Russland und die ehemaligen Staaten des Ostblocks

  • Mogges ich verstehe deinen Frust. Aber ehrlich gesagt finde ich deine Wortwahl vollkommen überzogen. Plötzlich nahezu sämtliche Spitzenpolitiker dieses Landes als „asoziale Gestalten“ zu bezeichnen finde ich, freundlich ausgedrückt, unangemessen.

    Ich stimme dir zu, dass auch mich das Auftreten und die Parteinahme Gabriels negativ überrascht haben. Habe bisher aber nur seinen Meinungsartikel gelesen und ihn nicht im TV gesehen. Schwesig sehe ich auch aus anderen Gründen menschlich sehr kritisch. Sie scheint vor allem kaum kritikfähig zu sein, wie man so munkeln hört. Merkel wird sich nicht in die Politik ihres Nachfolgers einmischen wollen. Das ist schlechter Stil und das macht man nicht. Jede öffentliche Stellungnahme von ihr könnte Scholz auf die Füße fallen. Ich persönlich glaube, dass die meisten der von dir genannten Personen aufrichtig und in bester Absicht gehandelt haben und handeln. Damit meine ich bspw. Steinmeier, Scholz, Stegner, Mützenich, Merkel usw.. Das heißt aber nicht, dass sie deswegen nicht falsch liegen könnten. Ich finde also man kann ihnen ggf. vorwerfen die Situation falsch einzuschätzen, aber eine böswillige Absicht, dafür gibt es aus meiner Sicht keine Indizien. Gerhard Schröder würde ich davon ausnehmen. Den halte ich inzwischen für vollkommen korrumpiert, was eine Schande ist. In Bezug auf alle anderen kennen wir womöglich auch gar nicht alle Fakten. Denn eins fällt doch sehr auf. Öffentliche Kritik äußern Habeck, Baerbock und Linder definitiv nicht. Sie tragen also den Kurs des Kanzlers offensichtlich bisher mit. Dafür wird es Gründe geben. Warum sie Strack-Zimmermann und Hofreiter nicht zurückpfeifen gilt es allerdings auch noch zu klären. Strack-Zimmermann, Hofreiter und Roth hatten ja alle drei Kiew besucht. Seitdem trommeln zumindest zwei der drei derart öffentlich für schwere Waffenlieferungen und suchen jedes Mikrofon das sie finden. Alle drei unterliegen freilich nicht der Kabinettsdisziplin. Vielleicht mag das der Grund sein, warum sich Lindner, Habeck und Baerbock nicht äußern. Ich weiß es nicht. Ich selbst habe weiter oben meine eigenen Ansichten zum Thema Waffenlieferungen dargelegt. Ich würde aber Scholz, Steinmeier oder Merkel deswegen trotzdem nach jetzigem Kenntnisstand nicht absprechen wollen, nach bestem Wissen und Gewissen zu handeln, auch wenn ich anderer Auffassung bin. Wirklich sachlich angemessen werden wir das wohl erst in Jahren oder Jahrzehnten beurteilen können, wenn die jetzigen Ereignisse und Hintergrundabläufe sowie deren jetziger interner Kenntnisstand hoffentlich in den Geschichtsbüchern aufgearbeitet sein werden. Ich finde aber, solange wir keine sehr konkreten Beweise für Korruption usw. haben, sollten wir Diffamierungen wie „Asoziale Gestalten“ unterlassen. Und selbst dann wären sie nicht förderlich. Derartiges Gerede schadet unserer demokratischen Kultur und Gesinnung. Das sollten wir nicht tun.


    Ich finde es zudem etwas wohlfeil von Springer, FAZ usw. jetzt von der SPD eine „Aufarbeitung ihrer Russlandverbindungen“ zu fordern, wie es der ukrainische Botschafter befeuert hat, dabei aber dann zu ignorieren, dass es die Union war, die 16 Jahre lang regiert hat. Ich denke es dürften sich auch reichlich Händeschütteln-Fotos bayerischer Ministerpräsidenten mit Putin finden. Überhaupt, wo ist gerade eigentlich Söder? Lebt der noch? Oder gibt es Gründe, warum er gerade kaum wahrnehmbar ist? Quasi auf Tauchstation?




