Bildungsstreik!

  • Welche Stufe unterrichtest du John?


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    Vielleicht gehört ein sauberes Schriftbild auch nicht mehr zu den Kernkompetenzen des 21. Jahrhunderts? Ich meine wozu braucht man das denn noch? Viele Arbeitsfelder sind inzwischen digitalisiert und andere ziehen nach.

  • Das sagen meine Schüler auch immer.


    Vielleicht bin ich da altmodisch, aber eine lesbare Handschrift ist für mich eine Kulturleistung, die jeder beherrschen sollte. Wer sagt denn, dass unsere Smartphones usw. nicht irgendwann mal alle den Geist aufgeben. Und dann?


    Außerdem glaube ich, dass handschriftliches Schreiben das Gehirn schult, schon wegen der Motorik.


    Jahrgang 7-10


    Übrigens arbeiten wir standardmäßig in den Schulen immernoch mit Stift, Heft sowie Kreide und Tafel. Whiteboards usw. sind lediglich in wenigen Räumen vorhanden und Tablets können sich weder Schüler noch Schule leisten.

  • Das System Schreiben nach Gehör soll eine mögliche Schreibblockade verhindern und die Kreativität fördern. Ich kann allerdings bei Kindern, die danach unterrichtet wurden, bestenfalls eine sehr kreative Rechtschreibung erkennen.

    Früher war es so, dass die Volksschüler sehr hübsch schreiben konnten, während Ärzte, Doktoren und Professoren nur Gekrakel zu Stande brachten.

    Dann kann ich ja noch Hoffnung haben :cool:
    Mein Lütter hat in den ersten 5 Schuljahren 3 verschiedene Schriften gelernt.
    Wahllos hingeworfene Druckbuchstaben. Das ständige Absetzen hemmt in meinen Augen eher den Schreibfluß.
    Danach die sogenannte Normschrift, ein Zwitter zwischen Druck- und Schreibschrift und zuletzt die Schreibschrift, tatsächlich mal unter Beachtung der dafür vorgesehenen Linien. Dadurch ist das Schriftbild immerhin etwas besser geworden und mir gelingt es diese schneller zu entziffern. Den Lehrern hoffentlich auch.


    Die Generationen davor sind, im schlimmsten Fall, mit 3 Rechtschreibreformen verdorben worden.


    Weil der Wissenschaftsstandort Deutschland ach so schlecht war, wurde mal eben das G8 durchgepügelt. Leider wurde vergessen den Lee(h)rplan zu entschlacken. Es gibt keine Wiederholungen. Der Stoff der letzten Wochen wird quasi sofort nach dem letzten Punkt der Arbeit vergessen. Immer mehr Länder kehren, meist mit Optionsmodell, zum G9 zurück. Selbst Bayern, der Bildungsprimus, schafft G8 komplett ab.
    Wenn man die Kinder befragt, ob sie G9 wollen, so sagen sie natürlich nein. Sie sehen nicht das mehr an Zeit und vor allem Freizeit, sondern fürchten ein weiteres Jahr in der Lernmühle.


    Bei Freunden in Hessen wurde jede Woche mindestens 1 Diktat geschrieben -so wie bei mir auch. Hier nicht eines.


    Arbeitgeber und Universitäten beklagen zurecht, daß sie keine voll ausgebildeten, hochqualifizierten Fachkräfte erhalten, sondern Roboter, bei denen man vergessen hat ausreichend ROM-Bausteine einzusetzen und man wieder bei Null anfangen muß, um das erforderliche Grundwissen mit Lochkarten einzufüttern.
    Das deutsche Abitur ist nicht mehr das Papier Wert auf dem es ausgehändigt wird.


    Von mangelnder Sozialkompetenz will ich gar nicht erst anfangen.


    Ach ich vergaß die Integrationsklassen zu erwähnen, die den armen Lehrern aufgehalst werden. Die Schaffung ausreichender Stellen für Sozialpädagogen, Logopäden oder sonstigem erforderlichen Fachpersonal ist dabei irgendwo auf der Strecke geblieben.
    Immerhin hat der Lehrer heute kleine Klassen von 20-25 Schülern, statt 30-35 wie bei mir. Blöd nur, dass die 2 i-Plätze teilweise die Aufmerksamkeit vergleichbar zu den eingesparten 10 Schülern erfordern.

