Eigentlich hatte ich nicht mehr vor etwas für Vikings zu investieren, nach den katastrophalen letzten zwei Folgen der fünften Staffel erster Teil. Aber da die Serie nun auch auf Netflix erschienen ist, dachte ich, ich schau mal in die zweite Hälfte, trotz der schlechteren Bewertungen, trotz des Unmut machenden Trailers.
Die ersten zwei Folgen habe ich nun gesehen und es motiviert kaum, weiter zu schauen. Die Dialoge fühlen sich vollkommen abgeflacht an. Die Atmosphäre ist zu einem einzigen dunklem Rauschen geworden - es scheint überhaupt keine Höhen und Tiefen mehr in Bild, Ton, Charakter(e), Stimmung etc. zu geben. Die Welt fühlt sich nur noch grau an.
Die Show scheint künstlich mittels Rache-, Sex-, Gewalt-, Pseudo-Women-Empowerment-, ...-Fantasien am Leben gehalten zu werden. Die Screenwriter scheinen nicht begriffen zu haben, dass es hauptsächlich um Charaktere geht. Die interessanteren Charaktere sind entweder gestorben oder abgeflacht. Die aktuellen "Protagonisten" bieten nicht wirklich viel, sich in ihnen zu investieren. Auch wurde die Change verpasst, andere Dinge einen Charakter zu geben. Z.B. Kattegat, um das sich ständig geschlagen wird. Dafür gab es Ansätze, aber am Ende fragt man sich "Was kümmert mich die Stadt?". Genauso wie andere Städte, Land oder Reiche, die für die Charaktere wichtig sind.
Auch wenn es qualitativ nicht in die Nähe von Game of Thrones kam, war Vikings in den Anfängen für mich mit Game of Thrones auf einem Level. Die Atmosphäre gefiel mir einfach. Die ersten drei Staffeln habe ich mit Genuss am Stück und auch wiederholt geschaut. Die erste Hälfte der vierten Staffel hat geschwächelt, u.a. aus dem Grund, dass die Grundstruktur der Serie verändert wurde und eine Staffel doppelt so lang, aber geteilt erschien. Die zweite Hälfte hatte sich da wieder etwas erholt und auch einiges in der fünften Staffel (erste Hälfte) hat mir gefallen, aber wie gesagt, mit den letzten zwei Folgen sind die da nicht nur abgestürzt, sondern haben auch zementiert, wofür die Form schon gelegt wurde: Die Serie wie ein Zombie am "Leben" halten.
Und auf IMDB sah ich, dass die sechste Staffel auch schon begonnen hat, und es dort einfach nur so weiter geht. Vor allem mit dem Thumbnails, wo Lagertha zu sehen war. Ab der dritten Staffel war sie eine der nervigsten Charaktere. Dass sie noch am Leben ist und immer Erfolge feiert, war aber dieser einfach nicht mehr nachvollziehbar, außer dass die Schreiber den führenden weiblichen Charakter genau dort behalten wollten.
So frage ich mich, ob es überhaupt Wert ist, immer mal eine Folge nebenher laufen zu lassen...
Der Vorteil gegenüber dem Fall von Game of Thrones ist für Vikings der, dass es keine Handlungsstränge gibt, die von Anfang an aufgebaut wurden und einfach in einem katastrophalen Ende münden, wie die White Walker und was sie repräsentieren. Vikigns drehte sich hauptsächlich um Ragnar und die Charaktere unterschiedlicher Verhältnisse zu ihm. Ragnars Handlungsbogen (oder Bögen) ist in einem gewissen Sinne abgeschlossen. Die ersten vier Staffeln würde ich wie folgt benennen:
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Staffel 1 - The Explorer and the Jarl
Staffel 2 - Kings and the King to Come
Staffel 3 - Empire's Pearls and the last Ambition
Staffel 4 - A tired Wish for Death and Legacy
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Und Staffel 5 spielt mit dann einfach nur noch das bereits Gesagte weiter aus.
Ich kann mich an der Stelle nochmal wiederholen: Wenn ich den Schluss von Game of Thrones und die Entwicklung von Vikings sehe, gelobe ich mir Black Sails. Das hat die richtige Länge, nicht zu lang ausgerollt, nicht zu kurz gestrichen, und einen guten Abschluss.