    Offener Brief fordert Stopp der Waffenlieferungen an die Ukraine


    Es gibt offenbar einen „offenen Brief“ an Scholz und den Bundestag, jegliche Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine zu unterlassen und die Ukraine zu einem Waffenstillstand zu drängen, um „einen Weltkrieg zu verhindern“ und „das Blutvergießen zu beenden“. Unterschrieben unter anderem vom Liedermacher Konstantin Wecker und der Grünen Ex Vizepräsidentin des Bundestages Dr. Antje Volmer.


    Offener Brief fordert von Scholz Stopp der Waffenlieferungen an die Ukraine


    Schlimm. Sehr schlimm. Da kann man ja gleich vor Putin kapitulieren und die NATO abschaffen. Ich höre schon die Sektkorken im Kreml knallen. Völlig fehlgeleitet. Gute Absicht und dennoch vollkommen fatal in der Wirkung. Wie naiv kann man denn bitte sein? Und vor allem auch, wie gefühllos gegenüber den Ukrainern. Warum spricht man ihnen das Recht ab, selbst entscheiden zu können, ob sie weiterkämpfen oder aufgeben wollen? Sie wollen kämpfen und bitten um Hilfe und wir sollen sie nun vom Gegenteil überzeugen, wenngleich wir es nicht sind, die dann unter russischer Besatzung leben müssen? Wie kommt man auf sowas?

    5 Mal editiert, zuletzt von John () aus folgendem Grund: Ein Beitrag von John mit diesem Beitrag zusammengefügt.

  • Alle westlichen Politiker waren in den vergangenen zwanzig Jahren Putin gegenüber naiv. Man bekam doch ständig vorgeführt, was für ein Arschloch Putin ist. Seien es die Giftmorde an Litvinenko und den versuchten Mord an Skripal, oder die Morde an Oppositionellen in Russland und an Journalisten - von denen man was mitbekommen hat. Und wenn man regelmäßig z. B. Weltspiegel und Auslandsjournal geschaut hat, dann hat man auch die steten Veränderungen in der russ. Zivilgesellschaft sehr gut wahrnehmen müssen. Bis hin zur Geschichtsneuinterpretation von Stalin und Konsorten.


    Wir haben Putin machen lassen, und sind teilweise auch selbst schuld, an dem, was gerade passiert.

  • Naiv oder doch eher gleichgültig im Sinne einer „Kosten/Nutzen-Abwägung“. An die Naivität glaube ich nicht. Dazu werden die Geheimdienstberichte zu eindeutig gewesen sein. Ich vermute aber, dass man davon ausging, dass sich Putin im Großen und Ganzen an gewisse Spielregeln hält. Solange er nur „in seinem Hinterhof“ agierte, ließ man ihn im wesentlichen agieren. Das war keine Naivität sondern eine bewusste Entscheidung. Nach dem Motto: Leben und Leben lassen, solange es der Mehrheit der Menschen damit besser geht. Ähnlich wie bei China. Putin hatte ja auch lange Zeit den Lebensstandard in Russland durchschnittlich angehoben und Russland scheinbar stabilisiert. Er wirkte zwar korrupt und rachsüchtig aber eben dennoch berechenbar. Der aktuelle Streit besteht ja nun darüber, ob die Ukraine zu „seinem Hinterhof“ gehört oder eben nicht (mehr). Und Putins agieren ist nun wohl ins unberechenbare umgeschlagen. Er hält sich zunehmend nicht mehr an die Spielregeln, die es westlichen Regierungen noch ermöglichten, vor ihren eigenen Gesellschaften eine Beziehung zu Russland zu rechtfertigen. Darin liegt der eigentliche Bruch.


    Interview mit Anton Hofreiter: „Der Stil von Scholz passt nicht“


    Interview mit Hofreiter in der FAZ. Er argumentiert für mich sehr überzeugend. Ich teile seinen Standpunkt.

    Einmal editiert, zuletzt von John () aus folgendem Grund: Ein Beitrag von John mit diesem Beitrag zusammengefügt.