  • Also ich habe damals exakt eine Schreibschrift gelernt. Und wir haben bestimmt das gesamte erste Schuljahr in Deutsch damit verbracht zu üben, wie man sauber und in Linien schreibt. Wir hatten extra Hefte dafür, mit besonders markierten Linien. Und wir haben seitenweise das Schreiben eines Groß- und Kleinbuchstabens geübt. AAAAAAAAAAA aaaaaaaaaaaaa Aber, Alter, Angst, Adler, arbeiten, angeln anlehnen usw.. Am Ende konnten alle gut und leserlich schreiben. Später haben wir uns dann selbst andere Schriften beigebracht, weil wir wollten, dass unsere Schrift "cooler" bzw. "erwachsener" aussieht. Da konnten wir aber schon seit Jahren gut schreiben. Keine Ahnung, warum man dieses System offenbar aufgegeben hat. Es hat funktioniert. Und Schreibblockade? Ich weiß gar nicht was das sein soll. Wir haben es geliebt, wenn wir Aufsätze und selbsterfundene Geschichten schreiben und vortragen durften. Die heutigen Schüler können das noch nichtmal mehr in der 7. Klasse. Irgendwas ist da gewaltig schief gelaufen in der Grundschulpädagogik. Sagen übrigens auch meine Kollegen aus der ehem. DDR, die für sich ganz Ähnliches beobachten. Früher konnten dort alle gut leserlich schreiben. Heute hingegen...

  • Jaja, früher war alles besser.
    [spoil]



    -Meine Schrift konnten die Lehrer auch nie lesen, Liniale hielt ich neben Hausaufgaben prinzipiell für überflüssig und Fehler mache ich auch heute noch massenweise. (wenn ich mir nicht gerade die Mühe mache zigfach zu korrigieren)
    Von meinem Vater fange ich jetzt gar nicht an.
    Der wurde von Internat zu Internat geschickt....


    Betreffend: Schreiblernmethoden:
    - Wenn man die Studienlage betrachtet wird klar, dass beide Schreiblernmethoden ihre Berechtigung haben.
    Einzig Migrantenkinder und Kinder aus sehr bildungsfernen Schichten haben etwas größere Probleme mit der neuen Methode.



    - Zu den Integrationssachen ist anzumerken, dass hier Menschenrechte unserer Kinder durchgesetzt werden. Einwände dagegen? Zumindest in NRW die Ausbildung in diesem Bereich gestärkt wird um die Leute auch erst mal einstellen zu können die notwendig sind.




    - Und natürlich wurde der Lernplan entschlackt. Also zumindest in NRW.
    Du führst es an anderer Stelle ja selbst an: "Das Abitur ist nix mehr wert"
    Ja, was denn nun?



    -Betr. soziale Kompetenz: Studien zeigen, dass Integrationsschüler die soziale Kompetenz der Schüler stärken. (und meine praktische Erfahrung)
    Integration gut? oder Integration doof?



    - Klagen der Arbeitgeber gabs immer schon. Sowas habe ich schon vor über 20 Jahren vernommen (und kam mir dann total schlau vor) Dabei sind die Ansprüche selbst an Hauptschüler und Handwerkerausbildungen massiv gestiegen.
    Ich zweifel auch nicht daran, dass bereits vor 40 Jahren geklagt wurde. Du?




    "Leider wurde vergessen den Lee(h)rplan zu entschlacken. Es gibt keine Wiederholungen. Der Stoff der letzten Wochen wird quasi sofort nach dem letzten Punkt der Arbeit vergessen."




    Ja- War früher noch viel stärker, da früher noch viel mehr auf repliziertes Wissen gesetzt wurde, als auf kritisches Mitdenken und Anwendung von Wissen.


    Nebenbei gesagt wird ständig was wiederholt. Ist auch zwingend nötig.



    3 Rechtschreibreformen?
    Büdde? Diese Minirerförmchen der Reform die keinen interessierten rechnest du damit ein? War um Grunde eh Schnurz diese Rechtschreibreform in der Schule. Beides war und ist dann irgendwie ok...Ich war davon betroffen. Gut es gab ein paar Deutschstunden zur neuen Rechtschreibung...
    Kein Drama.


