer der Veränderung in der Arbeitswelt mit ein (Roboter etc. wurde hier schon oft angesprochen), so kann es eigentlich gar nicht das Ziel sein mit dem BGE mehr Menschen in Arbeit zu bringen.

  • Die ersten zwei Absätze von dir werden auch im Artikel von etwaigen kritisiert.


    Zu deinem letzten Absatz, ich gehe stark davon aus dass in den nächsten 30 Jahre enorm viele Arbeitsplätze vernichtet werden(weltweit) und neue werden nicht mal im Ansatz das auffangen können, trotzdem muss das Bild der Arbeit geändert werden. Arbeit muss für jeden Menschen ein Grundrecht sein, das kann aber nicht der Staat oder die Industrie abfangen, weil Roboter/Algorithmen das verhindern werden, wo ich aber Potenzial sehe ist eindeutig die Unterhaltungsbranche, Soziale-Bereiche und ein neues Unternehmertum, im Sinne der Selbständigkeit . Daher halte ich ein BGE für fast notwendig, denn klassische Arbeitsverhältnisse wird es nicht mehr so viele geben, prekäre Arbeit wird zunehmen und viele werden im Jahr nicht durchgehend Arbeit haben. Da Bedarf dann auch eine Umorientierung der klassischen Schulausbildung, Schwerpunkt Kreativität, aber das würde den Rahmen sprengen.

  • Ich stimme dir sogar halbwegs zu aber der erste wichtigste Punkt den du bei deiner Rechnung vergisst:
    10 Euro Mindestlohn = kaum/keine Zahlungen in die Sozialkassen wie zB. Rentenkasse usw. = viele Zuschüsse vom Steuerzahler und im Alter nur Grundsicherung = Altersarmut
    15 Euro Mindestlohn = höhere Zahlungen in die Sozialkassen = höherer Rentenansprüche im Alter = mehr Rente als Grundsicherung = keine/kaum Zuschüsse vom Steuerzahler


    Der zweite Punkt ist die angebliche massive Teuerungsrate bei höheren Mindestlöhnen. Das wage ich stark zu bezweifeln das die so dramatisch ist als das es die Vorteile des höheren Mindeslohns überlagern würde. Zumal jemand der den heutigen Mindestlohn von 9,30 Euro bekommt ohnehin kaum Dienstleistungen nutzt weil er sie sich schlicht nicht leisten kann, bei 15 Euro wird das deutlich besser aussehen. Stichwort ankurbeln der Binnennachfrage.

    Zu 1. Schau dir mal die Kalte Progression an, bei so einer heftigen Anpassung kannst du auch mit einer "heißen" Progession rechnen, aber die Kalte ist über die Zeit schlimmer. Wer Mindestlohn bekommt wird immer in der Gefahr sein im Alter nur sehr wenig zu haben. Dabei spielt die Höhe keine Rolle.
    Zu 2. Es ist ein Beispiel, da nicht 50% der Bevölkerung Mindestlohn bekommen, wird der effekt natürlich kleiner ausfallen. Ich wollte den Effekt aufzeigen, es nicht präzise an Daten von Deutschland berechnen. Wenn du willst kann ich das aber gern mal tun.
    Was die Nutzung von Dienstleistungen angeht, siehe Unten.

    Deine Erläuterung ist "zu" einfach, sie blendet einen wesentlichen Punkt vollständig aus: Globalisierung. Die Zusammensetzung der Preise entsteht ja nicht nur in Deutschland. Durch die Erhöhung der Löhne in Deutschland müssten viele Waren/Dienstleistungen erstmal überhaupt nicht teurer werden. Dienstleistungen nehme ich als eher armer Menschen eher wenig im Anspruch. Wenn der monatliche Friseurbesuch teurer wird kann ich das verkraften. Das meiste Geld gebe ich persönlich für Lebensmittel aus.

    Man muss erstmal dünne Bretter bohren bevor man die dicken bohren kann. Natürlich hätte ich auch 2 Stunden statt 20 Minuten investieren können, dann wäre der Beitrag 4-6 mal solang geworden, kaum jemand hätte ihn gelesen, keiner hätte den Inhalt in der Tiefe verstanden.
    Ich habe ca. ein halbes Dutzend weitere Einflussfaktoren nicht mal erwähnt - weil sie den Rahmen gesprengt haben.
    Das ist auch nicht böse gemeint, wenn Mogges und Vicious mit ihrer Biologie loslegen verstehe ich auch schnell nichts mehr, daher versuche ich meine Beispiele immer möglichst einfach zu halten, weil alles andere niemanden was bringt.