  • Ja, aber spätestens nach der Annexion der Krim 2014 und dem Krieg im Donbass, aber auch dem ignorieren der Minsker-Vereinbarungen von beiden Seiten 2015 war doch diese "Kosten/Nutzen-Rechnung" hinfällig. Spätestens dann hätte man im Westen doch reagieren müssen und die eigene Naivität oder Gleichgültigkeit wenigstens überdenken müssen. Und so ein Quatsch wie NordStream 2 ist sicherlich keine vernünftige Reaktion gewesen.


    Und nicht vergessen, 2014 hat oder soll Merkel gegenüber Obama geäußert haben, das Putin die Realität verlassen hat.


    Und man hat alles dennoch weitestgehend weiterlaufen lassen wie zuvor. Das ist schon keine Naivität/Gleichgültigkeit mehr, sondern einfach nur noch Blödheit oder Dummheit. Egal, läuft alles auf das gleiche hinaus.

  • Es sind definitiv schwere Fehler gemacht worden. Man hat es versäumt gegenüber Russland mit unmissverständlicher Stärke aufzutreten und stattdessen v.a. in Afghanistan ein Bild der Schwäche und des Zauderns geliefert. Ich bin immer noch der Meinung, dass die Bilder aus Kabul Putin darin bestärkt haben dürften, dass die NATO kein ernstzunehmender Gegner mehr ist, aufgrund ihrer kriegsmüden und konfliktscheuen Einstellung. Jedes Zeichen von Zurückhaltung interpretiert Putin als Schwäche.


    Insofern ist auch die Verzweiflung des ukrainischen Botschafters nachvollziehbar, wenn auch nicht wirklich hilfreich.



  • Insofern ist auch die Verzweiflung des ukrainischen Botschafters nachvollziehbar, wenn auch nicht wirklich hilfreich.

    Der Botschafter der Ukraine ist die letzte Person, auf die ein verantwortlicher in der deutschen Politik hören sollte.


    Die russischen ICBMs sind innerhalb von 15 Minuten in Stuttgart. Das ist die einzige Leitlinie in diesem Konflikt die zählt, und ich bin sehr froh darüber, dass sich unser Kanzler in seinem Handeln daran orientiert.

  • Es ist sehr interessant, was die Amerikaner liefern und was sie nicht liefern.


    Die Amerikaner liefern bspw. relativ alte, aber wirkungsvolle Artilleriesysteme. Und sie liefern jetzt auch Drohnen. Allerdings nicht die Drohnen, die sie selbst regelmäßig verwenden, sondern bisher noch eher unbekannte „Kamikaze“-Drohnen des Typs Switchblade (400) und Phoenix Ghost (120). Diese können stundenlang in der Luft schweben und sich dann unerwartet im Sturzflug auf ihr Ziel stürzen. Beim Aufprall werden sie durch ihren eigenen Sprengstoff zerstört. Wenn nur 2/3 der Dinger ihr Ziel treffen, würden die Russen alleine hierdurch über 400 Fahrzeuge oder Panzer verlieren.


    Gleichzeitig vermeiden die Amerikaner so, dass die Russen in den Besitz aktueller westlicher Militärtechnik gelangen können. Ich glaube inzwischen, dass das einer der wichtigsten Gründe sein könnte, warum die Ukraine nur eingeschränkt schwere Waffen erhält.


    Das wissen wir über die Kamikaze-Drohne Phoenix Ghost


    Insofern ist auch die Verzweiflung des ukrainischen Botschafters nachvollziehbar, wenn auch nicht wirklich hilfreich.

    Der Botschafter der Ukraine ist die letzte Person, auf die ein verantwortlicher in der deutschen Politik hören sollte.


    Die russischen ICBMs sind innerhalb von 15 Minuten in Stuttgart. Das ist die einzige Leitlinie in diesem Konflikt die zählt, und ich bin sehr froh darüber, dass sich unser Kanzler in seinem Handeln daran orientiert.