    Es fehlt dabei vor allen eine konsequente Rechtschreibreform.



    [/spoil]





    Aber ich scheine den Sinn dieses Beitrages missverstanden zu haben.
    Verzeih.


    Voll alles scheiße heute.
    ich könnte dir da Geschichten erzählen von Schülern die auf ganzer Linie versagen....


    Nene., das glaubste nicht...
    Alles Vollpfosten ganz ohne Lesekompetenz und co.....


    Und die Politik erst--- So unfähig.


    Keine Experimente.
    Ich bin sicher die auf Replikation ausgerichtete Zucht und Ordnung Frontalunterrichtsmehtode aus dem Kaiserreich ist die beste Lernemthode für alle Schüler.
    Und sowieso soll Bildung vor allen der Wirtschaft dienen!

  • Auf Deutsch: Einfach nur die Prügelstrafe rausnehmen und den Rest so lassen geht halt nicht :rofl:


    Man könnte ja mal ganz simpel beim Geld anfangen. Gebäude und Ausstattung modernisieren, kostenlose (hochwertige) Schulessen für alle anbieten, mehr Lehrer einstellen und diese fair bezahlen(die Bezahlung von Grundschullehrern an die Bezahlung von Gymnasiallehrern angleichen etc.). Geld ist theoretisch genug da.


    Ein paar Probleme werden sich dann wahrscheinlich von alleine lösen und dann kann man sich immer noch um den Rest kümmern.


    Pädagogische Dinge wie G8 oder G9, Gesamtschule vs. Dreiteilung, mehr sekundäre Fächer wie Kunst, Sport etc. brauchen eher eine längere wissenschaftliche Beobachtung. Da könnte man beispielsweise in verschiedenen Bundesländern unterschiedliche Modelle austesten, damit im Zweifel nicht die gesamte Nation auf einmal verblödet. :lehrer:

  • Zitat von Fairas

    Geld ist theoretisch genug da.




    solange nicht alles in Rüstung gesteckt wird ;)








    Zitat von Fairas

    Da könnte man beispielsweise in verschiedenen Bundesländern unterschiedliche Modelle austesten, damit im Zweifel nicht die gesamte Nation auf einmal verblödet.



    Wird doch gemacht. Das Problem ist nur, dass die Vergleichbarkeit nur sehr begrenzt gegeben ist.
    Hey und nach den Beobachtungen in den Neuen Bundesländern schien G8 ne echt töfte Idee zu sein um Geld zu sparen.

  • Ist lesbare Handschrift nicht auch ein Zeichen von schlechter Schulbildung? Früher war es so, dass die Volksschüler sehr hübsch schreiben konnten, während Ärzte, Doktoren und Professoren nur Gekrakel zu Stande brachten.

    Oha, wenn das stimmen sollte, ist meine inzwischen zur Keilschrift vermurkste Handschrift ein unwiderlegbares Zeichen dafür, dass ich inzwischen das Bildungsniveau von Steven Hawking erreicht habe. :lol5:


    Das Problem mit dieser furchtbaren Lernweise für Rechtschreibung und Grammatik kenne ich aber auch. Mein Neffe hat auf diese Weise schreiben gelernt, und hat jetzt erhebliche Schwierigkeiten die einmal einstudierten Fehler auszumerzen. Ich halte das für hochgradig gefährlich, da, angesichts der neulich erfolgten Rechtschreibreform, die Toleranz für multiple Schreibweisen weiter ausgedehnt wird, quasi nach dem Motto "das wird bestimmt, oder zumindest wahrscheinlich richtig sein". Für mich eine glatte 6, in Sachen Methodik. Was man einmal falsch erlernt hat, kann man nur sehr aufwendig korrigieren. Man stelle sich mal vor, man würde dieses Grundprinzip bei anderen Sachen zur Anwendung bringen, z.B. in der Fahrschule oder bei der Asubildung an Waffen für Polizisten und Soldaten. Heiliger Bullshit, darauf hätte ich mal gar keinen Bock! :thumbdown:

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