    Gehst du nicht zum Friseur? Einkaufen? Fährst du nicht mit dem öffentlichen Nahverkehr?
    Natürlich nimmst du sie in Anspruch. Gerade für dich spielt es eine Rolle.
    Der Anwalt eines vermögenden Menschen wird im übrigen auch teurer weil durch die Erhöhung des Mindestlohns auch die Kosten des Anwalts steigen, aber bei weitem nicht in dem gleichen Maße wie ein Haarschnitt für dich. Wenn der Haarschnitt für dich auf einmal 30 statt 20 Euro kostet (um beim Beispiel zu bleiben), der Anwalt die Stunde nun aber 160 statt 150 Euro nimmt, was denkst du triffts härter?


    Das wir Waren relativ günstig auf dem internationalen Markt einkaufen können hat damit zutun das Deutschland auch Waren die in Deutschland produziert werden, sehr gut auf dem internationalen Markt verkaufen kann. Dies hat vorallem mit der "Lohndiziplin" in vielen Branchen zutun, ich mein ja nur, in der Schweiz würd ich 150.000+ Franken verdienen (und ich überleg jede Woche ob/wann ich gehen sollte), in Deutschland bekomm ich... weniger, mit höheren Steuern.


    Das ist schlicht falsch. Ich habe mal nach den Löhnen von Aldi gegoogelt, als ungelernte Kraft bekommt man da 15 Euro (mag regional unterschiedlich sein), das ist somit deutlich mehr als der aktuelle Mindestlohn. Aldi kann es sich scheinbar leisten, somit müssen die auch nirgends irgendeine Axt ansetzen.

    Das ist schlicht falsch. Aldi ist eine Ausnahmeerscheinung. Ich zähle da mal ein paar Punkte auf: Aldi hat bis zum Tod der beiden Brüder überall nur bis 20 Uhr geöffnet, war hier der einzige "konserative" Discounter in Deutschland der Öffnungszeiten bis 21 oder 22 Uhr nicht mitgemacht hat. Aldi mietet keine Fillialen sondern kauft den Boden und baut selbst - deswegen planen sie ja auch Wohnungen auf ihre Fillialen zu bauen, kann Norma z.B. nicht machen, fast alles gemietet.
    Und - und das ist der Punkt: Aldi bezahlt seine Mitarbeiter weit besser als die Konkurrenz, dafür musst du aber auch härter ran klotzen und wenn man unzuverlässig ist und s* baut ist man schneller raus.
    Tipp: Google mal Penny oder Netto. ;)

    Die Mieten sind ohnehin zu teuer. Somit ist deine Aussage allenfalls richtig, wenn man den Mindestlohn als einzelne Maßnahme betrachtet. Ergänzend könnten andere Maßnahmen wie (deutlich) mehr sozialer Wohnungsbau einiges an Entspannung in den Wohnungsmarkt bringen.

    Ja, natürlich habe ich den Mindestlohn erstmal isoliert betrachtet. Wie schon geschrieben, er ist nur ein Instrument. Aber mehrere Maßnahmen zu verknüpfen und gegenseitige Wechselwirkungen zu bewerten ist sehr komplex und überfordert leider auch große Wirtschaftsforschungsinstitute und Beratungsunternehmen.
    Die Aussage hat, verzeih, etwas von: Ja der Jaguar mag das schnellste Landtier sein aber der Elefant kann nicht springen! Das eine hat mit dem anderen nicht so viel zutun.


    Wie machst du das fest das die Mieten zu teuer sind? Warum sind den die Mietpreise gestiegen? Was denkst du? Würde mich interessieren.


    In Berlin haben die Linken gerade mit ihrer Mietpreisbremse den Wohnungsmietmarkt vollkommen zerstört. In Berlin gibts jetzt 25 % weniger Mietwohnungen auf dem Markt. Schön wenn die Wohnungen günstig sind - man aber keine bekommt.
    Sozialer Wohnungsbau funktioniert nur wenn er auch finanziert werden kann, bei den heutigen Bauvorschriften und den Zeiten bis Genehmigungen da sind, ist institutionelles Bauen in Deutschland ein Albtraum, das treibt die Kosten enorm. Es gibt reichlich Artikel von Chefs von großen Bauunternehmen aber auch Genossenschaften die diese beiden Punkte aufzählen und dann klar sagen - Bauen lohnt sich nicht mehr.