    Das waren sie immer schon. Mit der Argumentation kannst du auch die NATO abschaffen. Denn spätestens wenn Putin Litauen angreift, ständest du wieder vor der selben Problematik der nuklearen Abschreckung. Natürlich darf man das nicht außer Acht lassen und jeder will es vermeiden. Aber nicht um jeden Preis. Wenn man sich Putin nicht unterwerfen will, heißt das schlimmstenfalls eben auch, die Bereitschaft zu haben, diesen höchsten Preis als letztes Mittel zu zahlen. Was wäre die Alternative, Putin immer dann nachgeben, wenn er mit Atomkrieg droht? Man kann argumentieren, dass die Ukraine nicht zur NATO gehört, und man deswegen nur eingeschränkt tätig wird. Aber was machst du, wenn bspw. Finnland im Mai der NATO beitritt, und dann Russland Finnland oder Teile Schwedens (Gotland) angreift? Dann musst du entweder zur NATO Verpflichtung stehen, trotz der Gefahr für uns alle, oder die NATO wird obsolet und Putin hat gewonnen.

    4 Mal editiert, zuletzt von John () aus folgendem Grund: Ein Beitrag von John mit diesem Beitrag zusammengefügt.

  • Das waren sie immer schon. Mit der Argumentation kannst du auch die NATO abschaffen.

    In dem Moment wo Putin ein Nato oder EU Land angreift, sind wir alle tot.

    Mit konventionellen Waffen ist er Unterlegen, also wird es automatisch zum Atomkrieg.

    Das bezweifle ich. Atombomben werden nicht einfach so wahllos eingesetzt, sondern als ultima Ratio bzw. letzte Warnung. Zunächst dürfte ein solcher Konflikt konventionell ausgetragen werden. Erst wenn eine Seite klar unterliegt und die Gegenseite gleichzeitig einen Schritt zu weit geht, erst dann werden Atomwaffen wohl eingesetzt werden, als letzte Warnung. Könnte mir das bspw. vorstellen im Falle einer erfolgreichen Gegenoffensive der NATO, die dann auf russisches Gebiet ginge oder bei einem unerwartet erfolgreichen Vordringen russischer Kräfte, dem die NATO nichts entgegensetzen könnte. Denkbar ist auch der begrenzte Einsatz taktischer Nuklearwaffen auf Nachschubrouten und Versorgungsdrehkreuze. Klar kann sich das dann schnell steigern oder es führt zu einem Waffenstillstand. Das ist ja die russische Strategie „Eskalation zur Deeskalation“. Dass beide Seiten sofort ihr gesamtes Arsenal verschießen und ein Armageddon auslösen halte ich für wenig plausibel.


    Atombomben dienen dazu, die Gegenseite zum Stoppen zu zwingen bzw. an den Verhandlungstisch zu bomben. Ähnlich wie schon gegenüber Japan. Das ist der einzige logische Einsatzzweck. Denn ein globaler Atomkrieg wäre in seinen Konsequenzen so verheerend, dass nur ein Wahnsinniger ihn umsetzen würde, wenn ihm noch eine andere Wahl bleibt.

  • Als wenn unser Kanzler in irgend einer Art den Einsatz von Atomwaffen verhindern könnte.


    Rußland wird die Dinger einsetzen falls es weiter eskalieren will, in welchem Umfang kann man nicht sagen. Allerdings steigt die Wahrscheinlichkeit mit jedem erfolglosen Tag des Russischen Heeres in der Ukraine und mit jedem Tag wo Putin an der Macht ist.

    Der Nachschub aus dem Westen ist relevant für die Russischen Verluste.

    Will man also das Risiko minimieren muss man die Waffenlieferungen einstellen.

    Hieße im Umkehrschluss zuzusehen wie Russland ein Volk abschlachtet. Und was dann?

    Dem Aggressor sich widerstandslos ergeben?


    Scholz hat auf den Einsatz von diesen Waffen keinerlei Einfluss. Er hat Einfluss auf deutsche Waffenlieferungen, aber die Briten, Amis und Osteuropäer nehmen den doch eh nicht ernst.


    Daher braucht er nur für sein Wahlvolk und seine Partei eine Begründung das er alles tut damit Deutschland nicht im Fokus des Krieges steht. Ist feige und reiner politischer Selbstzweck, aber er ist nun mal gewählter Kanzler.

