Bezüglich der Näherinnen bringst du einen weiteren Faktor mit ins Spiel: Existenznot. Not macht fleißig. Immer und überall.
Du wirst aber doch wohl einräumen, dass das Straßenbild in bspw. Kalkutta ein anderes ist, als in Yokohama oder Amsterdam.
Das „Arbeitsethos“ einer Gesellschaft erkennt man aus meiner Sicht nicht nur daran, wieviel aus Notwendigkeit gearbeitet wird, sondern daran, wieviel über das Notwendige hinaus freiwillig gearbeitet wird. Ein guter Indikator ist aus meiner Sicht dabei der Umgang mit bspw. Müll und Fäkalien bzw. der Stellenwert von Hygiene und Sauberkeit. Schmutz und Unrat sind (für mich) doch meistens ein Indiz für eine allgemeine Nachlässigkeit, die sich eben auch auf ein Arbeitsethos über das Notwendige hinaus erstreckt.
Daraus könnte man auch indirekt die Bedeutung des politischen Systems für das Arbeitsethos ableiten, wenn man bspw. an die katastrophalen Umweltbedingungen in der DDR oder in ganz Osteuropa zu Zeiten des Kommunismus denkt.