    Wenn die Linken etwas von Wirtschaft verstehen würden, dann würden sie es so machen wie viele andere Europäische Nachbarn:
    - Abbau von Vorschriften
    - Vereinfachung von Antragsstellung und Bewilligung
    - Einschränkung der Möglichkeit für Ausländer in Deutschland Wohneigentum das nicht für den Selbstgebrauch gekauft wird, zu erwerben.


    So könnte schneller, einfacher und für den Bedarf der Bevölkerung gebaut werden - und nicht als Spekulationsobjekt in Hochpreislage.


    Ich sehe das Problem nicht, der am geringsten qualifizierte bekommt ausreichend Lohn um vernünftig davon leben zu können. Alle anderen bekommen entsprechend mehr.

    Hier ist wieder die Frage: Was ist vernünftig?


    In den Zeiten als ich jeden Euro 5 Mal umdrehen musste war es für mich ein vernünftiger Monat wenn alle Rechnungen bezahlt, der Kühlschrank voll und ich noch genug Geld für einmal Kino und vielleicht sogar das Geld für ein EU4 DLC hatte.
    Da habe ich Vollzeit studiert und Vollzeit gearbeitet.
    Also, was ist für dich vernüftig?
    Essen, keine Schulden, Dach über dem Kopf?
    Oder 2 mal im Jahr nach Malle saufen?


    Beste Grüße


    TauPandur

  • Ich glaube über den Mindestlohn könnten wir noch ewig hin und her diskutieren. Drehen wir den Spieß einfach mal um, wie würdest du sicher stellen, dass Menschen von ihrer Arbeit leben können?


    In den Zeiten als ich jeden Euro 5 Mal umdrehen musste war es für mich ein vernünftiger Monat wenn alle Rechnungen bezahlt, der Kühlschrank voll und ich noch genug Geld für einmal Kino und vielleicht sogar das Geld für ein EU4 DLC hatte.
    Da habe ich Vollzeit studiert und Vollzeit gearbeitet.
    Also, was ist für dich vernüftig?
    Essen, keine Schulden, Dach über dem Kopf?
    Oder 2 mal im Jahr nach Malle saufen?


    Die Studenten-sind-arm-Rechnung wird gerne gemacht, halte ich aber für falsch. Man ist in der Regel jung und eher gesund. Man bringt vieles an Hausstand (Kleidung, Elektronikgeräte, Fahrrad etc.) bereits aus dem Elternhaus mit. Das ist nicht vergleichbar mit jemand der sein Leben tatsächlich vollständig selbst finanzieren muss, der alt/krank ist, Kinder hat etc.


    Aber ich kann ja mal auflisten was mir spontan so einfällt:


    - Miete
    - Essen
    - Gesundheitskosten die nicht von der Kasse gedeckt werden, aber medizinisch sinnvoll sind
    - Freizeit (z.B. Verein, Kino, Schwimmbad, Restaurant, sagen wir 1-3 Aktivitäten pro Woche in geringer bis mittlerer Preisklasse)
    - 1 Jahresurlaub
    - Anschaffungen (Kleidung, Geschirr, Möbel, Fernseher, halt irgendwie im Durchschnitt der unteren Hälfte der Bevölkerung)
    - Bildung (Nachhilfe für Kinder, 1-2mal im Jahr ein Volkshochschulkurs, sowas in der Art)
    - Fahrrad
    - Kosten für öffentliche Verkehrsmittel um sich frei im Umkreis (50km) bewegen zu können
    - Zugang zu Informationen (im Grunde Kosten für Telefon und Internet, 1 Zeitungsabo, sowas)
    - sinnvolle Versicherungen
    - Geschenke (Geburtstag/Weihnachten) für Menschen die einem nahe stehen


    Auto lasse ich tatsächlich mal weg, weil ich denke in der Stadt braucht man keins (Sonderfälle wie Behinderung, große Familien, wichtig für die Arbeit etc. natürlich ausgenommen) und auf dem Land braucht man zwar eher eines, dafür ist das Leben (z.B. Wohnkosten) entsprechend billiger.


    Ich kann das jetzt natürlich nicht alles auf den Cent genau sagen, man kann ja auch ein Jumbojet verschenken, aber das ist natürlich nicht gemeint ;)


    Und bitte kommt jetzt keiner mit die Leute in Bangladesch haben weniger, ich denke das was ich aufgelistet habe, entspricht ganz gut dem möglichen Lebensstandard in Deutschland.

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