  • Laut dem britischen Verteidigungsministerium sei es den Russen in den letzten 24 Stunden trotz deutlich gesteigerter Angriffe nicht gelungen, nennenswerte Landgewinne im Osten der Ukraine zu machen. Vielmehr würden die ukrainischen Gegenangriffe die russischen Truppen derzeit offenbar in ihrem Vormarsch wirksam behindern.


    Sehr guter zusammenfassender Beitrag in der FAZ+. Leider hinter einer Paywall. Aber vielleicht kann es der ein oder andere ja dennoch lesen.


    Wie Putins Krieg den Westen dauerhaft herausfordert

    Einmal editiert, zuletzt von John () aus folgendem Grund: Ein Beitrag von John mit diesem Beitrag zusammengefügt.

  • Plötzlich nahezu sämtliche Spitzenpolitiker dieses Landes als „asoziale Gestalten“ zu bezeichnen finde ich, freundlich ausgedrückt, unangemessen.

    Du solltest an Deinen Lesekompetenzen arbeiten. ;)

    Ich schrieb nicht von "sämtlichen", sondern von Politikern im Stile Ralf Stegners, die in Talkshows der Ukraine die Kapitulation empfehlen, weil der Krieg ja ohnehin nicht zu gewinnen sei. Dazu gibt es dann noch die Vertreter der Seite, man benötige zwingend Pufferstaaten zwischen Rußland und Westeuropa, eben damit genau das passieren kann, was eben gerade passiert. Während die Ukraine massakriert wird, haben andere Zeit, sich zu sortieren und auf die Situation zu reagieren, deswegen müsse man solchen Staaten keine Zutritt zur EU und schon gar nicht zur NATO erlauben. DAS ist asozial. Neben Steger habe ich keine genannt, kann aber gerne Richard David Precht nennen, der ist genauso unterwegs; zwar kein Politiker, gibt seine Senf aber dennoch vermehrt in Talkshows ab.


    Menschen wie Merkel, Gabriel, Steinmeier, Schwesig oder Scholz sind einfach "nur" opportunistisch, wirtschaftshörig, schlecht informiert oder vielleicht einfach nur charakterlos.

  • Habe mir gestern Gabriel in der ZDF-Sendung angesehen. Ich finde seinen Standpunkt bezüglich der Waffenlieferungen durchaus nachvollziehbar, so wie er ihn dort geäußert hat. Wörtlich hat Gabriel gesagt: „Wir können all das machen (liefern), was die Amerikaner auch liefern. Wir sollten hingegen nicht liefern, was auch die Amerikaner nicht liefern.“ Er wies daraufhin, dass auch die Amerikaner keine M1 Abrams Panzer lieferten und auch die Briten keine Challenger Panzer. Es wäre daher ein deutscher Alleingang, würde Deutschland nun Leopard 2 Panzer liefern. Dies könne durchaus von Russland als Eskalation verstanden werden und es gäbe gute Gründe dafür, warum die USA und GB derzeit davor zurückschreckten, der Ukraine diese Waffensysteme zu liefern. Das ist ein Standpunkt, den ich als Laie erstmal vertretbar finde. Die Frage ist doch, warum liefern denn die USA oder GB nicht derartige Waffensysteme? Zweifellos wären sie ja in der Lage dazu. Auch Frankreich liefert keine Leclerc Panzer. Es muss ja gute Gründe dafür geben. Laut Gabriel hätten auch die USA die Sorge, sonst womöglich als Kriegspartei wahrgenommen zu werden. Zumal General Vad in der Sendung meinte, dass die gesamte Logistik und Versorgung für westliche Panzer in der Ukraine derzeit gar nicht sichergestellt werden könne. Worin ich ihm geneigt wäre zuzustimmen. Ein deutsches Panzerbatallion hat auch immer eine Instandsetzungsabteilung mit Bergepanzern und technischem Personal da. Und das ist auch dringend nötig. Aber das sicherzustellen, ohne Lufthoheit in der Ukraine, ich habe keine Idee, wie man das machen sollte. Ohne eine solche Instandsetzung, und jetzt spreche ich aus eigener Erfahrung, werden diese modernen Panzer nach 1-2 Wochen im Feld liegenbleiben und sind dann ein gefundenes Forschungsobjekt für die russische Waffenindustrie.


    P.S. Kannst du mir mal einen Link zu den Aussagen Stegners geben? Höre davon zum ersten Mal.


    Ukrainische Armee fügt russischen Streitkräften hohe Verluste zu.


    Laut britischem Verteidigungsministerium fügen die ukrainischen Streitkräften an der gesamten Front im Osten der Ukraine den russischen Streitkräften hohe Verluste zu. Den russischen Truppen gelängen bei ihren Angriffen bisher zwar Gebietsgewinne aber die Moral der russischen Truppen sei allem Anschein nach gering ausgeprägt. Offenbar sei die Auffrischungsphase zu kurz gewesen.



    Die Tagesschau meldet weiterhin heute Morgen, dass offenbar bei einem ukrainischen Angriff auf eine russische Kommandozentrale bei Cherson mindestens zwei weitere russische Generale getötet und einer verwundet worden sein sollen.

    Der ukrainische Militärgeheimdienst erklärte, der Kommandposten sei am Freitag getroffen worden, zwei Generäle seien getötet und einer schwer verletzt worden.

    Ein Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, Olexij Arestowytsch, erklärte in einem Online-Interview, 50 führende russische Offiziere hätten sich in dem Kommandozentrum aufgehalten, als es angegriffen wurde. Ihr Schicksal sei unbekannt, sagte er


    Nochmal was zur Moskwa:

    Habe gerade in einem CNN-Beitrag folgendes Foto der sinkenden Moskwa gesehen.


    Moskva sinking: 1 dead and 27 misisng, according to Russian state media - CNN


    Das sieht für mich nicht so aus, als sei sie nur von zwei Raketen getroffen worden. Die schwarzen Flecken am Rumpf deuten auf zahlreiche Treffer, denn vorher hatte sie derartige schwarze Flecken definitiv nicht, wie man auf älteren Bildern von ihr sehen kann. Ich zähle mindestens zehn solcher potentiellen Einschläge.



    CNN macht in dem Beitrag darauf aufmerksam, dass Russland höchstens 100 Mann der ursprünglich 500 Mann starken Besatzung gezeigt habe. Zudem gäbe es in russischen sozialen Netzwerken Hinweise darauf, dass viele Angehörige derzeit nichts über den Verbleib ihrer Jungs und Ehemänner auf der Moskwa wüssten.


    Wenn das mit dem Kommandoposten wirklich stimmt, dann haben die Russen wirklich wieder unfassbare Probleme.


    Man stelle sich eine Schlacht vor, in der nicht nur der Generalstab sondern das gesamte Führungszentrum samt Elektronik und erfahrener Stabsoffiziere bereits zu Beginn ausgeschaltet wird, die vermutlich als einzige die genauen Schlachtpläne kannten und dort detailliert einbezogen waren.


    Schlimmer geht’s ja eigentlich kaum noch. Wie soll eine Armee ohne Koordinierung durch erfahrene Stabsoffiziere solche Angriffsoperationen durchführen. Und was muss es für einen Eindruck auf die Truppe machen, wenn „mal eben“ 50 Mitglieder der höchsten Offiziere und des Stabskorbs ausgeschaltet werden können?

    8 Mal editiert, zuletzt von John () aus folgendem Grund: Ein Beitrag von John mit diesem Beitrag zusammengefügt.

  • Warum die USA kein M1 Abrams an die Ukraine liefern, ist schon merkwürdig. Länder wie den Irak oder Ägypten haben sie damit ausgestattet- Allerdings sind die momentan auch keine Kriegsparteien. Das mit den Ersatzteilen und der Wartung ist allerdings definitiv ein Punkt. Militärische Geheimnisse glaube ich nicht. Der M1 wird seit den 70ern gebaut. Die allgemeinen Spezifikationen sind bekannt. Und die neuesten Kampdwertstufen würden die USA sicherlich der eigenen Armee vorbehalten.


    Habe gestern auf NTV einen Artikel gelesen, wo ein Vertreter von Krauss-Maffai-Wegmann (KMW) sagte, dass selbst wenn die Ukraine Panzern bestellen könnte, diese erst in zwei bis drei Jahren ausgeliefert werden könnten, weil praktisch nichts auf Halde gelagert wird (Panzerstahl etc). Dies würde das Waffenkontrollgesetz verunmöglichen. Außerdem bedarf jedes größeres Rüstungsprojekt die Zustimmung der Regierung. Erst dann würden die benötigten Bauteile geordert und produziert. Dann, nach zwei bis drei Jahren, könnten dann 6-8 Panzer pro Monat ausgeliefert werden.


    Das Bild der "Moskwa" sieht für mich schon wie Raketeneinschläge auf Höhe der Schornsteine aus, die dann innere Explosionen zur Folge gehabt haben. Kann aber auch die Folge schlechter Wartung gewesen sein. Zwar soll das Schiff erst 2020 einen großen Werftaufenthalt gehabt haben, aber die Korruption in Russland hat ja biblische Ausmaße. In Friedenszeiten mag die mangelhafte Ausführung nicht auffallen, aber dann unter der Dauerbelastung von echten Kriegsbedingungen, geben dann einige Teile nach.


    Die gleichmäßigen schwarzen Flecken auf Höhe der VLS-SAM-Starter (der Bereich hinter dem Schornsteinen) sehen schon irgendwie komisch aus.

  • Ich lese gerade auch russische Medien in Übersetzung. Dort fragen sich pro-russische User in Leserdiskussionen, warum Russland nicht endlich die Schienenwege im Westen der Ukraine angreife, um den westlichen militärischen Nachschub mit schwerem Gerät usw. zu unterbinden. Sie sprechen bspw. von drei Eisenbahn-Brücken, die man leicht zerstören könne. Deren Vermutung ist, dass dem die persönlichen Interessen russischer und ukrainischer Oligarchen entgegenständen, die darüber Waren in den Westen exportierten, und die offenbar Einfluss auf die russische Militärführung hätten.

    Habe da noch nicht drüber nachgedacht. Aber aus russischer militärischer Perspektive ist es ja wirklich merkwürdig, warum die Schienenwege nach Europa nicht durch die Russen zerstört werden. Können sie nicht oder wollen sie nicht? Es scheint eher Letzteres zu sein. Aber warum? Finde es ehrlich gesagt auch erstaunlich, dass die USA Nachschub in Stärke von bis zu 8 Flugzeugen tägliche liefern können und daran nicht gehindert werden. Gibt’s da irgendwelche historischen Vorbilder für?


    Und das hier ist auch eine interessante Meldung.


    Um Teile der gesunkenen Moskwa heben zu können, schickt Russland nun ein über 100 Jahre altes Bergungsschiff. Von dem Schiff gibt es Bilder aus dem Jahr 1914.


    Ukraine-Krieg: Russland schickt Uralt-Schiff für Bergung gesunkener „Moskwa“ - International - Bild.de


    Die Kommuna hatte ihren Stapellauf im Jahr 1914.


    https://de.m.wikipedia.org/wiki/Kommuna_(Bergeschiff)


    In mehreren russischen Propaganda-Medien ist zu lesen, dass die USA angeblich eine „False-Flag“-Aktion mit Massenvernichtungswaffen in der Ukraine vorbereiteten, um diese dann Russland unterzuschieben, „ähnlich wie schon im Irak oder Syrien“.


    Захарова: США собираются использовать на Украине оружие массового поражения - KP.Ru


    https://iz.ru/1325321/roman-kr…provokatciiakh-na-ukraine


    Davon glaube ich kein Wort. Es könnte aber tatsächlich eine inhaltliche Vorbereitung für den Einsatz russischer Massenvernichtungswaffen in der Ukraine sein, um diese dann vor der eigenen Bevölkerung den USA in die Schuhe zu schieben.


    Gleichzeitig wird in westlichen Medien berichtet, dass Russland sogenannte Iskander-M Mittelstreckenraketen an der Grenze zur Ukraine in Stellung bringt.


    UKRAINE-TICKER-Ukraine - Russland verlegt Iskander-Kurzstreckenraketen an Grenze

    3 Mal editiert, zuletzt von John () aus folgendem Grund: Ein Beitrag von John mit diesem Beitrag zusammengefügt.

  • Die schwarzen Flecken am Rumpf deuten auf zahlreiche Treffer, denn vorher hatte sie derartige schwarze Flecken definitiv nicht, wie man auf älteren Bildern von ihr sehen kann. Ich zähle mindestens zehn solcher potentiellen Einschläge.

    Die schwarzen Flecken kommen vom Brand, der zu dem Zeitpunkt im Inneren des Schiffes wütete. Der Rauch muss irgendwo raus, in dem Fall bei Lüftungsschlitzen, Bullaugen etc, und hinterlässt dort massiv Ruß.

    Es dürfte auch der außer Kontrolle geratene Brand gewesen sein, der verhindert hat, das Sinken des Schiffes zu stoppen.
    Die Kreuzer der Slawa-Klasse hatten scheinbar bereits beim Bau alle Probleme mit dem Brandschutz. Eines der Schiffe wurde in den 2000ern oder 2010ern mit einem zentralen Brandmelde-System nachgerüstet, die Moskwa allerdings nicht.

  • Habe da noch nicht drüber nachgedacht. Aber aus russischer militärischer Perspektive ist es ja wirklich merkwürdig, warum die Schienenwege nach Europa nicht durch die Russen zerstört werden. Können sie nicht oder wollen sie nicht? Es scheint eher Letzteres zu sein. Aber warum?

    Wieso sollten Material, Waffen und Munition über Schienenwege in die Ukraine geliefert werden, die sogar ein Lehrer an einer brandenburgischen Schule kennt und dies in einem deutschen Forum postet?

    Jetzt mal im Ernst: glaubst Du, daß das ukranische Militär bei Google Maps nach der schnellsten Route sucht?

  • Habe da noch nicht drüber nachgedacht. Aber aus russischer militärischer Perspektive ist es ja wirklich merkwürdig, warum die Schienenwege nach Europa nicht durch die Russen zerstört werden. Können sie nicht oder wollen sie nicht? Es scheint eher Letzteres zu sein. Aber warum?

    Wieso sollten Material, Waffen und Munition über Schienenwege in die Ukraine geliefert werden, die sogar ein Lehrer an einer brandenburgischen Schule kennt und dies in einem deutschen Forum postet?

    Jetzt mal im Ernst: glaubst Du, daß das ukranische Militär bei Google Maps nach der schnellsten Route sucht?

    Weil du Panzer usw. kaum anders transportieren kannst.

  • Es reicht ja schon vollkommen wenn die Übergabe der Waffen einfach direkt an den Grenzposten zur Ukraine stattfindet, die direkte Grenze zur EU/NATO zu beschießen wird sich dann auch Russland einfach nicht trauen, dazu kommt, das russische Raketen ja ohnehin auch immer wieder von der Ukraine abgeschossen werden, also so ganz einfach scheint es für Russland ja auch nicht zu sein, Ihre gewünschten Ziele direkt zu treffen.


    Ho Chi Minh Pfad

    Der ist eigentlich mit nichts zu vergleichen, der führte teilweise durch den tiefsten Dschungel und durch eigentlich neutrale Länder wie Laos und Kambodscha, sowas wirst du in Europa nicht finden.


    Was aber bei der ganzen Geschichte auch noch dazu kommt, ist das Straßen und Schienennetze im allgemeinen einfach zu reparieren sind und die Unterscheidung, ob diese jetzt für zivile oder militärische Zwecke genutzt werden auch relativ schwer ist.


    Man stelle sich beispielsweise vor, Russland würde einen Zug zerstören, in dem ausländische Staatsbürger sitzen, man würde quasi einen Lusitania Zwischenfall provozieren.


    Die deutsche Reichsbahn konnte 1944/45 trotz massiver Lufthoheit der Allierten ja auch noch relativ ungestört Ihre Fahrten in die KZs machen, weil die Allierten teilweise Angst hatten, dass Sie Züge treffen könnten wo sich Kriegsgefangene drinnen befanden, was ja auch öfters passiert ist.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!